Paris an einem Wochenende – Tag 1
Nach Irland 2014, London 2015 und Menton 2016 stand vom 10.03.-12.03.2017 unser vierter gemeinsamer Fototrip an. Wir das sind Andrea, Pia, Tamas und ich, also die gleiche Besetzung wie schon 2015 und 2016.
Diesmal hatten wir nur ein kurzes Wochenende Zeit gefunden von Freitag bis Sonntag und so fiel unsere Wahl auf ein nahegelegenes Ziel: Paris. Ich war zwar schon 2 Mal in der französischen Hauptstadt, aber beide Male war es keine reine Fototour mit nur jeweils begrenzter Zeit zum Fotografieren und so wollte ich die Gelegenheit nutzen, dies jetzt nachzuholen.
Um die Zeit in Paris optimal zu nutzen, sind wir am Freitag morgen um 8 Uhr in Trier losgefahren. Es sollte zum Nachmittag hin aufklaren und so hatten wir die Hoffnung, am heutigen Tag noch ein paar Fotos machen zu können. Insofern galt es keine Zeit zu verlieren.
Es dauerte nicht lang und wir hatten Luxemburg durchquert und noch einen letzten, kurzen Kaffee-Stopp an der Grenze zu Belgien eingelegt.
Wie schon die letzten Male auf dem Weg nach Paris habe ich mich auch diesmal wieder gegen den direkten Weg über Metz entschieden und bin entlang der französisch-belgischen Grenze durch Belgien fahren und erst auf Höhe Reims dann nach Frankreich rüber. Andrea fragte unterwegs schon, ob wir denn schon in Frankreich wären und just in diesem Moment wurde die gut ausgebaute Landstraße zu einer Schlaglochpiste – „Jetzt sind wir in Frankreich“, war mein kurzer Kommentar.
Die Strecke über Belgien ist in etwa gleich lang wie der Weg über Metz, allerdings etwas entspannter und deutlich günstiger was die Maut angeht.
So kamen wir auch gut voran und hatten bald Reims erreicht. Zwischendurch gab es immer mal wieder etwas Sonnenschein, der sich aber mit dichterer Bewölkung abwechselte. Aber wir waren guter Hoffnung, dass es später noch besser werden sollte.
Nach 3 1/2h hatten wir schließlich den Pariser Ring erreicht und ab hier waren wir dann auch in dichtem Verkehr unterwegs, der höchste Konzentration erforderte und den Blutdruck merklich steigen ließ. Auf teilweise mehr als 6 Spuren ging es im Stopp-and-Go Verkehr weiter, während links und rechts immer wieder Kamikaze-Motorradfahrer an uns vorbeirauschten.
Aber auch dieses Stück ging vorüber und wir erreichten den Stadtteil Ivry-sur-Seine, wo wir die Stadtautobahn endlich verlassen konnten. Es waren von hier nur noch weniger Meter zu unserem B&B-Hotel Paris. In weiser Voraussicht hatten wir einen Parkplatz in der Garage dazu gebucht, so dass uns die lästige Suche nach einem Platz für das Auto erspart blieb.
So hatten wir nach etwas über 4h schließlich unsere Unterkunft am frühen Nachmittag erreicht.
Der Checkin zog sich dann etwas hin, aber schließlich konnten wir alle auf unsere Zimmer, welche zwar einfach, aber für die Tage doch völlig ok und vor allem sauber waren.
Viel Zeit, um das Hotel zu „genießen“ blieb uns jedoch nicht, denn schließlich wollten wir ja in Paris fotografieren und nicht faul auf den Betten liegen. Insofern waren wir – mit unseren Kameras bepackt – wenige Minuten später startklar für eine erste Tour in die Pariser Innenstadt. Pia und ich hatten tapfer unsere Stative eingesteckt, während Tamas und Andrea die leichtere Packart bevorzugten für den heutigen Tag.
Die nächste Metrostation von unserem Hotel aus war Porte de Choisy, von wo es direkt in die Innenstadt ging. Nachdem wir uns mit einem ersten Schwung an Metrotickets eingedeckt hatten, konnte es also losgehen, Paris fotografisch zu entdecken.
Eine knappe Viertelstunde waren wir unterwegs zur Haltestelle Pont Marie. Von hier ging es durch die Cité des Arts zur Île de la Cité, wo wir direkt hinter Notre Dame herauskamen. Die Kirche ließen wir jedoch zunächst links (bzw. rechts) liegen, denn unser aller Mägen meldeten sich langsam, schließlich hatten wir alle seit dem Morgen nichts mehr zwischen die Zähne bekommen.
So typisch französisch war unser Mahl nicht, aber Burger, Cesars Salat bzw. Steaks hatten uns genug gesättigt, für den Rest des Nachmittags.
Interessanter war da schon die Bäckerei gegenüber vom Restaurant, denn hier gab es riesige Baiser-Stücke in diversen Geschmacksrichtungen. Allerdings hatte ich keine wirkliche Lust, ein solches Stück stundenlang mit mir herum zu tragen und zum gleich Essen war es dann doch zu viel. Also habe ich das Unterfangen kalorienfreundlich für heute gelassen.
So zog es uns langsam zurück in Richtung Notre Dame und auf dem Weg konnten wir schonmal die Kameras aufwärmen.
Notre Dame de Paris ist sicherlich die bekannteste Kirche der Stadt, doch hinein zog es uns am heutigen Tag nicht. Zwar ist Kirche ohne Zweifel sehenswert und ein (wenn nicht das) Meisterwerk der Gotik, doch zum Einen waren einige von uns schon drinnen gewesen und darüber hinaus waren die Warteschlangen am heutigen Tag recht lang. Insofern konzentrierten wir uns auf ein paar Aufnahmen von außen, bis wir weiterzogen.
Ich hatte den Anderen den Vorschlag gemacht, in die Palastkapelle der Königsresidenz – Sainte-Chapelle – zu gehen. Ich war 2009 schon einmal dort drinnen gewesen und für mich ist sie eines der schönsten kirchlichen Bauwerke und übertrifft bei weitem Notre Dame in ihrer Pracht. Ein weiterer Vorteil war, dass in der Kapelle – zumindest nach meiner Erinnerung – das Fotografieren erlaubt ist (im Gegensatz zu Notre Dame). Insofern war es uns die 10 Euro Eintritt, das Anstehen für den Einlass sowie die Sicherheitskontrolle wert.
Die Kapelle stammt – wie Notre Dame – aus der Zeit der Gotik und wurde im 13. Jahrhundert unter König Ludwig IX. erbaut.
Wer die Kapelle durch den Eingang betritt wird jedoch zunächst enttäuscht sein, denn obgleich farbenfroh, so erwartet einen doch nur ein langer Raum mit ein paar Souvenirständen und einem schönen Glasfenster in einem Bogen am Ende. Der Trick ist, dass man über eine kleine Wendeltreppe in den zweiten Stock gehen muss, denn erst hier befindet sich die eigentliche Kapelle.
Ich hatte den anderen nicht zu viel versprochen, denn in der Tat ist das Spiel der unzähligen, prächtigen Glasfenster zusammen mit den gotischen Bögen und der blauen Decke ein einzigartiger Anblick und für mich definitiv ein Muss bei einem Besuch in Paris. Über 600qm Fläche nehmen die Glasfenster ein und über 2/3 sind noch im Original aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Durch die Farbigkeit der Fenster ist auch das Licht in der Kapelle in mystische, vielfarbige Töne getaucht, was nochmals zur Atmosphäre beiträgt.
Obwohl das Gebäude nicht sehr groß ist, kommt man sich doch recht klein im Inneren vor, denn die Kapelle ist zwar schmal, aber doch recht hoch. Ganze 12m ragen allein die Glasfenster in den Himmel.
Beinahe hätte die Geschichte es jedoch so gewollt, dass wir heute dieses Kleinod nicht mehr besichtigen könnten, denn nach der französischen Revolution stand es kurz vor dem Abriss. Gottseidank ist es soweit aber nicht gekommen und dank umfassender Restaurierungen durften wir heute wunderbare Fotos mit nach Hause nehmen. Lohnenswerte Motive neben dem Raum als Ganzes boten dabei die blau angemalte Sternendecke, die Apostelstatuen zwischen den Fenstern oder aber auch die Fensterrose am hinteren Ende der Kapelle.
Wir hatten Glück gehabt und waren fast eine der letzten Gruppen in der Kapelle, bevor sie für Heute die Pforten schließen sollte, aber wir alle waren uns auch einig, dass sich der Besuch mehr als gelohnt hatte. Auch ich, der schonmal hier war, hatte diesmal ein paar wirklich schöne Aufnahmen erhalten.
Die Kapelle selbst liegt im Komplex des heutigen Justizpalastes, an dessen Eingang wir nach dem Verlassen der Kirche vorbeikamen. Vom Innenhof des Justizpalastes bot sich dabei der beste Blick auf Sainte-Chapelle und zu unserem Glück klarte auch der Himmel merklich auf zu dieser Zeit. Sehenswert in der Ecke waren zudem das Eingangstor zum Justizpalast mit seinen goldenen Verzierungen und der Eingang zum Gebäude mit seiner Treppe. Über den drei Eingangstüren befinden sich die drei Wörter Liberté, Égalité und Fraternité (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit), welche den Wahlspruch der französischen Republik darstellen.
Von hier ging es dann weiter zum Place Louis Lépine, wo sich ein paar Motive an der U-Bahnstation mit ihrem Jugendstil-Eingangsportal, welches an Bäume und Äste erinnert, anboten. Daneben war die Spiegelungen der historischen Gebäude in einer gegenüberliegenden Glasfassade noch ganz interessant zum Fotografieren. Einen Gang über den hier befindlichen Blumenmarkt haben wir uns dagegen gespart, da das Fotografieren hier absolut unerwünscht war, woran die Händler mit zahlreichen Schildern und Gesten keinen Zweifel ließen.
Nach dem Abstecher waren wir dann auch schon wieder zurück auf dem Platz vor Notre Dame. Hier blieb uns noch etwas Zeit, um das Geschehen vor und rund um den Park hinter der Kirche zu fotografieren.
Notre Dame entstand über einen Zeitraum von 200 Jahren im 12. bis 14. Jahrhundert. Es war in dieser Kirche, in der sich Napoleon I. zum König krönen lies.
Auf dem Hauptportal sind sicherlich die unzähligen Figuren der größte Blickfang. Dazu gehören auch die Fabelwesen, welche in Form von Wasserspeiern auf die Stadt herabblicken. Leider blieb uns heute keine Zeit, auf einen der Türme von Notre Dame hinauf zu steigen, aber so bleibt dies für einen künftigen Paris Besuch über. Denn von den Türmen hat man einen tollen Blick auf die Stadt.
Nicht ganz so alt ist dagegen eine Statue im Park neben Notre Dame. Sie zeigt den verstorbenen Papst Johannes Paul II.
Als wir mit dem Rundgang fertig waren, stellte sich die Frage, wo wir uns zum Sonnenuntergang hinbegeben sollten, denn bei dem Wetter versprach es, eine lohnende Aktion zu sein.
Unsere Wahl fiel auf den Louvre, was aber noch ein gutes Stück zu Fuß zu laufen war, von daher machten wir uns besser mal auf den Weg.
Auf der Île de la Cité waren wir zunächst bis zum Ende der Insel gelaufen, wo sich die Pont Neuf befindet. Diese ist die älteste noch original erhaltene Seine-Brücke in Paris. Ihre Gesamtlänge von 238m führt sie in der Mitte über die Île de la Cité. Bei ihrer Erbauung war sie die fünfte Brücke über die Seine, aber die erste, bei der es keine Bauten auf der Brücke gab, so dass man direkt von der Brücke auf den Fluss sehen konnte – damals ein Novum, waren Brücken doch attraktive Standorte für Händler.
In der Mitte der Brücke befindet sich eine Reiterstatue von Heinrich IV. zu dessen Zeit die Pont Neuf fertiggestellt wurde (begonnen wurde der Bau unter Heinrich III.). Zu dieser Reitstatue hatte es auch uns dann hingezogen, da die hier unzählige angebrachten Schlösser lohnende Motive boten. Aber auch die Sockel der Laternen waren das ein oder andere Foto wert.
Auf der anderen Seite der Brücke angekommen, sind wir dann der Seine gefolgt, bis wir zum ersten Seiteneingang des Louvre-Gebäudes kamen.
Der Louvre ist ein riesiger Komplex mit zwei großen Hinterhöfen von denen wir durch den hinteren (den kleineren) das Gebäude betraten. Die monumentale Größe des Gebäudes erlaubt es, hier eines der größten Museen der Welt unterzubringen. Diesen Umstand verdankt es seiner ursprünglichen Nutzung, denn der Palais du Louvre war einst Residenz des französischen Königs.
Der Bau geht auf das 12. Jahrhundert zurück, doch erst im 16. Jahrhundert begann sich die heutige Gestalt des Louvre abzuzeichnen und auch erst ab dann wurde das Gebäude zum Wohnsitz des Königs, bis Versailles 1682 fertiggestellt war.
Ab diesem Zeitpunkt drohte der einstige Königssitz zu verfallen, bis ihm die Französische Revolution zur Hilfe kam. Denn infolge der Revolution wurde aus dem Palast das erste öffentliche Museum in Frankreich und 1793 konnten die ersten Besucher hier Kunstwerke und Schätze aus Königs- und Adelshäusern bewundern.
Auf unserem Programm stand jedoch heute kein Besuch des Museums, denn die Blaue Stunde nahte mit großen Schritten und wir wollten die Gelegenheit nutzen, den fotogenen Innenhof des Louvre mit seiner Glaspyramide einzufangen. Also hatten Pia und ich unsere Stative ausgepackt, während Andrea und Tamas nach einem stabilen Untergrund Ausschau hielten.
Das warme Licht der Lampen in der Pyramide bildete während der Blauen Stunde einen schönen Kontrast zum Himmel und lohnte daher aus verschiedensten Perspektiven für ein Foto. Einzig die zu dieser Zeit immernoch zahlreichen Menschen auf dem Platz störten das Bild etwas. Von daher haben wir mit Graufiltern eine Langzeitbelichtung erzwungen, in der Hoffnung, zumindest einen Großteil der Menschen aus den Bildern zu eliminieren – was zumindest teilweise gelang.
Die Pyramide im Innenhof ist natürlich nicht so alt wie der Palast, doch ihre Eröffnung ist eng mit der Geschichte des Museums verbunden. Es waren ziemlich genau 200 Jahre seit der Französischen Revolution vergangen, als der neue Eingang zum Louvre fertiggestellt war. War man zuvor noch durch einen der regulären Eingänge ins Museum gekommen, so führt seit 1989 der Weg durch die Pyramide in eine unterirdische Eingangshalle. Diese Umgestaltung war zugleich die Vollendung des Vorhabens, den gesamtem Komplex des Palais du Louvre dem Museum zukommen zu lassen. Obwohl die Pyramide in ihrer Form umstritten war, hatte der damalige Präsident Mitterand sich damit ein architektonisches Denkmal in Paris geschaffen, welches heute nicht mehr aus dem Stadtbild wegzudenken ist.
Nachdem wir mit dem Innenhof fertig gewesen waren, was die Fotos anging, zogen wir weiter zum Arc de Triomphe. Na ja, es war nicht der Arc de Triomphe, an den jetzt jeder denken würde, denn bis dahin wären es doch ein paar Kilometer Fußweg gewesen, sondern der Arc de Triomphe du Carrousel, der sich direkt gegenüber vom Innenhof des Louvre befindet.
Auch er bot bei Nacht – dadurch das er angestrahlt wird – ein lohnendes Motiv, zumal man bei größerer Entfernung noch das Riesenrad, welches sich gerade am Place de la Concorde befand in den mittleren Torbogen fotografisch integrieren konnte.
Der Bogen ist gerade mal halb so groß wie sein Bruder am Ende der Champs-Élysées und wurde zur Zeit Napoleons I. als Denkmal für die Armee errichtet.
Unweit des Bogens hatten wir auch einen ersten Blick auf den beleuchteten Eiffelturm, an dessen Spitze anscheinend ein Laser rotierte. Hier entstanden dann die letzten Bilder von Pia und mir an diesem Abend (Tamas und Andrea hatten schon aufgegeben), bevor auch wir eingepackt hatten und uns mit den anderen auf die Suche nach einen Restaurant für einen kleinen Abendsnack machten.
In einer Seitenstraße rechts der Tulérien fanden wir schließlich ein kleines Lokal, wo ich nur noch einen kleinen Salat mit Ziegenkäse und eine Cola geordert hatte. Die Preise waren sehr touristisch (die Cola war für ganze 6 Euro zu haben) und das Essen sagen wir mal so: mittelprächtig. Mein Salat bestand eher aus ganzen Salatbrocken, denn aus Blättern, obgleich zumindest der Ziegenkäse ok war.
Immerhin waren wir alle satt und konnten dann den Weg zurück ins Hotel antreten, denn bei der jetzigen Dunkelheit lohnte es sich nicht, noch weiter zu fotografieren. Der Tag war aber auch so lang genug gewesen und für einen Nachmittag hatten wir schon ziemlich viele Fotos im Kasten.
Im Hotel sind wir dann alle in unsere Betten gefallen. Ich hatte noch kurz meine Bilder gesichert und dann endete auch für mich dieser schöne erste Tag in Paris, der definitiv Lust auf Mehr geweckt hatte.