Zitronenfest Menton 2016 – Tag 4: Menton und die große Abschlussparade

Heute sollte es leider schon wieder zurück in die Heimat gehen – viel zu schnell verfliegen doch immer wieder diese Urlaubstage. Immerhin konnten wir uns nicht beschweren, denn bei traumhaftem Wetter hatten wir bislang viele Gelegenheiten für interessante Aufnahmen gehabt.

Da unser Rückflug heute aber erst am späten Abend ging, blieb uns noch genügend Zeit, den diesjährigen Fototrip mit einem gebührenden Highlight abzuschließen.

Hierzu ging es, nachdem wir etwas länger geschlafen hatten, ein letztes Mal Menton, denn dort, wo die fotografische Reise begonnen hatte, sollte sie auch enden.

Es war Viertel nach Zehn als wir in der Zitronenstadt ankamen und die Sonne schien bei wolkenlosem blauen Himmel und da es Sonntag war, waren wir auch nicht die einzigen, die heute vor hatten, hier einen schönen Tag zu verbringen, zumal es auch der Tag des großen Tagesumzugs war, dem unumstrittenen größten Spektakel des Fête du Citron.

Auch wir waren heute für den Umzug hierher gekommen, aber bis dahin blieb uns noch genügend Zeit, auch den Ort Menton etwas zu erkunden.

Ähnlich wie in Nizza, kann man auch in Menton eine Besiedlung bis in die vorchristliche Zeit nachweisen, da man hier u.a. Skelette von Neandertalern gefunden hat. Eine größere Siedlung an dem Ort kann allerdings erstmals im 11 Jahrhundert nachgewiesen werden, als ein Schloss auf einem der Hügel hinter Stadt errichtet wurde. In der Folge gehörte das Gebiet bis 1346 zur Republik Genua. Der Ort Menton wurde erstmals 1262 in einem Friedensvertrag erwähnt.

Die Herrschaft der Genuesen endete aber in besagtem Jahr 1346 und dann begann die lange Herrschaftsperiode der Grimaldis. Ja richtig gehört: Menton gehörte einst – bis ins 19. Jahrhundert – zum Fürstentum Monaco.

Erst 1848 erfolgte die Loslösung vom Fürstentum und Menton erklärte sich zur freien Stadt und stellte sich ab 1850 unter den Schutz des Königs von Sardinien. Am 24.03.1860 stellte Frankreich jedoch die Forderung, das gesamte Gebiet rund um Nizza zu annektieren als Gegenleistung dafür, dass die Franzosen den Italienern im Krieg gegen Österreich geholfen hatten. Der Vertrag von Turin besiegelte den Anspruch unter der Voraussetzung, dass eine Volksabstimmung der Annexion zustimmte. Wie wir heute wissen, fand diese Zustimmung statt und im Juni 1860 wurde Menton und die ganze Region dann endgültig ein Teil Frankreichs.

Unser Weg durch die Stadt führt zunächst ein Stück entlang der Hauptstraße (Avenue Boyer), bevor wir in die Rue Partouneaux eingebogen sind.

Interessante Fotoobjekte boten die alten Hotels, welche aus der Zeit stammen, als Menton zum Kurort ernannt wurde, so das Hotel des Ambassadores, das Hotel Mondial oder das Orient Hotel. Es handelt sich um die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts. Ärzte befanden das milde Klima in Menton mit seinen über 300 Tagen Sonnenschein im Jahr für förderlich bei Tuberkulosepatienten. Aber auch reiche Engländer und Russen zog es – vor allem im Winter – hierher. Aufschwung brachte zudem die Anbindung mit der Bahn an die Städte Nizza und Marseille.

Für uns ging es weiter in die Rue de la Republique, wo wir einen ersten Stopp bei einer Eisdiele eingelegt hatten und uns bei Sonnenschein ein echtes italienisches Eis haben schmecken lassen, wenn auch noch bei recht frischen Morgentemperaturen.

Insgesamt vermittelt die Stadt eine echte Melange aus italienischem und französischem Flair – nicht verwunderlich, wenn man die Nähe zu Italien und die italienische Vergangenheit sieht.

Weiter ging es dann durch die Gassen der Fußgängerzone, bis wir schließlich in der Hafenbucht angelangt waren.

Diese war aber längst nicht so ansehnlich, wie jene in Nizza oder Villefranche, so dass wir entlang der Küste wieder in Richtung der Strandpromenade der Innenstadt gelaufen sind, wo später die Parade stattfinden sollte.

Auf dem Weg dorthin kamen wir an der Bastion vorbei, einer Verteidigungsanlage, welche einst von den Herrschern aus Monaco im 17. Jahrhundert errichtet wurde.

Daneben ist im angrenzenden Park noch eine Statue des Ulysses der in Tschechien geborenen und jetzt in Frankreich lebenden Bildhauerin Anna Chromy zu sehen. Insbesondere vor dem ansteigenden Stadtpanorama ergaben sie hier noch ein paar schöne Fotogelegenheiten und auch die Möglichkeit nochmals kurz zu entspannen.

Den Abschluss unseres Stadtrundganges bildete dann ein kurzer Abstecher zur alten Markthalle, welche auch heute noch in Benutzung ist. Von hier ging es dann, vorbei am modernen Bau des Jean Cocteau Museums zur Strandpromenade zurück, wo später auch der Umzug sein sollte.

Obwohl gerade erst 13 Uhr und somit mehr als 1,5h vor Beginn der Parade füllte sich das Gelände schon zunehmend und so beschlossen wir, ebenfalls hinein zu gehen.

 

Wie schon bei der Nachtparade konnten wir auch hier schon vorab ein paar Bilder von den zitronengeschmückten Wagen machen, die an Filme wie Cleopatra, La Dolce Vita oder Casanova erinnern sollten.

 

Und obwohl die Zitrone heute im Vergleich zu früher im Anbau an Bedeutung verloren hat und die Früchte heute aus Spanien kommen, so bleibt Menton doch mit seiner Zitrusfrucht auch heute noch eng verbunden. Die hiesigen Früchte mögen zwar nicht so zahlreich angebaut werden, aber ihre Qualität hat sich herumgesprochen und so schwören die Gourmetköche aus Frankreich auf die Zitronen aus Menton. Kein Wunder also, dass man hier vor Ort versucht, für die Zitronen aus Menton ein Qualitätssiegel einzuführen, um sie künftig noch besser (sprich natürlich auch teurer) vermarkten zu können.

Wir mussten allerdings uns erstmal einen Platz für die Parade suchen. Es war mittlerweile wirklich warm und selbst nur mit T-Shirt bekleidet bildeten sich die ersten Schweissperlen auf der Stirn. Auf der anderen Seite brauchten wir aber auch einen Standort, von dem später die Wagen etwas beleuchtet sind, so dass der Weg zwischen den Altstadtgassen schonmal ausschied.

Letztlich fiel die Wahl auf die Ecke, wo die Strandpromenade auf die Avenue Edouard VII trifft und wo auch der Zug später vom Strand weg abbiegen würde.

Andrea und Pia wurde es aber schnell zu warm und so hatte sich Andrea einen Platz im Schatten in der nächste Kurve gesucht, während Pia irgendwann an den Strand entschwand um sich ihrem Element, dem Wasser, zu widmen.

Auch Tamas hatte sich etwas in den Schatten der Tribünen gestellt und so blieb es an mir, mich in die brütende Sonne zu stellen und das, obwohl es noch eine gute Stunde bis zum Start war. Es war aber auch höchste Zeit gewesen, denn später hätte ich keinen Platz mit freier Sicht mehr bekommen und es war schon schwer genug, diesen hier über die ganze Zeit zu verteidigen.

Dann ging es aber endlich los und das Spektakel aus Tänzern, Sängern, Schaustellern und geschmückten Wagen zog Stück für Stück an uns vorbei. Es waren natürlich auch wieder alle Wagen von der Nachtparade dabei, aber auch einige zusätzliche und bei Tag mit Sonnenschein und blauem Himmel wirkte das alles nochmal ganz anders, als bei Dunkelheit.

Eine gute Stunde dauerte es dann, bis der Zug einmal an uns vorbei war und wie schon bei der Nachtparade, hatte ich auch dieses Mal wieder eine gute Portion Konfetti abbekommen, die es nun galt, bis zum Flug heute Abend so halbwegs wieder aus den Klamotten zu bekommen (was sich als aussichtsloses Unterfangen herausstellte). Ansonsten war es eine spektakuläre Stunde gewesen, die aber fotografisch auch wieder eine Herausforderung war, da die Menschen doch immer mehr auf die Straße rückten, weswegen ich natürlich auch immer weiter vorrückte und oft nur Über-Kopf fotografieren konnte (manchmal zum Unmut der Leute, die hinter mir standen). Aber es hatte sich gelohnt und am Ende war ich recht zufrieden mit der Ausbeute, die den Umzug doch recht gut wiederspiegelt.

Nachdem wir uns dann alle wiedergefunden hatten, sind wir zurück zum Bahnhof gelaufen und haben dort den nächsten Zug zurück nach Nizza genommen, wo wir im Bahnhofsviertel noch einen Happen asiatisch Essen waren (und einiges an Konfetti im frisch gereinigten Restaurant gelassen hatten). Danach war es dann aber auch schon Zeit, das Gepäck aus dem Hotel auszulösen und den nächsten Flughafenshuttle zum Airport zu nehmen, denn unser Fototrip 2016 war nun wirklich schon wieder vorbei.

Es waren wieder vier tolle Tage mit Freunden, bei denen jeder von uns mit ein paar tollen Aufnahmen zurückgekommen ist, was wir einige Wochen später beim gemeinsamen Fotobuchgucken feststellen sollten. Einzig von Tamas seinen Bildern fehlt noch jede Spur –  aber wir haben ja auch die Bilder vom letzten Jahr noch nicht gesehen…

So schloss sich für uns also das Zitronenfest Menton 2016 – schön war es!

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