Objektive für Spiegelreflexkameras und Systemkameras – Teil 2: Superzooms / Reisezooms
Als ich meine erste Spiegelreflex gekauft hatte (eine Minolta Dynax 7d) hatte ich noch ordentlich Häme dafür geerntet, als ich mit der Anschaffung des damals noch neuen Tamron 18-200 3,5-6,3 Objektiv geliebäugelt hatte. Auch heute noch wird man schnell verpönt, wenn man die Anschaffung eines solchen Objektives plant, denn schließlich kauft man doch keine Kamera mit wechselbaren Objektiven, um dann doch wieder ein Eins-für-alles-Objektiv zu kaufen.
Gerade jedoch für Amateure und Einsteiger in die Spiegelreflexfotografie sind diese Objektive aus meiner Sicht ideal, erlauben sie es dem Fotografen doch sich zunächst mit der Fotografie zu beschäftigen und rauszufinden, was er am liebsten macht – aufrüsten kann man später immer noch. Zudem sind die Superzooms recht günstig, insbesondere wenn man auf ein gebrauchtes Exemplar zurückgreift (gibt es schon knapp über 100 EUR).
Ich hatte mit der Zeit drei Superzooms:
- Tamron 18-200 3,5-6,3 (2005-2008)
- Tamron 18-250 3,5-6,3 (2008-2011)
- Sigma 18-250 3,5-6,3 OS HSM (2011 bis heute)
Das erste Tamron war mein Einstieg in die Spiegelreflexfotografie und ersetzte mein 18-70mm Kitobjektiv. Da ich vorher eine Bridge-Kamera mit umgerechnet 28-200mm Zoom hatte, bot das Tamron mit seinem Bereich von 27-300mm (kb-Äquivalent) einen idealen Startpunkt um alle Bildbereiche vom Weitwinkel (18mm, d.h. 27mm KB-Äquivalent) und Tele (200mm, d.h. 300mm Kleinbildäquivalent) abzudecken. Im Winter 2005 ging es mit dem Objektiv nach Prag, 2006 dann nach Alaska und Los Angeles und 2007 auf einen 3-Monats-Trip durch die USA. Das ganze ohne Probleme und mit Bildern, die in den wenigsten Fällen durch das Objektiv schlecht waren, sondern eher durch den unfähigen Fotografen – und natürlich waren auch viele schöne Bilder dabei. Störend war lediglich der recht laute und gemächliche Autofokus. Optisch war die Qualität in Ordnung.
2008 kam dann eine überarbeitete Version mit 250mm Endbrennweite und besserer optischer Qualität. Insofern musste die erste Variante gehen. Leider war das neue Objektiv mehr vignettierungsanfällig bei der Nutzung von Filtern (vielleicht auch nur ein Fehler bei meinem Exemplar). Dies führte bei Einsatz eines Polfilters zu schwarzen Rändern an den Ecken. Wie beim Vorgänger war zudem der Autofokus langsam und laut.
2011 mit der Anschaffung der Sony A55 war der AF der Tamron endgültig zu nervig, insofern kam das neue Objektiv von Sigma zum Einsatz. Dieses Objektiv hat einen HSM-Ultraschallmotor, der schnell und leise operiert. Dazu hat es einen Stabilisator. Um diesen zu nutzen, muss jedoch der Stabi in der Kamera abgeschaltet werden. Der Vorteil ist dann, dass auch das Sucherbild stabilisiert ist. Nachteile des Sigmas sind jedoch ein deutlich höheres Gewicht, ein größerer Durchmesser (72mm statt 62mm – dafür aber auch keine Vignettierungsprobleme) sowie der Stromverbrauch des HSM-Motors und des Stabilisators. Mittlerweile gibt es von diesem Objektiv eine überarbeitete Version welche kleiner (62mm Filter) und leichter ist, dafür aber bei Sony-Kameras keinen Bildstabilisator mehr hat. Ebenso gibt es ein vergleichbares Objektiv (18-270mm) von Tamron.
Fast alle Bilder auf dem Blog, welche bis Mitte 2012 entstanden sind, sind mit Superzooms aufgenommen. So unter anderem folgende Sammlungen:
Gleiches gilt für fast alle Bilder meiner USA-Reiseberichte hier im Blog.
Nun in 2012 hatte ich genug Erfahrungen gesammelt zu haben, um den nächsten Schritt in Sachen Objektivqualität zu machen. Ich habe mir hierzu angeschaut, welche Brennweiten ich wie oft einsetze (geht recht einfach mit der Filterfunktion in Lightroom). Dabei kam raus, dass ich zwischen 75 und 80% meiner Bilder mit einer Brennweite unter 80mm mache. D.h. die Telepotentiale des Superzooms nutze ich nur für 20% der Bilder. Gerade im Bereich bis 80mm gibt es einige gute Zooms und so musste das Sigma einem Sony 16-80mm weichen müssen. Mehr dazu aber im nächsten Teil.
Meine Empfehlung ist aber weiter, dass für einen Einsteiger/Umsteiger in die DSLR-Fotografie ein Superzoom die beste Wahl ist, da so zunächst einmal alles ausprobiert werden kann, sei es Architektur- oder Landschaftsfotografie. Für Makrofotografie sind die Objektive z.T. geeignet, da sie zwar schon einen guten Abbildungsmaßstab erreichen, sind aber von einem richtigen Makro noch einiges entfernt. Für die Tierfotografie würd dagegen oft ein wenig mehr Tele fehlen, während bei Portraitfotografie die mangelne Lichtstärke (und damit kleine Freistellungsmöglichkeit) den Objektiveinsatz limitieren. Klarer Vorteil ist der (insbesondere gebraucht) günstige Preis solcher Objektive.
Nochmal zusammengefasst:
Ein Superzoom ist für:
- Einsteiger, die noch erkunden, welches fotografische Gebiet sie verfolgen wollen
- Reisetrips, wo ein Objektivwechsel nicht möglich ist (z.B. Wüste) oder aber mehrere Objektive zuviel Gewicht darstellen.
- Alle, die keinen Objektivwechsel machen möchten und trotzdem nicht auf den Komfort und die Qualität einer DSLR verzichten wollen
Ein Superzoom ist weniger geeignet für:
- Portraitaufnahmen (mangels Lichtstärke)
- Tieraufnahmen (schlechte Tele-Qualität und zu wenig Tele)
- Sportveranstaltungen (mangels Lichtstärke)
- echte Makros (zu kleiner Abbildungsmaßstab)