Reisebericht Bretagne und Paris – Tag 7: Saint-Malo, die Korsarenstadt

Nun sind wir fast eine Woche hier in Saint-Malo, aber ich habe noch nicht wirklich viel über die Stadt geschrieben. In der Tat war es dem letzten Tag hier vorbehalten, dass wir uns etwas intensiver auf Stadterkundigung begeben sollten. Für mich sollte diese sogar sehr früh beginnen, da ich das schöne Morgenlicht einfangen wollte und so bin ich bereits kurz nach 7 Uhr aus dem Hotel raus und in Richtung des Yacht-Hafens gelaufen. Als ich dort ankam, begann die Sonne langsam am Horizont empor zu steigen.

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Der Hafen trennt die Altstadt ( Intra Muros ) vom Rest der Stadt. Die Intra Muros bilden nur 20% der heutigen Stadt Saint-Malo. Im Morgenlicht spiegelten sich die Yachten im fast stillen Wasser und kurz nach halb 8 stieg schließlich die Sonne richtig auf und bildete ein schönes Morgenrot, in dem sich das im Hafen vor Anker liegende Segelschiff wie eine Silhouette abzeichnete.

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Direkt gegenüber vom Jachthafen befindet sich das Schloss, welches Domizil der Herzöge von Saint-Malo und später auch des Königs war. Das Schloss ist zugleich Beginn und Ende der die gesamten Intra Muros umspannenden Stadtmauer, welche ein Garant dafür waren, dass Saint-Malo über viele Jahrhunderte eine schwer einzunehmende Festung war und so länger als viele andere Städte seine Unabhängigkeit bewahrte.

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Neben dem Schloss gibt es einen Zugang zum Strand, wo gerade zum Sonnenaufgang die Mauer in warmes Morgenlicht getaucht wurde. Da zudem gerade Ebbe war, war auch der Weg zum der Stadt vorgelagerten Fort National zu Fuß begehbar. 1689 wurde die Festung von Vauban errichtet und hieß damals Fort Royal. Genau hundert Jahre später im Jahr 1789 – dem Jahr der Revolution – wurde das Fort auf seinen heutigen Namen Fort National umbenannt, schließlich waren die Royals in Frankreich zu dieser Zeit nicht mehr „in“.

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Um zum Fort zu kommen musste ich über einige Felsspalten laufen. In den Spalten finden sich viele Muscheln, darunter auch die Miesmuscheln, die uns die letzten Tage mehrfach gut gemundet hatten.

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Hinter dem Fort auf den Felsformationen bot sich dann ein tolles Stadtpanorama – etwas was allein den Besuch von Saint-Malo rechtfertigt und zurecht belegt, dass die Stadt eines der beliebtesten Touristenzentren der Franzosen ist. Wenn man wie ich so auf den Felsformationen rumturnt, sollte man allerdings mehr Vorsicht walten lassen, denn ich bin auf den glitschigen Steinen doch einmal empfindlich ausgerutscht und auf dem Allerwertesten gelandet. Gottseidank ist es aber bei einer dreckigen Hose geblieben.

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Weiter ging es dann zurück zum Hafen, wo ein zweiter Dreimaster und ein Schiff der deutschen Marine – die Eckernförde – vor Anker lagen. Schon im 16. Jahrhundert war die Schifffahrt in Saint-Malo eine wichtige Einkommensquelle und verhalf der Stadt zu Wohlstand und den Bürgern zu einer entsprechenden Eigenständigkeit. Diese ging sogar soweit, dass Saint- Malo 1590 eine eigene Republik ausrief. Saint Malo war parallel Sitz von Piraten, welche hier als Korsaren bezeichnet werden. Dabei war es nicht so, dass die Korsaren nur auf eigene Rechnung Schiffe kaperten, sondern vielfach auch im Auftrag der Handelsleute von Saint-Malo, die so ihr Geld verdienten. Für die angrenzenden Länder war die Gegend rund um die Stadt daher immer ein „gefährliches Pflaster“.

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Als ich am Hafen war, zog gerade eine leichte Nebelschwade durch, welche im Morgenlicht, dem ganzen Gelände eine mystische Stimmung verlieh.

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Danach war es dann Zeit, meine Frau aufzuwecken und zu Frühstücken. Im Anschluss ging es dann, nur mit der Kompaktkamera bewaffnet, ein wenig an den Strand, um die Sonne zu genießen, denn gerade um die Mittagszeit war es doch noch angenehm warm geworden. Mittlerweile hatte die Flut auch das Wasser wieder näher an den Strand herangebracht und so war der Fußweg zum Fort National unter Wasser.

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Nach zwei erholsamen Stunden am Strand, habe ich dann die Strandtücher zurück ins Hotel gebracht und bin mit der großen Kamera zurückgekehrt, denn wir wollten noch einen gemeinsamen Spaziergang auf der Stadtmauer unternehmen. Vorher habe ich aber noch die Gallionsfigur des Segelschiffs am Hafen vor die Linse bekommen.

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Auf dem Weg zum Aufgang zur Stadtmauer sind wir bei der Kathedrale St. Vincent vorbeigekommen, welche wie so viele Kirchen der Region mit wunderschönen Glasfenstern beeindruckte, während der Rest eher monumental und schlicht gehalten ist. Besonders die große Rosette war durch den Lichteinfall sehr schön. In der Kirche befindet sich auch das Grab von Jacques Cartier, dem Entdecker Kanadas.

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Danach ging es dann auf die Stadtmauer, welche im 12 Jahrhundert erbaut und seitdem immer wieder erweitert wurde. Die Besiedlung von Saint Malo geht dagegen noch viel weiter zurück bis in die römische Zeit, wo der heutige Stadtteil St. Servan von den Römern bewohnt wurde. Der Name Saint-Malo entstand erst im 6. Jahrhundert, als im Zuge der Missionierung ein Waliser Mönch namens Maclou hierher kam und dessen Name später zu Saint-Malo wurde.

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Die Kathedrale St. Vincent wurde dann im 12. Jahrhundert errichtet und ab da begann der Aufstieg Saint-Malos bis die Stadt schließlich im 16. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte, als Handel und Fischfang die Bürger wohlhabend machten.

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Die Stadtmauer ist so ein Zeuge des Aufstiegs der einstigen Römersiedlung und sie überstand selbst den zweiten Weltkrieg und die Angriffe der Deutschen weitgehend unbeschädigt, wenn auch die Stadt selbst zu 85% zerstört wurde. Umso beeindruckender ist es, wie gut die Restaurierung gelang. Statt den eher unscheinbaren Bauten der 50er und 60er Jahre hatte man sich an die Originalpläne bei der Restaurierung gehalten und so erstrahlt die Stadt heute noch immer im Glanz der Korsarenzeit.

Nach dem Spaziergang war es Zeit für ein letztes Abendmahl in unserem Urlaubsdomizil und ich hatte mir für den heutigen Abend vorgenommen, eine Meeresfrüchteplatte zu bestellen. Es gab Krabbe, Langusten, Garnelen und Schrimps und natürlich unseren liebgewonnenen Cidre – etwas, was mir die nächsten Tage fehlen wird.

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Als letztes blieb uns am heutigen Tag nur noch unsere Koffer zu packen, denn morgen früh hieß es Abschied nehmen und den Rückweg in Richtung Paris anzutreten.

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