Reisebericht Kreta – Teil 2: Rethymnon die Erste

Tag 3 begann – wie der vorherige Tag auch – wieder recht entspannt, denn Milo ließ uns bis halb 9 schlafen. Insofern hatten wir wieder ein spätes Frühstück und mussten uns danach fast schon etwas beeilen, denn wir wollten heute den 10:45 Uhr Bus nach Rethymnon nehmen.

Vorher besorgte ich noch schnell Bustickets für die Hin- und Rückfahrt, die mit gerade mal 1,30 Euro recht preiswert ausfielen.

Das der Bus nicht ganz leer sein würde schwante uns schon, denn erstens war es Samstag, zweitens schon eine ganze Menge Leute allein an unserer Haltestelle und drittens der Bus bereits mit einiger Verspätung unterwegs.
Tatsächlich kamen wir aber noch gut hinein, doch es sollte sich schnell füllen, bis für uns gefühlt kein Platz mehr vorhanden war – später am Nachmittag sollten wir jedoch eine noch bessere Definition von „Voll“ kennenlernen.
Nach einer knappen halben Stunde kamen wir im Zentrum der drittgrößten Stadt Kretas (nach Heraklion und Chania) an. Die Bushaltestelle war unweit der Kirche Tessaron Martyron, die mit ihren Kuppeln und der hellen Farbgebung sehr schön anzusehen war. Auch von Innen ist die Kirche einen Blick wert und so zog es uns zunächst einmal dorthin. Doch so schnell wie wir drinnen waren, wurden wir auch recht harsch wieder hinausgeworfen, denn wir hatten beide nicht bedacht, dass wir kurze Hosen anhatten und da verstand man hier keinen Spaß. Das mussten auch die meisten anderen Touristen erfahren, die hier von einer wirschen alten Dame bestimmt hinauskomplimentiert wurden.

Insofern zogen wir – ohne ein Bild gemacht zu haben – von dannen und begaben uns in das Wirrwar der Gassen der Stadt.

Rethymnons Geschichte kann man zwar bis ins Jahr 6000 v. Chr. zurückverfolgen, allerdings ist von den ersten Jahrtausenden nicht viel bekannt. Auch aus der Zeit der Minoer -welche für Kreta so bedeutend war – weiss man nicht viel aus dieser Gegend.

Erst in der ersten griechischen Periode im 4. Jahrhundert vor Christus kann man die Geschichte des Ortes wirklich mitverfolgen. Damals noch eine kleine Siedlung, florierte das Leben aber bereits. Dies blieb auch unter römischer Herrschaft so, doch als die Sarazenen Kreta eroberten und die Arabische Periode einleuteten, war es vorbei mit dem historischen Rethymnon.
Erst 150 Jahre später wurde die Stadt – dann wieder unter byzantinischer Herrschaft (wie schon vor dem Einfall der Sarazenen) – neu aufgebaut und bestand in dieser Form auch unter der späteren Herrschaft Veneziens über Kreta weiter. In dieser Zeit stieg Rethymnon zum Verwaltungssitz auf.

Noch heute gibt es Zeugnisse aus der venezianischen Zeit in der Stadt zu finden, auch wenn die Venezier nach dem Fall Konstantinopels an die Osmanen Kreta aufgeben mussten. Damit musste Kreta wieder mal neuen Herrschern dienen, die ihre eigene Kultur und vor allem auch ihren Glauben – den Islam – mitbrachten. Aus dieser Zeit stammen noch heute die Moscheen auf Kreta.
Er nach den Türken fand Kreta und damit auch Rethymnon wieder den Weg zurück nach Griechenland und blieb dort auch bis auf die unheilvollen Jahre der deutschen Besatzung im 2. Weltkrieg.
Insofern bietet die Stadt quasi ein kleines Abbild der wechselvollen Geschichte und wir ließen uns treiben durch die zahllosen kleinen Gassen, die oft blumen-geschmückt und teilweise sogar blumenüberwachsen waren und quasi ein Mix aus italienischem und türkischem Flair zusammen mit griechischer Lebensart vermittelten.
Von der Reiseleitung hatte wir den Tipp erhalten, dass Samstags Markttag ist und so zog es insbesondere Milly natürlich in diese Richtung. Markt ist hier allerdings eine kleine Mischung aus Flohmarkt und ein wenig Gemüse – groß war es jedenfalls nicht und ich würde nicht deshalb in die Stadt fahren.

Insofern ging es recht zügig von hier weiter und wir liefen am Meer zur alten Festung, die hoch auf einem Hügel thronte. Diese Festung wird lediglich Fortezza genannt und damit ist auch klar, dass die aus der venezianischen Periode stammt. Sie sollte damals Rethymnon vor den Angriffen der Osmanen schützen. Sie war aber auch Sitz der Verwaltung und diente bei Angriffen als Zufluchtsort für die Bevölkerung, was auch die recht große Fläche des Forts erklärt. Den Einmarsch der Osmanen konnte die Festung am Ende nicht verhindern, wie die Geschichte gezeigt hatte, doch sie überlebte auch diese Zeit und wurde sogar noch weiter ausgebaut.

Wir wagten jedenfalls trotz der Hitze den Aufstieg zu den Befestigungsanlagen und zahlten die 4 Euro Eintritt für den Besuch der Ruine. Viel zu sehen gab es dann aber nicht. Aus der Osmanischen Zeit steht noch eine Moschee auf dem Gelände, deren Minarett allerdings nach dem Ende der türkischen Herrschaft abgerissen wurde.

Ansonsten war das schönste an dem Ort eigentlich das Meer an Frühlingsblumen. Es blieb aber genug Zeit etwas zu verschnaufen und Milo konnte auch endlich sein Mittagessen schnabulieren.

Danach gingen wir den recht unebenen Weg zurück in die Altstadt und ließen uns wieder durch die Gassen treiben. Irgendwann kamen uns die Ansichten aber doch etwas bekannt vor und wir mussten feststellen, dass wir die letzten Minuten schlichtweg im Kreis gelaufen waren.

Das passierte aber nur einmal und nur kurz darauf waren wir am alten venezianischen Hafen angekommen. Wobei Hafen vielleicht etwas viel an Erwartungen schürt, denn tatsächlich ist es ein recht kleines Areal, dessen alte Bestimmung eigentlich nur noch aus dem Leuchtturm und den wenigen Boote erahnt werden kann.

Ansonsten war das Ufer gesäumt von Restaurants, die allesamt natürlich sehr touristisch anmuteten. Trotzdem ist es ein schöner Fleck in der Stadt und so ließen wir uns hier auch für einen Moment auf einer Bank nieder und gaben Milo die Gelegenheit mal mit Papi einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Wir gingen entlang der Restaurants und Milo entzückte natürlich mal wieder jeden und winkte den Leuten fröhlich zu – ein echter Sonnenschein.

Danach ging es gemeinsam weiter, zurück ins Gewühl der Gassen, wo mir ein Schmuckladen auffiel, welcher sehr modischen Schmuck aus einem Gold-Silber-Gemisch mit Opaleinlagen herstellte. Kurz darauf fanden wir uns in dem Laden wieder und Milly probierte die von mir ausgesuchte Kette an. Kurz gesagt ich war in wenigen Minuten um einige Euro leichter und dafür blickte ich in die glänzenden Augen meiner schönen Frau.
Wir waren aber damit auch recht geschafft für heute und auch Milo reichte die Hitze. Deshalb ging es von hier auf direktem Weg wieder zurück zur Busstation, wo uns allerdings noch 40 Minuten blieben, bis der Bus kommen sollte. Zeit genug also, für ein Eis mit Baklavageschmack. Dann endlich kam der Bus und diesmal sollte es wirklich voll werden. Der Bus bei der Hinfahrt war nun gefühlt leer gewesen und so ging es in einer Sardinendose zurück in Richtung des Hotels, doch weit kamen wir nicht, denn schon kurz darauf mussten wir halten, da ein Fahrgast umgekippt war. Uns allen lief der Schweiss, da die Klimaanlage während wir standen nicht an war und so waren wir froh, als wir – nicht minder voll – weiterfuhren. Ohne weitere Zwischenfälle kamen wir dann wieder im Hotel an, wo Milly und Milo zurück zum Zimmer liefen und ich noch schaute, dass ich eine Mütze bekam in einem der Souvenirläden.
Als ich zurückkam wunderte ich mich schon, dass ich Milos fröhliches Gerufe aus der Ferne hören konnte und ich sollte mich nicht verhört haben, denn Milly hatte es nur bis zum Zimmer geschafft, kam aber mit ihrem Schlüssel „angeblich“ nicht hinein. Bei mir funktionierte der Schlüssel dann aber wie von Zauberhand.
Milo war aber heute irgendwie nicht totzukriegen. Während seine Eltern am liebsten ein Nickerchen gemacht hätten, zog es ihn immer weiter. Also hatte ich ihn mir nochmal geschnappt und wir hatten einen Vater-Sohn-Spaziergang durch die Hotelanlage unternommen. Es war echt unglaublich, wie weit der Kleine schon laufen konnte.
Damit klang der Tag dann aber auch langsam aus und nach dem guten Abendbrot versuchten wir alle etwas Ruhe zu bekommen und Milo langsam auf die Nacht vorzubereiten.

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