Der Aufbau eines kleinen Fotostudios – Teil 3: Auf den Hintergrund kommt es an

In den ersten beiden Teilen haben wir überlegt, was wir fotografieren möchten, wo unser kleines Studio hinkommt und wie wir es mit Licht füllen. Um nun erste Fotos machen zu können, brauchen wir jedoch noch einen Hintergrund und um die Auswahl dessen geht es in diesem Teil.

Wie bei der Beleuchtung gibt es auch beim Hintergrund einige Auswahlmöglichkeiten:

  • Studiowand
  • Rollo
  • Stoff
  • Papier/Hintergrundkarton
  • Falthintergrund

Bis auf die Studiowand erfordert jeder Hintergrund auch eine Aufhängung. Hierfür gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Anbringung an der Wand oder Decke
  2. Kauf eines Hintergrundsystems

Die Anbringung an der Decke oder Wand ist sicherlich am stabilsten, nimmt einem aber auch Flexibilität und nicht jeder möchte eine Halterung an der Wand/Decke haben, falls der Hintergrund mal nicht gebraucht wird.

Ein Hintergrundsystem besteht meist aus zwei Lampenstativen und einer Querstange. Einfache Varianten kosten bei Ebay rund 30 EUR. Sie werden zwar keinem Sturm standhalten, aber für ein kleines Indoorstudio sollten sie dennoch ausreichend sein. Ich selbst habe mir ein solches System zugelegt. Vorteil ist zudem, dass wenn man den Hintergrund mal nicht braucht (z.B. draußen), habe ich zwei weitere Lampenstative für Blitze zur Verfügung.

Gehen wir nun die verschiedenen Hintergründe der Reihe nach durch:

Studiowand

Am naheliegendsten ist es, einfach die Wände unseres Studios als Hintergrund zu nutzen. Sofern diese über eine ruhige Struktur verfügen, spricht auch nichts grundsätzlich dagegen. Der Vorteil ist, dass ihr kein Hintergrundsystem benötigt, um den Hintergrund zu befestigen und das ganze damit auch keinen Platz wegnimmt. Nichtzuletzt verursacht das Ganze keine Zusatzkosten.

Insofern ideal für den Anfang, allerdings gibt es auch ein paar Nachteile:

  • Eine Farben enthalten optische Aufheller, welche für einen leichten Farbstich im Bild sorgen
  • Je nach Beschaffenheit der Wand könnte diese reflektieren, was in der Regel bei Hintergründen nicht erwünscht ist
  • Man ist stark eingeschränkt, denn die Farbe der Wand lässt sich nicht so einfach ändern

Wer über die ersten Versuche hinaus ist, wird sich schon bald etwas mehr Flexibilität wünschen und andere Hintergründe ausprobieren.

Rollo oder Stoff

Da Rollos nur Spezialfälle von Stoffhintergründen sind, fasse ich beide hier einmal zusammen.

Stoffhintergründe sind in vielen Farben und Größen erhältlich und erlauben im Vergleich zu unserer Studiowand deutlich mehr Variation. Zudem kann Stoff gereinigt werden und ist verhältnismäßig günstig zu erwerben.

Klingt doch ideal, wenn da nicht auch ein großer Nachteil wäre – Stoff kann Knittern und Falten hinterlassen. Diese Falten fallen dann oft störend in den Fotos auf, was dann wieder Aufwand in der Nachbearbeitung macht. Zwar kann man die Falten rausbügeln, aber bei größeren Stoffen (z.B. 3x6m) wird dies schon zur Mission Impossible.

Hier kommt der Vorteil bei Rollos. Diese sind auf einer Rolle und haben daher weniger bzw. keine Falten. Ihr Nachteil ist jedoch, dass sie a) teurer und b) nicht in allen größen erhältlich sind – oder wo bekommt man ein Rollo mit 3m Breite und 6m Länge (ohne gleich ein Vermögen auszugeben)?

Wer jedoch auf Ganzkörperaufnahmen verzichten kann, hat mit Rollos eine gute Alternative. Erwähnenswert ist hier z.B. das Rollo Tupplur von Ikea, welches in Größen bis 2x2m (Kosten 35 EUR) erhältlich ist. Alternativ gibt es auch einige Stoffe (bzw. Kunststoffe aus Polypropylen) auf Rollen, welche dann im Maß 1,6m breit x 5m lang erhältlich sind (Kosten 23 EUR inkl. Versand).

Ich selbst hatte zunächst einen schwarzen Stoff mit 3x5m. Dieser warf jedoch so viele Falten und war für mich etwas zu breit, so dass ich dann die Stoffe in 1,6x5m gekauft habe.

Hier ein Beispiel, was die Falten zeigt:

SONY DSC

Und hier ein Beispiel mit dem 1,6x5m Hintergrund auf Rolle:

SONY DSC

Papier / Hintergrundkarton

Professionelle Fotografen nehmen meist Hintergrundkarton. Er ist in 3 Größen erhältlich, wobei die beiden gängigen 1,35mx11m und 2,72x11m sind. Die Farbvielfalt ist dabei ähnlich wie bei Stoff. Im Gegensatz zum Stoff liegt der große Vorteil von Karton darin, dass er keine Falten wirft. Er ist dafür jedoch auch nicht waschbar, sondern verdreckte Teile werden einfach abgeschnitten. Karton ist ein Verbrauchsmaterial. Ein weiterer Nachteil von Karton ist, dass man die Breite nicht variieren kann, falls man mal keine 2,72m hat. Bei Stoff geht dies schon.

Die schmale Größe ist für Ganzkörperportraits nur bedingt geeignet. Für die breite Variante braucht man natürlich entsprechend Platz. Man sollte beachten, dass die Rollen senkrecht gelagert werden müssen, um unschöne Wellungen zu vermeiden, d.h. wer nicht gerade 2,80m-Decken hat, bekommt hier schon ein erstes Problem. Karton ist auch etwas teurer als Stoff – eine Rolle kostet ca. 40 EUR (schmal) bzw. 70 EUR (breit) – dafür erhält man aber auch 11m Länge.

Die Wahl zwischen Karton und Stoff ist eine persönliche Präferenz und jeder sollte selbst prüfen, was ihm besser liegt. Ich selbst finde Stoff auf Rollen etwas besser, zumal auch die 1,6m-Variante zumindest etwas mehr Flexibilität gibt, als die 1,35m Papiervarianten. Die 2,72m sind bei mir leider zu breit bzw. für die Lagerung auch zu hoch.

Falthintergrund

Falthintergründe sind quasi Stoffhintergründe, die jedoch einen großen Vorteil haben: sie sind sehr kompakt zusammenfaltbar. Ein Hintergrund von 1,5x2m hat am Ende einen Durchmesser von gerade mal 60-80cm. Leider sind die Hintergründe auch nur bedingt groß – für Ganzkörperaufnahmen taugen sie in keinem Fall. Ebenso sind sie in ihrer Farbvielfalt gegenüber Stoff und Papier doch eingeschränkt. Zu guter Letzt sind sie auch noch verhältnismäßig teuer.

Falthintergründe sind aus meiner Sicht immer dann sinnvoll, wenn sie unterwegs genutzt werden soll, da man lediglich einen Haken zum Aufhängen oder eine Person zum Halten benötigt und nicht gleich ein Hintergrundsystem.

Für mich als Anfänger war es zunächst keine Option.

Wiegesagt, ich habe zunächst einmal Stoffhintergründe mit 1,6m Breite auf Rollen besorgt und werde damit meine ersten Erfahrungen sammeln. Wer den Platz hat für den breiten Hintergrundkarton, kann diesen aber mindestens genausogut einsetzen.

Ist die Art des Hintergrund jetzt geklärt, so haben wir jedoch noch nicht über Farben gesprochen.

Hintergrundfarben

Hintergründe gibt es in vielen verschiedenen Farben, wobei der Anfänger sich zunächst auf die typischen Standards konzentrieren sollte, bevor er kreative Ausflüge macht. Diese drei Standardfarben sind:

  • weiss
  • grau und
  • schwarz

Der neutralste Hintergrund ist sicherlich grau. Er lässt sich durch farbiges Anblitzen auch gut einfärben. Insofern raten viele zu diesem Hintergrund. Schwarz sorgt dagegen für tolle Kontraste in den Bildern, gerade, wenn z.B. blonde Personen fotografiert werden sollen. Weiss sorgt dagegen für kontrastärmere, weichere Bilder.

Zu beachten ist, dass man du Positionierung von Blitz und Modell den Hintergrund beeinflussen kann. So kann aus einem weissen Hintergrund schnell ein grauer werden und aus einem grauen auch leicht ein schwarzer. Aus einem schwarzen Hintergrund wird dagegen schwerlich ein weiss.

Ich selbst habe bei meinen Stoffhintergründen alle drei Farben geholt und insgesamt rund 50 EUR bezahlt. Dies ist unwesentlich teurer als eine einzige Papierrolle im schmalen Format und ich kann in Ruhe probieren, was mir am besten gefällt. Zudem ist die Investition nicht so groß, dass der Verlust übermäßig schmerzt.

Soviel heute zum Thema des Hintergrunds. Damit ist der Großteil unseres Heimstudios fertig und wir können fast schon loslegen. Nur über einen Punkt müssen wir im nächsten Teil noch sprechen: wie können wir das Licht nach unseren Vorstellungen formen?