Wanderung auf dem Jakobsweg von Koblenz nach Trier – Tag 2: Alken bis Treis-Karden
05.10.2009 – 7:55 Uhr
Und schon beginnt der zweite Tag meiner Wanderung entlang des Mosel-Caminos. Noch bin ich in Alken, wo ich gestern nach einer recht langen Wanderung von Koblenz aus angekommen bin. Gleich gibt es noch ein kurzes Frühstück bei den Gastleuten, bevor ich dann für den heutigen Tag aufbreche. Trotz des alles andere als guten Bettes habe ich doch ganz gut und vor allem lang geschlafen, schließlich konnte ich auch nicht viel in meinem Zimmer tun, mangels Fernseher oder sonstiger Unterhaltung. Und auch mein Körper scheint mir die gestrige Tour nicht übel genommen zu haben, denn so richtig weh tut mir nichts. Insofern packe ich jetzt schnell noch meine Sachen und schnabbuliere einen Kaffee und dann geht es auf zur Wanderung!
10:45 Uhr:
Etwas über 2 Stunden Wanderung liegen nun hinter mir, allerdings bin ich im Vergleich zu gestern nur mäßig weit gekommen, dass jedoch aus zwei Gründen: Einerseits habe ich heute nur 19km statt der gestrigen 23km zu Wandern, was gut 1h weniger Weg bedeutet. Zum Anderen bin ich gut 2h früher losgegangen als gestern. Damit kann ich also die Ruhe des Wandern heute völlig genießen.
Das Frühstück vorhin war zwar einfach aber völlig ausreichend, wenn man bedenkt, dass mich die Nacht nur 18 EUR gekostet hat. Anschließend ging es dann raus aus Alken, jedoch nicht ohne ein paar wenige Weintrauben zum Dessert (sie waren von der Nacht noch gut gekühlt). So kann ein Tag beginnen – einzig der Sonnenschein fehlte – wobei kein Regen ja auch schon was ist.
Als nächstes ging es dann über die Mosel nach Löf wo es eine kleine hübsche Kirche gibt, die nur leider verschlossen war. Also ging es entlang der Weinberge weiter nach Hatzenport.
Auf diesem Weg wanderte dann neben mir auch noch die eine oder andere Weintraube in meinen Magen. Dann ging es quer durch Hatzenport vorbei an den beiden Kirchen und hinter dem Ort dann das erste Mal für heute ein Stück bergauf in den Weinberg, wo ich gerade stehe. Das Wetter ist doch recht herbstlich frisch heute, aber zumindest regnet es bislang nicht. Der Weg geht nun weiter auf den Höhen in Richtung Burg Eltz, dem heutigen Besichtigungsziel.
11:15 Uhr
Noch eine kurze Rast, um den Anblick aus der Höhe des Eifelufers zu genießen und die Schweißperlen, die sich dank des Aufstiegs und der Luftfeuchtigkeit gebildet haben, trocknen zu lassen. Nach der letzten Rast ging es schnell in ein Gebiet ehemaliger Weinberge in dem ich auch jetzt noch bin. Eine der Weinlagen hier heißt Brasilija, sprich Brasilie. Dieser Name stammt aus einer Zeit, in der aus der Gegend viele Leute nach Südamerika ausgewandert sind, um dort ihr Glück zu finden. Die daheim gebliebenen schafften sich ihr eigenes Südamerika, indem sie eine Weinlage nach Brasilien benannten. Und nicht nur, dass Brasilien einen Steinwurf von Hatzenport entfernt ist, nein, es ist auch direkt um die Ecke von Rom, denn so heißt ein Ortsteil im Ort Burgen.
Entlang des Weinwetterweges, dem ich hier gerade folge, gibt es zudem einige Informationstafeln über den Weinbau in der Terrassenmosel. Das charakteristischste an diesem Teil der Mosel sind die mittels Trockenmauern errichteten Terrassen in den Weinbergen. Diese Trockenmauern erleichtern nicht nur die Arbeit in den steilen Hängen, sondern sie dienen auch dem Wein selbst, denn die Mauern speichern die Wärme der Sonne vom Tag und geben sie langsam in der Nacht wieder ab. Dies verringert die Temperaturschwankungen im Weinberg und kommt dann wiederum dem Wein zu Gute.
Die Weinberge in denen ich jedoch gerade bin, sind, wie oben schon erwähnt, schon lange nicht mehr genutzt. In solch verlassenen Weinbergen setzen sich zunächst Sträucher und später die Bäume wieder durch. So erobert sich die Natur den Weinberg wieder zurück. Dies dauert auch gar nicht so lang. Die alten Terrassen, die seinerzeit hier angelegt wurden, sind auch mittlerweile weitgehend zerstört und der Berg ist bis auf den Wanderweg zu einem undurchdringlichen Gestrüpp geworden. Ein schöner Ort, um die Langsamkeit wiederzufinden.
12:55 Uhr
Jetzt bin ich auf Burg Eltz angekommen und seit gut einer Stunde regnet es leider ein wenig. Allerdings geht es gerade noch, so dass ich ohne Schirm wandern kann. Durch den Regen war jedoch der Abstieg zur Burg ein echter Balanceakt, denn es war extremst rutschig. Zweimal habe ich den Halt fast verloren und ich mich erst im letzten Moment wieder gefangen. Jetzt bleibt es aber erstmal etwas trocken, denn ich gehe in die Führung der Burg mit – mal sehen, ob es die 8 EUR wert ist. Die Pause ist jetzt aber auch Willkommen. Bei Sonnenschein ist die Burg sicher nochmal so schön wie jetzt. Der Weg hierher war zuletzt meist bergab durch den Wald. Insgesamt sehr ruhig und unspektakulär. Das komische ist, dass obwohl ich allein unterwegs bin ich eigentlich an nicht großartiges denke. Eine überraschend schöne Leere…
15:15 Uhr
Jetzt sitze ich hier in einer kleinen Kapelle beim Klickerter Hof – nahe meinem heutigen Ziel – und verschnaufe für einen Moment, während draußen weiter der Regen prasselt. Nach der durchaus interessanten Führung auf Burg Eltz hatte es sich dann wie vom Wetterbericht vorhergesagt ordentlich eingeregnet, so dass an ein Wandern ohne Schirm nicht mehr zu denken war. Als gemütlich würde ich daher die letzte Stunde nicht mehr bezeichnen. Dummerweise muss ich auch noch ein Wegschild übersehen haben, so dass ich mich irgendwann an einer Waldkreuzung wiederfand, an der gar nichts mehr ausgeschildert war. Ich ging dann einfach dem Gefühl nach erstmal in die Richtung wo der Wald aufhörte und wo ich ggf. in der Entfernung wieder was erkennen und meine Position auf der Karte wiederfinden könnte.
Mein Instinkt hatte mich dann auch nicht getäuscht und ich fand mich außerhalb des Waldes schnell in Münstermaifeld wieder, so dass ich ab jetzt wieder der Karte folgen konnte. Doch die Karte versetze mir erstmal einen Schreck, musste ich doch feststellen, dass Münstermaifeld bei Hatzenport liegt – das wäre ja genau die falsche Richtung gewesen – das konnte NICHT SEIN!!!!
Gottseidank stand auf dem Ortschild noch ein Ortsteil mit dabei und zwar Pilligerheck. Dies zusammen mit der Nummer eines Rettungspunktes haben mich dann etwas beruhigt, denn ich war doch noch auf dem richtigen Pfad. Nur das Kaff Münstereifel streckt sich einfach etwas weiter… Ich war also nur knapp 500m von meiner Planroute entfernt und alles nur halb so schlimm.
Der weitere Weg bis jetzt führte jedoch auf einer Straße vorbei ein Wiesen entlang, so dass der Schutz des vorherigen Waldes vor dem Regen weg war und ich trotz Schirm an den Beinen ordentlich nass bin. Glücklicherweise erwies sich ein Schild, dass es noch 5km bis Treis-Karden seien als ein anderer und längerer Weg als der meinige, so dass ich hoffe bald in einem netten Café zu sitzen. Mein Zimmer habe ich auch gerade noch gebucht und kann es kaum erwarten dort zu sein. Habe ich erwähnt, dass ich Regen nicht mag?
18:30 Uhr
Jetzt warte ich nach einem langen Tag auf mein Essen. Nach dem letzten Stop ging es im Anschluss recht zügig und steil den Berg hinunter nach Karden. Gar nicht so einfach, wenn die Hand durch den Regenschirm blockiert ist und der Weg rutschig. Dort habe ich bei der Kirche erstmal das erste Café aufgesucht und einen Kaffee mit einem Stück Apfelkuchen gespeist. Leider war das Lokal eine Raucherkneipe was den Genußfaktor doch etwas eingeschränkt hat. Trotz war es eine willkommene Einkehr zumal sich herausstellen sollte, daß Treis-Karden nicht unbedingt überfüllt ist mit Restaurants und Montags auch irgendwie allgemeiner Ruhetag ist. Da mein Zimmer erst ab 17:30 Uhr bereitstand musste ich mir die Zeit noch etwas im Ort breit schlagen und wie gern hätte ich noch ein Glas Wein getrunken – nur leider war nichts offenen aufzutreiben. Insofern bin ich noch eine halbe Ewigkeit durch den Regen gestiefelt bevor ich schließlich ins Gasthaus Gräf – meiner heutigen Unterkunft – eingekehrt bin. Auf meinem Zimmer angekommen bin ich erstmal raus aus meinen nassen Sachen und habe ein heißes Bad genommen. Danach wurden noch kurz ein paar Geburtstagsgrüße versendet und der Wetterbericht für den nächsten Tag gesichtet. Es soll wieder trockener werden – also hab ich noch etwas Hoffnung, denn die nächsten Tage ist der Weg wieder etwas länger und so einen Tag wie heute kann ich da nicht nochmal gebrauchen.
Jetzt sitze ich hier also bei einem einfachen Glas Weißwein und warte auf mein Treiser Krüstchen – ein Schnitzel mit Speck und Spiegelei. Mal sehen was das für eine „Spezialität“ ist ;-).
Ansonsten blicke ich auf eine schöne erste Tageshälfte zurück und einen recht anstrengenden Marsch von Burg Eltz bis Treis-Karden. Der Kopf ist schon gut frei, nur die Sonne fehlt noch fürs Gemüt. Vielleicht ja noch die nächsten Tage… Jetzt lass ich es mir erstmal schmecken!