Urlaub an der Belgischen Küste – Tag 9: Brügge die Dritte

Nach dem gestrigen sonnigen Tag sollte es heute wieder etwas trüber werden. Es hatte sogar etwas geregnet in der Nacht, aber die Vorhersage für den Tag war immerhin trocken und gegen Abend sollte sich auch die Sonne wieder zeigen.

Insofern hatten wir uns entschlossen, nach dem Frühstück nochmal nach Brügge zu fahren, um dort ins Historium – ein Museum – zu gehen.

Entspannt haben wir den Bus kurz vor halb 12 Uhr genommen und waren so um die Mittagszeit in der Stadt angekommen, wo wir uns durch die kleinen Gassen bis zum Marktplatz vorgearbeitet hatten. Hier befindet sich direkt neben dem Regierungssitz der Region das Historium, in einem schwarzen, gotischen Anbau. Es handelt sich hierbei nicht um ein klassisches Museum, sondern eher um eine Mischung von Multimediashow und Museum.

Milo durfte die ganze Sache bei mir auf dem Arm erleben, da Kinderwagen wegen der Stufen nicht erlaubt waren und schon ging es los. Die erste halbe Stunde folgt man dem virtuellen Reiseführer Jakob durch einen Tag in seinem Brügge des Mittelalters zu einer Zeit, in der Handel und Kunst in der Stadt auf ihrem Höhepunkt waren. Insgesamt geht man durch sieben Räume, in denen jeweils eine kurze Videosequenz gezeigt wird, die das damalige Leben widerspiegelt. In den Räumen herrschen zudem Gerüche, wie man sie wohl tatsächlich in den jeweiligen Räumen vorgefunden hätte (z.B. Salbei in einem Badehaus). Es war recht kurzweilig, aber auch schnell vorüber.

Danach gab es noch einen kleinen Museumsbereich, der aber eher sehr kurz ausfiel. Hier hätte ich doch auf etwas mehr gehofft.

Erwähnenswert ist aber noch der Standort des Museums, denn dieser Bau, ebenso wie der Nachbarbau des Regierungssitzes waren noch nicht Teil des mittelalterlichen Ensembles auf dem Marktplatz. Stattdessen stand hier die Wasserhalle, in die die Boote vom Meer direkt einlaufen konnte, denn der Meeresarm der Zwin reichte bis auf den Marktplatz von Brügge. Die Wasserhalle war aber nicht nur ein kleiner Hafen, sondern auch Lagerhaus und Handelsplatz in einem.

Unser Besuch des Museums endete im Duvelorium, einem Bier-Café im ersten Stock. Hier gab es für Milly ein Fruchtbier, während ich ein weiteres Abteibier, ein Maredsous Bruin getrunken hatte.

Damit waren wir „gestärkt“ für einen kleinen Spaziergang durch Brügge. Zunächst sind wir aber nochmal zur Heilig-Blut-Basilika gelaufen, damit auch Milly hier einen Blick hineinwerfen konnte, denn beim letzten Mal war ich ja allein unterwegs. Ich blieb derweil mit Milo draußen und habe noch ein wenig die Fassade der Basilika und des Rathauses betrachtet, in der sich immer mehr Details entdecken ließen, je länger man sie betrachtete. So befinden sich teilweise unter den Simsen der Figuren am Rathaus weitere kleine Figuren, oder aber der Vogel über dem Eingang der Basilika, der bei genauer Betrachtung noch Junge bei sich hat.

Als Milly wieder da war, sind wir zurück zum Markt und von dort auf die Vlamingstraat, denn es gab noch ein Gebäude, welches ich gern sehen wollte – das Haus der Familie Van der Beurse.

Doch bevor wir dort ankamen, gab es einen Zwischenfall. Wir kamen „zufällig“ an der besten Patisserie in Belgien vorbei…

Der Rest dieser Anekdote besteht aus 2 leckeren Küchlein und jeder Menge Kalorien…

Im Anschluss haben wir es aber dann doch noch zum Gebäude der Familie Van der Beurse geschafft. Warum dieses Gebäude so wichtig ist? Es ist quasi die erste Handelsbörse der Welt gewesen und nach dem Namen der Familie nennt man auch heute alle Handelshäuser noch Börsen.

Das Haus war im Mittelalter eine Pension mit dem Namen Huis Ter Beurze. Hier kamen Händler aus aller Welt hin und als sie hier waren schlossen sie auch gleich ihre Geschäfte ab. Dabei wurden nicht nur Waren direkt gehandelt, sondern auch Verträge über künftige Lieferungen zu einem heute schon festgelegten Preis abgeschlossen (heute nennt man diese Verträge Futures).

Kaufleute der wichtigen Handelsnationen, wie die der Hanse oder der italienischen Stadtrepubliken verweilten jedoch nicht mehr hier in der Pension, sondern hatten ihre eigenen Residenzen in der Stadt und kamen nur noch zum Handel hierher.

Damit hatten wir unser Programm für heute eigentlich schon absolviert und den Rest der Zeit haben wir uns einfach noch etwas durch die Gassen von Brügge treiben lassen, denn die Stadt selbst ist ja das Highlight von Brügge und nicht etwa einzelne Gebäude.

Um 16 Uhr haben wir dann den Bus zurück nach Blankenberge genommen, so dass wir kurz vor 5 Uhr wieder im Hotel waren. Hier haben sich Milly und Milo erstmal ausgeruht und sind bald darauf eingenickert. Ich habe derweil mal das Reisetagebuch der letzten Tage geschrieben. Um 18 Uhr habe ich mich  dann auch nochmal aufgemacht, um einen ersten Teil des Jugendstil-Spaziergangs abzulaufen, den unsere Gastgeberin mir vor einigen Tagen gegeben hatte, denn wie versprochen war es gegen Abend wieder sonnig geworden.

Er führte mich durch alle kleinen Gassen von Blankenberge und der Blick musste dabei meist nach oben gerichtet sein, aber so konnte ich tatsächlich noch einiges von dem alten Erbe des Ortes entdecken, was einem beim schlichten vorbeilaufen sonst verborgen geblieben wäre.

Insbesondere die Mosaik- bzw. Fliesenarbeiten waren wirklich schön, besonders dort, wo man in die Belle-Etage hineinschauen konnte. Bei anderen Gebäuden verriet dagegen nur die kunstvoll gestaltete Namensplakette den Ursprung in der Zeit des Jugendstil.

Ganz hatte ich den Rundgang nicht geschafft, denn Milly und ich wollten noch essen gehen und so bin ich Viertel nach 7 wieder zurückgekehrt und wir sind dann gemeinsam ins Borsalino gegangen, wo es ein Dreigang-Menü für jeden von uns gab. Milly hatte als Vorspeise eine Art Muschelsuppe mit Mies- und Jakobsmuscheln, dann Kalbeljau als Hauptgang, während ich Carpaccio als Vorspeise und Entenbrust als Hauptgang den Vorzug gab. In der Nachspeise waren wir uns dagegen mit der Creme Brulée einig.

So endete dann auch dieser Tag wieder, der trotz des anfänglich trüben Wetters doch wieder schön geworden ist.

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