Testbericht – Olympus E-M5 Mark II: King of Micro Four Thirds?

Testbericht OLYMPUS OMD-EM-5 Mark II

Vor einigen Wochen hatte ich euch meinen ersten Eindruck von der neuen OLYMPUS E-M5 II geschildert. Nunmehr hatte ich in der Zwischenzeit die Kamera einige Male im Einsatz und nach rund 4000 Bildern ist es Zeit für ein umfangreiches Fazit, wie mir die Kamera gefällt. Es ist kein klassischer Test mit Charts und Zahlen, sondern mehr mein persönlicher EIndruck aus der Zeit, die ich bislang mit der E-M5 Mark II verbracht habe.

Die Kamera war zwischenzeitlich mit mir in Asien, auf Wandertouren und beim Urban Exploring und im Schmetterlingsgarten mit dabei und hat somit eine Vielzahl von Situationen durchlebt.

Aber nun zum Test bzw. meiner Meinung zur Kamera…

1. Verarbeitungsqualität

Diese Kamera ist tadellos verarbeitet – PUNKT. Wenn es einen Punkt gibt, an dem es wirklich nichts auszusetzen gibt, dann ist es die Verarbeitung der OLYMPUS. Sie fühlt sich massiv an und ist spritzwasser- und staubgeschützt. Den Spritzwasserschutz habe ich auch in Bangkok ausprobieren können, wo ich bei z.T. starkem Regen mit der E-M5 II fotografiert hatte. Der Kamera hat dies nichts ausgemacht, insofern hat sie diesen Test bestanden.
Hervorzuheben sind auch die beiden Einstellräder. Diese sind perfekt positioniert, fühlen sich wertig an und lassen sich so perfekt bedienen, wie ich es bei noch keiner anderen Kamera erlebt habe.
In Summe gibt es für die Verarbeitungsqualität daher volle 10 von 10 Punkten.

2. Sucher und Display

Bei den heutigen Kameras, die allesamt in der Lage sind, gute Aufnahmen zu machen, rückt die Qualität des Suchers und Displays immer mehr in den Vordergrund, da es eines der Hauptunterscheidungsmerkmale ist.
Wie viele moderne Kameras hat auch die E-M5 II einen elektronischen Sucher. Aber was für einen! Er ist identisch mit jenem der E-M1 und gehört damit zu den besten elektronischen Suchern am Markt. Er ist groß, brillant und erlaubt eine sehr gute Bildbeurteilung bei Sonnenlicht ebenso wie bei Nacht. Auch der Dynamikumfang des Suchers ist sehr gut und so kann man fast meinen, man schaut durch einen optischen Sucher. Nutzer einer kleinen DSLR werden jedenfalls nur neidisch auf den EVF der E-M5 II schauen.
Bis heute ist der große Vorteil des elektronischen Suchers (EVF) für mich die direkte Bildvorschau. Ich kann so viel schneller entscheiden, ob ich noch Einstellungen verändern muss, um das gewünschte Bild zu erhalten. Die E-M5 II bietet jedoch noch zwei besondere Funktionen, welche mir das Leben noch weiter erleichern:

  1. Im Sucher wird die aktuelle Brennweite angezeigt. Dies ist z.B. hilfreich, um die Belichtungszeit zu prüfen, ob diese kurz genug für die gewählte Brennweite ist
  2. Optional kann man bereits vor der Aufnahme im Sucher eine Belichtungswarnung anzeigen lassen, die über- bzw. unterbelichtete Bildteile markiert. Somit lassen sich direkt die notwendigen Belichtungskorrekturen vornehmen. Andere Kameras bieten eine solche Funktion nur bei der Bildwiedergabe an, was aber heisst, dass man danach nochmal ein Bild machen muss und dann im Zweifel die Situation bereits vorbei ist.
    Zu beachten ist dabei, dass die Warnung auf Basis der JPG-Datei erfolgt und insofern bei der Aufnahme in RAW noch etwas Spielraum vorhanden ist. Trotzdem habe ich die Funktion dauerhaft eingeschaltet, da ich sie supernützlich finde.

Die beiden vorgenannten Punkte gelten natürlich auch für das rückseitige Display. Dieses ist hell und detailreich, auch wenn die Nutzbarkeit bei direktem Sonnenlicht wie bei den meisten Displays eingeschränkt ist. Der Aufhängmechanismus, der ein Ausklappen zur Seite erlaubt, bietet zwei Vorteile:

  1. Das Display ist auch im Hochformat bei hohen/tiefen Blickwinkeln nutzbar
  2. Bei Nichtnutzung kann das Display schützend eingeklappt werden

Nachteil der Bauweise ist jedoch, dass für Querformataufnahmen das Display nicht einfach nur geklappt werden muss, wie z.B. bei der Panasonic GX7, sondern erst ausgeklappt und dann gedreht werden muss. Zudem steht das Display dann zur Seite raus, was die Kamera unhandlicher macht und zudem auffälliger ist.

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Am Ende bin ich gespalten, welche Displayvariante ich besser finde. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. Am Besten fand ich bisher noch den Mechanismus wie er bei der Sony A77 eingesetzt wird.

Für den EVF gibt es von mir ganze 10 von 10 Punkten. Das Display erhält immer noch sehr gute 8 von 10 Punkten.

3. Bedienung

Die Olympus E-M5 II ist eine Kamera, die sich dem Benutzer anpasst. Kaum eine andere Kamera bietet so viele Möglichkeiten Dinge individuell einzustellen. Von 4 Presets über 5 frei belegbare Funktionstasten und zahlreiche Menüs lässt sich so ziemlich alles verstellen, was denkbar ist.
Ich habe z.B. auf eine Funktionstaste den HDR-Modus mit 5 Einzelaufnahmen gelegt. So genügt ein Tastendruck und ich bin bereit für eine Belichtungsreihe. Ein weitere Taste habe ich für die ISO-Einstellung programmiert, eine für das Zurücksetzen des Fokuspunkts und eine für mein individuelles Preset.
Über die tollen beiden Einstellräder hatte ich ja schon oben geschrieben.
Was nicht so gut gelöst ist wie bei der Panasonic GX7 ist die Wahl des Fokuspunkts. Hier muss man die Pfeiltasten benutzen, wenn man durch den Sucher blickt. Die Panasonic GX7 erlaubt (wie die Panasonic G-Serie) die Nutzung des Touchscreens als eine Art Touchpad zum Verschieben des Fokuspunkts, was ich sehr praktisch finde. Bei der E-M5 II ist der Touchscreen dagegen deaktiviert, sobald man den Sucher nutzt. Kein großer Mangel, aber wenn man beide Kameras gemeinsam nutzt und es von der GX7 so gewöhnt ist, fehlt einem zunächst etwas.

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Ein großer Kritikpunkt für mich ist jedoch die Einschaltzeit. Bis die Kamera komplett bereit ist, vergehen in der Regel 3-5 Sekunden. Bei spontanen Bildern zu viel, um die Situation noch einzufangen. Mit dem ersten Firmware Update soll sich dies leicht verbessert haben, was aber m.E. nicht wirklich passiert ist. Die Kamera ist weiterhin nicht so spontan einsatzbereit, wie ich es mir wünschen würde. Einfache Lösung wäre es, die Kamera einfach immer eingeschaltet zu lassen, aber das würde die eh schon recht geringe Batteriekapazität noch weiter schmälern.

In Summe ist die E-M5 II eine sehr gut zu bedienende Kamera. Man sollte sich allerdings etwas Zeit nehmen, um die Menüs zu studieren und sich die Kamera nach den eigenen Bedüfnissen einzustellen.

Für die Bedienung gibt es in Summe von mit 8 von 10 Punkten.

4. Autofokus

Die MfT-Kameras zählen zu den besten spiegellosen Kameras in Bezug auf den Autofokus. Und die E-M5 II zählt mit Sicherheit auch dazu. Trotzdem hält sich in diesem Punkt meine Begeisterung in Grenzen. Im Vergleich zur Panasonic GX7 ist die E-M5 II doch ein Stück hinten an. Das betrifft insbesondere die Fokussierung bei schlechtem Licht, wo die E-M5 II häufig keinen AF findet oder wild pumpt, während die GX7 noch den Fokus findet. Dies liegt z.T. auch daran, dass die GX7 zusätzlich über einen Fadenkreuz-AF verfügt, der bei sehr schlechtem Licht immer noch eine Fokussierung erlaubt und dank automatischer Vergrößerung im Display auch direkt die Fokusgenauigkeit gut beurteilbar macht.
Daneben hat die GX7 einen Multipunkt AF und zeigt alle Bereiche an, die im Fokus sind. Die E-M5 zeigt immer nur einen Fokuspunkt an, den die Kamera ausgewählt hat.
Ich denke, mit einem Firmware-Update ließe sich hier noch einiges bei der E-M5 II verbessern.

Da bei gutem Licht der AF dennoch sehr gut ist, reicht es hier noch für 6 von 10 Punkten.

5. Bildstabilisator

Der Bildstabilisator ist das große Herausstellungsmerkmal der Olympus. Mit einer Stabilisierung um bis zu 5 Belichtungsstufen bewirbt der Hersteller seine Kamera.
Damit sollte die E-M5 II die GX7 mit ihrem einfachen 2-Achsen-Stabilisator um Längen schlagen.
In der Praxis ist der Stabilisator der E-M5 II dann auch durchaus besser als jener der GX7, aber vielleicht nicht ganz so deutlich.
Zum einen gelang es mir durchaus auch mal Bilder mit 1/2s Belichtungszeit zu machen bei 24mm Brennweite (KB-Äquivalent), was fast 4 Stopps Vorteil bedeutet. In anderen Fällen ist der Vorteil jedoch eher im Bereich von 2 Stopps und damit auf dem Niveau der GX7. So wirklich konsistent ist das Verhalten also nicht, was aber nicht den grundsätzlichen Nutzen des Stabilisators schmälert.
Der Stabi funktioniert auch bei Video sehr gut im Gegensatz zum jenem der GX7, welcher nur bei Fotos funktioniert.
Zuletzt gibt es auch die Möglichkeit, bereits das Sucherbild zu stabilisieren, sobald man die Auslöser halb durchdrückt. Insbesondere bei Teleaufnahmen ist dies sehr hilfreich.

In der Summe ist der Stabilisator der Olympus sehr gut und verdient sich so immerhin 8 von 10 Punkten. Den kleinen Abzug gibt es wegen der Inkonsistenz bei den Ergebnissen.

6. Bildqualität

Zu guter Letzt komme ich noch zur Bildqualität. Hier gibt es nicht viel zu sagen, denn diese befindet sich auf dem gleichen Niveau der anderen aktuellen Micro Four Thirds Kameras. Natürlich ist dies nicht mit einer Kleinbildkamera zu vergleichen in Bezug auf das Rauschen bei hohen ISO oder die Möglichkeit freizustellen, doch in den meisten Fällen wird man den Unterschied kaum merken. Wer Landschaften fotografiert profitiert sogar von der größeren Schärfentiefe im Vergleich zu Vollformat. Dank dem guten Stabilisator war es zudem häufig gar nicht notwendig, die ISO nach oben zu setzen.

Was mir bei der Olympus im Vergleich zur Panasonic GX7 besser gefällt ist die Farbwiedergabe. Dank der Belichtungswarnung habe ich zudem weniger Bilder gehabt, bei denen Teile ausgefressen waren bzw. konnte in diesen Situationen direkt eine Belichtungsreihe durchführen.

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Temple Street  Night Market in Hongkong

Insofern ist die Bildqualität insgesamt nicht herausragend im Vergleich zu anderen MicroKameras, sondern einfach gleichwertig., was defintiv im positven Sinne gemeint ist. Von daher gibt es hier 7 von 10 Punkten. Für mehr Punkte fehlen mir 2 Dinge:

  • Mehr Dynamikumfang. Die besten Kameras am Markt bieten 1-2 EV mehr Belichtungsumfang
  • Eine Basis-ISO 50 statt ISO 200.

7. Fazit

Zeit für ein Fazit. Die Olympus E-M5 Mark II ist eine sehr gute spiegellose Systemkamera und vielleicht sogar die beste Micro Four Thirds Fotokamera (für Video ist Panasonic GH4 mindestens gleichauf wenn nicht sogar besser wegen 4k) bis zum heutigen Tag. Die lange Startzeit, der etwas holprige AF bei schlechtem Licht und der mittlerweile nicht mehr ganz aktuelle Sensor werfen jedoch ein paar kleine Schatten auf das sonst gute Gesamtbild.
Ich nutze die Kamera parallel zur Panasonic GX7. Während die GX7 leichter und kompakter ist und in Bezug auf die Touchscreenfunktionen besser ausgestattet ist, punktet die E-M5 II beim Sucher und Stabilisator. Gute Fotos macht man mit beiden! Hier gilt noch immer (zumindest bei mir), dass es eher der Fotograf ist, der die schlechten Bilder macht und weniger die Kamera.

Im Ergebnis erreicht die E-M5 II bei mir 49 von 60 möglichen Punkten bzw. eine Wertung von 8 von 10 Punkten im Schnitt.