Hands on Sony A55 Teil 2 – Handling, EVF und Display
So die ersten Erfahrungen mit der A55 konnte ich in den letzten Wochen sammeln – genug für ein erstes Urteil über die Benutzung der neuen Kamera und insbesondere auch ihren elektronischen Sucher.
Als ich die Kamera ausgepackt habe, war der erste Gedanke dann doch erstmal „Huch ist die klein und leicht“ – kein Wunder, denn zuletzt hatte ich wieder die alte Dimage D7D in der Hand gehabt und daneben ist die A55 wirklich ein Baby. Heute ein paar Wochen später hat sich dieses Gefühl gelegt und es kommt mir so vor, als hätte ich nie eine größere Kamera gehabt oder gebraucht. Die A55 liegt prima in der Hand und das Fotografieren macht wirklich Spaß. Auch das geringere Gewicht im Vergleich zur D7D und Sony A700 trägt zu diesem angenehmen Gefühl bei, denn bei längeren Touren ist sie definitiv besser zu tragen. Da ich parallel auch mein Tamron 18-250mm gegen das Sigma 18-250mm getauscht habe und letzteres knapp 200g mehr wiegt, hat sich der Gewichtsvorteil jedoch relativiert. Aber auch in dieser Kombination ist die A55 angenehm zu tragen. Einzig ist teilweise das vordere Einstellrad etwas im Weg (bohrt sich in den Finger) und ab und zu komme ich mit dem Daumen auf das Bedienkreuz auf der Rückseite.
Die Bedienung der Kamera ist definitiv intuitiv. Sehr schnell habe ich mich zurechtgefunden und das Wechseln von einer Funktion zur anderen geht sehr einfach. Am Anfang war ich skeptisch, dass mir doch ein paar Bedienungsknöpfe fehlen würden, in der Praxis war dies aber fast nie der Fall. Der Weg über die FN-Taste oder das Steuerkreuz sorgt dafür, dass ich schnell und präzise die gewünschte Funktion finde. Im Gegenteil habe ich mittlerweile den Eindruck, dass die Bedienung in Teilen sogar besser ist, als bei der A700. Ein paar Ausnahmen gibt es dennoch:
- Folgende Funktionen sind leider nur über das Menü zu erreichen:
- Ein-/Ausschalten des Bildstabilisators =>dies ist unpraktisch, sofern man Sigma-Objektive mit eingebautem OS besitzt und mal auf die Schnelle zwischen dem Sony Steady Shot und der Objektstabilisierung umschalten möchte
- Ein-/Ausschalten des GPS =>da sofern man zwischen dem letzten Standort und dem aktuellen eine größere Entfernung zurück gelegt hat, das GPS-Signal teilweise erst nach langer Pause kommt, hilft es hier wenn man das GPS kurz aus- und dann wieder einschaltet
- Einblenden des Histogramms auf dem Display. Hier würde ich mir eher einen weiteren Modus wünschen, der über die DISP-Taste im Steuerkreuz wählbar ist
- Der AF-Umschalter war bei der A700 besser platziert. Jetzt ist er links vom Bajonett und damit etwas schlechter erreichbar, wenn man den Fokus sichern will
- Das zweite Steuerrad fehlt schon etwas. Ich hatte auf diesem immer die Belichtungskorrektur und das war echt bequem. Nun muss man dazu den kleinen Knopf oben auf der Kamera drücken und kann dann das vordere Einstellrad dazu verwenden. Kein Drama, aber hier war die A700 etwas besser.
- Das vordere Steuerrad ist etwas schlecht erreichbar. Auch wenn die Kamera sonst eine für mich angenehme Größe hat, so ist die Position dieses Rades irgendwie unglücklich, da ich sie zum Bedienen oft verfehle und wenn ich die Kamera unglücklich halte, sich das Rad unangenehm in die Hand drückt.
- Die Abblendtaste ist etwas unglücklich positioniert. Sie wäre besser direkt an der Bajonettseite angebracht worden und nicht vorne schräg am Bajonett.
Auf der anderen Seite gibt es auch ein paar Dinge, die bei der A55 besser gelöst sind:
- Die Funktionen, die über den FN-Button angewählt werden können sind sehr schnell darüber erreichbar und damit kann das Menü meist ungenutzt bleiben
- Das Schnellzugriff per Drehkreuz auf ISO-Mode, Serienmodus, Displayeinstellungen funktioniert für mich besser von der Ergonomie als die Buttons der A700
- Die DRO/HDR-Taste ist in meinen Augen besser positioniert
Alles in Allem ein Gleichstand mit der Sony A700. Jede der beiden Kameras hat hier Vor- und Nachteile.
Der Sucher ist da schon etwas kontroverser. Der Aufschrei in den Foren war groß, als Sony die Zukunft im elektronischen Sucher (EVF) bei den SLTs präsentierte. Dann kamen die Tests, die den EVF über den Klee lobten. Ich hatte schonmal einen EVF und zwar in meiner Dimage 7i und auch mit dem konnte ich leben. Insofern war das prinzipiell kein Hindernis. Und gegenüber der Dimage 7i ist der Sucher der A55 eine Augenweide. Zu behaupten, er wäre so klar und brilliant wie ein optischer Sucher à la A700 wäre jedoch vermessen. Inbesondere bei grellem Licht ist der optische Sucher deutlich besser. Er ist klarer und die hellen Farben werden besser wiedergegeben. In diesem Situationen hat der EVF damit zu kämpfen, dass sein Dynamikumfang einfach nicht die Realität abbilden kann. Die Lichter fressen in diesen Situationen etwas aus, oder die Schatten saufen ab. Das Display auf der Rückseite schlägt sich hier übrigens deutlich besser. Umgekehrt ist das ganze, wenn es um schlechte Lichtverhältnisse geht und generell in Innenräumen. Hier ist der EVF in der Lage, das Signal zu verstärken und damit das Bild (zu Lasten eines deutlichen Bildrauschens) aufzuhellen. Hier kann also der EVF eine viel bessere Beurteilung des Bildes liefern, als der optische Sucher. In der Praxis wird man in den meisten Fällen mit beiden Suchertypen gut klarkommen. Nach einigen Wochen intensivem Fotografierens auch mit EVF muss ich sagen, dass er sich in fast allen Situationen doch am Ende bewährt hat. Das Vermissen eines optischen Suchers verschwindet somit je länger man den EVF nutzt.
Die große Stärke des EVF ist jedoch, dass er aufgrund seiner Bauweise als kleiner Bildschirm weitere Informationen im Bild anzeigen kann. Damit ist es nun möglich, dass Menü auch durch den Sucher hindurch zu steuern, genauso wie die Bildkontrolle nach der Aufnahme und sämtliche anderen Einstellungen die man ändert (ISO, Weissabgleich, HDR ect). Dies allein ist schon ein großer Vorteil, jedoch sind es vier weitere Dinge, die diese Technik zu einem echten Pluspunkt der A55 machen:
- Es können Gitternetzlinien eingeblendet werden. Diese helfen ungemein bei der Bildkomposition und sind etwas, was ich bei der A700 und der D7D immer vermisst habe (es gab dort nur eine entsprechende Einsatzscheibe als teures Zubehör).
- Alternativ kann auch eine digitale Wasserwaage eingeblendet werden, die die vertikale und horizontale Ausrichtung der Kamera anzeigt und somit perfekt ausgerichtete Fotos ermöglicht. Vorbei sind damit die Zeiten in denen man zu Hause massenhaft die Bilder geraderücken musste.
- Es ist zudem möglich alternativ ein Live-Histogramm einzublenden. Dieses erleichtert die Beurteilung der Belichtungssituation enorm. Leider ist dies nur einblendbar, wenn dies im Hauptmenü so ausgewählt wurde. In diesem Fall entfällt der normale Anzeigemodus in dem alle Einstellungen angezeigt werden.
- Es gibt einen Vergrößerungsmodus, um den Fokus zu überprüfen. Dies ist supernützlich, insbesondere wenn bei Makros manuell scharfgestellt werden soll. Die Vergrößerung erfolgt dabei 2-stufig (7,5x und 15x). Gefühlt ist damit das Scharfstellen einfacher als bei der A700. Auch zur Fokuskontrolle ist die Lupe sehr gut.
Leider sind die drei Ansichtsoptionen (Einstellungen, Wasserwaage, LiveHistogramm) nicht beliebig kombinierbar. Teilweise wäre es schön alle Einstellungen + Histogramm zu sehen oder Histogramm und Wasserwaage. Soweit hatte Sony hier nicht gedacht und damit eine kleine Chance zu noch mehr Benutzerfreundlichkeit verpasst. Insgesamt sind diese Möglichkeiten jedoch ein absoluter Pluspunkt gegenüber dem optischen Sucher, weswegen der EVF an dieser Stelle aus meiner Sicht mehr bietet.
Für das Klappdisplay an der Kamerarückseite gelten die gleichen Vorzüge wie für den EVF. Allerdings ist es optisch deutlich brillianter und bietet einen besseren Dynamikumfang. Das Problem bei grellem Licht hinsichtlich ausgefressener Lichter gibt es daher in der Form nicht. Leider ist bei so grellem Licht das Display insgesamt nur schwer erkennbar (wie jedes Display). Das Ausklappen des Displays nach unten anstatt zur Seite ist Geschmackssache. Wo es nachteilig ist, ist bei Selbstportraits und bei Stativaufnahmen. Ansonsten ist es egal, wo es angebracht ist. Super ist die Möglichkeit, dass Display mit der Bildschirmseite nach innen an die Kamera zu klappen. So ist das Display optimal geschützt. Dies ist bei mir auch die Standardposition. Insgesamt ist es auf jedenfall verführerisch, direkt über das Display anstatt über den Sucher zu fotografieren, wenn es das Licht zulässt. Besonders vorteilhaft ist dies bei der Aufnahme von Makros. Ärgerlich ist, dass Sony den Displayschutz nicht mitliefert und der Glasschutz auch nur schwer in Deutschland erhältlich ist (hierzulande bekommt man meisst nur die Folien). Eine Bestellung bei Amazon UK hat hier Abhilfe geschafft. Ingesamt ermöglicht das Display aber Fotografien aus Blickwinkeln, die bislang nur schwer erreichbar waren.
Das Umschalten zwischen EVF und Display erfolgt prinzipiell automatisch. Sobald man die Augen vor den EVF bringt, geht das Display an und sobald man sich entfernt, wird auf das Display umgeschaltet. In der Praxis ist dies zu 90% auch gut gelöst. Wenn die Kamera jedoch etwas verrenkt gehalten werden muss, um einen bestimmten Aufnahmewinkel zu erreichen kommt es hier und da vor, dass die Hand vor den EVF kommt und daher das Display ausgeht. Hier hilt nur die Betätigung des Viewfinder/LCD-Schalters, um manuell auf das Display umzuschalten.
So ein kurzes Fazit zum Handling sowie EVF und Display: Beim Handling ist die A55 absolut gelungen. Alles ist sehr intuitiv und fast alles Funktionen im schnellen Zugriff. Ein paar Dinge stören jedoch im Vergleich zur A700. Insgesamt hier also ein par zwischen den beiden Kameras. EVF und Display hingegen sind ein großer Schritt nach vorn. Die Abstriche in der Bildbrillianz im EVF werden m.E. durch die Vorteile des EVF durch diverse einblendbare Informationen überkompensiert. Ich jedenfalls vermisse den optischen Sucher der A700 nicht.
Im nächsten Teil geht es dann weiter mit den Spezialfunktionen wie HDR, Panorama, Lächelautomatik und anderem….