Reisebericht Kalifornien – 09.06.2009 – Kunst aus Müll und Schauspielkunst
Das kann man wohl getrost etwas als Pech bezeichnen. Es gibt ja immer zwei Tageszeiten in Los Angeles – die Bewölkte und die Sonnige. Nur leider hat die sonnige Tageszeit erst gegen 18 Uhr angefangen, als ich gerade wieder im Hotel angekommen bin. Gut ein wenig Sonne habe ich davor schon abbekommen, aber auf den Bildern ist es heute durchweg bewölkt. Dennoch gibt es wieder einiges zu erzählen.
Watts Towers in Los Angeles
Nach einem kurzen Kaffee heute Morgen ging es direkt in eines der Viertel von Los Angeles, in das sich nur sehr sehr selten Touristen verirren – nach Watts. Watts ist einer der Bezirke in der die ärmeren Schichten von L.A. leben und ein Aufenthalt wird in den Reiseführern nur bei Tageslicht empfohlen. Nun was treibt mich in so ein Viertel? Eine Sehenswürdigkeit natürlich – in diesem Fall die Watts Towers. Dabei handelt es sich um ein Gesamtkunstwerk, dass Simon Rodia zwischen 1921 und 1954 in Alleinarbeit errichtet hat. Da Rodia nebenbei noch Zementarbeiter und Teilesetzer war, konnte er an seinem Kunstwerk nur an Wochenenden und Feiertagen arbeiten.
Was sind nun aber die Watts Towers? Nun es handelt sich dabei um insgesamt 17 Strukturen, die allesamt aus recycleten Materialien wie Bruchstücken aus Fliesen und Flaschen, alten Schienen- und Metallteilen und anderen Dingen bestehen. Die Stahlgrundgerüste aus Fundstücken sind dabei mit Mörtel verkleidet und darauf dann die Bruchstücke eingesetzt. Die größte der 17 Strukturen ist über 30m hoch.
Mit den Anwohnern kam Rodia nicht sonderlich gut klar und so kam es mehrfach zu Vandalismus an Rodias Kunstwerk. Auch gab es immer wieder Verschwörungstheorien, dass die Türme in Wirklichkeit Antennen seien mit denen zunächst im 2. Weltkrieg den Japanern Informationen zugespielt wurden und später dann den Kommunisten. Von dererlei Problemen hatte Rodia dann Mitter der 50er Jahre die Nase voll und überlies sein Kunstwerk nebst dem Grundstück einem Nachbar und verschwand aus Los Angeles. Er kam nie wieder danach an diesen Ort zurück.
Wenig später wurde das Grundstück für nur 1000 Dollar erneut verkauft an jemanden der ein Fast-Food-Restaurant darauf eröffnen wollte. Dazu sollte es jedoch nie kommen. Schließlich kamen Schauspieler Nicholas King und Produzent William Cartwright 1959 an diesen Ort und fanden das Kunstwerk so faszinierend, dass sie es bewahren wollten und 3000 Dollar für das Land boten. Sie erhielten das Grundstück, nur um später zu erfahren, dass die Stadt Los Angeles bereits 1957 den Vorbesitzer aufgefordert hatte, die Watts Tower abzureissen, da sie ein ungenehmigtes öffentliches Gebäude seien. Da der Vorbesitzer dies ignorierte wollte nun die Stadt die Sache in die Hand nehmen. Daraufhin haben King und Cartwright eine Initiative zum Erhalt gegründet und haben unter anderen die Standfestigkeit der Türme bewiesen indem man die Türme mit Kabeln verband und dann mit einer Kraft von 5 Tonnen zusammenzog, der die Türme standhielten.
Seit 1960 sind die Türme nach eine Instandsetzung der Öffentlichkeit zugänglich. Im Moment sind die Tower von einem Zaun umgeben, da seit einigen Jahren Reparaturarbeiten im Gange sind. Dennoch lohnt der Blick von außen.
Hier noch ein paar Bilder:
Insgesamt hat mich das ganze an die Werke von Gaudi in Barcelona erinnert. Auf jedenfall eine ungewöhnliche Sehenswürdigkeit. Leider etwas außerhalb vom Geschehen und daher schwer mit anderen Dingen zu verbinden, denn außer den Towers ist in der Gegend nicht viel Sehenswertes. Apropos die Gegend – auch wenn hier eher die Ärmeren wohnen, so haben sich manche doch echt Mühe mit ihrem kleinen Eigenheim gegeben:
Auf der anderen Seite gibt es aber auch genug Häuser, die im Moment der Bank gehören:
Damit war der kleine Ausflug nach Watts auch schon beendet nach knapp 25min. Da bei den Wolken und den Temperaturen an Strand nicht zu denken war, habe ich mich entschlossen, dann doch nochmal nach Hollywood zu fahren. Also ab in den Berufsverkehr und rein ins Touristengetümmel.
Hollywood
Ich habe für unverschämt viel Geld ziemlich weit am Ende des Hollywood Blvd geparkt, da ich zunächst noch kurz zum Sunset Blvd hinunter wollte, um dort in das angeblich größte CD-Geschäft der Welt zu gehen: Amoeba Music. Und tatsächlich ist die Auswahl sowohl an neuen als auch gebrauchten CDs gigantisch bei gleichzeitig guten Preisen. Auch viele Raritäten sind hier zu bekommen. Letztlich bin ich bei 2 CDs fündig geworden.
Hier ein Bild vom Store (6400 Sunset Blvd):
Danach ging es dann einmal der Hollywood Blvd rauf und runter, wo sich doch das ein oder andere Bildmotiv ergeben hat:
Der eigentlich touristische Teil beginnt dann ab der Kreuzung Highland/Hollywood Blvd. Dort in der Nähe sind dann auch direkt das Kodak Theatre und das Graumans Chinese Theatre. Im Kodak Theatre werden seit 2002 jährlich die Oscars verliehen. Das Theater wurde speziell dafür entworfen und durch eine Zahlung von 75 Mio. USD hat sich Kodak mit seinem Namen hier verewigen lassen.
Im Inneren sind entlang des Treppenhauses die jeweils mit dem Oscar als Bester Film ausgezeichneten Werke alle Jahre bis heute zu sehen, so z.B. hier 2006 und 2007 (Departed und No Country for Old Men):
Begründet wurde die Geschichte des Oscars in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Damals war das Filmgeschäft in der Krise, nicht zuletzt durch die Konkurrenz aus dem Fernsehen. Man entschloss sich daher eine Akademie zu gründen, in der die einflussreichsten Menschen der Filmindustrie sitzen die die Interessen der Filmschaffenden vertreten. Und damit war 1927 die Academy of Motion Picture Arts and Sciences gegründet. Eine Funktion der Akademie war es auch, besondere Leistungen auszuzeichnen. 1929 wurde dann der erste Oscar (eigentlich Academy Award) verliehen. Das ganze war aber eher ein unbedeutendes Ereignis und zwar solang, bis man beschloss, die zu Ehrenden nicht im Vorfeld bekanntzugeben, sondern geheim zu halten. Dies ist seit 1941 der Fall. Seitdem wacht die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC über die Gewinner der Awards. Seit 1953 werden die Oscars schließlich auch im Fernsehen übertragen. Der Oscar selbst symbolisiert einen Ritter mit einem goldenen Schwert der auf einer Filmrolle steht. Auf der Filmrolle sind 5 Kreise für die 5 Kategorien in denen der Oscar verliehen wird: Film, Fernsehen, Musik, Radio und Theater. Diese Kategorien sieht man auch auf dem Walk of Fame in den kleinen Kreisen unter den Namen.
Der Walk of Fame ist auch schon erstaunlich alt – genauergesagt 51 Jahre. Damals wurde er als Projekt zur Aufwertung des Stadtteils Hollywood errichtet. Ein paar besondere Sterne gibt es jedoch unter den vielen anderen, so wurde z.B. der Stern von Muhammed Ali nicht in den Boden eingelassen, sondern in die Wand des Kodak Theatre, da Ali nicht wollte, dass die Leute auf ihm „rumtrampeln“. Desweiteren gibt es einen Stern für die im Dienst gefallenen Polizisten der Los Angeles Polizei, sowie eine Plakette für die Piloten der verunglückten Apollo 11 Mission. Zu Diebstählen kam es auch schon ein paar Mal.
Die dritte Hauptsehenswürdigkeit ist das Grauman’s Chinese Theatre. Dieses Theater ist ein Kino im chinesischen Stil. Der Begründer Sid Grauman hat auch schon das Million Dollar Theatre in Downtown errichtet (dieses habe ich mir 2006 angeschaut). Eine Besonderheit für Amerika ist, dass tatsächlich viele Bauteile für das Theater aus China kommen – 1927 wohlgemerkt. Bereits 5 Jahre zuvor hatte Grauman nur ein paar Blocks weiter das Grauman’s Egyptian Theatre errichtet.
Das bekannteste am Chinese Theatre sind die Fuß- und Handabdrücke der Stars im Boden. Hier Marilyn Monroe und die Darsteller aus Harry Potter:
Neben dem Kodak Theatre befindet sich eine kleine Einkaufspassage mit mächtigen Elefanten drauf und einem Blick aufs Hollywood-Zeichen:
Ansonsten findet man auch jederzeit ein paar skurrile Schausteller, die ihren Stars mehr oder weniger ähnlich sehen, so wir hier eine gealterte Marilyn Monroe und ein ebenso alter Elvis oder aber Superman, der beim Ausverkauf des Virgin-Stores mitgeholfen hat 😉
Naja irgendwie macht’s doch immer wieder Spaß – auch jetzt beim dritten Mal – durch Hollywood zu spazieren. Ist einfach ein witziges Fleckchen. Wer sich aber etwas genauer umschaut, findet auch immer wieder schöne Kleinode, wie diese Installation „The Road to Hollywood“ mit Zitaten von Leuten, die nach Hollywood gekommen sind:
Eine Kostprobe? Kein Problem: Ich habe an der Kalifornischen Universität in Los Angeles unterrichtet als mich ein Produzent anrief, der auf der Suche nach einem Studenten für einen Science Fiction Film war. „Ich schicke meinen besten Studenten“, sagte ich ihm, bin aber stattdessen selbst hingegangen.
Gegen 2 Uhr nachmittags bin ich dann wieder raus aus Hollywood. Es war zwar mittlerweile etwas heller, aber Sonne war noch nicht zu sehen. Insofern bin ich einmal den kompletten Sunset Blvd bis zum Atlantik gefahren durch die Stadtteile Beverly Hills, Bel Air und Pacific Palisades. Hier wohnen die Reichen und Schönen, aber zu sehen gibts außer hohen Mauern nichts. Dennoch ist die Fahrt ganz schön. Am Meer angekommen habe ich mich dann doch noch in Santa Monica an den Strand gepackt für 1,5h und man mag es kaum glauben, aber selbst bei dem wenigen an Sonne was durch die Wolken kommt, kann man sich noch ganz leicht verbrennen.
Culver City
Danach bin ich dann nochmal kurz nach Culver City um dort ein paar Aufnahmen in dem Filmviertel zu machen. Culver City war und ist der Sitz vieler Filmstudios.
Der Stadtteil hat knapp 40 Tausend Einwohner und war immer bekannt für den Sitz der MGM-Studio (heute ist Sony auf dem Gelände). Gegründet würde Culver City durch Harry Culver 1913 und bereits 1917 in L.A. eingegliedert. Dies ist die Schlagzeile in der Zeitung, die der Mann auf dem Bild unten gerade liest ;-). Ansonsten war gerade auch noch ein netter Markt zugange.
Danach bin ich nochmal zu dem Burger Laden von gestern gefahren und habe mir mein Abendbrot geholt. Wer also am Venice Blvd ist, kann mal bei Rally’s Hamburger vorbeischauen 😉 Ich mag sowas ja nicht so besonders, aber die hier haben geschmeckt.
Dann ging es auch ab zurück und vor dem Hotel wurde das Auto noch schnell aufgetankt für die Tour morgen. Für Morgen gibt es auch mal wieder eine Touränderung. Da ich mich am Freitag aller Voraussicht nach mit einer guten Freundin treffe in der Nähe von San Diego kann ich an dem Tag ja nichts in San Diego mehr machen. Daher versuche ich morgen am Nachmittag noch etwas dort zu sehen und habe dafür den Stop beim Palomar Observatory zumindest für Morgen mal gestrichen – vielleicht ja dann auf der Fahrt nach Palm Springs.
So jetzt schaue ich mir noch kurz die Route für Morgen an und dann wird gepackt und es geht ins Bett. Ist wieder ein langer Bericht geworden, aber es waren auch am Ende zwei schöne Tage in L.A. Zum Schluss noch ein schönes Zitat von Frank Sinatra was ich heute gelesen habe:
„The best is yet to come and won’t that be fine you think you’ve seen the sun but you ain’t seen it shine…“