Reisebericht Kreta – Teil 5: Moni Arkadi
Im Hotel angekommen, warteten Milly und Milo schon auf mich und gemeinsam hatten wir dann noch ein wenig Zeit in der Anlage verbracht, denn in der Mittagssonne wollten wir nicht unbedingt hinausgehen.
Erst gegen 14 Uhr sind wir dann gemeinsam losgezogen, um zumindest noch ein kleines Ausflugsziel anzusteuern – das Kloster Moni Arkadi, welches nur wenige Kilometer entfernt lag.
Von Außen gab es zunächst nicht viel zu sehen, außer einem kleinen Bau mit einer Reihe von Bögen daneben, zwischen denen sich vier Büsten befanden. Es handelt sich hier um ein Mausoleum und geschichtlich ist es eher das Ende, als der Beginn der Geschichte und so sind wir nach einigen Fotos zunächst einmal zu den Mauern gelaufen, die das eigentliche Kloster umgeben. Von außen ist das Gebäude wenig einladend. Wenige kleine Fenster säumen die Fassade, die ansonsten völlig unverziert ist. Umso größer war der Kontrast, sobald wir die Eingangspforte hinter uns gelassen hatten und ein wunderschönes Zeugnis der venezianischen Periode vor uns erblickten. 1587 gilt als Erbauungsdatum der Kirche, die so auch in Italien stehen könnte. Das Kloster selbst ist jedoch schon viel älter. Einige Legenden gehen sogar davon aus, der Name des Klosters komme vom Byzantinischen Kaiser Arcadius und damit wäre das Kloster bereits im 5. Jahrhundert n. Chr. gegründet. Nun könnte dies schon das Ende der Geschichte sein – eine schöne Kirche in einem hübschen Innenhof – doch die Geschichte hielt hier noch ein tragisches Kapitel bereit. Lange nach den Venezianern sah sich Kreta einer neuen Fremdmacht gegenüber – den Osmanen. Diese regierten Kreta nicht unbedingt zur Zufriedenheit der Einheimischen, die sich 1866 gegen den Sultan auflehnten. Die Türken – sichtlich unerfreut – schickten Militär und man versuchte den Aufstand niederzuschlagen. Das Kloster diente in dieser Zeit als Zufluchtsort und man mutmaßt, dass sich hier im November 1866 fast 1000 Menschen, darunter zahlreiche Frauen und Kinder verschanzten, wobei andere Quellen auch deutliche geringere Zahlen nennen.
Die Osmanen stürmten ab dem 7. November das Kloster mit rund 15 Tausend Soldaten. Einer solchen Übermacht war natürlich mit nur 1000 Menschen hinter den Mauern – davon viele Frauen und Kinder – nicht wirklich etwas entgegenzusetzen. Und doch dauerten die Kämpfe fast 2 Tage. Als die Lage für die Kreter aussichtslos war, beschlossen die Eingekesselten, dass sie nicht dem Feind lebendig in die Hände fallen wollten. Lieber wollten sie sterben und dabei möglichst viele Kämpfer mit in den Tod reißen. Daher zogen sie sich in das Pulvermagazin zurück, wo man auf die Angreifer wartete. Als diese kamen schoss einer der Verteidiger in ein Pulverfass und löste damit eine gewaltige Explosion aus. Man geht von über 1500 Toten in dieser Schlacht aus. Der Legende nach, soll es sogar der Abt gewesen sein, der die Explosion auslöste – doch dies ist wohl mehr Legende denn Wahrheit.
Noch heute konnten wir auf dem Gelände einen Baum sehen, in dem ein osmanisches Geschoss steckte, ebenso wie das (mittlerweile dachlose) Pulvermagazin.
Die Kirche dagegen ist von Innen recht schlicht anzuschauen, da bei der Explosion und den anschließenden Bränden die meisten historischen Ikonen zerstört wurden. Hier ist die Außenansicht definitiv sehenswerter.
Die Schlacht in diesem Kloster, bei dem Menschen den Tod dem Glaubensverlust vorzogen, sollte international noch viel Aufsehen erregen, allerdings erst viele Jahre später, denn keine der Großmächte Ende des 19. Jahrhunderts wollte den Kretern zur Hilfe eilen, da man den Konflikt mit den Osmanen scheute.
Damit waren wir dann auch wieder bei dem Mausoleum angelangt, wo unsere Tour begann und wo wir jetzt wussten, dass die Schädel, die sich in dem kleinen Gebäude in einem Schrank befanden zu den Getöteten dieser Schlacht gehörten.
Der Besuch hier hatte wegen der Geschichte und Bedeutung für die Insel, aber auch wegen des Klosters selbst absolut gelohnt.
Da es noch nicht so spät war, wollten wir dann in den nahegelegenen Ort Eleftherna weiterfahren, wo es eine Ausgrabungsstätte geben sollte. Doch diese war bei unserer Ankunft leider geschlossen, was aber auch nicht weiter schlimm war, denn Milo hatte sich entschlossen, sich einmal richtig einzusauen und neben seine Pampers zu machen und so hatten wir alle vier Hände zu tun, bei recht warmen Temperaturen und dem Geruch von Ziegenmist und Milos „Eingemachtem“ hier die Situation zu retten.
Nachdem uns dies so halbwegs gelungen war und Milo nunmehr keine Hose mehr hatte, sondern beinfrei rum lief beschlossen wir, zurück zum Hotel zu fahren und es für den heutigen Tag zu belassen.
Auch wenn die Stimmung noch immer gedrückt war, waren wir doch froh zumindest mal rausgekommen zu sein und freuten uns dann auch auf unser Abendbrot und ließen den Tag bei einem tollen Sonnenuntergang ausklingen.