Mit der MSC Splendida durch das westliche Mittelmeer – Teil 1: Metz und Marseille
Dieses Jahr hatten wir Anfang Dezember eine Woche frei und da Urlaub für mich auch immer wegfahren heißt, haben wir nach einem Urlaubsziel für diese Woche gesucht. Nun ist es im Dezember in Europa nirgends richtig warm und selbst in Nordafrika und auf den Kanaren ist kein Badewetter, zumal die Kanaren auch recht teuer waren. Bei unserer Suche sind wir dann aber auch eine einwöchige Kreuzfahrt im westlichen Mittelmeer gestoßen, welche für 7 Tage als Frühbucherpreis nur 299 EUR in der Innenkabine gekostet hat. Bei diesem unschlagbaren Preis kann man eigentlich nichts falsch machen und so haben wir die Reise gebucht. Vorteil war dabei, dass man bei dieser Kreuzfahrt an jedem Hafen zusteigen kann und so haben wir uns für einen Start am Sonntag in Marseille entschieden.
Unsere Anreise sollte aber bereits am Samstag sein und zwar von Metz in Lothringen aus, von wo ein TGV bis nach Marseille fährt. Leider war ich schon die ganze Woche vor unserer Abreise erkältet und so hing ich ziemlich in den Seilen. Daher hatten wir den geplanten Samstag in Metz auch schon deutlich gekürzt und sind erst Mittags von Trier losgefahren. In Metz haben wir das Auto dann auf dem Parkhaus über dem Bahnhof abgestellt und da sollte es die kommenden 7 Tage auch bleiben. Es war kurz nach 2 Uhr als wir ankamen und unser Zug sollte um 4 Uhr nachmittags abfahren, so dass noch Zeit für einen kurzen Bummel durch die Stadt blieb.
Obwohl Metz recht nahe an Deutschland liegt, hat die Stadt schon den typischen französischen Flair und ein Bummel durch die Altstadt führt vorbei an vielen kleinen schönen Geschäften – etwas was man in Deutschland leider vermisst und was für mich den Flair von Frankreich ausmacht. Bei dem Bummel sind wir auch an dem kleinen Weihnachtsmarkt vorbeigekommen. Hier bestimmen Handwerk und Kulinarisches das Geschehen. Gerade beim Essen unterscheidet sich der Weihnachtsmarkt hier doch erheblich von seinen deutschen Verwandten, oder wo isst man in Deutschland auf dem Weihnachtsmarkt Austern?
Nach einer Stunde sind wir dann aber auch schon zurück in Richtung des Bahnhofs gegangen und haben dort unser Gepäck aus dem Auto geholt, um dann auf den Zug zu warten, der auch schon bald kam. Es war ein Doppelstock-TGV gewesen, doch in Frankreich ist es so, dass man sein Ticket entwerten muss, bevor man in den Zug steigen darf. Nur hatte ich vorher nirgends einen Entwerter gesehen. Während die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges immer kürzer wurde, bin ich quer durch den Bahnhof gelaufen, bis ich schließlich den gelben Kasten gefunden hatte, in den ich das Ticket stecken musste, damit der Entwertungsaufdruck raufgestempelt wurde. Etwas geschafft waren wir dann endlich im Zug angekommen und es ging auf die fast 7h Zugfahrt einmal quer durch Frankreich, bis in die Mittelmeerhafenstadt Marseille.
Hier sind wir kurz vor 23 Uhr angekommen und waren beide ziemlich geschafft. Glücklicherweise lag unser Hotel für die Nacht – das Holiday Inn Express – direkt gegenüber vom Bahnhof, so dass wir nur wenige Meter laufen mussten. Unser Zimmer für die Nacht war sehr schön, aber ehrlich gesagt hat uns das nicht mehr wirklich interessiert, denn wir sind nur noch ins Bett gefallen, bei mir auch in der Hoffnung, dass es mir am Morgen besser gehen würde.
Nach einer ruhigen Nacht wurden wir am Morgen mit einem strahlend blauen Himmel geweckt und jeder Menge Sonnenschein. Besser konnte der Start in einen Tag nicht sein. Und auch mir ging es besser wie es schien (auch wenn sich dies nur kurz darauf wieder ändern sollte). Nach einem guten Frühstück im Hotel haben wir unsere Koffer gepackt und im Gepäckraum des Hotels abgestellt, denn auf unser Schiff konnten wir erst ab 13 Uhr und so blieb uns noch etwas Zeit zur Erkundung von Marseille.
Nach Paris ist Marseille die zweitgrößte Stadt Frankreichs mit rund 850 Tausend Einwohnern. Die Geschichte von Marseille geht bis zu den Griechen zurück, welche um 600 v.Chr. hier einen Handelsposten namens Massalia gründeten, welcher sich in den kommenden Jahren zur reichsten griechischen Kolonie entwickeln sollte. Nach den Griechen kamen dann 49 v. Chr. die Römer und später dann die Goten und Franken, bevor Marseille die eigene Republik im Jahr 1216 ausrief. Von all dem spürt man heute in der Stadt nicht mehr viel und unser Weg durch das Bahnhofsviertel beinhaltete auch nicht viel Sehenswertes, bis wir beim Triumpfbogen, dem Porte d’Aix ankamen. Viel kleiner als der Triumphbogen in Paris wirkt er an seinem heutigen Ort ziemlich fehl am Platz, den er ist das letzte Überbleibsel seiner Zeit, während alles um ihn herum neuer (häßlicher) ist oder gerade eine Baustelle.
Seinen Namen hat er von der Straße, die einst durch in führte, denn es war der Stadteingang, wenn man aus Aix-en-Provence nach Marseille kam. Die Pläne für diesen Bogen gehen bis 1784 zurück. Damals sollte das Denkmal zu Ehren von Ludwig XIV und dem Frieden von Paris errichtet werden. Doch der Bau wurde durch die Französiche Revolution unterbrochen und erst mit der Reinstallation der Monarchie 1823 fortgeführt. Nun sollte das Denkmal die französischen Siege in Spanien ehren. Die politisch instabile Zeit in Frankreich verhinderte jedoch auch weiterhin ein schnelles Fortschreiten des Projekts und so dauerte die Fertigstellung bis 1839 an. Den Bogen einem bestimmten Sieg zu widmen hatte man dann auch mittlerweile aufgegeben und stattdessen ihn dem französischen Sieg im Allgemeinen gewidmet.
Direkt hinter dem Bogen sind wir in eine kleine Nebenstraße abgebogen aber dies war mehr als nur eine Straße vom Triumphbogen entfernt. Es war vielmehr der Wechsel eines Kontinents, denn hier fühlten wir uns längst nicht mehr in Frankreich, sondern vielmehr in Nordafrika. Der Glauben in diesem Viertel war vorrangig muslimisch und auch seine Bewohner scheinen irgendwann mal den Weg von Afrika nach Frankreich gefunden zu haben. Als Tourist hier herum zu laufen war dann auch nicht mehr ganz so angenehm (wir zogen jede Menge Blicke auf uns) und da es auch nichts wirklich zu sehen gab, sind wir auch schnell wieder zurück zum Triumphbogen und direkt gegenüber in die Straße in Richtung Zentrum weitergelaufen.
So richtig schön war die Gegend aber auch nicht. Am Cours Belsunce angekommen weitete sich die Straße, aber die Gegend war gesäumt von häßlichen Gebäuden aus den 60er und 70er Jahren. Erst als wie die La Canabière erreichten, wurde das Stadtbild historischer. Am Place de Gaulle sind wir kurz über einen kleinen Weihnachtsmarkt gegangen, der ähnlich dem in Metz war und kurz darauf waren wir schon am alten Hafen angekommen, wo ebenfalls ein Weihnachtsmarkt war, über den wir kurz geschlendert sind. Neben dem Weihnachtsmarkt war am heutigen Sonntag aber auch Fischmarkt und die lokalen Fischer verkauften ihren Fang des Morgens. Ehrlich gesagt war dies interessanter als der Weihnachtsmarkt.
Hier gab es für jeden Geschmack etwas. Große Fische, kleine Fische, Tintenfische – alles was das Meer hergibt. Von hier sind wir dann noch ein Stück entlang des Hafens am Quai du Port gelaufen, bis wir beim alten Rathaus ankamen. Das barocke Rathaus stammt aus dem 17. Jahrhundert an einem Ort wo früher die Händler von Marseille saßen. Sie blieben auch mit dem Bau des Rathauses hier, mussten sich aber mit dem Erdgeschoss begnügen, denn das Obergeschoss war den Stadtherren vorbehalten.
Da es mir zwischenzeitlich schon wieder deutlich schlechter ging, haben wir hier unseren Rundgang beendet und sind wieder zurück in Richtung des Bahnhofs gegangen. Unterwegs hatte ich mir auf dem Weihnachtsmarkt noch ein paar Minisalamis gekauft und wir kamen noch an einer Kirche mit einer Statue von Jeanne d’Arc am Eingang vorbei. Am Hotel haben wir dann unsere Koffer wieder in Empfang genommen und sind dann zum Bahnhof gegangen, um dort ein Taxi zum Hafen zu nehmen. Man kommt zwar auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln dort hin, aber ich hatte schlichtweg keine Lust und Kraft dazu.
So waren wir in knapp 20 Minuten im rund 8km außerhalb gelegenen Hafen von Marseille, wo unser Schiff, die MSC Splendida, schon vor Anker lag. Der Check In verlief dann auch sehr schnell, denn es waren nur wenige Passagiere, die in Marseille zustiegen und Deutsche gab es außer uns gar nicht. Nach dem Check In wurden wir direkt von Verkäufern und Fotografen belagert, die uns DVDs, Fotos, Getränkepakete und andere Dinge andrehen wollten. Alles zu einem „einmaligen Preis“. Wir empfanden dies aber eher als unangenehm aufdringlich und haben nichts gekauft und sind erstmal weiter aufs Schiff in der Hoffnung, dass dort die Verkaufsveranstaltung nicht direkt weiter gehen würde.
Das Schiff ist riesig. Es ist mit 4300 Passagieren das größte Schiff derzeit im Mittelmeer. Beeindruckend war auch beim Hineinkommen die Lobby. Im Gegensatz zur Aida hat dieses Schiff noch eine klassische Lobby und was für eine. Viel Gold und eine Treppe aus funkelnden Steinen machen diesen Bereich zu einem echten Hingucker. Dann ging es zu unserer Kabine und auch hier waren wir überrascht, denn die Kabine war sehr geräumig – größer als alles, was wir zuvor hatten. Das wir eine Innenkabine hatten, haben wir nicht bereut, schließlich verbringt man ja nicht viel Zeit hier. Danach haben wir uns erstmal ein wenig auf dem Schiff orientiert, was gar nicht so einfach war, denn wir gerieten immer wieder in Sackgassen. Wir haben dann noch eine Runde gekickert und danach etwas gegessen, bevor wir schließlich in Richtung Barcelona ausgelaufen sind. Insgesamt war es ein schöner Tag, auch wenn ich am Ende wirklich ziemlich fertig war und froh im Bett zu sein. Marseille hat bei uns einen gemischten Eindruck hinterlassen. Während die Gegend rund um den Hafen sehr schön war, war der Rest doch eher unspektakulär, um es vorsichtig zu sagen. Mit dem leichten Tuckern des Schiffsmotors sind wir so in unserem schwimmenden Hotel losgefahren aufs Mittelmeer.