Ein historischer Spaziergang durch Downtown Los Angeles
Heute möchte ich mit euch einen kleinen Spaziergang machen durch die Stadt der Stars und Sternchen, wo Karrieren beginnen und ebenso schnell enden. Die Stadt, die durch Hollywood bekannt, ist natürlich Los Angeles und obwohl es oft auf Hollywood beschränkt wird, gibt doch noch einiges mehr zu entdecken und einen kleinen Teil davon werde ich euch in diesem Spaziergang zeigen.
Diesen Spaziergang habe ich selbst 2006 unternommen, als ich vor einer Kreuzfahrt nach Alaska einen Tag in Los Angeles Aufenthalt hatte. Da ich in Downtown übernachtet hatte, lag es nahe, diese Gegend ein wenig zu erkunden, was ich dann am Morgen nach meiner Ankunft auch getan habe. Leider ist Los Angeles am Morgen oft wolkenverhangen, insofern gibt es auch den meisten Bildern keine Sonne zu sehen. Erst Mittags hat sie sich dann ihren Weg freigestrahlt.
Gestartet bin ich bei meinem Spaziergang beim Westin Bonaventure Hotel und der Weg führte mich die 5th Street hinunter bis zum Biltmore Hotel einen Luxus-Hotel, dessen Architektur stellvertretend für die alten Gebäude in Downtown Los Angeles steht.
Designed vom gleichen Architekten wir das Waldorf Astoria in New York ist es eine, wenn nicht die erste Adresse in L.A. Eröffnet wurde das Hotel 1923 und war insgesamt 8 Mal Austragungsort der Oscar-Verleihung. Stars wie die Beatles und Persönlichkeiten wie John F. Kennedy waren hier schon abgestiegen und zuletzt war es Schauplatz für Americas Show „American Idol“ (die amerikanische Fassung von „Deutschland sucht den Superstar“). Der hohe Turm beherbergt den Landeplatz für Helikopter. Nach hinten heraus hat das Gebäude dann 3 Flügel.
Auch ein Blick ins Hotel lohnt, denn die prächtige Ausstattung bekommt man nicht alle Tage zu sehen:
Mit über 1000 Zimmern war das Hotel bei seiner Eröffnung übrigens das größte westlich von Chicago. Heute hat es nach Umbauten „nur“ noch knapp 700 Zimmer.
Weiter ging es dann auf der Hillstreet vorbei an diesem alten Gebäude und über die 4th Street bis zur Spring Street und dort dann bis zum Broadway Spring Center.
Das Broadway Spring Center ist eigentlich nur ein recht unschöner Betonklotz und eine große Parkgarage, wenn da nicht zumindest das Reliefportal wäre, was zumindest für ein Foto lohnt:
In dem Center drin gibt es aber dann doch noch etwas zu sehen und zwar den Biddy Mason Park. Dies ist eine Gedenkstätte für – na wen wohl : Biddy „Bridget“ Mason. Falls ihr nicht wisst, wer Biddy war, so geht es euch wie mir, bevor ich damals dort hin kam. Biddy Mason war eine Sklavin in den 1850er Jahren die mit ihren drei Töchtern nach Kalifornien gekommen war. Obwohl in Kalifornien Sklaverei verboten war, wollte sie ihr Herr nicht freilassen und zog sie vor Gericht und erklärte sich selbst für frei. Man gab ihr recht und so ließ sie sich in Los Angeles wieder. Hier gab sie sich auch erst ihren Nachnamen, denn Sklaven hatten für gewöhnlich keinen. In der Stadt arbeitete sie dann im Krankenhaus und aufgrund ihrer sparsamen Lebensweise konnte sie als eine der ersten Frauen sogar Land erwerben. Bis zu ihrem Tod 1891 brachte sie es auf ein Vermögen von 300.000 USD, welches sie wohltätigen Zwecken zukommen ließ. Heute erinnern hier einige Tafeln an ihr Leben.
Kommt man aus dem Biddy Mason Park raus, ist man auch direkt auf dem Broadway, der mit einer recht tristen Ladenpassage und einem McDoof aufwartet. Interessanter ist da schon das Mauergemälde auf der gegenüberliegenden Seite. Es heißt „Eternal Street“ (Calle de la Eternidad) und zeigt den Aztekenkalender aus dem 2 Hände hinausgreifen in den Himmel.
Als nächstes geht es nur wenige Meter nördlich auf dem Broadway, bis wir beim Million Dollar Theatre ankommen. Das 1918 eröffnete Kino war eines der ersten in den USA. Erbaut wurde es vom Unternehmer Sid Grauman. Wem dieser Name nichts sagt, sollte mal in Hollywood vorbeischauen, wo sich das Grauman’s Chinese Theatre (das mit den Handabdrücken im Beton) und das Grauman’s Egyptian Theatre befinden. Zwischenzeitlich hatte das Kino aber diverse Nutzungen erfahren, stand einige Jahre leer und wird jetzt wieder als Theater für die spanische Gemeinde genutzt.
Direkt auf der anderen Straßenseite gegenüber dem Million Dollar Theatre steht das Bradbury Building, eines der ältesten Gebäude in Los Angeles (1893 erbaut). Erbaut wurde das Gebäude im Auftrag des Minenbetreibers Lewis Bradbury. Dieser sollte allerdings nicht mehr viel von dem Gebäude haben, denn bereits wenige Monate nach der Fertigstellung verstarb er, erleichtert um knapp 500.000 USD Baukosten – ein Vielfaches des geplanten Budgets (heute würde der Preis mehr als 10 Mio USD entsprechen). Von außen ist das Gebäude recht unspektakular mit seinem roten Sandstein, aber der Blick hinein lohnt in jedem Fall, denn hier kann an den Zeitgeist von vor 120 Jahren noch spüren. Ein alter Fahrstuhl, viel Holz und verzierte Geländer versetzen einen in der Zeit zurück in die Gründerjahre von Downtown L.A. Zahlreiche Filme nutzten bereits diese Kulisse und für viele Touristen ist es ein Anlaufpunkt. Allerdings auch für die LAPD, welche es für ihr Dezernat für interne Angelegenheiten nutzt. Kurzum, wer in Downtown Los Angeles ist, sollte auch im Bradbury Building gewesen sein. Im übrigen werden auch Führungen durch das Gebäude angeboten.
Weiter geht es nördlich auf dem Broadway bis wir in der Nähe von 242 S Broadway auf das Gebäude der Victor Clothing Fabrik stoßen. Dies allein wäre noch kein Grund für eine Besichtigung, aber das Besondere hier sind die Wallpaintings, u.a. das Nachfolgende, welches „The Pope of Broadway“ (Der Papst vom Broadway) heißt.
Historisch ist das Gemälde nicht, da es erst 1985 angebracht wurde, aber es gehört mit einigen anderen Hausmalereien zu den Wahrzeichen der Gegend. Sollte jemandem übrigens die Person auf dem Bild bekannt vorkommen – es handelt sich um Anthony Quinn.
Nun geht es wieder ein paar Meter den Broadway zurück bis zum Million Dollar Theatre, denn unser nächster Halt ist direkt hinter dem Kino: der Grand Central Market. Seit 1917 ist dieser offene Markt in Los Angeles präsent und ist damit der älteste und gleichzeitig größte Markt der Stadt. Wer hier nichts zu essen findet, ist selber schuld. Neonreklamen, exotische Speisen und ein historisches Ambiente laden hier zu einem kleinen Bummel ein. Während der Markt von innen im Laufe der Jahre immer mal wieder modernisiert wurde, ist seine Außenfassade noch original.
Nur über die Straße ist es dann bis zum nächsten Stop, dem Angels Flight. Dieser ist eine kleine Zahnradbahn, welche Touristen und Einheimische für 25ct den Hügel hinauffährt und so den Aufstieg zu Fuß erspart. In seiner usprünglichen Form wurde er von 1901 bis 1969 betrieben und dann stillgelegt. 1996 fand dann eine Wiedereröffnung statt an leicht versetzter Stelle, doch nach einem Unfall 2001 wurde er wieder geschlossen. Erst 2010 wurde die Bahn wieder in Betrieb genommen. So hatte ich leider bei allen Besuchen in L.A., 2006, 2007 und 2009 keine Chance bislang, selbst mal mitzufahren.
Die beiden Züge, die hier operieren, sind mit einem gemeinsamen Seil verbunden, so dass sie immer in entgegengesetzter Richtung fahren. Sie haben die Namen Sinai und Olivet. Wer keine Chance hat hochzufahren, auf den warten einige Stufen, denn weiter mit unserem Spaziergang geht es auf dem Hügel, auf dem sich auch eine schöne Aussicht bietet.
Überquert man die Olive Street und schlängelt sich zwischen den Hochhäusern durch, kommt man schließlich zur Grand Avenue, wo das Museum of Contemporary Art (MOCA) steht, das bedeutendste Museum der Stadt, wenn es um moderne Kunst geht. Ob diese einem dann gefällt sei einmal dahingestellt 😉 Auffallen tut das Gebäude schon aufgrund seiner flachen Bauweise und der geometrischen Formen. Im Vorhof des Museums steht eine Flugzeugskulptur, welche ihrerseits aus Schrottteilen besteht.
Nur ein wenig weiter die Grand Avenue hinunter kommt man zu einem weiteren außergewöhnlichen Architekturzeugnis Los Angeles‘, der Walt Disney Concert Hall. Dieses sehr moderne Gebäude erinnert an ein Schiff und genau dies war auch die Inspiration. Es geht als eines der besten Konzerthäuser in Bezug auf die Akustik.
Wer noch einige Meter weiter geht, kommt zum Dorothee Chandler Pavillion und dem Mark Taper Forum, zwei weiteren Unterhaltungsstätten. Unser Weg führt jedoch die Grand Avenue zurück bis zur 3rd Street und dort nach rechts bis zur nächsten Querstraße in die wir links abbiegen in die Hope Street. Nach nur weniger Metern erreichen wir dann auf der rechten Seite das Arco Center.
Früher standen hier kleine viktorianische Häuser, wie man sie heute noch in San Francisco findet. Doch in den 60er Jahren hat man alles hier platt gemacht und stattdessen die Wolkenkratzer hingesetzt, welche wir heute bestaunen. Das heutige ARCO-Center hat 55 Stockwerke und fällt vor allem durch die Skulptur vor seinem Eingang auf, die „Four Arches“ (Vier Bögen) heißt und von Alexander Calder ist. Die Skulptur ist ingesamt 13m hoch.
Von hier haben wir auch schon wieder den Blick auf unseren Ausgangsort, dass Westin Bonaventure Hotel. Mit 1354 Zimmern ist es das größte Hotel von L.A. Seine Architektur versucht Gegensätze zu verbinden, so wirkt das Hotel einerseits wie viele kleine Einzelbestandteile und gleichzeitig doch wie ein großes verbundenes Ganzes, es hat eine unhomogene Form, wirkt aber durch seine gleichmäßige Fassade doch homogen. Wer versucht von der Straße hineinzukommen, wird es schwer haben, einen Eingang zu finden, denn hier muss man erst eine Ebene hinaufgehen. Auch in vielen Filmen kommt das Hotel vor, so u.a. in Mission Impossible III.
Über die Straße an der Ecke Hope St. / 4th St. befindet sich das Ketchum YMCA, vor dem es noch folgenden Skulptur zu entdecken gibt:
Nun gehen wir nur ein paar Meter auf der Hope St. weiter und kommen direkt auf die amerikanische Version der Spanischen Treppen in Rom zu, den Bunker Hill Steps. 103 flache Stufen verbinden hier Hope St. und 5th St. miteinander. Die zweiflüglige Treppe wird getrennt durch einen kleinen Wasserfall. Für diejenigen, die die Stufen scheuen, gibt es allerdings auch eine Rolltreppe.
Auf der 5th St. angekommen sind es auch nur noch wenige Meter und wir sind wieder am Ausgangspunkt des Spaziergangs angekommen. Es gibt sicherlich noch einiges mehr hier zu entdecken, aber der kleine Rundgang gibt einen schönen Einblick in eine Seite von L.A., die vielen Touristen verborgen bleibt.
Zum Schluss noch ein paar Bilder bei Sonnenschein, sowie eine Karte mit den Bilderstandorten: