Ein Fotowochenende in Köln – Tag 2
Der zweite Tag in der Rheinmetropole begann erst einmal mit einem guten Frühstück. Der Vorteil an dieser Jahreszeit ist ja, dass es erst spät hell wird und man so ein wenig länger schlafen kann.
Gut gestärkt bin ich dann auch direkt losgegangen, denn das Wetter draußen war für einen Dezembermorgen zum einen sehr mild, zum anderen aber auch z.T. sonnig. Insofern gute Bedingungen, um im Morgenlicht die ersten Aufnahmen zu tätigen.
So hielt ich dann auch beim Dom ein erstes Mal inne, um von dieser Rheinseite vom Ufer aus ein kleines Panorama aus 2 Aufnahmen anzufertigen. Die Bäume am Ufer dienten dabei als Rahmen für das Bild, während genau in dem Moment glücklicherweise ein paar Sonnenstrahlen auf den Dom fielen.
Weiter ging es dann entlang des Rheinufers bis zum Stapelhaus, welches sich an der Stelle befindet, wo früher der Fischmarkt war. Dieser an sich recht schmucklose Haus wäre kaum eine Bemerkung wert, wenn nicht der um 1900 errichtete Treppenturm wäre, der mit seinen Verzierungen ein schönes schwarz-weiss-Motiv abgab.
Danach bin ich recht direkt bis zum Rheinauhafen weitergelaufen, immer dem Rhein folgend, denn diese Ecke sollte man heutiges Hauptziel für die Fotografie sein. Eigentlich wollte ich hier den Morgen nur dazu nutzen, um ein wenig die Lokation auszukundschaften und mir einen guten Standort für den Abend zu suchen, aber die weiterhin anhaltende schöne Lichtstimmung, welche zwar Regen ankündigt, aber bislang noch Sonne durchließ, ermöglichte auch jetzt schon einige Aufnahmen.
Klar war, dass ich für meine Abendaufnahmen wieder die Rheinseite wechseln würde, um einen besseren Blick auf die Kranhäuser zu haben, die so charakteristisch für den neuen Rheinauhafen sind. Zur Probe bin ich daher auch jetzt schonmal diesem Weg gefolgt und die Lichtstimmung ermöglichte erste schöne Aufnahmen, da es sich zwar immer mehr zuzog, die Sonne aber noch genug Kraft hatte, um zwischen den Wolken hindurch zu scheinen.
Auf der anderen Rheinseite angekommen bin ich ein Stück zurück gelaufen, um dann auf einen vorgelagerten Landstreifen zu kommen, der direkt am Rheinufer lag. Von hier ergab sich ein freier Blick auf die andere Rheinseite, meine Hoffnung war aber, diesen mit Severinbrücke zu kombinieren. Leider ist dies ein recht schwieriges Unterfangen, da es einfach keinen Standpunkt gibt, an dem man die Kranhäuser und die Brücke wirklich gut gemeinsam ins Bild bekommt, ohne das die Kranhäuser wegen dem Superweitwinkel zu klein wirken. Allerdings fand ich auf diesem Weg eine ganz schöne Perspektive durch die Brücke hindurch auf dem Dom, welche ich am Abend ausprobieren wollte.
Trotzdessen entstanden hier jetzt schon ein paar schöne Aufnahmen, bevor ich über die Brücke wieder zurück in den Rheinauhafen gelaufen war, um durch diesen noch etwas zu wandeln.
Der Rheinauhafen ist eine aus meiner Sicht gelungene Transformation eines ehemaligen Industrieviertels in ein modernes Wohn- und Büroviertel, denn es ist hier gelungen, historische Elemente mit Neuem harmonisch zu verknüpfen und so dem Viertel den Charakter zu geben, der sonst solchen Neubauten verloren geht. Natürlich tragen auch die drei imposanten Kranhäuser zu diesem Charakter dazu, aber auch hier finde ich es gut, dass die Architektur den historischen Standort berücksichtigt hat und die Häuser quasi überdimensionale Verladekräne darstellen.
Diese Häuser boten dann auch fotografisch einige spannende Perspektiven, sowohl mit den reflektierenden Glasfassaden als auch mit der spannenden Form. Insbesondere lohnt sich auch der fotografische Blick nach oben bei diesen Gebäuden.
Ansonsten ist das Zusammenspiel von den historischen Resten des Rheinauhafens mit der neuen Architektur einige Aufnahmen wert gewesen.
Je weiter ich jedoch dem Verlauf des Viertels folgte, um so mehr zogen sich die Wolken zu und schließlich mündete das Ganze in einigen Regentropfen. Nichts Wildes, aber dennoch ungemütlich. Zum Glück waren es immer nur kurze Schauer, so dass ich mich nur für ein paar Minuten unterstellen musste und dann weiterkonnte, wenn es nur noch genieselt hatte.
Fotografisch war der hintere Teil des Hafens dabei weniger spannend. Einzig rund um die Südbrücke gab es noch das ein oder andere Motiv.
An der Südbrücke angekommen ging es dann auf gleichem Wege wieder zurück in Richtung der Severinbrücke, doch auf halben Wege habe ich mir eine Pause für einen Kaffee und eine kleine Stärkung gegönnt.
Damit war das Vormittagsziel erreicht, jedoch blieb noch viel Zeit bis zum Abend und so habe ich mich zu weiteren fotografischen Zielen aufgemacht.
Mein Weg führte mich an der kleinen Kirche Sankt Maria in Lyskirchen vorbei, die für eine Außenaufnahme herhalten musste, von dort weiter zum Stadtarchiv, welches mit den übergroßen Buchstaben ein lohnendes Motiv war, bis zum neuen U-Bahnhof Neumarkt.
Ich brauchte zwar einen Moment, bis in den Eingang zu der U-Bahnstation fand (irgendwie kam ich immer bei der Straßenbahn raus), aber nach ein paar Versuchen hatte ich den richtigen Kniff raus.
Die Station Heumarkt ist die größte U-Bahn-Station der Stadt und das, obwohl hier gerade mal eine Linie verkehrt (erst 2025 soll eine zweite Linie hier halten). Der Bau dieser Station und der damit verbundenen U-Bahnlinie 5 ist eng verknüpft mit dem Einsturz des historischen Stadtarchivs von Köln vor einigen Jahren.
2013 wurde der Bahnhof eröffnet und wer ihn betritt, befindet sich in einer überdimensionalen Halle, welche durch gebogene Linien sehr dynamisch wirkt und wäre sie etwas mehr verziert, eher einer Kirche, denn einem Verkehrsknotenpunkt entspricht. Die Betonarchitektur ist ein typisches Beispiel für eine Location, welche optisch weniger Touristen anlocken wird, aber fotografisch, dank des Spiels der Linien durchaus interessant ist.
So verbrachte ich dann hier auch eine ganze Weile, um mit Perspektiven und Linien zu spielen und auch mein Fischaugenobjektiv durch endlich zum Einsatz kommen.
Doch auch als ich hier fertig war, blieb noch einige Zeit bis zum Sonnenuntergang und in der Stadt selbst war es so voll, dass ich wenig Lust hatte, mich durch die Einkaufsgasse im Weihnachtseinkaufstrouble zu drängen. Von daher beschloss ich, dem Dom nochmal eine Change zu geben, denn die Sonne war wieder herausgekommen und so hatte ich die Hoffnung, dass der Innenraum etwas mehr erleuchtet sein würde.
Ich hatte Glück, dass gerade auch keine Messe wahr und sich gleichzeitig meine Hoffnung auf ein wenig mehr Licht bewahrheitete und so fotografierte ich für einige Zeit den Dom mit seinen reich verzierten Glasfenstern und den hohen Säulen. Ich hatte zwar kein Stativ dabei, aber dennoch gelangen mir mit der Olympus OMD E-M1 II und dem 12-100mm-Objektiv Aufnahmen von mehreren Sekunden Belichtungszeit fast ohne Probleme. Es war wie eine kleine fotografische Versöhnung mit dem Dom an diesem Wochenende, nachdem ich gestern ja schon die schönen Aufnahmen vom Abend mit nach Hause brachte.
Nachdem ich auch hier meine Ideen im Kasten hatte, kam mir spontan die Idee, noch auf den Turm dem Doms zu steigen. Dies war zwar zeitlich relativ knapp bemessen, da der Turm bald schließen wurde und ich ja auch noch ein gutes Stück Fußweg bis zu den Kranenhäusern vor mir hatte, aber ich wagte es trotzdem.
Schon kurz darauf befand ich mich schnaufend und pustend in einer engen, scheinbar nicht enden wollenden Wendeltreppe, bei der jede Pause aufgrund von Gegenverkehr mehr als Willkommen war.
Nun würde ich gern sagen, dass der Aufstieg sich fotografisch gelohnt hatte, doch dies war leider nicht der Fall, mit zwei Ausnahmen:
Auf einer Zwischenebene konnte man die größte Glocke des Doms sehen, wobei es nicht nur die größte und schwerste hier im Dom ist, sondern bis 2016 auch weltweit war. Erst vor diesen 2 Jahren wurde eine noch schwerere Glocke für eine Kirche in Bukarest gegossen.
Die Petersglocke – so ihr Name – wurde 1923 gegossen und wirkt 24 Tonnen! Allein der Klöppel bringt es auf satte 600kg. Besonders beeindruckend ist, dass diese Glocke trotz des Gewichts freischwingend geläutet wird. Zum Fotografieren folgt man hier einem schmalen Gang, gemeinsam mit allen anderen Touristen. Insofern war es gut, dass ich einer der letzten war, die heute den Aufstieg wagten und so das Gedränge nicht mehr ganz zu schlimm war.
Kurz darauf lud eine weitere Ebene dazu ein, den Blick nach oben zu richten in den gotischen Turm. Diese Perspektive war wirklich beeindruckend und auf jeden Fall ein Foto wert.
Ja und dann war ich schließlich oben und war …. enttäuscht! Denn die ganze Aussichtsplattform war mit solch engmaschigem Zaundraht abgesichert, dass man mit keinem Objektiv sinnvoll hindurch fotografieren konnte. Einzig für Smartphone-Kameras waren die Löcher groß genug, was dann auch meine zähneknirschende Alternative war. Insofern war der Aufstieg zwar fotografisch kein R(h)einfall, aber wegen der Aussicht auf Panoramafotos von Köln aus der Luft braucht man ihn nicht wagen.
Dem mühsamen Aufstieg folgte dann der für die Kniee nicht minder belastende Abstieg, wobei es diesmal deutlich schneller ging, verbunden mit einem sich langsam einstellenden Drehwurm.
Unten angelangt ließ ich die Menschenmengen auf dem Weihnachtsmarkt schnell hinter mir und begab mich zum Rheinufer, wo gerade ein fantastisches Abendlicht im Gange war. Die Wolken leuchteten rot auf und luden einfach nur zum Fotografieren ein, wobei ich ein wenig auch die Zeit im Auge behalten musste, schließlich musste ich zur Blauen Stunde bereits hinter der Severinbrücke auf dem anderen Rheinufer sein. Für ein paar Aufnahmen reichte die Zeit aber allemal.
So kam ich gerade zur rechten Zeit am Rheinauhafen an, als die ersten Lichter in den Häusern angingen. Für die Blaue Stunde war es zwar noch zu hell, aber ich musste ja auch noch auf die andere Rheinseite und zu meinem Fotospot laufen, so dass alles im grünen Bereich war. Beim Weg über die Severinbrücke gelangen mir schon ein paar stimmungsvolle Bilder der Kranenhäuser, vor allem auch deshalb, weil gerade ein Schiff am Ufer am Anlegen war.
Auf der anderen Rheinseite hatte ich dann gerade noch die letzten Sonnenstrahlen des Sonnenuntergangs auf meinen Fotos, bevor ich just in time zur Blauen Stunde an meinem Ziel eintraf. Der Blick auf die Kranenhäuser sorgte für einige schöne Aufnahmen, die aber aufgrund der größeren Distanz nur wenig Spielraum für kreative Perspektiven ließen. Fast noch spannender fand ich daher den Blick durch die Severinbrücke hindurch auf den Dom, denn die grün angestrahlte Brücke harmonierte gut mit dem tiefdunkelblauen Himmel und den warmen Lichtern des erleuchteten Doms.
Da ich seit dem Morgen ja ununterbrochen unterwegs war, hatte ich aber immer noch kein Stativ dabei und umso beeindruckter war ich auch hier wieder, dass dies auch gar nicht notwendig war, denn sämtliche Belichtungen gelangen mit aus der Hand, ohne die ISO der Kamera unnötig hochzusetzen. Dies ist schon eine neue Freiheit der modernen Technik, die ich echt zu schätzen gelernt habe. Schließlich waren die Motive aber auch im Kasten und die Blaue Stunde fast vorbei, als ich mich über die schöne alte Eisenbrücke wieder auf den Rückweg begab.
Wobei Rückweg etwas unpräzise ist, denn mich überkam ein Moment des Übermuts und ich beschloss spontan die Tagesagenda um einen weiteren Punkt zu erweitern. Bereits mehrfach hatte ich die letzten beiden Tage Plakate in der Stadt gesehen, die für ein Chinesisches Lichtfestival im Zoo warben, was auch den Plakaten auch ganz schön aussah. Das ganze kostete zwar stolze 16 EUR Eintritt, aber irgendwie befürchtete ich dennoch einfach nur Menschenmengen, was mich eigentlich abschreckte. Eigentlich, denn nun stellte sich mir die Frage, ob dies nicht doch besser sei, als noch ein Abend im Hotel. Die Ausstellung machte erst um 18:30 Uhr auf und war bis ca. 22 Uhr offen, insofern war es eigentlich die richtige Zeit und so ergriff ich die Gelegenheit und beschloss, den Tag damit ausklingen zu lassen.
Es gab nur ein Problem: wie komme ich dahin. Mit den Straßenbahnen wäre ich fast eine Stunde unterwegs gewesen, da der Zoo doch gute 6 Kilometer von meinem Standort entfernt war. Auch diese „Weltreise“ hatte ich nun nicht wirklich Lust gehabt und so beschloss ich einfach, zu Fuß zu gehen, um so vielleicht noch das ein oder andere Foto abzustauben.
Der Weg zog sich dann aber wie Kaugummi, aber immerhin gelangen mir noch ein paar Aufnahmen vom Dom, sowie von der Kirche Alt St. Heribert auf der Deutzer Rheinseite.
Durch den Rheinpark bei gespenstischer Dunkelheit ging es dann bis zur Zoobrücke, über die ich wieder auf die „richtige“ Rheinseite kam, so das ich dann auch kurz darauf am Eingang zum Zoo ankam, der bereits mit den ersten Installationen geschmückt war, die in mir ein klein wenig Vorfreude aufkommen ließen, auf das, was noch kommen mag.
Die Eintrittskarten waren dann auch schnell besorgt, denn zu meiner positiven Überraschung war es nicht so überlaufen wie befürchtet. Dies sollte auch den Abend so bleiben, so dass alle Zeichen gut standen für ein paar schöne Fotos zum Tagesabschluss.
Und was soll ich sagen, dieser Ausflug am Abend hatte sich wirklich noch gelohnt. Es war zwar nicht leer, aber nirgends so voll, dass man sich behindert hätte und so konnte ich ungehindert meine Fotos machen von den einzigartigen Installationen, welche ich in dieser Form noch nie gesehen hatte. Toll fand ich vor allem, dass der Standort so einbezogen wurde, dass die viele Installationen genau jene Tiere zeigten, die hier am Tag zu beobachten waren. Es war ein Rausch der Farben und ließ die Trierer Luminale 2018 noch schlechter aussehen, als es eh schon war.
So wandelte ich am Ende doch fast noch 2 Stunden durch den Zoo und es war schon nach 21 Uhr, als ich wieder am Eingang ankam und nun endgültig zum Hotel zurückkehrte. Dies waren aber nochmals rund 2km zu laufen und so war ich auch wirklich fix und fertig nach diesem wirklich tollen Fototag in Köln, bei dem sich die Stadt von ihrer besten Seite gezeigt hatte.
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Einfach nur WOW! Die Fotos haben mir wirklich sehr gefallen! Vor allem das Foto von der Deutzer Drehbrücke und das 5. Foto in schwarz-weiß haben mir sehr gefallen, sind sehr gut geworden. Köln ist einfach nur schön und bietet viel Fotomaterial. VG aus Köln 🙂