Reisebericht Kalifornien – 18.06.2009 – Und dass der Wein erfreue des Menschen Herz…

…mit diesem biblischen Worten (Psalm 104, Luther) eröffne ich mit einem Becher extrastarkem Starbucks-Kaffee in der Hand den heutigen Beitrag. Nach einer eher unsteten Nacht bin ich heute morgen gegen 7 Uhr aufgestanden. Danach gab es erstmal ein für meine Verhältnisse reichhaltiges Frühstück und so war ich kurz nach 8 fertig, um Sacramento zu verlassen und war Punkt halb 9 auf der Interstate in Richtung San Francisco. Da ich Sacramento ja gestern soweit abgehakt hatte, blieb der heutige Tag vollständig für das Nappa Valley. Der erste Stop war dann auch gleich der Eingang ins Napa Valley: die Stadt Napa, die ich nach gut einer Stunde erreicht habe.

Weingut Robert Mondavi

Dort habe ich erstmal das Visitor-Center gesucht, denn so richtig war ich mir nach dem was ich im Internet gelesen hatte noch nicht sicher, was nun Nepp in der Gegend ist und was wirklich sehenswert. Dort nahm sich dann eine nette alte Dame meiner an und hat mir gute 20min viele Tips gegeben und war dabei auch ehrlich genug die Dinge zu nennen, die ihr Geld nicht wert sind. Damit hatte ich dann mehr als genug Ideen für die nächsten 2 Tage. Da ich gern nicht nur Weinproben machen wollte, sondern auch eine richtige Weingutsführung hat sie mir das Weingut Robert Mondavi wärmstens ans Herz gelegt. Dort bin ich dann auch erstmal hingedüst, was über den Highway 29 nur wenige Minuten brauchte.

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Es hatte auch gerade eine Tour angefangen, so dass ich noch schnell die 25 Dollar bezahlt habe und dann ging es auch schon los. Zunächst einmal gab es eine Probe eines Fumé Blancs, einer im Eichenfass gealterten Variante des Sauvignon Blancs und was soll ich sagen – dieser Wein war fantastisch – die Leichtigkeit und Komplexität des Weines haben sich hier grandios abgewechselt. Robert Mondavi hat übrigens diese Spielart der Herstellung von Sauvignon Blanc eingeführt, da zu dem Zeitpunkt in den 70er Jahren der Sauvignon Blanc keinen guten Ruf in den USA hatte und er nach eine Möglichkeit suchte seinen Wein von den schlechteren Qualitäten abzuheben. Er hat sich das ganze jedoch eigentlich aus Frankreich abgeschaut, wo es mit dem Pouilly-Fume etwas ähnliches gibt. Wie auch immer, der Wein hat geschmeckt. Daneben wurden wir mit Infos zum Weinanbau in den USA allgemein und dann zum Napa Valley im Speziellen gefüttert. Kalifornien ist der Wein-Bundesstaat in Amerika und das Napa Valley sicherlich ein Synonym dafür, doch weit weniger als 10% der Kalifornischen Weine stammen aus dem Napa Valley. Das wird auch schnell deutlich wenn man sich die Größe des Napa Valley vor Augen führt: 174 Quadratkilometer. Nach dieser Einführung ging es dann weiter in das Demonstrationsfeld, wo die verschiedenen Traubenarten alle Nebeneinander stehen und man so besser die Unterschiede sehen kann:

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Die Unterscheidung zwischen den Trauben erfolgt dabei anhand ihrer Blätter – wie ist die Oberfläche, wie viele Zacken etc. Eine Unterscheidung zwischen Rot- und Weisswein anhand der Farbe ist zu dieser Zeit im Jahr noch nicht möglich – erst später werden die roten Trauben wirklich rot.

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Im jetzigen Zustand waren die Trauben auch noch recht sauer und hatten kaum Wasser und Zucker in sich. Auch die Kerne waren noch nicht fest – aber sie sahen schon wie Trauben aus 😉

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Schnee gibt es in der Gegend übrigens nicht, allerdings schon die Gefahr von Frost im Frühjahr. Um dies zu verhindern, stehen auf den Weinfeldern Ventilatoren, die die Luft zirkulieren, wenn Frost angekündigt ist und damit verhindern, dass die Weinreben „erfrieren“.

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Hier der Beweis, dass ich auch heute noch lebe 🙂

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Dann ging es aus der Hitze rein in die heiligen Hallen, wo zunächst die Fässer für den Fermentierungsprozess zu sehen waren.

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In diese riesigen Eichenfässer kommen die gepressen Trauben und die Fermentation findet statt, sprich Zucker wird in Alkohol umgewandelt. Diese Fässer sind gute zwei Stockwerke hoch! Positiv überrascht war ich, dass für die Ernte der Trauben fast keine Maschinen eingesetzt werden, sondern fast alles per Hand geht. Trotzdem haben es die Winzer hier auf dem flachen Land etwas einfacher als der Rhein/Mosel-Winzer mit seinen Steillagen.

Etwas weiter unten warteten dann die Weinfässer für die Lagerung auf uns und wenn man mich irgendwann mal in einem verschlossenen Raum vergessen sollte, dann bitte in diesem:

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Die rote Farbe an den Fässern kommt übrigens von den Schalen der roten Weintrauben! Bei allen Weingütern wo ich heute war, setzt man zudem auf das traditionelle Eichenfass und verschmäht die in Mode gekommenen Chips.

Nach einem kurzen Blick in die Flaschenabfüllung ging es dann zur Verkostung.

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Zu probieren gab es einen weiteren Weiss- und zwei Rotweine. Alle durchweg lecker, aber auch nicht ganz billig.

Insgesamt hat das ganze 1,5h gedauert und war aus meiner Sicht das Geld voll und ganz wert. Ich hatte zumindest meinen Spaß 🙂

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Weingut V. Sattui

Da ich langsam wieder Hunger bekam, ging es als nächstes zum Weingut V. Sattui, welches mir ebenfalls empfohlen wurde, nicht zuletzt aufgrund der guten Deli-Sandwiches.

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Zunächst habe ich dort aber auch noch eine kleine Weinprobe gemacht. Diesmal allerdings eine Wein-Essen-Kombination. 3 Weissweine wurden mit 3 Speisen kombiniert. Ich habe die Weissweinprobe genommen und serviert wurden ein Sauvignon Blanc, ein (angeblich) trockener Riesling und noch ein weiterer, dessen Name mit entfallen ist. Dazu gab es (in der gleichen Reihenfolge) italienischen Meeresfrüchtesalat (zum Sauvignon Blanc), Thainudeln (zum Riesling) und Senf-Shrimps. Insgesamt haben mir die Kombinationen durchauch geschmeckt (waren ja nur kleine Proben), aber der Riesling war mir viel zu süss (der Angestellte meinte, dass die Amis ihn wohl am liebsten noch viel süsser trinken). Ob einem das ganze 18 USD wert ist, muss man selbst entscheiden. Ich fand es zumindest interessant, wenn auch preislich grenzwertig.

Von der Vorstellung einer romantischen Weinprobe á la Mosel sollte man sich hier aber verabschieden, denn gemütlich ist das nicht wirklich 😉

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Das Weingut selbst ist in den letzten 4 Jahren 2x bestes Weingut im Valley gewesen, die Weine selbst sind aber nur hier und nirgends im Handel erhältlich.

Im Anschluss habe ich mir dann ein schönes großes Pastrami-Sandwich geholt und mich damit in die Sonne gesetzt. Dabei kam ich mit zwei Kanadiern ins Gespräch, womit dann auch schnell eine Stunde rum war.

Den Weinkeller kann man sich hier übrigens auch anschauen und damit kommen wir zur Alternative, wenn es mit dem Vergessen im Weinkeller bei Robert Mondavi nicht klappt 😉

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Der Geysir Old Faithful of California

Nach den zwei Weinproben wollte ich eigentlich keinen Wein mehr für heute probieren (hat nicht ganz geklappt – siehe weiter unten) und bin daher zu einer Mini-Sehenswürdigkeit leicht nördlich von Calistoga gefahren, dem Geysir Old Faithful of California. Mit Coupon waren für das Spektakel immer noch 7 USD Eintritt fällig und dann konnte ich mir den Geysir anschauen. Nun, imposant ist sicherlich was anderes 😉 aber in der Hinsicht war ich durch die Reiseführer schon vorgewarnt. Aber nett, es mal gesehen zu haben.

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Bevor es losgeht mit dem Spektakel, kündigt sich das ganze mit Rauch an. Die Fontäne selbst ist hier bis zu 20m hoch und kommt recht regelmäßig (heute alle 10min, im Durchschnitt jedoch alle 40min).

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Naja, als kleiner Zwischenstop war es ganz nett, aber nicht mehr – aber so hab ich wenigstens auch mal einen Geysir gesehen. Wer sowas schon kennt, braucht hier aber sicher keinen Stop zu machen. Etwas Erwähnenswertes gab es dann aber doch noch: ich habe hiermit den nördlichsten Punkt der Rundreise erreicht 😉

Sterling Vineyards

Da ich noch ein klein wenig Zeit hatte, habe ich dann beschlossen, mir doch noch ein Weingut im Norden des Napa-Valleys anzuschauen, da ich dann den Norden für morgen abgehakt habe. Also bin ich noch zum Sterling Weingut gefahren. Das Besondere hier ist, dass man mit einer Seilbahn zum Weingut hochfahren muss. Nicht so besonders ist dagegen der Eintritt mit 20 USD.

Dann ging es aber erstmal den Berg hinauf mit einer schönen Aussicht über das Valley.

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Oben angekommen wurde man mit einer Probe Pinot Gris begrüßt. Geschmacklich auch wieder ein prima Wein. Dann kann man eine selbsterklärende Tour durchlaufen. Hier ein paar Bilder von dem Anwesen und den Produktionsstätten:

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Auch hier gab es wieder einen Raum, wo man mich Einsperren darf 😉

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Schließlich hat man von der Terrasse nochmal einen tollen Ausblick:

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Am Ende gab es noch 4 weitere Weine zum Probieren: einen Sauvignon Blanc, einen Zinfandel, einen „Bordeaux“ (sie dürfen ihn nur nicht so nennen) und einen süssen Weisswein (Namen hab ich vergessen – ich werde alt – oder betrunken…). Allesamt waren sie in Ordnung und insbesondere die beiden Rotweine sehr schön. Mitgenommen habe ich trotzdem keinen, denn im warmen Kofferraum bei über 40 Grad wird der Wein auch nicht besser und mein Gepäck war so schon schwer genug.

Das war es dann aber auch mit Wein für heute und ich bin nochmal kurz nach Napa gefahren, um dort den Chefs Market abzulaufen, der immer Donnerstags ist und ein paar Fotos vom Ort zu machen. Mit diesem Ort werde ich aber nicht warm – er wirkt irgendwie aufgesetzt und künstlich. Es fehlt jegliche Authenzität.

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Danach ging es dann aber wirklich ab in Richtung Petaluma, wo ich die nächsten 2 Nächte bin. Der Ort ist gut 20-30min von Napa entfernt.

Insgesamt ein wirklich toller Tag und ich bin froh, dass ich Sacramento schon gestern besichtigt hatte und so zwei Tage hier im Napa Valley habe. Jetzt werde ich noch ein wenig am „Schlachtplan“ für morgen arbeiten und dann gehts in die Koje – ich bin MÜDE!

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