Urlaub an der Belgischen Küste – Tag 8: Knokke und Zeebrügge

Heute war die Sonne zurück und auch Milly ging es besser und so konnten wir Tag 8 wieder gemeinsam beginnen. Nach dem Frühstück haben wir alles fertig gemacht und sind dann zur Tram gelaufen, um heute bis zur Endstation kurz vor der holländischen Grenze zu fahren nach Knokke.

Hier wollten wir ein wenig durch den Ort spazieren.Zunächst musste Milly aber in den Supermarkt Wasser besorgen und hatte uns gleich auch noch zwei Fruchbiere mitgebracht. Danach kamen wir bei einem Foodtruck-Markt vorbei. Hier wurden aus Wohnwagen und Trucks allerlei Speisen verkauft und auch wir hatten uns ein paar Spareribs und einen Krokodilburger gegönnt. Dazu wollten wir unser Bier genießen, aber nur um fest zu stellen, dass sich unter dem Kronkorken noch ein echter Korken befand. Natürlich hatten wir keinen Korkenzieher dabei, also machten wir erstmal lange Gesichter. Ich bin daher nochmal losgezogen zum Supermarkt und habe noch einen Korkenzieher für über 10 Euro gekauft – das waren die wohl teuersten Biere des Urlaubs…

So gestärkt ging es dann weiter durch die Hauptstraße des Ortes, die von Geschäften auf beiden Seiten gesäumt ist.

Als ob der Snack von eben nicht schon genug gewesen war, hatten wir uns hier auch noch jeder eine Lütticher Waffel gegönnt – dieser Urlaub ist sicher keine Diätveranstaltung…

Damit waren wir dann aber auch am Strand angekommen und heute wehte ordentlich der Wind. Wir sind zunächst ein Stück in Richtung der holländischen Grenze gelaufen, bevor wir dann in die andere Richtung weitergegangen sind. Was dabei auffiel war, dass sich an der Promenade fast eine Kunstgalerie an die nächste reihte. Wer also auf Kunst aus ist, sollte hier mal vorbei schauen. Unser Ansinnen war dies nicht und so liefen wir weiter, bis wir beim Casino von Knokke angekommen war.

Hier fand in einer Baracke vor dem Gebäude die diesjährige Cartoon Convention statt, eine Ausstellung von Karikaturen. Hier haben wir uns dann ein wenig umgesehen und es war im Nachhinein gesehen wirklich lohnenswert. Viele der Karikaturen drehten sich um die Flüchtlingskriese und die Attentate rund um Charlie Hebdo und manche waren dabei auch arg derb, aber gerade deshalb auch so schonungslos entlarvend.

Nach dem Aufenthalt hier sind wir noch bis Duinbergen Watertoren gelaufen und haben dann die Tram nach Blankenberge genommen, da Milly wieder leichte Kopfschmerzen bekommen hatte. In Blankenberge ist sie dann mit Milo ins Hotel gelaufen und ich habe mich direkt wieder in die nächste Tram gesetzt und bin nochmal in Richtung Knokke gelaufen, um allerdings diesmal schon früher, nämlich in Zeebrügge auszusteigen.

Zeebrügge mit seinen knapp unter 4000 Einwohnern gehört zur Stadt Brügge, weshalb man es auch als den Strand von Brügge bezeichnet. Der Ort ist heute bekannt für seinen großen Industriehafen in dem die größten Containerschiffe der Welt ebenso Platz finden, wie Kreuzfahrtschiffe. Das hier heute ein solcher Hafen ist, ist mit dem Niedergang des Hafens in Brügge in Verbindung zu sehen. Als 1134 eine Sturmflut die Zwin soweit ausdehnte, dass sie bis nach Brügge reichte, verfügte die Stadt quasi über einen direkten Meeresanschluss, was den Handel und den Wohlstand ansteigen ließ. Doch ab dem 15. Jahrhundert versandete der Fluss zunehmend und ab 1870 gab es keinen Weg mehr, vom Meer nach Brügge zu kommen. Die Stadt war jedoch auf den Handel zur See ausgerichtet und so musste ein Ersatz her und diese entstand hier in Zeebrügge, wo 1877 eine erste Initiative für den Hafenbau startete. Doch es dauerte noch 17 Jahre, bis ein Vertrag zur Errichtung eines Hafens unterzeichnet war und weitere 11 Jahre bis 1905 für die Fertigstellung. 1907 legte dann endlich das erste Schiff an und zur Eröffnung kam der König höchstpersönlich. Es fehlte aber damals noch an Infrastruktur in dem Gebiet und so war der Erfolg des neuen Hafens nur mäßig. Hinzu kam der erste Weltkrieg, der auch Belgien erfasste. Auch der zweite Weltkrieg warf den Hafen abermals zurück. Heute jedoch zeichnet sich Zeebrügge als Hafen aus, in dem Schiffe aller Größen sowohl bei Ebbe als auch bei Flut einfahren können, was ihn für die Wirtschaft attraktiv macht. So entstanden auch viele tausend Arbeitsplätze für die Region.

Ich bin bei meinem Spaziergang einmal um den Yachthafen herum gelaufen, an dessen Ende sich zwei Museumsschiffe befinden. Eines davon ist ein russisches U-Boot der Foxtrott-Klasse, welches aber nicht, wie man vermuten könnte, aus dem zweiten Weltkrieg stammt, sondern erst 1960 im damaligen Leningrad erbaut wurde. Seit 1995 ist es nicht mehr im Dienst. Einst als B-21 benamt, wurde es umbenannt in B-821. Es handelte sich bei den U-Booten um Boote des Projekts 641, welche mit Dieselmotoren ausgestattet waren und als besonders zuverlässig galten, weshalb man sie wohl auch durchgehend von 1957 bis 1983 gebaut hatte (insg. 75 Schiffe).

Bis auf 250m konnte das 91m lange U-Boot tauchen und bei halber Maximalgeschwindigkeit war es möglich mit einer „Tankfüllung“ bis zu 30 Tausend Seemeilen zurück zu legen.

Das Boot kann, wie die hier aufgedockte West Hinder besichtigt werden, allerdings stand das nicht auf meinem Plan.

Stattdessen bin ich auf der anderen Seite des Yachthafens bis zum Ende gelaufen, wo sich ein das Fischerkreuz befindet, ein Denkmal, für die auf See umgekommenen Fischer.

Ebenfalls hier befindet sich der königliche Segelclub.

Ich bin dann noch zur nächsten Hafeneinfahrt gelaufen mit ihrem Hebebrücken. Hier lag gerade eine Containerschiff vor Anker und wurde entladen, was sehr interessant zu beobachten war, denn es wurde nicht etwa mit Kränen entladen, sondern mit kleinen LKW, welche immer 2 Container gleichzeitig transportierten. Das Ganze ging dabei sehr schnell von statten und es war erstaunlich, wie schnell die Fahrer auf dem engen Terrain manövrierten.

Dann aber kam noch ein Highlight zum Tagesabschluss, welches sich dadurch ankündigte, dass die erste der beiden Hebebrücken vor der Schleuse sich hob. Ein Blick auf die Hafeneinfahrt erklärte auch warum, denn es näherte sich ein Schiff und zwar nicht irgendeines, sondern ein richtig großer Brummer. 2 Schlepper brauchte es, um das Schiff hier durch die Hafeneinfahrt und in Position für die Einfahrt in die Schleuse zu bringen. Es handelte sich bei dem Schiff um die Viking Adventure, einen Autotransporter unter der Flagge von Singapur, der erst 2015 in Dienst gestellt wurde. Hergestellt wurde das Schiff in China, wird aber von einer norwegischen Reederei betrieben. Auf ihrer Jungfernfahrt machte der 199m lange und 32m breite Koloss auch in Bremerhaven halt.

18 Knoten kann der Transporter schnell werden und bei voller Ladung fasst er ganze 6.700 PKW!

Es war wirklich beeindruckend zu sehen, wie das Schiff hier in die Schleuse hineingezirkelt wurde und bot damit den perfekten Abschluss dieses Spaziergangs, bevor ich wieder zurück zur nächsten Tramstation gelaufen bin, um zu Milly zu fahren.

Bei frittierten „Spezialitäten“ ging damit dann auch dieser recht entspannte und schöne Tag zu Ende. Leider ist für morgen nicht so gutes Wetter vorhergesagt, aber wir werden es ja sehen.

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