Triumph der Smartphones und Systemkameras – ist die Spiegelreflexkamera dem Tod geweiht?

Dies ist ein Betrag im Rahmen der Blogparade auf:  https://spiegelreflexkamera-tests.net/blogparade-gibt-es-dank-smartphones-systemkameras-bald-keine-dslrs-mehr/

Ein Blick in die einschlägige Fotopresse zeigt es ganz deutlich – die Branche hat ein Problem. Der Absatz von Spiegelreflexkameras ist deutlich rückläufig, Systemkameras stagnieren und bei den Kompakten droht gar der Exodus. Um den Grund dafür zu finden, reicht es, mal um sich zu schauen. Ich lebe in Trier, einer Stadt, die von vielen Touristen heimgesucht wird. Natürlich haben da auch einige eine Spiegelreflexkamera dabei, aber sehr viele nutzen einfach ihr Handy, oder – was aus meiner Sicht immer recht komisch ausschaut – ihr Tablet.

Stellt sich also die Frage, welche Zukunft haben klassische Kameras wie DSLRs und Spiegellose Systeme noch? Die Frage ist berechtigt, da Smartphones mittlerweile soviel Megapixel haben, wie früher Spiegelreflexkameras und auch die Sensoren immer neuere Wege gehen, wie am Panasonic CM1 zu sehen. In der Tat ist es so, wenn ich mich Mittags um 12 bei Sonnenschein auf den Trierer Hauptmarkt stelle und ein Foto mit meiner Olympus OMD E-M5 II mache – einer Systemkamera – und das ganze mit einem Iphone wiederholen würde, das Ergebnis nah beieinander liegen würde. Aber heißt dies allein schon, dass das Smartphone gleichwertig ist?

Aus meiner Sicht ganz klar jein! Für Erinnerungsbilder und Schnappschüsse, sowie Selfies ist das Smartphone gut gerüstet und bietet dank seiner Kompaktheit den Vorteil immer und überall dabei zu sein. Für viele Leute mag dies sogar alles sein, was sie von einem Fotogerät erwarten. Dies sind inbesondere jene Personen, die früher Kompaktkameras genutzt hatten, weswegen ich durchaus glaube, dass nur noch Kompakte mit echtem Vorteil (=größerem Sensor) gegenüber Smartphones eine Zukunft haben, wie z.B. die Sony RX100-Serie. Selbst auf Safari habe ich viele Leute gesehen, die nur ein Handy dabei gehabt haben – hier musste man dann aber schon einen Elefanten oder eine Giraffe von Nahem sehen, um ein bildfüllendes Foto zu erhalten.

Wer jedoch mehr als ein paar Schnappschüsse und Erinnerungen festhalten will, für den wird auf absehbare Zeit ein Smartphone kein vollwertiger Ersatz sein. Systemkameras und DSLRs bieten die Möglichkeit jegliche Motive mit den geeigneten Objektiven in bester Qualität zu fotografieren. Eine Flugshow oder auf Safari zu fotografieren mit dem Handy wird schon schwer werden. Eine DSLR mit gutem Teleobjektiv meistert die Situation dagegen routiniert. Autorennen, Zoos, Feuerwerke, Makroaufnahmen, Astrofotografie – alles ist möglich mit System- oder Spiegelreflexkameras, während Smartphones in der Regel in die Röhre schauen. Gleiches gilt für große Abzüge oder Nachtaufnahmen.

Kurzum, die Kompaktkamera mit kleinem Sensor wurde von Smartphone verdrängt. Die DSLRs und Systemkameras dagegen sind für die Gruppe, um die sie werben noch immer das Arbeitsgerät Nummer 1. Nur haben immer mehr Leute nun schon eine Kamera, weswegen, immer weniger eine neue Kamera kaufen müssen. Dies erklärt auch die Rückgänge bei den Verkaufzahlen der DSLRs und Systemkameras.

Bleibt eigentlich nur noch die Frage – wird die (spiegellose) Systemkamera die DSLR auf absehbare Zeit ablösen? Aus meiner Sicht ja! Schon heute gibt es im Hinblick auf die Bildqualität keinen Vorteil der DSLRs mehr. Spiegellose Systeme gibt es in allen Sensorgrößen von 1 Zoll (Nikon) über Micro Four Thirds (Olympus, Panasonic), APS-C (Fuji, Sony, Canon, Samsung) bis zu 35mm Vollformat (Sony). Dank des weggefallenen Spiegels sind die Kameras kompakter und leichter geworden und die neuen elektronischen Sucher bieten ein klares Bild und zeigen die Aufnahme bereits vor dem Auslösen so, wie sie am Ende aussehen wird. Zusätzlich bieten Touchscreens, Wlan, Apps, Elektronischer Verschluss neue Funktionen, die bis vor wenigen Jahren undenkbar waren. Die DSLRs dagegen stagnieren und sind kaum noch innovativ. Gut, auch hier steigen ISO-Werte und Megapixel weiter an, doch es zeigt sich, dass der Markt sich hier spaltet in sehr günstige Einsteigerangebote zum Einen, welche sich rein über den Preis verkaufen, da sie die spiegellosen Systeme unterbieten und zum Anderen den professionellen, aber teuren Vollformatsystemen, auf die insbesondere die professionellen Fotografen setzen, welche bereits über die entsprechenden Objektive verfügen, oder die auf den Profiservice von Canon und Nikon angewiesen sind. Die DSLR haben aber heute nur noch wenige Vorteile gegenüber den Systemkameras, welche sich im wesentlichen reduzieren auf:

  • Auswahl an Autofokusobjektiven: versucht mal ein 500mm f2.8 Objektiv für eine Systemkamera zu bekommen – es gibt sowas (noch) nicht! Für die meisten von uns spielen diese Objektive aber eh keine Rolle
  • Schneller C-AF: Auch wenn die besten spiegellosen Kameras wie die Sony A6000 oder die Panasonic GH4 schon recht nah an DSLR-Niveau herankommen, ganz da sind sich noch nicht. Hier glaube ich aber, ist es nur noch eine Frage der Zeit
  • Profi-Service: Canon und Nikon bieten sowas an, aber sonst niemand

Umgekehrt bieten die spiegellosen Systemkameras aber auch Vorteile gegenüber den DSLRs:

  • Kompakter
  • Leichter
  • Der Elektronische Sucher erlaubt die Bildbeurteilung schon vor der Aufnahme
  • Kein Front- / Backfokus möglich, da Schärfesensoren auf dem Sensor und nicht separat wie bei einer DSLR sind
  • Höhere Serienbildraten, da kein beweglicher Spiegel im Gehäuse. Zudem kein Risiko des Verschleiss beim Spiegel (wobei ich hier auch noch nicht ein Problem mit DSLRs hatte)
  • Innovative Funktionen wie z.B. Live Composite von Olympus
  • Adaptierbarkeit von Fremdobjektiven

Insofern glaube ich, dass die DSLR auf Dauer zum Nischenprodukt werden wird und für die meisten Fotografen die spiegellose Systemkamera oder aber eine Kompakte bzw. Bridgekamera mit großem Sensor das Maß der Dinge sein wird. Für alle anderen wird sich die Frage nach einer Kamera oft nicht mehr stellen, da wird das Smartphone / Tablet die Macht übernehmen und sich nur noch der Konkurrenz der Edelkompakten mit größerem Sensor ausgesetzt sehen.

Ich selbst habe meine digitale Fotografie mit einer Bridgekamera mit größerem Sensor (Minolta Dimage 7i) begonnen und war dann den DSLRs für fast 9 Jahre treu (Minolta D7D, Sony A700, Sony A55, Sony A77), aber 2013 habe ich auch meinen ersten Schritt ins spiegellose Lager gewagt mit einer Sony Nex 5r, welche 1 Jahr später durch eine Panasonic GX7 abgelöst wurde und mittlerweile gemeinsam mit einer Olympus OMD E-M5 II für mich das perfekte Fotowerkzeug ist. Der Wechsel auf ein Smartphone ist für mich keine Option, denn viele meiner Bilder hätten mit einem Smartphone niemals entstehen können.

Wie denkt ihr darüber? Ist die spiegellose Kamera die Zukunft, oder doch eher das Smartphone, oder wird gar die DSLR alles überleben? Ich freue mich auf eure Meinungen!