Reisebericht Kenia 2011 – Ein afrikanisches Sommermärchen. Teil 12: Bei den Masai zu Besuch
Am heutigen Morgen ging es zunächst raus aus der Masai Mara und in eine Manyatta der Massai. Dort haben wir einen kleinen Einblick in das Leben der so stolzen Krieger gewonnen, ihre Traditionen, den Hausbau, die Viehzucht und wie sie ihr Leben in dieser sonst so feindlichen Umgebung meistern. Ein weiterer Eindruck aus dem tollen Land meiner Frau…
Inhaltsverzeichnis Reisebericht Kenia
Teil 1: Anreise nach Kenia | Teil 9: Fahrt in die Masai Mara | Teil 17: Mwazaro Beach |
Teil 2: Kisumu | Teil 10: Masai Mara | Teil 18: Mwazaro Beach |
Teil 3: Familienbesuch in Ndori | Teil 11: Masai Mara | Teil 19: Mombasa |
Teil 4: Impala Sanctuary Kisumu | Teil 12: Bei den Masai | Teil 20: Mwazaro Beach |
Teil 5: Kit Mikayi und Äquator | Teil 13: Masai Mara | Teil 21: Mwazaro Dorfbesuch |
Teil 6: Schulen in Kenia | Teil 14: Lake Nakuru | Teil 22: Ramisi Delta Mangrovenwald |
Teil 7: Ndori | Teil 15: Lake Nakuru / Lake Naivasha | Teil 23: Mwazaro Beach |
Teil 8: Kibuye Markt Kisumu | Teil 16: Zugfahrt nach Mombasa | Teil 24: Rückreise |
17.08.2011, 16:45 Uhr in der Sopa Lodge Masai Mara
Und schon neigt sich auch unser zweiter ganzer Tag hier in der Masai Mara dem Ende zu und wieder war es ein spannender Tag, von dem es viel zu berichten gibt.
Wie schon gestern, sind wir auch heute wieder um 8 Uhr aus der Lodge gestartet, allerdings zunächst nicht auf die Pirsch, sondern zu einem Enkang der Masai in der Nähe des Nationalparks. Ein Enkang ist eine Art Dorf der Masai, d.h. eine mehr oder weniger große Anzahl von Hütten, die zu einem Komplex zusammengehören. Die Hütten sind dabei im Kreis angeordnet und die Zwischenräume durch allerlei Gestrüpp geschlossen. Lediglich bei Tage gibt es Durchgänge zum Innenplatz des Enkang, bei Nacht werden sie dagegen geschlossen zum Schutz vor wilden Tieren und um die Tiere der Masai zu schützen.
Die Besichtigung eines Enkang ist nicht kostenlos – 20 USD wollten sie pro Person haben. Das Geld wird gemeinschaftlich von allen Dörfern in der Nähe genutzt, um den Masai u.a. eine medizinische Versorgung zu ermöglichen. Die meisten hier sprachen übrigens nicht von einem Enkang, sondern von einer Manyatta, was aber strenggenommen nur die Hütten der Krieger und nicht eine Dorfbehausung wie hier ist. Die Masai sind auch heute noch ein sich selbst versorgendes Volk von Viehhirten, doch auch sie brauchen, um sich in der heutigen Gesellschaft zurechtzufinden, Devisen und diese erhalten sie durch die Touristen, durch den Verkauf von Handwerkssachen, sowie durch die Arbeit als Wachmänner.
Das Dorf in dem wir waren bestand aus 10 Familien. Dies kann man recht einfach feststellen, indem man die Anzahl der Zugänge zum Dorf zählt, denn jede Familie hat bei ihrem Haus einen separaten Zugang zum Dorf, wobei eine Familie nicht zwingend nur aus einem Haus besteht, denn wir überall in Kenia, ist es auch hier nicht unüblich, mehr als eine Frau zu haben. Kommt man durch ein Tor in die Manyatta rein, befindet sich rechts das Haus der ersten Frau der entsprechenden Familie und links das der zweiten Frau. Im Gegensatz zu den Luos verfügt der Mann hier aber über kein eigenes Haus, sondern entscheidet immer, im Haus welcher Frau er gerade sein möchte.
Begrüßt wurden wir vom Sohn des Stammeschefs, bessergesagt, dessen Thronfolger. Er war leicht zu erkennen, denn anstatt der üblichen roten Umhänge trug er einen blauen Umhang. Diese Umhänge haben Tradition bei den Masai und durchaus auch eine Funktion. Zum einen sind sie durch ihre leuchtende Farbe über weite Entfernungen sichtbar und zum anderen ist die Farbe rot abschreckend für viele Tiere.
Als Viehhirten besitzen die Masai meist Rinder, Ziegen und Hühner. Während die beiden letzteren einen gesonderten Bereich in der Manyatta für die Nacht haben, werden die Rinder bei Einbruch der Dunkelheit einfach auf den Platz in der Mitte getrieben. Dieser Bereich ist folglich auch gut bedeckt mit Kuhmist und dementsprechend war auch die Geruchskulisse. Doch die Masai stört dies nicht – im Gegenteil, denn der Kuhmist ist für sie ein wichtiger Baurohstoff, denn vermengt mit Lehm wird er als Putz für die Hütten genommen. Das diese Bauweise durchaus stabil ist, zeigt die Haltbarkeit der Hütten. Die Masai bleiben bis zu 9 Jahre an einem Ort und sind damit mittlerweile ein sesshaftes Volk. Nach dieser Zeit müssen sie sich jedoch einen neuen Platz suchen, denn Termiten zerfressen Stück für Stück die Holzpfäle ihrer Hütten.
Nach unserer kurzen Einführung bekamen wir dann eines der traditionellen Kleidungsstücke des Dorfchefs gezeigt – einen Hut aus Löwenfell. Sobald ein männlicher Masai 14/15 Jahre alt ist, zieht er mit ein paar Gefährten in die Wildnis hinaus, um einen Löwen zu erlegen. Dies ist Tradition und wird auch heute, wo die Löwen in geschützten Reservaten leben, noch praktiziert. Es ist auch die einzige Zeit, in der die Masai, die sonst nur friedliche Landwirte sind, jagen gehen. Die Jagd erfolgt auch heute noch ohne Gewehr, sondern mit Speer und Messer. Milly und ich sollten dann jeweils den Hut einmal aufsetzen. Man war der schwer gewesen! Den ganzen Tag wollte ich damit garantiert nicht rumlaufen, ganz davon abgesehen, dass er auch nicht sonderlich bequem war.
Nach der Hutanprobe, hat man uns dann drei Tänze der Masai gezeigt – zwei der Männer und einer für die Frauen. Der erste Tanz war ein Willkommenstanz. Der zweite war ein Wettkampfstanz, bei dem die Masai zur Demonstration ihrer Stärke versuchen, aus dem Stand möglichst hoch zu springen. Milly hat mich dann gedrängt, dabei auch noch mitzumachen, was mir mehr oder weniger schlecht gelungen ist. Es sah bei mir nicht sonderlich elegant aus, dafür aber wohl einzigartig.
Im Anschluss haben die Frauen dann noch einen traditionellen Tanz vorgeführt, der bei Hochzeiten gebräuchlich ist – hier war es dann an Milly, mitzumachen.
Danach hat man uns dann gezeigt, wie man hier, wo man nicht immer Streichhölzer oder Feuerzeuge zur Hand hat, Feuer macht. Es wird dabei mit dem Messer in ein Stück weiches Holz eine Kerbe geritzt, in der ein Stück hartes Holz dann solang gerieben wird, bis durch die Reibung das abgeriebene Holz zu glühen beginnt.
Die so entstandene Glut wird dann in trockenes Gras gegeben und durch Pusten entfacht und schon ist das Feuer da 🙂 Nur heute wollte es nicht so richtig klappen. Erst brauchte es zwei Versuche, bis Glut entstand und dann war aufgrund des Regens der letzten Tage kein wirklich trockenes Gras zur Hand, so dass das Gras zwar rauchte, aber nicht richtig zu brennen anfing.
Schließlich sind wir dann noch in eine der Masai Hütten gegangen. Diese Hütten sind nicht sonderlich hoch – meinereiner konnte zumindest nicht aufrecht stehen. Zudem sind sie sehr verwinkelt und dunkel, so dass man ständig Gefahr läuft, irgendwo anzuecken. Auch der Geruch ist nicht sonderlich toll, denn neben den Masai leben auch die Jungtiere hier in den Hütten, um zusätzlichen Schutz zu haben. Das die Hütten aus dem Kuhdung gefertigt sind, trägt dann sicherlich auch nicht zum guten Duft bei. Dafür war es aber warm, dank einer Feuerstelle in der Hütte und die ist auch notwendig, denn in der Nacht sinken die Temperaturen hier im Hochland doch ganz ordentlich.
Wir waren aber dann doch froh, als wir wieder draußen waren und zum Abschluss wurden uns noch ein paar Handwerksarbeiten gezeigt. Kaufen wollten wir jedoch hier nichts. Damit ging unser morgendlicher Besuch bei den Masai dann auch zu Ende. Es war sicherlich interessant, das alles einmal gesehen zu haben, auch wenn es sicherlich schon ein wenig auf die Touristen hier in der Gegend abgestimmt ist. Doch uns wurde auch im Nachinein nochmal bestätigt, dass die Masai hier tatsächlich leben und arbeiten und nicht um die Ecke ihre Steinhäuser zu stehen haben 😉
Ein paar Videoeindrücke von unserem Besuch bei den Masai gibt es auch noch:
Damit endet Teil 1 unseres heutigen Tages. Weiter geht es dann in Teil 2…