Reisebericht Kalifornien – 14.06.2009 – Get your kicks on Route 66 – continued
Nachdem ich vor 2 Jahren ja schon ein Stück der alten Route 66 gefahren bin (von Needles bis Kingman), sollte es auch diesmal wieder einige Kilometer auf der „Motherroad“ geben und zwar von Amboy bis nach Barstow.
Amboy und der Amboy Crater
Zunächst aber ging es bei strahlender Sonne gegen halb 8 in Yucca Valley los und erstmal wieder quer durch die Wüste für knapp 100km bis ich in Amboy angekommen war. Amboy ist eine Fast-Geisterstadt entlang der Route 66, sprich noch nicht ganz tot, aber es ist auch nicht mehr viel los. Liegen tut es in einer ziemlich kargen und unwirklichen Landschaft. Die heutige Leere war aber nicht immer so, sondern liegt im Niedergang der US 66 begründet, die in den 70er Jahren durch die Interstate 40 abgelöst wurde. Amboy blickt auf eine für kalifornische Verhältnisse lange Geschichte zurück, denn die Stadt wurde bereits 1858 gegründet. Wirtschaftlicher Hauptzweig der Stadt war das Chlorwerk, was noch heute existiert und zu den größten der Welt gehört.
Heute leben noch ganze 7 Menschen in dem Ort, dessen Hauptattraktion Roys Café ist, eine überteuerte Tankstelle mit Imbiss. Ansonsten gibt es noch eine kleine Post und die Ruinen der alten Schule zu sehen.
Ein Kuriosum in Bezug auf Amboy ist, dass die 7 Einwohner versucht haben 2003 ihren Ort bei Ebay zu versteigern. Der Mindestpreis lag bei 1,9 Mio. USD, geboten wurden allerdings nur knapp 1 Mio. USD.
Nach dem kurzen Fotostop ging es dann aber auf die Mutter aller Strassen, die Route 66:
Im Übrigen habe ich mit Amboy auch den östlichsten Punkt der Reise erreicht 🙂
Die Fahrt auf der 66 dauerte allerdings erstmal nur eine Minute, denn dann stand auch schon das zweite Tagesziel und gleichzeitig neben Roy’s Cafe die zweite Attraktion in Amboy auf dem Programm – der Amboy Vulcanic Crater. Dazu ging es zunächst erstmal noch ein paar hundert Meter auf einer Schotterpiste zu einem Parkplatz, von wo ich dann losgewandert bin.
Der Amboy Vulcanic Crater ist ein vor einigen tausend Jahren ausgebrochener Vulkan und man kann über einen Wanderweg die knappe Meile bis zum Vulkankrater wandern. Unterwegs ist die Landschaft übersäht mit Lavagestein, was das ganze noch unwirklicher macht.
Der Weg zum Krater ist dann kurz und etwas steiler aber kein Problem. Gut war nur, dass es noch morgends war und damit noch nicht ganz so heiß. An Hochsommertagen kann man sich hier leicht einen Hitzestich holen.
Hier der kurze Aufstieg zum Krater (Blick von Oben):
Dann bin ich erstmal einmal durch den Krater gelaufen:
Anschließend ging es einen ziemlich steilen Weg hinauf zum gegenüberliegenden Kraterrand. Auf dem Weg hinauf musste ich schon aufpassen, dass ich nirgendwo abrutsche, denn einen guten Halt gab es nicht. Dafür war die Aussicht dann schön.
Dann ging es auch schon wieder zurück. Insgesamt hat der Stop gute 1,5h gedauert und war durchaus interessant. Die Hitze ging auch gerade noch, aber kalt war mir auch nicht 😉
Auf der Route 66
Als nächstes ging es auf der Route 66 weiter vorbei an ehemaligen Ortschaften die Siberia und Bagdad von denen heute nichts mehr übrig ist, nichtmal sehenswerte Ruinen. Die Route 66 (bzw US 66) war zwischen 1926 und Ende der 60er Jahre eine der wichtigsten Ost-West-Verbindungen der USA, die in Chicago begann und in Santa Monica bei L.A. aufhörte. Das es das so nicht mehr gibt ist zum Teil die Schuld der Deutschen, denn General Eisenhower, der später US-Präsident wurde hatte in Deutschland die Autobahnen gesehen und da die alten Bundesstraßen der USA dem zunehmenden Verkehr nicht mehr gewachsen waren, wurde das System der Interstates eingeführt. Seit 1985 war die Route 66 dann auch endgültig kein Highway der USA mehr.
Einen kurzen Stop waren dann die Ruinen des ehemaligen Ortes Ludlow wert (der heute noch noch ein kleiner Rastplatz ist, aber früher durchaus ein paar Häuser gehabt haben muss). Interessant ist, dass die Strassenschilder noch stehen, die die Ruinen miteinander verbinden. Viel los ist auf der Mainstreet (siehe letztes Bild unten) aber nicht mehr…
Dann ging es für ein paar Kilometer zunächst auf die Interstate und dann wieder auf die huckelige Route 66 nach Newberry Springs. Dieser Ort verfügt über eine Hauptattraktion, das Bagdad Café. Dieses hier befindliche Café spielte 1987 die Hauptrolle im Film Bagdad Café (bei uns hieß er „Out of Rosenheim“). Die Handlung spielt eigentlich in Bagdad an der Route 66, doch da gibt es ja wiegesagt nichts mehr. Das Bagdad Café aus dem Film steht noch heute (vor dem Film hieß es Sidewinder Café) und war mein nächster Stop, um was zu trinken und einen Happen zu futtern.
Da ich den Film „Out of Rosenheim“ nicht kenne, war ich überrascht, dass mit Marianne Sägebrecht, die Hauptrolle von einer Deutschen gespielt wurde. Ein netter kleiner skuriller Zwischenstop – das ist die Route 66 😉
Barstow
Danach ging es dann weiter bis nach Barstow. Unterwegs gab es nicht mehr viel zu sehen außer ein paar Ruinen.
In Barstow selbst musste ich erstmal feststellen, dass mein Hotel ein kleines Stück außerhalb ist (das es kein Internet hat, habe ich heute morgen schon herausgefunden). Ich bin aber erstmal in die Stadt und dort zum Route 66-Museum, da es ja noch früh am Nachmittag war. Das Museum (hat nur FR/SA/SO geöffnet!) ist eine Sammlung von Fundstücken rund um die Route 66. Eintritt ist gegen eine Spende. Insgesamt auf jedenfall sehenswert, um mehr über das Leben an der Strasse und die Strasse selbst zu erfahren.
Das Gebäude in dem das Museum ist, beherbergt auch noch das Eisenbahnmuseum und ist auch direkt am Bahndepot gelegen. Es ist sicherlich eines der schönsten in Barstow.
So, nachdem der Bericht bis hierhin jetzt schonmal fertig ist und es gerade mal 16 Uhr ist, werde ich jetzt nochmal in die Stadt düsen. Gibt zwar nicht viel zu sehen, aber zumindest noch eine Runde raus, denn mein Motel hat auch nicht unbedingt mehr zu bieten 😉 Nachher kommen hier also noch ein paar Bilder von Barstow.
So jetzt bin ich wieder zurück. Da ich ja hier kein Internet habe, habe ich mich in die brütende Hitze vor ein anderes Motel gestellt und dort schnell noch einen Bericht ins Blog geladen und eine Runde geskyped. Aber schön ist sowas nicht – habe und Blut und Wasser geschwitzt. Aber dank der trockenen Luft ist auch alles schnell wieder trocken. Dann noch das Auto aufgetankt und eine Runde durch die Stadt. Spektakuläres gibt es hier beim besten Willen nicht zu sehen, aber einige ganz nette Wandgemälde.
Das war es dann auch für heute. Ich werde jetzt noch eine Runde lesen und dann gehts pünktlich in die Koje, denn der morgige Tag ist nochmal mit einiger Fahrerei verbunden.
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