Ein Fotowochenende in Köln – Tag 3

Den Schlaf die letzte Nacht hatte ich wirklich gebraucht nach dem anstrengenden gestrigen Tag. Trotzdem war ich am heutigen Morgen recht gut auf den Beinen. Es hatte sich aber im Vergleich zu gestern ordentlich eingetrübt und für den Tagesverlauf sollte es leider auch nicht trocken bleiben.

Zunächst genoss ich aber erstmal das leckere Frühstück im Hotel, bevor ich meine Sachen packte und diese dann bei der Rezeption unterstellte. Man war sogar so nett, mir einen Haustürschlüssel zu überlassen bis zum Abend, da das Hotel nach dem Checkout der Gäste über die Feiertage geschlossen wurde – eine wirklich nette Geste. Überhaupt hatte ich mich hier die letzten beiden Tage wirklich wohl gefühlt.

Als diese Formalitäten erledigt waren, ging es los, noch ein paar Fotos einzufangen, bevor der Regen anfängt. Gestartet war ich wieder am Rheinufer, dem ich bis zur Altstadt gefolgt bin bis zu Groß St. Martin. Die Kirche hatte ich mir zwar kurz von Innen angeschaut, aber fotografisch war hier nicht viel zu holen.

Ein Foto wert waren dagegen die Figuren von Tünnes und Schäl ganz in der Nähe.

Ihr kennt Tünnes und Schäl nicht? Ich auch nicht, aber ich habe mich mal schlau gemacht. Es handelt sich hier um zwei Figuren eines Kölner Puppentheaters, welche im 19. Jahrhundert kreiert wurden. Beide stellten Kölner Originale dar, waren jedoch keiner speziellen Person nachempfunden, wobei man sagt, dass die Person des Schäl (welcher fast 50 Jahre nach Tünnes erstmals auftauchte) eine Reaktion auf die Gründung eines zweiten Puppentheaters durch einen Vorfahren von Willy Millowitsch zurückgeht. Da sich dieses Theater auf der „falschen“ Rheinseite – der Schäl Sick – befand, wurde die Figur eben Schäl genannt. Die beiden Figuren sind in ihrer Art recht gegensätzlich, so ist Tünnes der gutmütige, aber nicht sonderlich geschickte, während Schäl der raffinierte Geschäftsmann ist. Die beiden sind mittlerweile Teil der Kölner Stadtgeschichte und es gibt sogar zahlreiche Tünnes und Schäl-Witze.

Nach dem Foto hier ging es über den noch geschlossenen Weihnachtsmarkt  zum Haus Neuerburg in der Nähe des alten Rathauses. Hier gibt es eine kleine Verbindung zur Stadt Trier, denn die Zigarettenforma Haus Neuerburg wurde von den gleichnamigen Brüdern 1908 in Trier gegründet. Einer der beiden Brüder ging nach dem Ersten Weltkrieg nach Köln und ließ dort in den Folgejahren dieses Geschäftsgebäude errichten. Heute ist hier das Standesamt zu finden.

Noch interessanter als das Gebäude selbst ist jedoch der im Vorhof befindliche Fastnachtsbrunnen, der bereits vor dem Bau des Gebäudes an dieser Stelle stand. Einst stand hier das Haus des Kaufmanns Nikolaus Gülich, der sich gegen die Vetternwirtschaft in Köln engagierte. Er versammelte um sich herum viele Unterstützer und schaffte es so sogar in offizielle Stadtämter, was den oberen – allen voran dem Kaiser – nicht gefiel. So geschah es auf Druck des Kaisers, dass Gülich inhaftiert und schließlich geköpft wurde. An der Stelle seines Hauses wurde eine Bronzesäule mit einem abgeschlagenen Kopf errichtet, um die Bürger vor ähnlichen Revolten abzuhalten. Erst rund 100 Jahre später wurde der Fastnachtsbrunnen an der Stelle errichtet. Er zeigt vier tanzende Paare an der Außenseite, welche zudem die Inschrift enthält „Löblich ist ein tolles Streben, wenn es kurz ist und mit Sinn. Heiterkeit zum Erdensleben sei dem flücht’gen Rausch Gewinn“ – ein Zitat von Goethe. Das Motiv der tanzenden Paare passt natürlich aus heutiger Sicht, zum hier befindlichen Standesamt, auch wenn dies beim Bau freilich noch nicht bekannt war.

Von hier ging es dann weiter in Richtung des Kolumba-Museums, welches zwar auch als Fotospot empfohlen wird, aber zu der Zeit als ich da war, noch geschlossen war. Insofern zog ich weiter zur Glockengasse, wo sich das Dufthaus 4711 befindet. Es handelt sich um das Stammhaus der weltbekannten Markt 4711, die eigentlich nichts anderes ist, als eine Hausnummer.

Freilich ist hier heute nicht die Hausnummer viertausendsiebenhunderelf der Glockengasse zu finden, doch die Nummer geht zurück in die Zeit der französischen Besatzung des Rheinlandes. Diese nummerierten auf Befehl ihres Stadtkommandanten alle Häuser der Stadt Köln, beginnend beim Dom durch und jenes Haus an dieser Stelle war Nummer 4711. Die Rezeptur für das Duftwasser erhält ein Kaufmann 1792 von einem Mönch zu seiner Hochzeit. Er nutzte diese Rezeptur für eine Geschäftsidee und seit 1799 verkaufte er an dieser Stelle in der Glockengasse sein „Kölnisch Wasser“. Die französischen Besatzer erwarben diesen neuen Duft ebenfalls für ihre Lieben daheim und versandten ihn unter dem Namen „Eau de Cologne“ – ein Begriff der bis heute fast jedem etwas sagt. Erst in den 1830er-Jahren wurde die Hausnummer 4711 aus der Besatzerzeit in den Markennamen integriert.

Neben der charakteristischen Hausnummer lohnt auch noch ein kleiner Wichtel einen Schnappschuss an diesem Haus, welches aber um diese Tageszeit sonst nicht mehr als ein Touristenfoto hergab. Also ging es weiter durch die meist recht schmucklosen, von der Nachkriegsarchitektur bestimmten Gassen. Für ein paar Detailaufnahmen hatte es dennoch gereicht, bis ich auf dem Neumarkt angekommen war.

Aufforderung an die Bürger von Köln

Von hier bin ich durch andere Gassen nochmal ein Stück zurück gelaufen, mit dem Ziel, das Denkmal für Willy Millowitsch zu finden. Dies gelang mir dann auch noch und in der Nähe gab es auch noch ein schönes Graffiti zum Fotografieren, bevor ich wieder zum Neumarkt zurückkehrte, wo langsam der angekündigte Regen einsetzte.

Es passte aber insofern gut, als dass ich Mittags eh vor hatte, noch ein paar Freunde zu besuchen und so setzte ich mich einfach ein paar Minuten früher in die U-Bahn.

Es war kurz nach 15 Uhr, als ich mich wieder auf den Weg in die Stadt begab und da es weiterhin regnete und ziemlich ungemütlich war, beschloss ich noch ins Museum Kolumba zu gehen – zeitlich sollte dies gerade noch so passen, bevor für heute die Pforten sich schließen würden.

Das Museum gehört zum Erzbistum Köln und steht an der Stelle der im 2. Weltkrieg zerstörten Kirche St. Kolumba, deren Restfundamente in den Bau integriert wurden. Ich war aus zwei Gründen hier: zum Einen wollte ich mir natürlich die Ausstellung anschauen, zum Anderen lud der moderne Bau aber auch zu ein paar Fotos ein, was hier – im Gegensatz zu vielen anderen Museen – kein Problem war.  Inbesondere das Treppenhaus und die Spiegelungen der Kunstwerke in den Scheiben boten einige interessante Perspektiven, die gut in das Portfolio von diesem Fotoausflug passten. So nutzte ich die mir bleibende Stunde bis zur Schließung fast vollständig aus, während es draußen bei weiter andauerndem Regen immer dunkler wurde.

Göttlicher Schutz (Museum in Köln)

Regen und Dunkelheit verleiteten mich dann auch nicht mehr zu großen fotografischen Aktionen, aber einen kleinen Schwenker zum Dufthaus 4711 erlaubt ich mir noch, denn nun war das Haus erleuchtet und bot eine viel schönere Ansicht, als noch am Vormittag.

Den Fototrip abgeschlossen hat dann ein Halt an der U-Bahn-Station Severinstraße, direkt bei der Severinbrücke. Diese ist ähnlich modern wie die Station Heumarkt, aber irgendwie war ich fotografisch ausgepowert und hatte keine echte Motivation mehr. Für einige wenige Fotos reichte es aber noch, bevor ich mich in die U-Bahn setzte und zurück zum Hauptbahnhof fuhr, wo ich mich im Hotel erstmal einen Moment aufwärmte und mir einen Schirm holte, um anschließend im Steakhaus noch was zu essen – befreit von allen Kameras!

Damit endete dann das Wochenende in Köln auch, denn nach dem Essen holte ich nur noch mein Gepäck und bin dann mit dem Zug wieder nach Hause gefahren. Fotografisch war ich sehr zufrieden mit diesen 3 Tagen und meine gespaltene Beziehung zu dieser Stadt hat sich etwas gebessert. Köln mag immer noch nicht meine Stadt sein, aber ich habe mich zumindest selbst widerlegt mit meiner Ansicht, dass Köln fotografisch nicht sehr interessant sei. Insofern hat sich dieses Wochenende auf jeden Fall gelohnt gehabt!

Zurück zu Teil 2