Ein Fotowochenende in Köln – Tag 1
Der Kölner mag es mir verzeihen, aber seine Stadt genoss fotografisch bei mir in der Vergangenheit nicht gerade den höchsten Stand. Im Gegenteil, ich konnte Köln optisch nur recht wenig abgewinnen, was sicher auch ein Stück verständlich ist, denn die Stadt wird dominiert durch zweckmäßige Nachkriegsarchitektur, nachdem der 2. Weltkrieg die historische Seite der Rheinmetropole fast vollständig ausgelöscht hatte.
Dennoch war ich im Dezember 2018 für ein Wochenende aufgebrochen, um genau dieser Stadt fotografisch doch noch etwas näher zu kommen. Dazu kam es, weil ich noch ein freies Wochenende hatte, an dem der Rest meiner kleinen Familie noch im Urlaub in Kenia weilte.
Los ging es also am Freitag in aller Frühe mit einem durchgehenden Zug von Trier nach Köln zunächst entlang der Mosel (von der bei Dunkelheit nicht viel zu sehen war) und später entlang des Rheins, bis ich kurz vor 10 Uhr in Köln angekommen war. Mit mir gemeinsam war auch der Regen in der Stadt angekommen und so war es recht ungemütlich, während ich mit meinem Gepäck durch die Gassen bis zum Hotel in der Nähe des Bahnhofs zog.
Für die zwei Nächte war ich im Hotel Buchholz untergebracht, einem kleinen, familiengeführten Betrieb. Die zentrale Lage, nettes Personal und ein exzellentes Frühstück sollten diese Unterkunft zu einer perfekten Wahl für das Wochenende machen.
Tatsächlich konnte ich auch schon mein Zimmer beziehen und da bei dem Schmuddelwetter draußen im Moment nicht wirklich ein Blumentopf mit Fotos zu gewinnen war, beschloss ich, noch einen Moment zu entspannen und ein paar Bilder vom letzten Kenia-Urlaub zu bearbeiten. Währenddessen behielt ich die Wetter-App immer im Auge und schon bald zeichnete sich auf dem Radarfilm ab, dass die Schauer nachlassen sollten. Also habe ich mich gegen 12 Uhr aufgerafft, die Kamera geschnappt und bin losgezogen.
Im Vorfeld zu dem Wochenende hatte ich auch mal im Web geschaut, welche Fotospots so zu empfehlen sind und natürlich waren dabei die Klassiker mit dem Dom und der Rheinbrücke im Vordergrund, sowie die Kranenhäuser am ehemaligen Zollhafen. Da beides aber eher zur Blauen Stunde interessant ist, beschloss ich, zunächst ein wenig kreuz und quer zu gehen, um mich quasi „warm zu schießen“.
Zunächst ging es zur nahegelegenen Kirche St. Kunibert, welche in ihrer Geschichte auf eine Kapelle im 7. Jahrhundert zurückgeht, welche von dem damaligen Bischof von Köln, St. Kunibert, gestiftet wurde.
Nach einigen Außenaufnahmen (der Bau war verschlossen), bin ich dann zurück zum Bahnhof gelaufen. Unterwegs gelangen mit aber noch ein paar Street-Aufnahmen.
Durch den Bahnhof hindurch, stand ich dann auch schon vor dem Dom, der jedoch von dieser Seite des Rheins nur sehr eingeschränkt fotografierbar ist. Insofern sparte ich mir den Touristenschnappschuss und widmete mich kurz der geschmückten Fensterfront des Hotel Ernst, sowie der Fassade des 4711-Gebäudes, bevor ich in den Dom hinein ging.
Bei dieser Kirche bin ich auch immer zwiegespalten. Einerseits ist es ein beeindruckendes Bauwerk, andererseits aber auch so düster und kalt, dass es nicht wirklich Emotionen in mir auslöst. Die Glasfenster des Doms sind zwar wunderschön, aber fotografisch aber auch eher eine dokumentarische Angelegenheit, statt einer kreativen Arbeit. Zu allem Übel war gerade der Innenraum auch noch wegen einer anstehenden Messe gesperrt und so wollte ich schon fast ohne Fotos davoneilen, als ich eine einzelne Figur an einer der Säulen entdeckte, welche etwas erhöht in diesem dunklen Raum hell erleuchtet war. Hier gelangen mir dann doch noch 2 Aufnahmen und bevor ich ging, wagte ich auch noch einen Schuss durch das Seitenschiff.
Beim Herausgehen fiel mir dann noch die Klinke zum Portal auf mit ihrem Engel und dem Löwen an dem Türring, die beide in die kunstvoll verzierten Holztüren eingearbeitet waren.
Weiter ging es dann nach einer kurzen, käsereichen Stärkung auf dem Weihnachtsmarkt. Mein Weg führte mich durch die Altstadt von Köln. Allzuviel historisches ist zwar vom alten Köln nicht übrig nach den Bombardements des 2. Weltkrieges, aber hier und da kann man doch noch ein paar Details erkennen, die z.T. humoristisch auf die Kölner Biertradition zurückgehen. Alternativ blieb mir die Möglichkeit mit den Linien und Formen der Nachkriegsarchitektur spielen.
So kam ich schließlich bis zum Neumarkt, an dessen Westseite sich die St. Aposteln-Kirche befindet, deren Ursprung im 11. Jahrhundert liegt. Einst verlief an dieser Stelle noch die alte Stadtmauer von Köln, welche direkt an der Kirche endete, weswegen man auch noch in der Kirchenmauer der Ostseite einen Ausstieg zur Stadtmauer entdecken kann.
Ein paar Schritte um die Kirche herum befindet sich dann recht unscheinbar ein Denkmal für einen der wohl berühmtesten Söhne der Stadt in Bezug auf die jüngere deutsche Geschichte: Konrad Adenauer.
Adenauer war 1876 in Köln geboren und war vor dem Dritten Reich Oberbürgermeister der Stadt gewesen. Nach dem Krieg 1949 wurde der Kölner, der seinen Dialekt nie so richtig zu verbergen vermochte, im hohen Alter von 73 Jahren erster Kanzler der neuen Bundesrepublik und blieb es bis 1963.
Nach dem kurzen Abstecher ging es weiter durch einige mehr oder weniger attraktive Gassen während nur die ein oder andere Spiegelung oder Graffitis zu einzelnen Fotos einluden. Es war eine kleine Durststrecke zu dieser Zeit gewesen.
So begab ich mich dann auch langsam wieder in Richtung des Rheinufers, dem ich dann wieder zum Dom hin gefolgt bin. In Höhe der Kirche St. Martin, welche mit den kleinen bunten Häuser direkt vor ihrer Fassade ein schönes Motiv abgaben, bog ich dann wieder in die Altstadt ein.
Eigentlich wollte ich auf dem Weg noch etwas auf dem Weihnachtsmarkt essen, aber als ich die Menschenmengen sah, vergang mir doch der Appetit und so bin ich erstmal zurück zum Hotel, um für einen kurzen Augenblick zu verschnaufen.
Allzu lang war die Pause dann tatsächlich nicht, denn am Abend wollte ich Fotos vom Dom von der Deutzer Rheinseite mit der Eisenbahnbrücke im Vordergrund einfangen. Um hier ein wenig Zeit zu haben, die richtige Aufnahmeposition zu finden, war ich rechtzeitig losgegangen.
Beim Weg über die alte Eisenbahnbrücke kam auch ich natürlich nicht daran vorbei, ein paar Aufnahmen der tausenden von Hängeschlössern anzufertigen, die hier die Geländer auf allen Seiten säumten.
Einmal auf dem anderen Rheinufer angekommen, wurde es immer windiger und das insbesondere an den Plätzen, wo man besonders gut auf den Rhein blicken konnte. Wind ist aber kein Regen und so hielt mich meine Winterjacke gut warm und ich musste mich nur darauf konzentrieren, die Kamera still zu halten, um keine Verwacklungen auf den Fotos zu haben, denn für ein Stativ war ich heute irgendwie zu faul gewesen.
Das erste gute Foto entstand dann auch in einem spontanen Moment kurz vor der Blauen Stunde, denn ein Vogelscharm flog plötzlich über die Brücke, während sich gleichzeitig ein Loch in den Wolken auftat.
Danach versuchte ich dann den richtigen Moment zu erwischen, an dem der Dom zur Blauen Stunde ebenso wie die Brücke beleuchtet war. Variationen gab es dadurch, dass ich mal Schiffe mit auf das Bild nahm, oder aber die Statue, welche am Ende der Eisenbahnbrücke steht.
Das beste Foto des Abends entstand aber, als die Beleuchtung des Doms gerade angeschaltet wurde. Hier gibt es dann ein ganz kurzes Zeitfenster, in dem sich die Lampen noch am Aufwärmen sind und der Dom in ein komplett grünes Licht getaucht ist. Aber wiegesagt, dies dauert nur einen kurzen Moment. Glücklicherweise war ich ja bereit zum Abschuss! Mit der Olympus OMD EM-1 MkII und dem 12-100mm f4.0-Objektiv konnte ich dabei selbst Aufnahmen von 2 oder mehr Sekunden aus der Hand halten, so dass ich nicht für meine Faulheit das Stativ betreffend bestraft wurde.
Damit war der Abend dann auch fotografisch fast schon zu Ende. Ich nahm zwar noch ein paar Bilder auf dem Weg zurück über die Brücke und am Museum vor dem Dom, sowie dem Bahnhof auf, aber für den ersten Tag war es dann auch genug. Ein Käsefondue auf dem Weihnachtsmarkt beschloss diesen Tag, der fotografisch besser gelaufen war, als ich es vorher gedacht hatte, denn tatsächlich hatte ich einige schöne Aufnahmen im Kasten.
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