Reisebericht Kreta – Teil 9: Myli Schlucht
Zurück im Hotel blieb noch kurze Zeit sich auszuruhen und dann bin ich nochmal losgezogen, denn ich wollte zumindest einmal raus in die Natur etwas Wandern und dafür hatte ich mir die Myli-Schlucht unweit von unserem Hotel ausgesucht.
Dorthin waren es nur knappe 15 Minuten mit dem Auto ins Dorf Xion Chorion. Hier parkte ich meinen Wagen direkt bei der Kirche in einer Position die mir gerade noch so legal erschien und zog dann los. Gottseidank war alles gut ausgeschildert und so hatte ich direkt den Weg gefunden, welcher mich steil hinunter ins Tal der Schlucht führte, wo ein angenehm kühler Schatten auf mich wartete. Ich hatte rund 3h Zeit für die Wanderung, die mich hin und zurück auf gleichem Wege führen sollte, denn ich hatte Milly versprochen, dass wir gegen 20 Uhr gemeinsam im Hotel zu Abend essen. Insofern blieben mir pro Teilstrecke rund 1,5h, was bei nur rund 3km Strecke lt. Reiseführer eigentlich kein Problem sein sollte.
Der Weg begann malerisch entlang des Bachlaufes in der Schlucht und man fühlte sich ein wenig wie in einem Märchenwald.
Schon bald gab es einen kleinen Abzweig zur einer Kapelle am Wegesrand. Diesen habe ich mitgenommen und so kam ich an einer verfallenen Mühle vorbei, von denen ich später noch einige mehr sehen sollte.
Die Kapelle selbst war jetzt weniger den Weg wert, denn es war z.T. doch recht mühsam zu gehen, da immer die Gefahr gegenwärtig war, auf dem unebenen Gelände umzuknicken.
Aber nochmal zu den Mühlen, denn diese sind es, die der Myli-Schlucht ihren Namen gegeben haben (Mühlenschlucht). Die Tradition der Mühlen in dieser Gegend und so auch die hier noch befindlichen Ruinen gehen zurück auf die venezianische Zeit auf Kreta im 16. Jahrhundert. Meist wurde hier Getreide gemalen und das nicht nur unter den Venezianern, sondern auch später unter den Osmanen und den folgenden Besatzern bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts.
Heute ist aber nicht mehr viel von der Tradition zu erahnen, bis auf ein paar Grundmauern, die malerisch vom Wald eingewachsen sind – quasi ein frei zugänglicher Lost Place. Unterwegs kam ich auch beim verlassenen Dorf Kato Myli vorbei, welches über eine alte Brücke über den Bach zu erreichen und direkt am Hang gelegen ist.
Es wurde die ganze Zeit eigentlich nie langweilig, denn immer wieder gab es schöne Aussichtspunkte, kleine Kapellen, malerische Bachläufe oder halt Ruinen der Mühlen zu sehen. Die 1,5h, welche ich mir für den Hinweg gesetzt hatte waren schon fast vorüber, als ich nach einem längeren Anstieg bei einer Tawerne vorbeikam, welche leider geschlossen war. Interessant war jedoch der Versorgungsweg, der über einen Seilaufzug von der anderen Seite der Schlucht führte.
Ich bin von hier noch ein kleines Stück weitergelaufen, denn laut meinem Reiseführer müsste ich eigentlich schon fast beim Dorf Chromanastri angekommen sein, was aber definitiv nicht der Fall war. Auf anderen Webseiten hatte ich dann auch später leicht andere Längenangaben für die Wanderung gefunden, so dass es mir plausibel schien, noch nicht dort angekommen zu sein.
Da meine Zeit aber abgelaufen war, musste ich an dieser Stelle umkehren zumal das nächste Teilstück wieder steil bergauf gegangen wäre. Auch der Rückweg war weiterhin interessant, auch wenn er über die gleiche Strecke führte, denn der Blickwinkel in der anderen Richtung war oft ganz anders als beim Hinweg zumal die Sonne mittlerweile recht tief stand.
Weitgehend pünktlich war ich dann wieder beim meinem Ausgangspunkt angekommen nach dieser schönen Wanderung für die ich gern sogar noch etwas mehr Zeit gehabt hätte.
Danach bin ich zurück ins Hotel gefahren, wobei dies fast noch abenteuerlicher war, als die Wanderung selbst, denn an einer Stelle führte mich das Google-Navi doch glatt auf einen Feldweg der immer schmaler wurde und aus dem ich auch rückwärts nicht mehr raus kam. Insofern hieß es hoffen und beten, dass mir kein Fahrzeug entgegen kommen würde. Die hier lebenden Menschen staunten jedenfalls nicht schlecht, als ich dort entlang fuhr, denn so oft verirren sich Touristen wohl eher nicht auf diesen Weg.
Daheim im Hotel genossen wir noch unser letztes Abendessen hier auf Kreta und es war definitiv schade, dass wir vorzeitig abreisen mussten, denn die Insel hätte sicher auch in der zweiten Woche noch einiges zu bieten gehabt.
Die letzte Nacht verlief dann recht ruhig und auch den Abreisetag hatten wir gemütlich angehen lassen. Nach dem Frühstück hatten wir von der Hotelfotografin noch ein paar Bilder von uns Dreien machen lassen, da ich ja sonst meist nicht auf den Bildern zu sehen bin. Danach bin ich nochmal nach Rethymnon gefahren, um den Mietwagen abzugeben und dann hatten wir die Zeit bis zur Abreise am Pool verbracht und diesen für eine letzte Erfrischung genutzt.
Der Rückflug war soweit auch in Ordnung. Bis Milo endlich seinen Schlaf gefunden hatte, hatte er wieder das halbe Flugzeug unterhalten.
So schnell verging also unsere Zeit auf Kreta – viel schneller, als wir vor einigen Tagen noch gedacht hatten. Trotzdem hat uns die Insel gut gefallen gehabt und vielleicht kommen wir ja irgendwann nochmal wieder, um den richtigen Urlaub hier nachzuholen.