Warum Luminar 4 weiterhin kein Lightroom-Ersatz ist

Seitdem Adobe Lightroom nur noch im Abo vertreibt, sind Nutzer auf der Suche, nach einer Alternative und die Softwarehersteller werden nicht Müde, ihre Programme als solche zu bezeichnen.

Die Hauptplayer auf dem Markt der Lightroom-Alternativen sind dabei:

  • Capture One
  • On1 Photo Raw
  • DXO PhotoLab
  • ACDSee
  • Luminar 4

Insbesondere On1 Photo Raw und Luminar 4 sind hierbei sehr aktiv auf Kundenfang, schließlich sind dies auch die beiden günstigsten Alternativen im Bewerberumfeld.

On1 Photo Raw hatte ich mir vor 2 Jahren schon einmal angeschaut und fand das Programm zwar nicht schlecht, aber noch keinen vollwertigen Ersatz für Lightroom,  da insbesondere die Verwaltungsfunktionen und das Bearbeiten von Bildern auf externen Festplatten, welche offline sind, quasi nicht oder kaum möglich sind. Lightroom hat hier mit seinen Smart-Previews bislang ein Alleinstellungsmerkmal, auch wenn On1 2020 mit einer eigenen Lösung kommen will, die bislang jedoch noch niemand wirklich kennt. Ansonsten werde ich aber auch mit den Bearbeitungsfunktionen in On1 – auch wenn sie mächtiger als in Lightroom sind – noch nicht ganz warm, da es als eingefleischter Lightroom-Nutzer doch ein anderes Arbeiten ist.

Hier ist die Stärke von Luminar 4 zu sehen, denn ich finde die Bearbeitungsfunktionen sowohl sehr gelungen vom Funktionsumfang, als auch von der Benutzbarkeit.

Ich will hier nicht auf einzelne Dinge, wie den Portraitfilter, den Himmel-Ersetzen-Filter oder andere eingehen – dies haben andere Tests schon zur Genüge getan.

Stattdessen möchte ich kurz erläutern, warum ich auch die Version 4 von Luminar – trotz der guten Bearbeitungsfunktionen – nicht nutzen werde.

Luminar kennt keine Metadaten aus anderen Anwendungen

Luminars Bildverwaltung ist bislang – trotz aller Versprechen – nur sehr rudimentär und kaum als Ersatz für Lightroom zu bezeichnen. Insofern kommt Luminar eigentlich nur für die Bildbearbeitung in Frage, nachdem in Lightroom das Sortieren der Fotos stattgefunden hat.

Hierbei gibt es jedoch ein riesiges Problem: Importiert man einen Ordner mit Fotos nach Luminar, bei dem die Fotos bereits in Lightroom bewertet wurden (z.B. mit Sternen) und diese Metadaten auch in den Fotos gespeichert sind, so importiert Luminar diese Ratings nicht mit, d.h. ich sehe danach in Luminar nicht, welche Bewertungen vorgenommen wurden.

Umgekehrt ist dies genauso. Bewertungen in Luminar können von keiner anderen Anwendung gelesen werden.

Für mich ein absolutes No-Go, da der einzelne Export von Bildern aus Lightroom nach Luminar schon recht umständlich ist und z.B. das Kopieren von Einstellungen von einem auf ein anderes Bild unheimlich erschwert.

Bearbeitungen in Luminar (bei Nutzung aus Lightroom heraus) sind nach dem Speichern nicht mehr zugänglich

Wenn ich ein Bild aus Lightroom nach Luminar schicke, dort bearbeite und anschließend wieder nach Lightroom zurück exportiere, wird daraus ein TIFF-File in dem alle Bearbeitungsschritte verloren sind, d.h. ich kann nicht ein zweites Mal nach Luminar und die vorhandenen Anpassungen bearbeiten. Dies ist zwar nicht nur bei Luminar so, ist aber für mich ein generelles Problem bei der Nutzung von Plugins in Lightroom. Besser wäre ein Speichern im PSD oder Tiff-Format mit entsprechenden Bearbeitungsinformationen, so dass man nachträglich die Bilder noch bearbeiten kann.

Keine Integration von Luminar und Aurora HDR

Obwohl Aurora HDR und Luminar vom gleichen Hersteller sind, gibt es keine Möglichkeit, ein HDR aus Aurora direkt in Luminar weiter zu bearbeiten. Es scheint fasst so, als wären die beiden Programme nicht dazu bestimmt, zusammenzuarbeiten. Auch dies verkompliziert Arbeitsabläufe unnötigt und führt dazu, dass ich zwar hier und da Aurora HDR nutze, danach aber in Lightroom weiterarbeite.

Unzureichende Bildverwaltung

Die Bildverwaltung (Bibliothek genannt) ist in Luminar 4 im Vergleich zu Lightroom nur ein sehr rudimentäres Tool. So gibt es zwar Alben und die Möglichkeit Bilder zu bewerten, aber dann hört es auch schon auf. Umfassende Möglichkeiten, Exif-Daten zu bearbeiten, Stichwörter zu vergeben, Aufnahmezeiten- und Dateinamen anzupassen, GPS-Koordinaten zuzuordnen etc sucht man in Luminar vergebens. In Verbindung mit der o.g. Tatsache, dass Luminar auch die Metadaten von anderen Anwendungen nicht übernimmt disqualifiziert sich das Tool damit leider als allumfassende Lösung für jeden, der nicht nur eine Bildbearbeitung sucht.

Keine Synchronisierung zwischen Geräten möglich

Luminar ist eine lokale Anwendung, d.h. alles was ich an einem PC tue, ist nur auf genau diesem einen PC sichtbar. Ein Zugriff auf meine Bilder von einem anderen PC oder vom Handy ist prinzipiell nicht möglich.

Hier hat Lightroom mit Lightroom CC und Lightroom Mobile, sowie dem Prinzip der Smart-Vorschauen ein Eco-System geschaffen, welches bislang noch von keinem anderen Anbieter erreicht wurde.

Keine Migration aus Lightroom möglich

Ich habe fast 100.000 Fotos in meinem Lightroom Katalog. Wenn ich zu einem anderen Programm wechsele, möchte ich möglichst auch meine Bearbeitungen und Metadaten mitnehmen. Leider ist dies bei Luminar in keinster Weise vorgesehen, so dass hier für Altnutzer auf jeden Fall ein Systembruch notwendig ist – ein Bruch zu dem ich (noch) nicht bereit bin.
Das es auch anders geht, zeigt z.B. On1, die einen Migrationsassistenten gebaut haben.

Fazit

Luminar hat sich in den vergangenen Jahren zu einer guten Bildbearbeitung gemausert. Und wenn es nur um die Funktion des RAW-Bildbearbeiters ginge, so wäre ich durchaus geneigt, Luminar mit Lightroom gleichzusetzen und ggf. es sogar vorzuziehen. Da ich aber eine All-in-One-Lösung schätze, bei der ich Bildverwaltung und Bildverwaltung in einer App integriert sind, sieht das Bild dann doch leider anders aus und Luminar 4 wird mich als Nutzer nicht sehen, im Gegensatz zu Aurora HDR 2019, welches ich zumindest dann nutze, wenn die Ergebnisse aus der Lightroom HDR-Verarbeitung nicht so toll sind.

Wer allerdings nur ein Bearbeitungsprogramm für seine RAW-Bilder sucht, der sollte auf jeden Fall Luminar 4 in die engere Wahl ziehen, denn es ist aus meiner Sicht das intuitivste Tool derzeit am Markt.