Reisebericht Kenia 2011 – Ein afrikanisches Sommermärchen. Teil 6: Von Schulen und Fischern
Ein Besuch bei Millys Onkel in Kisumu und die abenteuerliche Fahrt zu Agnes einer Freundin von Milly waren heute unser Tagesprogramm. Es gab viel zu erfahren über das Schulleben in Kenia und einen wunderschönen Spaziergang an das Ufer des Viktoriasees.
Inhaltsverzeichnis Reisebericht Kenia
Teil 1: Anreise nach Kenia | Teil 9: Fahrt in die Masai Mara | Teil 17: Mwazaro Beach |
Teil 2: Kisumu | Teil 10: Masai Mara | Teil 18: Mwazaro Beach |
Teil 3: Familienbesuch in Ndori | Teil 11: Masai Mara | Teil 19: Mombasa |
Teil 4: Impala Sanctuary Kisumu | Teil 12: Bei den Masai | Teil 20: Mwazaro Beach |
Teil 5: Kit Mikayi und Äquator | Teil 13: Masai Mara | Teil 21: Mwazaro Dorfbesuch |
Teil 6: Schulen in Kenia | Teil 14: Lake Nakuru | Teil 22: Ramisi Delta Mangrovenwald |
Teil 7: Ndori | Teil 15: Lake Nakuru / Lake Naivasha | Teil 23: Mwazaro Beach |
Teil 8: Kibuye Markt Kisumu | Teil 16: Zugfahrt nach Mombasa | Teil 24: Rückreise |
12.08.2011, 21 Uhr in Kisumu
Ein Tag an dem wir eigentlich nicht viel gemacht haben, neigt sich nun schon wieder dem Ende und doch gibt es auch heute wieder einiges zu erzählen.
Nach dem Frühstück am Morgen kam erstmal Sarah kurz bei uns im Hotel vorbei, um Sachen von uns zurückzubringen und dann ging es zu Milly’s Onkel, der etwas außerhalb der Stadt wohnt. Um dorthin zu kommen, musste wir also erstmals in diesem Urlaub und erstmals für mich überhaupt ein Matatu nehmen. Ein entsprechendes war auch schnell gefunden und ruckzuck befanden wir uns in einem fahrenden Haufen Blech. Bis auf Motor und Lenkung funktionierte an diesem Wagen glaub ich nichts mehr, keine Anzeigen, Schalter oder ähnliches. Auch Verkleidungen gab es nicht mehr und es war überall das blanke Blech zu sehen (immerhin das Blech und nicht direkt schon die Straße).
Kurz nach 10 waren wir dann angekommen, nur Milly’s Onkel war nicht da und sollte auch nicht mehr kommen, bis wir um 11 schließlich wieder aufgebrochen sind, um zurück nach Kisumu und von dort nach Ndori zu kommen. Das Matatu auf der Rückfahrt war dann auch besser in Schuss.
In Kisumu angekommen sind wir in ein anderes Matatu umgestiegen, welchen uns in ein Dorf namens Asembo bringen sollte, wo Agnes, eine Freundin von Milly, mit ihrem Mann lebt. Ein Matatu fährt jedoch erst dann ab, wenn es voll ist. 14 Leute passen da normalerweise rein, so dass jeder noch seinen Platz hat. Schon zu Beginn haben sich Milly und Sarah mit dem Kassierer gestritten, dass ihnen der Preis zu hoch sei. Als dann noch mehr als die 14 Leute rein sollten, wurde es den beiden zu viel und wir sind nach 40 Minuten warten unverrichteter Dinge wieder ausgestiegen und das alles wegen ein paar Schillingen…. Kenia….
Nach dieser nutzlos verstrichenen Zeit haben wir uns also ein anderes Matatu gesucht, was zunächst nach Ndori fährt, wo wir dann in ein anderes umsteigen mussten. Aber auch hier musste das Matatu erstmal voll sein und voll ist es dann, wenn Fahrer und Kassierer sagen, es ist voll. Dies war soweit, als 19 Personen drin waren.
Diese Zahl sollte sich während der Fahrt noch steigern bis auf 25 Passagiere (wohlgemerkt, es gibt 14 Plätze!) und einigen Hühnern. Einige Leute haben sich nur an den Außentüren während der Fahrt festgehalten. Wie eine Bitte um Beistand bei dieser Fahrt wedelte an der Windschutzscheibe dann auch die ganze Zeit ein kleines Kreuz umher.
Nach einer guten Stunde war diese Tour dann am Ziel und wir sind in Ndori ausgestiegen. Um dort zum nächsten Matatu zu kommen, mussten wir einmal durch den Ort laufen. Dabei haben wir auch den Vater von Terry, einer Freundin aus Deutschland getroffen, der doch mindestens ein Bild haben wollte, auf dem er größer ist als ich. Ich musste also etwas in die Hocke gehen… 😉
Dann hieß es erstmal wieder auf das Matatu warten. Dabei konnte ich ein wenig das Leben der Leute in den kleinen Shops beobachten, sowie Frauen, die an der Straße ihr Zuckerrohr verkauften. Schließlich kam das Matatu dann und es dauerte gut 20 Minuten bis wir ausgestiegen sind und die letzten Kilometer dann mit dem Moped zurückgelegt haben. Dann waren wir am Ziel, der Raliew Secondary School, wo Agnes und ihr Mann leben und arbeiten.
Wir wurden dort schon erwartet und herzlich begrüßt und man kam schnell miteinander in Gespräch, bis es etwas später dann ein leckeres Essen gab. Im Anschluss hat mir der Mann von Agnes noch etwas die Schule gezeigt und so haben ich nebenher auch etwas über das kenianische Schulsystem erfahren. In Kenia gibt es das sogenannte 8-4-4-Modell, d.h. die Kinder gehen für 8 Jahre zur Grundschule, dann 4 Jahre auf eine weiterführende Schule und schließlich 4 Jahre zur Uni. Die Schule hier ist eine weiterführende Schule, die sowohl als Tagesschule, als auch als Internat genutzt wird. Der Besuch der Tagesschule kostet hier rund 80 EUR, ein Internatsplatz dagegen 240 EUR – viel Geld bei den kenianischen Löhnen. Zu diesem Betrag kommen jedoch noch weitere Kosten, wie beispielsweise Anschaffungen der Schule (hier wurde z.B. ein Schulbus gekauft, der jetzt von allen Eltern mitbezahlt werden muss) oder aber Instandhaltungen und Modernisierungen.
Derzeit werden hier gut 700 Kinder unterrichtet, allerdings ist man bereits dabei neue Häuser für die Unterbringung weiterer Schüler zu bauen, so dass es demnächst wohl ein paar mehr sind. Unterrichtet wird hier übrigens immer in Englisch, so dass jeder Jugendliche in Kenia die englische Sprache versteht.
Ich finde, dass die Schule sehr gepflegt aussieht und durchaus ein schöner Ort zum Lernen ist, zumal ja auch der Viktoriasee ganz in der Nähe ist, wie wir kurz darauf rausfinden sollten, denn nach meiner kurzen Schulführung sind wir alle gemeinsam noch eine Runde durch das Dorf gegangen bis hinunter zum See.
Der See grenzt direkt an das Dorf und es liegen einige kleine Holzfischerboote hier am Ufer. Dieser kleine Naturhafen ist ein sehr idyllisches Plätzchen, welches neben den Fischern auch einige Störche, Graufischer und Seidenreiher beherrbergt.
Der See dient jedoch nicht allein der Fischerei, sondern auch der Bewässerung des angebauten Zuckerrohrs, sowie als Badewanne und Waschplatz für die Bevölkerung. Zudem hat sich in der Nähe des Sees ein Niederländer angesiedelt, der den Einheimischen die Methoden moderner Landwirtschaft näher bringt.
Zu Zeiten der ostafrikanischen Wirtschaftsunion mit Uganda und Tanzania, die ebenfalls an den See angrenzen, gab es hier auch noch eine Anlegestelle für ein Dampfschiff und damit auch regen Waren- und Personenverkehr zwischen den Staaten. Seit diese jedoch Ende der 70er Jahre zusammengebrochen ist, ist das Dorf zur Ruhe gekommen. Den Anlegesteg gibt es jedoch immer noch.
In der Nähe des Sees haben wir dann auch noch einen Hammerkopf-Vogel sehen können (leider nur sehr klein auf dem Bild unten). Dieser Vogel fällt durch seine charakteristische Kopfform auf, die einem Hammer gleicht.
Danach ging es dann wieder zurück in Richtung der Schule. Im Dorf befinden sich dabei einige hübsche, ältere Gebäude, die aus der Zeit stammten, als 30.000 Inder nach Kenia kamen, um die Eisenbahn zu bauen. Ihnen gehörten in dieser Zeit die Gebäude, doch als die Eisenbahn fertig war, gingen auch die meisten Inder wieder weg und die Einheimischen kauften die Häuser, die heute u.a. als Kino genutzt werden.
Langsam wurde es dann auch Zeit, den Rückweg anzutreten, denn die Dämmerung kündigte sich an und der Weg nach Kisumu war ja noch weit. Es ging allerdings nicht mit dem Matatu zurück, sondern mit dem Akamba-Bus nach Nairobi. Bis auf die Tatsache, dass jeder seinen festen Platz hatte, machte der Bus jedoch auch keinen vertrauenserweckenderen Eindruck als die Matatus. Aber immerhin sind wir sicher wieder in Kisumu angekommen, wenn auch bei einem Gewitter. Doch das Glück war uns hold, denn direkt an der Stelle wo wir ausgestiegen sind, haben wir ein Tuk Tuk gefunden, was uns dann trocken zurück ins Hotel gebracht hat.
Hier heißt es jetzt auch zügig ins Bett zu kommen, denn morgen müssen wir früh raus, denn wir wollen nicht nur Milly’s Eltern nochmal besuchen, sondern auch noch eine weitere Freundin von Milly. Damit endet dieser Tag dann und auch wenn wir nur ein kleines Dorf besucht haben, gab es doch einiges zu berichten.