Lightroom und die Cloud – Teil 8: PCloud und Google Drive – 18 Monate später

Im September 2018 hatte ich euch auf dem Blog verschiedene Anbieter von Cloud-Diensten vorgestellt, die auch für ein Backup eurer Fotos eine Option sind.

Damals war PCloud mir zwar am sympathischsten, aber letztlich hatte ich mich doch für den Branchenriesen Google entschieden. Wenig später hatte ich mir dann trotzdem auch noch ein 500GB-Paket von PCloud dazugenommen und seitdem beides genutzt.

Nun sind gute 1 1/2 Jahre vergangen und damit ein guter Zeitpunkt erreicht, um zu schauen, wie sich die Lösungen bewährt haben.

PCloud – was mir (immer noch) gut gefällt

PCloud hatte mir 2018 in meinem Test besonders gut gefallen und ein ganzer Teil davon ist auf 2 Punkte zurückzuführen:

  1. PCloud ist auf eurem PC als Laufwerk integriert, d.h. ihr könnt es wie eine externe Festplatte nutzen (bis auf die etwas längeren Ladezeiten)
  2. PCloud bietet Speicherplatz auf Lebenszeit an, d.h. einmal zahlen und für immer nutzen

Diese beiden Punkte sind bis heute so auch noch gültig und weiterhin ein Sondermerkmal dieses Dienstleisters. Ergänzend sei erwähnt, dass auch die monatlichen Preise im Vergleich zum Wettbewerb recht günstig sind.

Vorbildlich ist auch die Medienunterstützung in den Apps. So kann man

  • Mit dem integrierten Musik-Player direkt auf die eigene Musik-Sammlung zugreifen
  • Videos direkt online abspielen (dabei gibt es die Möglichkeit, dies in geringerer Qualität und damit mit geringerem Datenverbrauch) zu tun, oder in Originalqualität
  • Zip-Dateien online zu entpacken
  • Zip-Archive online erstellen

Für Fotografen interessant ist zudem die letzes Jahr neu eingeführte Funktion der „Branded Links“. Hiermit können Fotos mit anderen Leuten geteilt bzw. zum Download bereitgestellt werden, bei nicht nur ein einfacher Link bereitgestellt wird, sondern eine echte kleine Webseite Gerade für Fotografen, die Bilder mit Kunden teilen möchten ist dies eine wirklich sinnvolle Funktion, wobei man fairerweise sagen muss, dass dies auch einfach mit Lightroom geht über synchronisierte Sammlungen.

Auch sonst sind die Möglichkeiten Dateien zu teilen weiterhin überdurchschnittlich. Da ich dies aber nur recht selten nutze, verweise ich einfach nochmal auf meinen Test aus 2018.

Klingt alles gut, oder? Leider nicht ganz, denn es gibt auch einige Punkte, die mir in den letzten 18 Monaten aufgefallen sind, welche mir nicht so gut gefallen…

PCloud – was mir leider nicht gefällt

Mit PCloud ist es wirklich nicht einfach. Ich möchte diesen Anbieter wirklich gern mögen, da er viele gute Ansätze hat und doch gibt es ein paar z.T. fundamentale Dinge, die ihn bislang für mich nicht zur ersten Wahl machen.

Für mich soll der Cloud Speicher auch dazu dienen, dort die Backups meiner Fotos zu hinterlegen. Wichtig: es geht mir nicht um eine Synchronisierung, sondern um ein Backup.

Exkurs: Backup vs. Synchronisierung

Synchronisierung bedeutet, dass bestimmte Dateien von meinem Computer in der Cloud gespiegelt werden, d.h. sie haben immer den gleichen Stand. Veränderungen von meinem Laptop finden in der Cloud statt und umgekehrt. Das bedeutet auch, dass eine gelöschte Datei auf meinem Computer auch in der Cloud (ggf. leicht verzögert) gelöscht wird.

Backup bedeutet, dass ein bestimmter Datenstand meiner Dateien in der Cloud gesichert wird. Änderungen in der Cloud sind für diese Daten nicht vorgesehen und wenn sie doch vorgenommen werden, verändern sie nicht die Daten auf meinem Computer. D.h. dass auch Löschungen von Daten sich nicht (automatisch) synchronisieren. Ein Backup ermöglicht es, auch gelöschte Daten wiederherzustellen bzw. ganze Order/Festplatten auf einen früheren Stand zurückzusetzen.

Hier liegt das Problem von PCloud, denn es gibt kaum Backup-Programme, welche PCloud unterstützen und PCloud selber bietet nur die Synchronisierung, die immer in beide Richtungen geht.

PCloud hat zwar eine Standard-WebDAV-Schnittstelle, welche von vielen Programmen genutzt werden kann, jedoch funktioniert diese nur, wenn die (empfohlene) 2-Faktor-Authentifizierung ausgeschaltet ist. Sprich ich kann nur dann meine Daten sichern, wenn mein PCloud-Konto nicht gut gesichert ist – ein Widerspruch!

Eine weitere Einschränkung ist, dass PCloud explizit davor warnt, externe Laufwerke zu synchronisieren.

Ein Workaround ist, dass man mittels eines Backupprogrammes die Daten auf PCloud Drive sichert (also das Laufwerk, über das man auf PCloud zurgreifen kann). Dies bürgt jedoch auch ein wesentliches Problem: Da das Kopieren auf das Laufwerk schneller geht, als der Upload, muss PCloud die Daten „zwischenparken“ und das geschieht auf eurer lokalen Festplatte. D.h. wenn ihr von eurer Festplatte 500GB an Daten sichern wollt, braucht ihr auch rund 500GB freien Festplattenplatz, was a) nicht Sinn der Sache sein kann und b) nicht immer gegeben ist.

Damit scheidet PCloud aktuell leider als Backup-Lösung für Fotos aus!

Aber auch daneben gibt es einige Punkte, die mir leider nicht so gut gefallen:

  • Die Bilder in der App sind nach Erstellungsdatum und nicht nach Aufnahmedatum sortiert
  • Die Suche bei Musik-Dateien z.B. nach Künstlern gibt Songtitel und nicht die Künstler zurück
  • keine Suche in den Exifdaten von Bildern, um z.B. nach Aufnahmedatum oder Bewertung zu suchen

Daneben ist die Uploadgeschwindigkeit durchwachsen. Ich habe 50MBit-Upload, was rund 6MByte pro Sekunde entspricht (theoretisch). Bei großen Dateien klappt das auch gut, hier komme ich meist auf rund 5MB/s, was ziemlich optimal ist.

Bei kleineren Dateien, sinkt die genutzte Bandbreite jedoch auf 1,5-3MB/s. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass immer nur eine Datei gleichzeitig hochgeladen wird und keine Parallelisierung stattfindet. Dies ist ebenfalls ein großer Nachteil, wenn viele Dateien mit nur wenigen Megabytes hochgeladen werden, wie es bei Fotos der Fall ist.

Im Ergebnis ist pCloud eher ein externes Laufwerk und ein Synchronisationsmedium, als eine Backup-Lösung, für dich es es eigentlich nutzen wollte.

Insofern nutze ich es aktuell für meine Videobibliothek, meine Musik und meine exportierten bearbeiteten Bilder. Für die Bildersicherung nutze ich es dagegen nicht. Ein wirklich ernüchterndes Fazit, welches ich mir eigentlich anders gewünscht hatte.

Google Drive – was mir gut gefällt

Parallel zu meinem Test mit PCloud hatte ich 2018 mir zunächst 1TB Speicher bei Google gekauft, was mittlerweile (zu gleichen Kosten) auf 2TB erhöht wurde.

Seither habe ich auch alle meine guten Bilder (3-Sterne und mehr in Lightroom) auf Google Drive gesichert. Für die Sicherung nutze ich das Programm Cloudberry Backup, welches mittlerweile unter dem Namen MSP360 Backup firmiert. Mit dieser Lösung kann ich theoretisch unbegrenzt Versionen von meinen Dateien vorhalten und auch gelöschte Dateien noch so lang vorhalten, wie ich es für richtig halte – sprich eine echte Backup-Lösung.

Was dabei positiv hervorzuheben ist, ist in der Kombination mit Cloudberry Backup der Upload tatsächlich meine Bandbreite meist komplett ausnutzt. Durchschnittlich werden von 50Mbit/s zwischen 40 und 45 Mbit/s auch genutzt.

Auch bei der Synchronisierung gibt es bei Google Drive mit der eigenen App „Backup and Sync“ einige Einstellmöglichkeiten. Sie ist es im Gegensatz zu PCloud möglich:

  • Externe Laufwerke zu synchronisieren
  • Löschungen nicht automatisch zu synchronisieren (sondern nachfragen zu lassen)

Ein weitere Pluspunkt von Google Drive ist die Einbindung in die gesamte Google Infrastruktur. So nutze ich gern die Google Office Apps für einfache Briefe oder Google Sheets für schnelle Kalkulationen. Zudem ist Google Drive auch in GMail integriert, so dass sich z.B. Mailanhänge leicht nach Drive übertragen lassen.

Kurzum: Google Drive tut was es soll und das gut. Das klingt nicht spektakulär, ist aber eben genau das, was ich brauche.

Google Drive – was mir nicht so gut gefällt

Auch bei Google Drive gibt es Dinge, die besser gelöst sein könnten, auch wenn die Grundfunktionen schon recht gut sind. Hier ist meine Verbesserungsliste:

  • Suche in Metadaten: auch in Google Drive kann ich nicht Fotos nach Bewertungen, Stichwörtern oder Aufnahmedatum filtern, was wirklich schade ist
  • Die Wiedergabe von Musik über Google Drive ist nur über Umwege möglich
  • Eine Anbindung als echtes Laufwerk wie bei PCloud Drive wäre wünschenswert.

Letztlich bleibt noch der Preis, denn immerhin sind 99 EUR pro Jahr für die 2TB Speicher fällig. Das sind immer noch 12 EUR pro Monat. Mir ist es das wert, wer allerdings nur ein Online-Backup will, sollte eventuell einen Blick auf Backblaze Personal werfen, so man eine reine Backuplösung schon ab 5 EUR pro Monat ohne Speicherplatzbegrenzung erhält. Backblaze teste ich selbst auch gerade und werde auch dazu noch einen Artikel schreiben, aber den Speicher bei Google Drive werden ich bis auf weiteres beibehalten, da die Geschwindigkeit des Upload hier bislang am besten ist und ich so am schnellsten meine Daten gesichert habe.

Fazit

Mein Fazit ist recht eindeutig:

PCloud ist zwar ein guter Medienspeicher, aber keine Backuplösung für mich. Ein Ergebnis, welches ich vor 18 Monaten so noch nicht gesehen hatte.

Google Drive funktioniert dagegen einfach und tut was es soll.

Wer nur einen Speicher zur Synchronisierung von Dateien benötigt oder kleinere Datenmengen hat, dem kann PCloud durchaus empfohlen werden. Wer aber eine Backuplösung +OnlineSpeicher sucht, ist aktuell bei Google Drive besser aufgehoben (das gleiche gilt übrigens für OneDrive und Dropbox, die ebenfalls besser als PCloud für solche Zwecke sind). Für eine reine Backuplösung, die zudem noch günstig sein soll, kommt dagegen auch Backblaze als weitere Option dazu.

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