Urlaub an der Belgischen Küste – Tag 2: Wanderung durch die Polderlandschaft
Unsere erste Nacht in Blankenberge verlief ruhig und wir konnten alle drei wunderbar zu den Geräuschen der Möwen einschlafen. Ich war dann morgens gegen halb 8 wieder auf und kurz darauf erwachte auch Milo aus seinen Träumen und wollte seinen Magen aufgefüllt wissen.
Das passte insofern ganz gut, als dass wir unser Frühstück für 9:30 Uhr bestellt hatten und wir so genug Zeit hatten, alles bis dahin vorzubereiten.
Das Frühstück war dann auch wirklich ein toller Tagesbeginn. Wir saßen im großen Salon an einem riesigen Tisch (es gab noch einen zweiten Tisch für die Gäste aus dem zweiten Zimmer) und kaum das wir da waren, kam auch schon die Gastgeberin und begrüßte uns wieder sehr herzlich. Zum Frühstück gab es dann frische Brötchen und Croissants, selbstgemachte Marmelade, Eier, frisch gepressten Orangensaft – kurzum alles was das Herz begehrt (und was nicht hilfreich für die Figur ist ;-)).
So gestärkt haben wir danach alles für unseren heutigen Tagesausflug vorbereitet. Am ersten vollen Tag hier in Blankenberge wollten wir es zunächst ruhig angehen und in der Nähe bleiben und dafür bot sich der Uitkerke Polder an, ein Naturschutzgebiet nur knapp einen Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.
Wir hatten gerade erst das Hotel verlassen, als Milly durch eine Gasse hindurch sah, dass auf dem großen Platz vor dem Bahnhof heute ein Flohmarkt war. Insofern musste die Natur warten, denn Milly kann an so was natürlich nicht einfach so vorbeilaufen.
Nach einer kurzen Runde um den Markt mit dem bunten Trödel, der von Kriegserinnerungen über Biergläser bis hin zu Comics und Modellautos allerlei Dinge bot, die man oft kauft, aber nie braucht, ging es dann weiter entlang der Hauptstraße, welche nach Brügge führt, bis zum Ortsteil Uitkerke.
Hier haben wir bei der Kirche die Hauptstraße verlassen und sind über die Nebenstraßen in die Polderlandschaft eingetaucht. Polder finden sich historisch an fast allen Ecken entlang der Nordseeküste Deutschlands, Hollands und Belgiens. Im Deutschen wird ein Polder auch als Koog bezeichnet, meint aber genau das Gleiche. Letztlich handelt es sich hier um Land, welches dem Meer zur dauerhaften, meist landwirtschaftlichen Nutzung abgewonnen wurde. Da die Gegenden jedoch meist auf der Ebene oder sogar unterhalb des Meeresspiegel liegen, war das Land oft den Gewalten des Meeres ausgeliefert und folglich oft überflutet. Um das Land also nutzbar zu machen, wurde es eingedeicht und so vor dem Wasser geschützt. Trotzdem war es kontinuierlich notwendig, die Ländereien zu entwässern, weshalb früher in den Poldern oft Windmühlen als Pumpen zu finden waren. Leider gibt es diese hier in Uitkerke nicht mehr.
Unser Rundweg begann am Besucherzentrum, welches aber um die Mittagszeit noch geschlossen war. Dennoch haben wir hier kurz pausiert, um Milo zu füttern und die Pampies zu wechseln. Damit waren wir gewappnet für die 7km, die nun vor uns lagen. Das Wetter meinte es gut mit uns – 20 Grad und ein leichter Wind machten das Wandern heute zum Vergnügen und mit der Zeit kam auch mehr und mehr die Sonne heraus.
Insofern haben wir hier recht entspannte Stunden verbracht, auch wenn die Landschaft hier nicht wirklich atemberaubend ist – es ist halt flaches Land mit viel Landwirtschaft und einigen Wasserlachen.
Die meiste Zeit sind wir einem asphaltierten Weg gefolgt, der aber leider nicht nur von Wanderern und Radfahrern genutzt wird, sondern auch von Autos und Traktoren. Wäre Milo schon etwas älter und könnte selber laufen, hätten wir höllisch aufpassen müssen, dass er nicht vor ein Auto läuft. Irgendwann sind wir aber von der Straße abgebogen, denn der Wanderweg führte uns für ein Stück querfeldein über einen unebenen Feldweg. Kein optimales Terrain für einen Kinderwagen und Milo zeigte auch recht bald seinen Unmut, zumal wir ja nun schon eine Weile unterwegs waren. Insofern hatte der Kleine ab hier mit nur kleinen Pausen den Rest des Weges bis nach Hause auf meinem Arm verbracht, denn jedes Mal, wenn er wieder in den Kinderwagen sollte, kam schon kurz darauf die lautstarke Beschwerde.
So endete dann auch diese Wanderung und wir waren wieder im Ortsteil Uitkerke, wo ich noch ein paar Bilder von der Sint Amandus Kirche gemacht hatte.
Kurz nach 16 Uhr hatten wir dann wieder das Zentrum von Blankenberge erreicht, wo wir uns zur Belohnung jeder noch eine Lütticher Waffel gegönnt hatten (wieso müssen die auch so lecker sein) bevor wir für eine Verschnaufpause erstmal in unsere Unterkunft gegangen sind.
Knappe zwei Stunden später sind wir dann nochmal losgezogen in Blankenberge, um noch ein wenig entlang der Strandpromenade zu spazieren. Es war noch immer recht geschäftig in der Stadt, obwohl es Sonntag war, aber ein Ladenschlussgesetz scheint es hier eh nicht zu geben. Als wir den Deich erreicht hatten, begrüßte uns dann auch gleich wieder der frische Wind, der schon gestern den Aufenthalt etwas zugiger gestaltet hatte, als uns eigentlich lieb war.
Heute haben wir die Richtung des Piers von Blankenberge eingeschlagen und sind nach kurzem Weg auf den Strand gegangen. Der Wind hatte uns aber auch dort nicht verlassen und so waren wir gut beschäftigt damit, dass es unserem Kleinen nicht zu sehr um die Ohren zog.
Der Pier ist das Wahrzeichen der Stadt und wurde 1933 erbaut. Er reicht heute ganze 350 Meter in die Nordsee hinein. Er kann sich zudem damit rühmen, der erste seiner Art entlang der Atlantikküste zu sein. Es gab an der Stelle allerdings schon einen Vorgängerbau der 1894 eröffnet wurde, aber kaum 20 Jahre später im ersten Weltkrieg den Kanonen der Deutschen zum Opfer fiel. Während der erste Pier noch im Jugendstil gehalten war, folgte der Neubau dem Art Deco – jeder Halt zur Mode seiner Zeit.
Doch auch der Neubau sollte eigentlich ein nur kurzes Leben haben, denn nur wenige Jahre nach der Eröffnung standen die Deutschen abermals in Blankenberge und im Gepäck hatten sie einen Sprengbefehl für den Pier. Doch der für die Sprengung verantwortliche Unteroffizier ignorierte den Befehl und nur diesem Umstand ist es zu verdanken, dass der Pier bis heute steht.
Aber auch wenn es sich um ein historisches Gebäude handelt, geht dieser Charakter durch die Mieter etwas verloren, die in dem Gebäude eine Art Vergnügungszentrum untergebracht haben.
Nach einem kurzen Rundgang um den Pier hatten wir jedenfalls genug Bewegung für heute und haben uns eine kleine Fritture gesucht, wo wir extrem leicht zu Abend gegessen hatten (gefühlt hatten wir zwei für 4 Personen gegessen). Danach mussten wir nur noch die letzten Meter wieder zu unserem neuen Zuhause zurücklaufen und konnten dort dann den Abend gemütlich beenden. Morgen soll es dann das erste Mal raus aus Blankenberge gehen.