Das Sony SLT-System – Teil 2: Die SLT-Kameras im Überblick
Inhalt
Historie der SLT-Kameras
Bevor ich auf die einzelnen Kameras etwas näher eingehe, hier zunächst die Reihenfolge, in der die SLT-Kameras erschienen sind:
- 2010 wurde zunächst die Sony A33 und die Sony A55 vorgestellt
- 2011 kam zunächst die A35 als Mittelstufe zwischen der A33 und der A55. Später im Jahr wurden noch die A65 und die A77 vorgestellt.
- 2012 wurden die A33 und die A35 durch die A37 abgelöst. Die A55 wurde durch die A57 ersetzt und für Ende des Jahres wurde die A99 als erste SLT-Vollformatkamera angekündigt
Im folgenden stelle ich die einzelnen Kameras kurz vor.
Die Einstiegsklasse: A33 / A35 / A37
Die aktuellen Modelle der Einstiegsklasse haben ein sehr kompaktes Gehäuse, welches kleiner als das der meisten DSLRs ist. Während die A33 noch mit einem 14-Megapixel-Sensor der älteren Generation auskommen musste, haben die Nachfolger bereits den besseren 16-MP-Sensor verbaut, der als einer der besten gilt, die Sony je gebaut hat.
Die A35 hat gegenüber den beiden Konkurrenten einen entscheiden Nachteil: ihr Display ist nicht dreh- oder schwenkbar. Hier ist die A33 am flexibelsten, da diese sowohl ein Herausklappen als auch das Drehen des Displays erlaubt. Die A37 bietet dagegen nur ein herausklappbares Display, welches sich nicht drehen lässt.
Der Sucher ist bei allen der Elektronische Viewfinder der 1. Generation, welcher sicher gut ist, aber nicht ganz so brilliant wie jener in den höherklassigen Modellen.
Wer im Studio fotografieren möchte, sollte bei der A33 bereit sein Kompromisse zu machen, denn diese hat Probleme bei Aufnahmen mit Blitz (siehe hierzu meinen Artikel: Blitzen mit Sony SLTs). Bei der A37 soll dieses Problem behoben sein.
Insgesamt ist die A37 eine tolle Einsteigerkamera. Wer mit einem eingeschränkt beweglichen Display zurechtkommt, die kleine Gehäusegröße mag und mit dem Sucher der 1. Generation klarkommt, sollte mit der Kamera sein Wunschmodell gefunden haben.
Wer dagegen GPS, einen besseren Sucher oder ein klapp- und drehbares Display benötigt, der sollte nach den Mittelklassemodellen Ausschau halten. Wer noch weiter geht und Einstellungsspeicherplätze, mehr Bracketingmöglichkeiten und noch mehr Megapixel sucht, der muss sogar zur Semi-Profiklasse greifen.
Im Endeffekt sollte die A37 aber sicher für die meisten Hobbyfotografen alles haben, was sie brauchen (nicht zu verwechseln mit allem was sie wollen ;-)).
Die Mittelklasse: A55, A57 und A65
Die A55 war meine erste Sony SLT. Mit einem klapp- und drehbaren Bildschirm, HDR, Panoramen, Wasserwaage und GPS hatte sie alles, was ich mir immer gewünscht habe. Dazu kommt ein guter 16 MP-Sensor von dem viele behaupten, es sei der beste, den Sony für APS-C je gebaut hat.
Der Unterschied zur Einsteigerklasse liegt bei der A55 im GPS, der Serienbildgeschwindigkeit und (im Vergleich zur A33) dem Sensor. Sie besitzt jedoch das gleiche kompakte Gehäuse.
Die A57 und A65 haben dagegen ein größeres Gehäuse bekommen. Wer viel mit schweren Teleobjektiven arbeitet wird diese Gehäuse schätzen. Während die A57 ebenfalls auf den 16MP-Sensor setzt, hat die A65 wahnwitzige 24 Megapixel – den höchsten Wert bislang in dieser Klasse. Bei der A57 ist kein GPS mehr an Board, die A65 schon. Es gibt also leider keine 16MP-Kamera von Sony mehr, welche GPS hat.
In Bezug auf die Bildqualität leidet die A65 etwas unter den 24 Megapixeln, welche insbesondere bei JPEGs zu einem leicht matschigen Bild führen. Wer in RAW fotografiert erhält allerdings detaillreiche (und große) Dateien.
In einem unterschieden sich die die drei Kandidaten – dem elektronischen Sucher. Die A55 hat noch den EVF der ersten Generation, welcher sicher nicht schlecht ist, aber den neueren Modellen doch etwas nachsteht. Der Sucher der A57 wurde gegenüber der A55 nur leicht überarbeitet und bietet eine leicht höhere Auflösung. Eine andere Klasse ist dagegen der Sucher der A65 welche deutlich klarer ist und höher auflöst.
In Bezug auf das Blitzen hat die A55 einen klaren Nachteil. Beim entfesselten Blitzen fehlt ihr die Option auf dem Display ein Bild ohne die gewählten Einstellungen anzuzeigen und so bleibt der Bildschirm oft sehr dunkel (gleiches Problem wie bei der A33). Die A57 und A65 haben dieses Problem nicht.
Welche dieser Kameras ist nun für wen?
Wer kein GPS braucht, sollte zur A57 greifen. Sie bietet die beste Bildqualität, ist relativ günstig und hat fast alle Funktionen der A65. Wer GPS und 16 MP möchte und nicht viel entfesselt blitzt, sollte nach einer günstigen gebrauchten A55 Ausschau halten.
Die A65 ist aus meiner Sicht der schlechteste Deal von den drei Kameras. Statt ihrer würde ich raten die A77 mal anzuschauen, wenn man die 24 Megapixel wirklich will.
Die Semiprofessionelle: A77
Nach den Einsteigermodellen (meine Empfehlung: A37) und den Mittelklassemodellen (meine Empfehlung: A57) kommen nun die Semiprofessionellen SLTs, wobei der Plural hier eigentlich falsch ist, denn es gibt genau eine Kamera in diesem Segment, die A77.
Mit der A65 hat sie vieles gemeinsam, insbesondere:
- gleicher Sucher
- gleicher Sensor
- GPS
- Serienbildgeschwindigkeit
Es gibt aber auch einige Unterschiede – zum Teil nur Details, die aber am Ende den semiprofessionellen Charakter der Kamera ausmachen. Die wichtigsten Unterschiede sind:
- Flexibler aufgehängtes Display, welches nun Selbstportraits erlaubt
- Aluminiumgehäuse welche abgedichtet ist
- ISO 50 – Modus
- erweiterte Belichtungsreihe (in 1 oder 2 EV-Schritten)
- Speicherplätze für Einstellungen (finde ich persönlich sehr sehr wichtig und hilfreich)
- mehr frei belegbare Tasten (sehr nützlich um einige viel genutzte Funktionen direkt zur Hand zu haben)
- Neues Autofokusmodul mit mehr Sensoren
- Autofokushilfslicht (nützlich bei dunklen Innenräumen)
- schnellere Verschlusszeit (1/8000 vs. 1/4000) und kürzere Blitzsynchronzeit (1/250 vs 1/160)
- manuelle Einstellung des internen Blitz und Blitzsynchronbuchse
- zusätzliches Display an der Gehäuseoberseite
Insbesondere das Display und die Speicherplätze waren für mich Gründe die A77 anzuschaffen. Das größere Gehäuse (insbesondere im Vergleich zur A55) ist bei der Nutzung von Teleobjektiven sehr hilfreich. Ich muss allerdings dazu sagen, dass auch die A55 nicht schlecht in der Hand lag.
Das Display auf der Gehäuseoberseite, welches die wichtigsten Einstellungen anzeigt, habe ich zu Beginn für eine Spielerei gehalten, ertappe mich aber nun dabei, dass ich es doch sehr oft nutze, wenn ich mal eben eine Einstellung ändere, da ich so die Kamera nicht unbedingt ans Auge nehmen muss.
Das höhere Gewicht im Vergleich zur A55 fällt nicht wirklich auf, da beide Kameras nicht taschentauglich sind und mit einem guten Kameragurt (ich habe ich den Sun Sniper Pro im Einsatz) auch auf lange Zeit nicht wirklich belastend sind – zumindest solang mein Zeiss 16-80 als Immerdrauf-Objektiv an der Kamera ist.
Lediglich der 24MP-Sensor ist m.E. etwas zu viel. Um alle Details (und das sind in der Tat sehr viele) herauszuarbeiten muss man RAW nehmen, da die JPEGs etwas zu „glattgebügelt“ sind. Die RAWs sind allerdings sehr groß. Dennoch macht es viel Spaß mit dieser Kamera zu arbeiten.
Eine weitere Kleinigkeit, die ich störend finde ich die Drehrichtung des Klappdisplays. Diese ist genau umgekehrt zur A55 und gefühlsmäßig nicht intuitiv – aber dies ist wahrscheinlich sehr geschmacks- und gewöhnungsabhängig.
Letztlich ist meine A55 kaum noch im Einsatz, seit ich die A77 habe und wird wohl in nächster Zeit verkauft werden, da ich eher nach einer wirklich kompakten guten Kamera Ausschau halte und so eine Sony Nex auf meinem Plan steht – darüber aber mehr im nächsten Teil.
Die Profis: A99
Die A99 ist die erste Vollformat SLT-Kamera und wird demnächst erscheinen. Sie hat ebenfalls 24 MP (aber auf Vollformat) und ist sicher der Low-Light-King unter den SLTs.
Erste Tests bestätigen, dass die A99 deutlich weniger rauscht und auch bei der Kontrastanhebung sanfter zu Werke geht, als die A77.
Welche Kamera nun für wen?
Wer kein GPS benötigt und es sich leisten kann, der sollte zu A57 greifen. Die A77 macht nur dann Sinn, wenn man GPS braucht und die oben genannten Vorteile wirklich genutzt werden, denn der Preisunterschied ist doch recht groß.
Wer ein kleineres Budget hat, oder eine sehr kompakte Kamera haben will, der sollte zur A37 greifen.
Welche Kamera am Ende man auch nimmt, keine der Sony SLT ist ungeeignet um gute Fotos zu machen (das gilt natürlich auch für alle anderen Marken). Im Wesentlichen sind es die Bedienung, Größe und einige kleinere Ausstattungsmerkmale (z.B. GPS), die für den Hobbyfotografen den Unterschied zwischen den Kameras ausmachen.
Hallo Jens
Sehr hilfreich, vielen Dank! So weiss ich, dass meine Sony Alpha 57 eine der besten STL-Kameras ist!
MfG