5 Jahre fotografieren mit Micro Four Thirds – ein (Zwischen-) Fazit

Wie schnell doch die Zeit vergeht! Im Frühjahr 2014 wurde ich meinem Sony-/Minolta-System erstmalig untreu und kaufte mir mit der Panasonic GX7 eine erste Systemkamera mit Micro Four Thirds Sensor. Zu einer Zeit in der alles auf Vollformat schaute (heute sogar noch mehr als damals), ein vielleicht im ersten Augenblick unlogischer Schritt, aber die Kompaktheit und Ausgereiftheit des Systemes ließen mich den Wechsel wagen.

Bis Ende 2014 waren dann Micro Four Thirds und Sony-APS-C parallel im Einsatz, bevor ich endgültig gewechselt war.

Nun sind 5 Jahre vorüber und die Kamerawelt hat sich ein gutes Stück weiter gedreht und insofern ist es Zeit für einen kleinen Rückblick, ob der Wechsel damals auch aus heutiger Sicht noch richtig war und auch für die Zukunft richtig bleibt.

In den vergangenen 5 Jahren habe ich mit 5 Micro Four Thirds-Kameras fotografiert:

  • Panasonic GX7
  • Panasonic G5
  • Olympus OMD E-M5 II
  • Olympus E-M1
  • Olympus E-M1 II

Bis auf die G5, welche ich nur kurz hatte (da sie im Bundle mit einem Reisezoom günstiger als das Objektiv allein war), habe ich alle Kameras intensiv genutzt (die GX7 habe ich allerdings Ende 2018 abgegeben, da 4 Kameras doch eine zu viel sind). So musste die Kameras u.a. folgende fotografische Herausforderungen meistern:

  • schwüles Wetter in Asien (Vietnam, Thailand, Singapur) mit Street Photography, Architektur und Landschaften
  • die Polarnacht in Norwegen auf der Hurtigrute bei Wind, Schnee, Regen und Sturm und sogar einigen Nordlichtern
  • Die Wolkenkratzer von Dubai
  • das Zitronenfest in Menton mit seinen Tages- und Nachtparaden
  • Das Spiel der Elemente in Island im Winter, wo Dauerregen auf dem Programm stand
  • die Tierwelt in Kenia auf Safari, inklusive jeder Menge Staub
  • die Vulkanlandschaft auf Lanzarote inkl. einem Salzwasserbad meiner E-M5 II
  • zahlreiche Fotos meiner beiden kleinen Kinder und meiner lieben besseren Hälfte
  • die Hochzeit meines Bruders (als einziger Fotograf vor Ort…)

Ihr seht, dass die Kameras sich so ziemlich in allen Bereichen beweisen mussten, von Landschaft über Architektur bis hin zu Street Photography und Portraits und das unter so ziemlich allen Wetterbedingungen und vorweg sei eines gesagt: in der ganzen Zeit gab es nur einen Ausfall und das war das Display meiner E-M5 II, wo sich eine Schraube gelöst hatte und das Display deshalb abging (was ein Fall für die Garantie war). Ansonsten haben die Kameras allen Bedingungen doch recht gut widerstanden.

Insofern ahnt ihr schon, dass ich den Wechsel zu Micro Four Thirds nicht ganz bereuen kann, aber trotzdem gab es doch immer wieder Zweifel, denn die Macht mit der Sony sein Vollformatsystem auf den Markt brachte war schon beeindruckend und wenn man sich vergleichbare Objektive hinsichtlich der Freistellung anschaut, wird klar, dass der Gewichtsvorteil von Micro Four Thirds gar nicht mal so groß ist. Wer dies nicht glaubt, sollte eine Sony A7 III mit 28-70mm f3.5-f5.6 mal mit einer E-M1 Mk II mit 12-40mm f2.8 (was vergleichbar einem 24-80mm f5.6 entspricht) vergleichen. Die beiden sind quasi identisch in der Größe und im Gewicht. Dies gilt natürlich nicht mit jedem Objektiv, aber es gilt hat nicht pauschal, dass Vollformat größer sein muss! Allerdings gibt man bei der obigen Kombination natürlich auch die Vorteile auf, die Vollformat normalerweise mit sich bringt, sprich besser ISO-Werte und mehr Freistellung, da das obige Objektiv in dem Fall auch nicht besser ist als das Olympus was die beiden Punkte angeht und im Gegenzug ist das Olympus-Objektiv optisch definitiv überlegen und zudem noch wettergeschützt. Insofern ist Größe einfach nicht alles!

Was ich an Micro Four Thirds mag ist, dass ich fast alles fotografieren kann mit einer Ausrüstung, welche vergleichsweise gut tragbar ist. Meist bin ich mit 2 oder sogar 3 Kameras unterwegs und diese lassen sich bequem einen ganzen Tag tragen, ohne dass ich am Ende des Tages ein kaputtes Kreuz habe. Dies ginge mit Vollformat und optisch guten Objektiven so in der Form nicht. Micro Four Thirds bietet zudem einen wirklich umfassenden Bestand an Objektiven, bei denen mir bislang noch keines untergekommen ist, welches keine brauchbare Qualität abliefert. Wie kaum ein anderes spiegelloses System werden so alle Aufnahmesituationen abgedeckt, die man sich als Fotograf so vorstellen kann.

Ein Punkt der sich in meiner Fotografie geändert hat, seitdem ich umgestiegen bin, ist die Nutzung von Festbrennweiten. Diese sind so klein und leicht, dass ich immer mal wieder eine einfach mitnehme oder auf einem zweiten Body drauf habe, der bequem in die Jackentasche passt.

Mein Standard-Teleobjektiv in der Städtefotografie ist so seit einigen Jahren eine Festbrennweite, das Olympus 75mm f1.8. Dieses Objektiv bildet so wunderbar ab, dass gar keine Sehnsucht nach Vollformat aufkommen kann und gleichzeitig ist es auch noch ein tolles Portraitobjektiv. Insgesamt besitze ich nunmehr folgende Festbrennweiten:

  • Laowa 7.5mm f2.0 (170g)
  • Olympus 8mm f1.8 Fisheye (314g)
  • Olympus 12mm f2.0 (130g)
  • Panasonic 20mm f1.7 (100g)
  • Olympus 45mm f1.8 (116g)
  • Olympus 75mm f1.8 (305g)

Ich habe mal die Gewichte daneben geschrieben und ihr seht, dass 6 Festbrennweiten, welche von Fischauge über 15mm Weitwinkel (=7.5mm bei MFT) bis zu 150mm Tele (=75mm MFT) gerade mal ein Gewicht von 1135g auf die Wage bringen. Lässt man das Fischauge weg, sind es nur noch 821g und ohne das 75mm gerade mal noch 516g für vier lichtstarke Festbrennweiten, welche von Architektur bis Portrait viele Aufnahmesituationen abdecken können. Solch leichte (und optisch dazu auch noch gute!) Objektive gibt es bei kaum einem anderen System zu finden und weil sie so leicht sind, habe ich sie viel öfter dabei, als es bei APS-C um meine Festbrennweiten bestellt war. Von daher ist es ironischerweise so, dass ich mit MFT mehr in meinen Bildern freistellen kann, als noch bei APS-C, da ich einfach die richtigen Objektive auch immer dabei habe – es gilt hat noch immer: das beste Objektiv ist jenes, welches man bei sich trägt. Um hier aber kein falsches Bild aufkommen zu lassen: natürlich stellt man mit Vollformat besser frei (sofern man es denn möchte), aber hier geht es darum, ob ich auch gewillt wäre die entsprechenden Objektive immer mitzunehmen und da hätte ich meine Zweifel.

Neben den Festbrennweiten gibt es aber auch noch die Zooms und auch hier habe ich im Laufe der Zeit einige in der Hand gehabt. Die Qualität war dabei immer mindestens gut und bei den Pro-Zooms sogar sehr gut und das schöne dabei ist, dass dies durch die Bank weg bereits bei Offenblende gilt. Konkret habe ich folgende Zooms im Einsatz:

  • Olympus 12-40mm f2.8
  • Olympus 12-100mm f4
  • Olympus FT 50-200 f2.8-f3.5 SWD
  • Olympus 40-150 f4.0-f5.6
  • Panasonic 100-400mm f4.0-f6.3

Von den genannten Zooms nutze ich meist das 12-40mm oder das 12-100mm. Beide sind Pro-Zooms und habe eine exzellente Qualität. Das 50-200mm kommt meist auf Fotoreisen zum Einsatz, wo ich oft auch mit einem Fahrzeug unterwegs bin und so nicht ständig das Objektiv tragen muss, während das 100-400mm wirklich speziellen Fällen, wie Safari vorbehalten ist. Das 40-150mm ist quasi nur ein Backup-Objektiv.

Die Pro-Objektive von Olympus gehören zum besten was ich je in der Hand gehabt habe. Diese Objektive sind absolut hochwertig verarbeitet und es macht Spaß mit ihnen zu arbeiten. Besonders gut finde ich den Schnappring zur Fokussierung, mit dem man eine Entfernungsskala einblendet bekommt und so auch bei schlechtem Licht gut vorfokussieren kann.

Das schöne an MFT ist, dass die Auswahl an Objektiven wirklich sehr groß ist und quasi jeder fündig wird. Selbst die Kit-Objektive sind qualitativ bereits brauchbar. Eine solche Auswahl können die anderen Anbieter spiegeloser Kameras bislang nicht aufweisen. Insofern kann ich mit Micro Four Thirds immer entscheiden, wie leicht ich unterwegs sein will.

Zwei weitere Punkte, die ich an dem System und insbesondere den Olympus-Kameras schätzen gelernt habe, sind der Bildstabilisator und die freie Konfiguration der Kameras. Mit dem 12-100mm-Objektiv und der E-M1 II habe ich schon Fotos mit Verschlusszeitigen von 5 Sekunden aufgenommen, welche komplett scharf sind. Bei 1-2s ist dies sogar fast bei jeder Aufnahme der Fall. Damit habe ich mit dieser Kombination kaum noch ein Stativ benötigt – ein nicht zu unterschätzender Gewichtsvorteil! Auch konnte ich mir meine Kameras so einstellen, dass alle häufig benutzten Funktionen schnell über Knöpfe an der Kamera erreichbar sind, ohne die Menüs zu durchwälzen, was auch die ein oder andere spontane Aufnahme erst ermöglicht hat.

Wie ich oben bereits geschrieben hatte, waren die Kameras auch den Elementen ausgesetzt. Regen, Schnee und Staub haben dabei nie zu Problemen geführt und selbst als meine E-M5 II mir am Strand in eine Welle und anschließend den Sand gefallen ist, gab es keine sichtbaren Schäden – im Inneren war alles trocken, lediglich der Sand war eine Sisyphus-Arbeit, um ihn aus allen Ecken und dem Objektiv zu entfernen. Ich bin mit den Kameras weiß Gott nicht zimperlich umgegangen, aber bislang haben sie mir doch alles verziehen.

Schaue ich dann trotzdem manchmal neidisch auf die Vollformat-Kollegen? Ehrlich gesagt ja! Ich beobachte natürlich schon den Trend am Markt und manchmal würde ich es mir schon wünschen, ich würde noch mehr ISO-Reserven haben oder besser Freistellen können. Doch dann sehe ich meine Bilder die bei ISO3200 immer noch gut nutzbar sind und meine Festbrennweitenaufnahmen, welche bei f1.8 auch über ein schönes Bokeh im Hintergrund verfügen und stelle fest, dass dieser Wunsch nach mehr wirklich mehr Wunsch denn Notwendigkeit ist, denn meine Aufnahmen sind in den wenigsten Fällen an der Sensorgröße gescheitert. Vielmehr war es oft so, dass ich nur deswegen, weil das System verhältnismäßig kompakt und leicht ist, bestimmte Aufnahmen überhaupt anfertigen konnte.

Ein Beispiel: in Island hatte ich drei Kameras dabei. Auf einer Kamera war ein Superweitwinkel, auf einer zweiten mein 12-40mm f2.8 und an der Dritten das 50-200mm f2.8-f3.5. Während es draußen regnete und die Gischt von Wellen oder Wasserfällen uns ins Gesicht wehte, war es unmöglich, an einen Objektivwechsel auch nur zu denken. Meine Ausrüstung wog dabei gerade mal soviel mit 3 Kameras und Objektiven wie die eines anderen Teilnehmers, der ein 24-70mm f2.8 und ein 70-200mm mit seiner Canon 5D dabei hatte. Nur war er auf ein Objektiv limitiert, während ich permanent wechseln konnte zwischen allem was 14mm-400mm (auf 35mm gerechnet) an Brennweite benötigte. So konnte ich neben den Totalen auch viele Details einfangen, was vielen anderen Teilnehmern nicht gegönnt war.

Das gleiche Spiel war auch auf der Fotoreise nach Lanzarote der Fall. Mit der gleichen Kombination konnte ich auch hier viel mehr Vielfalt in den Perspektiven/Motiven erreichen, als es viele andere Teilnehmer hatten, da sich keine Gelegenheit oder Zeit für einen Objektivwechsel ergab. Bei vielen anderen Systemen hätte eine solche Ausrüstung mit

Von daher: ja, manchmal bin ich neidisch auf die größeren Formate, aber am Ende bin ich dann auch immer wieder glücklich, wenn ich die Ergebnisse mit meinem System sehe. Von daher ist auch meine Frage beantwortet, ob es damals die richtige Entscheidung war, zu MFT zu wechseln. Ja, sie war es und sie ist es bis heute geblieben.

Was die Zukunft bringt, kann natürlich niemand sagen. Ich habe jedenfalls eine Ausrüstung die so ziemlich alles abdeckt, was ich für meine Art der Fotografie benötige und darauf kommt es letztlich an, egal wie der Name dahinter heisst.

Alle Bilder in diesem Post sind mit Micro-Four-Thirds Kameras entstanden und ich habe diese Bilder so ausgewählt, um euch zu zeigen, dass es kaum etwas gibt, was man mit diesem System nicht fotografieren kann.