Reisebericht Kenia 2014 – Teil 15: Kisumu und die vorzeitige Bescherung

Mittwoch, 10.12.2014 – Kisumu und die vorzeitige Bescherung

Oje, war das eine letzte Nacht gewesen. Die harte Matratze und die spärlichen Kissen unseres Bettes sollten dabei das kleinste Problem sein. Vielmehr waren es Hunde und Katzen, die uns beiden den Schlaf geraubt haben während sie ohne Unterbrechung jaulten und gegen Blechteile sprangen. Hinzu kommt, dass es auch noch ziemlich warm war. Es kühlt zwar hier in der Gegend Nachts auf angenehme Temperaturen ab, aber da kein Wind ging und unser Zimmer keine Durchlüftungsmöglichkeit hat, blieb es die ganze Nacht doch etwas zu warm für mich. Immerhin schienen sich aber die Moskitos zurückgehalten zu haben.

In Folge der unruhigen Nacht waren sowohl Milly als auch ich schon recht früh wach und beschlossen aufzustehen, da sich ein Verweilen im Bett nicht wirklich verführerisch anfühlte. Also haben wir uns in unserem spartanischen Bad kurz frisch gemacht und mussten dabei feststellen, dass im WC und am Waschbecken kein Wasser mehr kam. Das Problem war aber leicht geklärt: Milly hatte den Kaltwasserhahn zugedreht, da sie dachte, er gehört zur Dusche. Immerhin haben wir so aber auch noch rausgefunden, dass wir für Warmwasser noch einen Schalter außerhalb des Bades betätigen müssen.

Danach ging es dann zum Frühstücken hinunter. Unser Zimmer war als Bed’n Breakfast ausgeschrieben und so hatten wir natürlich mit Frühstück gerechnet. Dies schien sich jedoch noch nicht bis in die Küche herumgesprochen zu haben, denn dort war man auf Gäste zum Frühstück ganz und gar nicht vorbereitet.

Zudem war auch die Bedienung (wenn man es so nennen kann), von einem Arbeitseifer und einer Freundlichkeit beseelt, welches weit unterhalb des Nullpegels liegt. Wir waren halt nicht in einem Touristenhotel 😉

Immerhin bekamen wir dann noch einen Kaffee, zwei Scheiben Toast (die zuvor gerade im Shop gegenüber gekauft wurden), einen Saft, ein bisschen Marmelade und ein Omelett. Besser als nichts und so konnten wir in den Tag starten.

Wir sind dann zu Millys Eltern rüber, um dort ihren Bruder Hudson, ihre Nichte und ihre Mama abzuholen, damit wir alle gemeinsam nach Kisumu fahren konnten, doch Millys Mama war schon früher als wir fertig und war bereits vorgefahren. Also sind wir – die junge Generation – allein gefahren.

Die Fahrt nach Kisumu fand in dem üblichsten Nahverkehrsmittel Kenias statt, dem Matatu. Dabei handelt es sich um kleine Nissan- oder Toyota- Kleinbusse, welche sehr oft, aber nach keinem festen Fahrplan fast jede Ecke des Landes erreichen. Ein solcher Kleinbus verfügt über 14 Sitzplätze, was aber in den Augen der Betreiber reine Platzverschwendung ist und so waren wir heute in der Spitze 24 Leute in dem Fahrzeug. Auch sonst wird Komfort in den Kleinbussen nicht großgeschrieben. Die Sitze sind eng und nicht sonderlich bequem, jegliche Art der Fahrzeugverkleidung wurde bereits entfernt. Anzeigen am Armaturenbrett sind nur unnötiges Schmuckwerk und damit nicht mehr in Betrieb und leichte Löcher in der Bodenplatte galten wahrscheinlich schon als Verzierung. Fahren konnte das Gefährt aber noch und das sogar je nach Können des Fahrers recht zügig. Daneben haben die meisten Matatus eine gute Soundanlage, aus der man während der Fahrt ununterbrochen mit lauter Musik beschallt wird.Vielleicht sollte dies ja von dem ein oder anderen riskanten Fahrmanöver ablenken.

Eine Matatufahrt ist ziemlich abenteuerlich. Immer wenn wir dachten, nun ist aber alles voll, hielten wir gerade wieder an und noch eine Person stieg hinzu.

Mehr als 14 Personen sind in Kenia allerdings im Matatu offiziell nicht erlaubt. Aber das es nicht erlaubt ist, spielt hier weniger eine Rolle. Es gibt zwar zahlreiche Polizeikontrollen, die das überwachen sollen, doch ein unauffällig aus dem Fenster geworfener 100 Schilling-Schein (rund 1 EUR) stimmt fast jeden Beamten mild. Wir sind halt nicht in Deutschland…

Im Zentrum Kisumus, die drittgrößten Stadt des Landes haben wir dann auch Millys Mama wiedergetroffen. Sie und ihr Bruder haben dann in der Stadt ein paar Besorgungen erledigt, während Milly, ihre Nichte und ich in ein Tuk-Tuk umgestiegen sind, um zum Impala Sanctuary zu fahren, einem kleinen Wildpark/Zoo in der Stadt.

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Ich war hier zwar 2011 schon mal gewesen, Milly jedoch noch nie.

Der Park ist recht schön gemacht und im Vergleich zu 2011 wurde einiges neu hinzugefügt, doch trotzdem ist der Eintritt für Touristen mit 20 USD recht happig. Einheimische zahlen dagegen nur rund 2,50 EUR.

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Am Gehege eines Affen, kamen wir kurz darauf dem Zaun etwas zu nah und in einem kurzen Moment schnellte die Hand des Affen aus dem Käfig und versuchte meine Brille zu greifen, was ihm aber nicht gelang. Wir haben uns aber alle ordentlich erschreckt und der nächste Schreck sollte gleich folgen, denn neben uns im Gras schlich sich etwas langes und dickes entlang. Ich konnte nur einen langen Schwanz sehen und dachte zunächst, es wäre eine Schlange, doch tatsächlich war es nur ein Monitor-Varan.

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Der Park hat auch ein paar Wildkatzen in seinen Gehegen, so zwei Servalkatzen, zwei Geparden, 4 Löwen und einen Leopard. Bei den Geparden durften wir auf Nachfrage auch in das Gehege hinein. Bei meinem Besuch 2011 hatte ich das schon mal gemacht und wusste daher, dass dies gegen ein kleines Trinkgeld (rund 3 EUR pro Person) möglich ist.

Wir hatten dort dann die Möglichkeit die wunderschönen Tiere zu streicheln und ein paar Fotos von uns dabei machen zu lassen. Im Prinzip sind sie wie besonders große Hauskatzen, denn ihr Verhalten ist denen sehr ähnlich. Auch sie mögen es, am Kopf gekrault zu werden und schnurren, wenn es ihnen gefällt. Einzig das Fell ist etwas rauer, als bei einer Hauskatze.

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Nicht in Gehegen, sondern freilaufend sind dagegen die Impalas, Zebras und Grünmeerkatzen im Park, die wir dann noch sehen konnten. Ein Breitmaulnashorn soll es neuerdings auch geben, doch dieses hatte sich im Busch versteckt und war selbstverständlich nicht freilaufend. Eine ebenfalls neu hinzugekommene Giraffe konnte wir dagegen noch sehen.

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Nach einer guten Stunde waren wir dann auch soweit durch und es wurde Zeit, zurück zu fahren, denn Millys Mama wartete schon auf uns, so dass wir gemeinsam Mittag essen gehen konnten.

Mit zwei Boda-Bodas (Mofas, wo man als Beifahrer auf dem Rücksitz fährt) ging es zurück in die Stadt, wo wir in einem Restaurant Hähnchen mit Gemüse und Ugali gegessen haben. Es war wieder lecker und für rund 11 EUR inkl. Getränken waren wir alle 5 satt.

Danach mussten noch einige Besorgungen gemacht werden, denn für morgen war ein großes Treffen mit Familie und Freunden in Ndori geplant. Während Milly, ihre Nichte und ihre Mama in den Supermarkt gingen, bin ich mit ihrem Bruder zu einem anderen Supermarkt gefahren. Unterwegs war deutlich zu sehen, wie sehr sich Kisumu gerade verändert. Vieles wird neu gemacht oder verschönert und in wenigen Jahren werde ich wohl bestimmte Teile nicht mehr wiedererkennen.

Nachdem wir alles besorgt hatten und zentnerweise Gepäck hatten, mussten wir dieses natürlich noch nach Ndori bekommen. Also wurde erstmal alles in ein Tuk-Tuk verladen, dass uns dann an die Abfahrtstation der Matatus gebracht hat. Hier mussten wir dann ein Matatu finden, welches bereit war, dass Gepäck mitzunehmen. Es fand sich schließlich eines, was aber selbst im Vergleich zu den anderen Fahrzeugen schlecht aussah. Milly, ihr Bruder und ich sind daher mit einem anderen Matatu vorgefahren. Dieses war zwar wieder hoffnungslos überfüllt, dafür aber recht zügig.

Wieder in Ndori angekommen, kam dann endlich Millys bleischwerer Koffer zum Zuge, den wir bei unserer Ankunft in Nairobi ihrer Nichte überlassen hatten, die damit mit dem Bus nach Hause gefahren ist.

Der Koffer war voll mit Geschenken für die gesamte Verwandtschaft. Vor allem waren es Bekleidungsstücke, aber auch Elektronik wie Kameras und Handys, welche wir nicht mehr brauchen, die aber noch funktionsfähig sind. So waren am Ende alle gut mit Geschenken versorgt und mehr oder weniger glücklich (natürlich konnte nicht jeder Wunsch erfüllt werden) und wir haben alle den restlichen Abend zusammen verbracht, bis Milly und ich schließlich gegen 22 Uhr in unseren „Executive Room“ gegangen sind in der Hoffnung auf eine ruhigere Nacht.

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