Reisebericht Kreta – Teil 4: Tesseron Martiron
Am nächsten Morgen war zumindest mal der erste Schock verdaut. Heute sollten wir eigentlich unseren Mietwagen abholen und wir hatten gestern noch überlegt, ob wir dies überhaupt noch tun sollten. Aber am Ende hätte dies ja auch nichts besser gemacht und so bin ich nach dem Frühstück direkt losgezogen, um mit dem Bus abermals nach Rethymnon zu fahren. Ich hatte Glück, denn obwohl laut Fahrplan eigentlich gerade gar kein Bus kommen sollte (sondern erst in 15 Minuten) rauschte gerade, als ich aus dem Hotel ging, einer an mir vorbei.
Da es nur wenige Meter bis zur Bushaltestelle waren, hatte ich den Bus noch erreicht und war kurze Zeit darauf wieder vor der Kirche Tesseron Martiron. Wieder hatte ich extra meine langen Hosen angezogen, in der Hoffnung heute – beim dritten Versuch – endlich doch noch einen Blick hineinwerfen zu können. Ich sollte Glück haben und die Kirchentüren öffneten sich dieses Mal endlich und ich wurde auch nicht gleich wieder hinaus komplimentiert.
Beim Alter der Kirche kann man sich leicht vertun, denn sowohl von Außen als auch mit der reich verzierten Innenausstattung wirkt sie älter als sie es tatsächlich ist. Gerade einmal 4 Jahre älter als ich, wurde sie 1975 erbaut. Ihr Name erinnert an die Zeit der osmanischen Herrschaft auf Kreta. Zu jener Zeit wurden Christen systematisch verfolgt und zum Übertritt zum Islam gezwungen. Es gab jedoch nachweislich 4 Christen, die diese „Konvertierung“ nur vortäuschten und weiter nach ihrem christlichen Glauben lebten.
Ihre Scharade flog jedoch auf und sie wurden auf dem Platz vor der Kirche gehängt. Drei von ihnen haben später ihre letzte Ruhestätte in dieser Kirche gefunden (der vierte ist in St. Petersburg).
Innen gibt es kaum einen Platz, der nicht mit Ikonenmalereien verziert ist.
Griechenlands Christen sind Teil der Orthodoxen Kirche. Bis zum Jahr 451 n. Chr. bestand noch eine Einheit der christlichen Kirche. Doch mit der Trennung des römischen Reiches in den westlichen Teil mit Hauptsitz Rom und den östlichen Teil mit Hauptsitz Konstantinopel kam man auch auf Glaubensebene nicht mehr ganz überein und so trennten sich die römisch-katholische Kirche und die orthodoxe Kirche in zwei getrennte – im christlichen Glauben jedoch vereinte – Kirchen.
Die Ikonenmalerei ist ein fester Bestandteil der orthodoxen Kirchen. Die Ikonen zeigen dabei meist Christus selbst, Maria oder Heilige. Charakteristisch ist dabei, dass die Darstellung meist jegliche Dreidimensionalität vermissen lässt. Dies ist ein bewusstes Stilmittel, um zu verdeutlichen, dass es sich bei der Ikone nicht um die dargestellte Person selbst handelt.
Jedenfalls ist das Innere dieser Kirche ein einziges farbenfrohes Kunstwerk, das im Kontrast zur eher nüchternen Fassade steht.
Nachdem ich hier meine Fotos (was erlaubt war) im Kasten hatte, bin ich dann direkt zur Uferpromenade weiter gezogen, wo ich das Hertz-Office aufsuchte. Es war allerdings geschlossen (obwohl es eigentlich offen sein sollte). Es gab aber einen Handynummer an der Tür, die ich dann anrief und kurz darauf kam ein freundlicher Mitarbeiter. Einige Minuten und fast genauso viele Unterschriften später hatte ich dann die Autoschlüssel in der Hand. Für die Tage hatten wir einen kleinen Seat Ibiza, der zwar von außen ok, innen aber schon etwas abgerockt war für gerade mal 30.000 gelaufene Kilometer.
Aber für die paar Tage sollte es auf jeden Fall gehen und so bin ich zügig wieder zurück zum Hotel.