Reisebericht Kenia 2011 – Ein afrikanisches Sommermärchen. Teil 16: Mit dem Zug nach Mombasa
Eine Zugfahrt in Kenia – das klingt nach Abenteuer und ist es auch ein gutes Stück weit. Wir haben uns das Abenteuer in Form einer Zugfahrt von Nairobi bis Mombasa gegönnt und es war in der Tat ein einmaliges Erlebnis – so einmalig, dass wir es nicht unbedingt wiederholen müssten. Vor allem sehen wir jetzt die Deutsche Bahn mit ganz anderen Augen.
Inhaltsverzeichnis Reisebericht Kenia
Teil 1: Anreise nach Kenia | Teil 9: Fahrt in die Masai Mara | Teil 17: Mwazaro Beach |
Teil 2: Kisumu | Teil 10: Masai Mara | Teil 18: Mwazaro Beach |
Teil 3: Familienbesuch in Ndori | Teil 11: Masai Mara | Teil 19: Mombasa |
Teil 4: Impala Sanctuary Kisumu | Teil 12: Bei den Masai | Teil 20: Mwazaro Beach |
Teil 5: Kit Mikayi und Äquator | Teil 13: Masai Mara | Teil 21: Mwazaro Dorfbesuch |
Teil 6: Schulen in Kenia | Teil 14: Lake Nakuru | Teil 22: Ramisi Delta Mangrovenwald |
Teil 7: Ndori | Teil 15: Lake Nakuru / Lake Naivasha | Teil 23: Mwazaro Beach |
Teil 8: Kibuye Markt Kisumu | Teil 16: Zugfahrt nach Mombasa | Teil 24: Rückreise |
Nach unserer kurzen Stärkung in Nairobi ging es in Richtung Bahnhof, wo um 7 Uhr, d.h. in 2h unser Zug abfahren sollte. Viel Zeit noch, denn bis zum Bahnhof waren es nur wenige Kilometer durch die Stadt – dachten wir. Was uns hier an Verkehr erwartete übertraf aber unsere kühnsten Erwartungen. Schon kurz nachdem wir in Richtung Bahnhof abgefahren waren, ging rein gar nichts mehr. Dies alles Verkehr zu nennen war eigentlich schon nicht mehr richtig, denn die Leute haben quasi geparkt. Und so zogen sich die wenigen Meter bis zum Bahnhof immer länger hin und obwohl unser Fahrer noch mehrfach Abkürzungen genommen hat, hatte es dennoch über eine Stunde gedauert, bis wir da waren und meine Nervosität wurde immer größer, schließlich sollte man doch mindestens 1h früher da sein.
Am Bahnhof angekommen haben wir dann unser Gepäck wieder selbst in die Hand genommen und uns bei unserem Fahrer für die tolle Safari bedankt, schließlich haben wir viel gesehen und sind überall sicher und heil hingekommen. Als nächstes mussten wir dann unsere Boardingkarten abholen, auf denen wir dann auch erfahren haben, welches Abteil und welche Essenssitzung wir hatten.
Dann hieß es ab auf den Bahnsteigsbereich und sich zu den anderen wartenden gesellen, die ebenfalls nach Mombasa wollten. Die Passagiere der ersten Klasse schienen fast alles Touristen zu sein, während ansonsten die Einheimischen die Mehrzahl in den anderen Klassen darstellten.
Es stand auch schon ein Zug am Bahnsteig und da pro Tag hier nur 2 Züge abfahren, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es unser Zug war und so sollte es auch sein. Der Zug stand da und alles wartete draußen, denn einsteigen durfte noch keiner.
Insofern habe ich die Zeit genutzt und bin noch etwas über den Bahnsteig gelaufen und habe noch ein paar Fotos gemacht. Vieles auf dem Bahnsteig wurde seit der Kolonialzeit nicht mehr geändert und so findet man auch heute noch einige Bezeichnungen und Schilder auf Deutsch.
Während ich so noch am Fotografieren war, setzte sich der Zug dann auf einmal in Bewegung – aber ohne uns und ohne die anderen Passagiere! Es war 10 Minuten vor 7. Der Zug fuhr einfach aus dem Bahnhof raus und das auch noch in die falsche Richtung! Wenige Minuten später wurden wir dann aufgeklärt, dass man bislang vergessen hatte, den Zug zu reinigen und das Wasser wieder aufzufüllen. Als neue Abfahrtszeit wurde uns zwischen halb und um 9 genannt, d.h. noch fast zwei weitere Stunden auf diesem Bahnhof warten, wo es außer einem Kiosk nichts weiter gab. Also habe ich noch ein paar weitere Fotos gemacht 😉
Kurz vor 9 ist der Zug dann auch tatsächlich in den Bahnhof wieder eingefahren und die Passagiere konnten ihre Wagen bzw. Abteile beziehen. In den Reiseführern wird der Zug oft noch mit dem Charme der 30er Jahre beworben, allerdings scheinen die Wagen mittlerweile durch Modelle aus den 80er Jahren ersetzt worden zu sein, was dem Charme nicht unbedingt zuträglich war. Unsere Kabine war ein kleines Abteil mit zwei Betten übereinander, einem kleinen Waschbecken und einem Schrank – soweit also in Ordnung für eine Nacht. Das die Sachen nicht mehr ganz taufrisch aussahen, war ja zu erwarten. Was eher problematisch war, war die Tatsache, dass man die Tür nicht von außen verriegeln konnte und so jeder hineinkonnte, während wir beim Essen waren.
Dafür musste sich der Zug aber erstmal in Bewegung setzen. Das dauerte noch bis viertel vor Zehn und dann setzte sich der kenianische Hochgeschwindigkeitszug in Bewegung und erreichte nach kurzer Zeit seine Höchstgeschwindigkeit von gefühlten 50 Stundenkilometern.
Während sich der Zug in Bewegung setzte, wurde auch schon die erste Essensrunde eingeläutet, was unsere war. Es gab Champignonsuppe, Hähnchen mit Reis und einen Obstsalat als Dessert – soweit alles in Ordnung und essbar.
Danach ging es dann in unsere Abteil zum Schlafen. Die Ankunftszeit in Mombasa wurde aufgrund der Verspätung bei der Abfahrt auf 11 Uhr – statt ursprünglich 9 Uhr – geschätzt. Und so sind wir dann irgendwann unter dem Rattern der Schienen und dem Schaukeln des Zuges auch eingeschlafen…
Die Zugstrecke von Nairobi nach Mombasa ist Teil einer noch längeren Zugstrecke, die Uganda mit dem indischen Ozean verbindet – die Uganda Railway. Gebaut wirde sie von den Briten, um den Transport der Waren aus dem Landesinneren an den Ozean zu beschleunigen. Mit dem Bau wurde 1896 begonnen und Kisumu war bereits nach 5 Jahren erreicht. Die Verlängerung bis nach Uganda dauerte noch bis 1931. Zumeist einspurig wurde die Bahnlinie von tausenden indischen Arbeitern erbaut, die extra dafür nach Kenia kamen (weshalb es auch heute noch viele Inder in Kenia gibt).
Unter den Einheimischen hatte die Bahnlinie schnell den Spitznahmen Lunatic Express aufgrund der Umstände und äußeren Gegebenheiten, die die Bahn überwinden musste – begonnen mit feindseligen Stämmen, wilden Tieren bis zur widrigen Landschaft, die durchquert wurde.
Nairobi gab es zum Zeitpunkt des Baubeginns noch nicht und war zunächst nur als Bahndepot errichtet. Niemand hatte damals wohl gedacht, dass in dem sumpfigen Gebiet einst die Hauptstadt stehen würde und Kisumu und Mombasa als wichtigste Städte ablösen würde.
Seit dem Bau der Zugstrecke wurde anscheinend auch nicht mehr viel hier gemacht, denn die Gleise waren wohl noch im Originalzustand, zumindest gemessen am Ruckeln und Schaukeln und so sinkt auch die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit immer weiter. Mit der bestehenden Verspätung haben wir uns entschieden auf das Frühstück zu verzichten und stattdessen etwas länger zu schlafen. Dies war auch gut so, denn selbst so sollten wir noch genug Zeit im Zug verbringen sollen.
Auf der Bahnstrecke kamen immer wieder Kinder zum Zug gelaufen, die sich von den Reisenden Süßigkeiten oder Geld erhofften, meist jedoch vergeblich. Dennoch scheint der Zug so etwas wie die tägliche Attraktion entlang der Bahnlinie zu sein, auch wenn man aufgrund der Verspätungen nie weiß, wann er denn kommt.
Als sich die Uhr 11 Uhr näherte und noch keine Anzeichen von Zivilisation zu sehen waren, haben wir den Schaffner mal gefragt, wann denn die Ankunft sei – 12:20 Uhr war seine Antwort. Schließlich war es dann tatsächlich kurz vor halb 2 gewesen, als wir in Mombasa einrollten.
Völlig erschöpft sind wir in Mombasa ausgestiegen und an der Bahnstation wartete auch schon ein Fahrer auf uns, um uns in Richtung Süden nach Mwazaro Beach zu bringen. Aber wie schon die Zugfahrt, gestaltete auch diese Fahrt sich recht langwierig, denn es war Stau in Mombasa, um auf die Fähre zu kommen, denn der Süden ist von Mombasa aus nur per Fähre zu erreichen. Nach gut 2 Stunden hatten wir es dann aber geschafft, in unserer Lodge anzukommen und wurden mit Meeresrauschen, gutem Wetter und einem Drink von der jungen Kokosnuss begrüßt. Auch Hans – der Gründer dieses idyllischen Ortes – war da, um uns zu begrüßen, samt seiner beiden Hunde und den Papageien – es sieht also nach einer paradisischen Woche aus 🙂
Hier noch ein kleines Video von unserer Abenteuerzugfahrt: