On1 Photo Raw 2021 – die Alleskönner-Lightroom-Alternative? – Teil 1

Ich nutze Lightroom seit der ersten Beta-Version und als diese rauskam, fand ich das Konzept fantastisch, meine Bilder an einem Ort verwalten und bearbeiten zu können und vor allem, dass die Bearbeitung auch noch nicht-destruktiv erfolgt.

Mit dieser Meinung stand ich damals nicht allein da und so wurde Lightroom schnell zum Marktstandard, wenn es um Bildverwaltungsprogramme geht. Mit der Umstellung auf ein Abo-Modell statt der Kaufsoftware hat sich jedoch die Stimmung etwas gewandelt und viele suchen nach Alternativen zu Lightroom. Ich selbst habe mit dem Abo-Modell kein Problem, denn meist kaufe ich einmal jährlich bei einer Rabattaktion ein 12-Monatsabo für unter 90 EUR, so dass mich Lightroom und Photoshop mit allen Zusatzfunktionen gerade mal etwas über 7 EUR im Monat kosten. Allerdings ist Adobe auch etwas träge geworden, wenn es um die Weiterentwicklung geht, denn neue Funktionen werden nur nur spärlich ergänzt, während die Konkurrenz hier große Sprünge macht und gerade in der Bearbeitung mittlerweile viel mehr Möglichkeiten bietet.

Eines dieser Konkurrenzprodukte ist ON1 Photo Raw 2021. Ich hatte schon einmal die Version Photo Raw 2018 hier getestet und war damals noch nicht ganz überzeugt. Mittlerweile hat sich jedoch einiges geändert und so möchte ich erneut einen Blick auf das Programm werfen.

Disclaimer: Ich habe keine Beziehung zu On1. Die Software habe ich selbst bezahlt. Dieser Artikel gibt meine Meinung zu diesem Produkt wieder und ist in keiner Weise gesponsert!

Da das Programm recht umfangreich ist, wird auch dieser Test in zwei Teile aufgeteilt.

  1. Die Bildverwaltung
  2. Bildbearbeitung

Was ist On1 Photo Raw?

On1 Photo Raw ist aktuell die Software-Lösung, die am nächsten an Lightroom herankommt. Es bietet:

  • Bildverwaltung
  • Bildbearbeitung
  • HDR-Funktionen
  • Panorama-Funktionen
  • Drucken

Daneben bietet es folgende Funktionen, welche Lightroom aktuell nicht besitzt:

  • Focus Stacking
  • Bearbeiten mit Ebenen
  • Pinsel
  • Zusätzliche Filter
  • umfassendere Maskierungsfunktionen

Das ganze wird angeboten für einen Preis von knapp 100 EUR, welche sich oft über Coupons oder Rabattaktionen noch weiter reduzieren lässt. Damit liegt der Preis des Programms in etwa dort, was auch ein Jahresabo bei Lightroom (mit Rabatt kostet). Zu erwähnen ist, dass meist einmal pro Jahr eine neue kostenpflichtige Version herauskommt. Das Upgrade kostet in dem Fall nochmal extra. Auch hier gibt es Rabattaktionen und mit etwas Geduld bekommt man ein Upgrade zwischen 50 und 60 EUR.

Wer also die jährlichen Updates mitnimmt, wird gegenüber Lightroom bei Nutzung aller Rabatte so ca. 20-30 EUR pro Jahr sparen können. Ein Argument für oder gegen On1 Photo Raw ist dies m.E. nicht. Insofern schauen wir mal, was die Software leistet.

Die Bildverwaltung in ON1 Photo Raw 2021

Die Bildverwaltung in On1 Photo Raw 2021 nennt sich „Browse“. Der Bildschirm ist dabei in drei Bereiche aufgeteilt:

  • Links: Ordner, Sammlungen und Suchfunktionen
  • Rechts: Bildinformationen/Metadaten
  • Mitte: Bilder

Das Ganze ist recht ähnlich zu Lightroom, hat aber im Detail erhebliche Unterschiede.

Ordner und katalogisierte Ordner

Ein wesentlicher Unterschied zu Lightroom ist, dass On1 Photo Raw sowohl als Browser auf dem Dateisystem genutzt werden kann (d.h. Fotos werden direkt – ohne Import angezeigt) oder Ordner katalogisiert werden können.
Letzteres entspricht dann dem Vorgehen in Lightroom und sorgt dafür, dass Bilder schneller geladen werden (sollen). Gleich aber mehr dazu.

Der Vorteil am Browser ist, dass man direkt auf seine vorhandenen Bilder zugreifen kann, ohne vorherigen Import. Für eine bessere Organisation lassen sich den Ordnern auch Farben zuweisen (analog wie in Lightroom) Leider ist die Ordnerliste recht unübersichtlich und man verliert bei tiefen Ordnerstrukturen schnell den Überblick. Hier würde es helfen, wenn man Ordner filtern oder Favoriten anlegen könnte.

Bei einer tiefen Ordnerstruktur wird die Ansicht der Ordner in On1 Photo Raw schnell unübersichtlich. Leider fehlen auch Funktionen, Ordner zu filtern oder als Favorit zu markieren

Ein zweiter Punkt der schnell auffällt, ist, dass Bilder in Unterordnern nicht direkt mit angezeigt werden können (so wie das in Lightroom möglich ist). Stattdessen werden nur die Unterordner selbst in der Bildliste angezeigt und man muss diese einzeln öffnen. Dies kann man nur umgehen, indem man für alle Bilder in diesen Ordnern eine Sammlung anlegt, was aber aus meiner Sicht ein unnötiger Zwischenschritt ist.

Hier wurde ein Ordner ausgewählt mit 2 Unterordnern. Die Bilder in den Unterordnern werden so aber nicht angezeigt, sondern nur die Unterordner selbst, die dann einzeln geöffnet werden müssen.

Auch eine Anzeige, wie viele Bilder sich in einem Ordner befinden gibt es leider nicht.

Das Thema mit den Unterordnern lässt sich jedoch umgehen, indem man aus den Ordnern einen Katalogordner macht. Damit speichert On1 alle Informationen zu dem Ordner in seiner Datenbank, was später die Anzeige und Suche beschleunigt. Hier gibt es dann auch eine Option, die Inhalte der Unterordner mit anzuzeigen. Ich wünschte, das wäre konsistenter gelöst.

Bei Katalogisierten Ordnern funktioniert es dann doch mit der Anzeige der Inhalte in Unterordnern – leider etwas inkonsistent gelöst

Katalogisierte Ordner haben allerdings auch den Nachteil, dass die dafür erzeugten Vorschauen Platz auf der Festplatte wegnehmen, was aber heutzutage nur noch selten ein Problem sein sollte.
Eine Sache ist dabei aber auch besser als in Lightroom gelöst: wird einem katalogisierten Ordner ein neues Bild hinzugefügt, wird dieses automatisch ebenfalls katalogisiert. Gleiches gilt für hinzugefügte Unterordner. Das ist wirklich prima gelöst. Von daher muss man festhalten, dass die Browseransicht zwar nett ist, aber letztlich vom Bedienkomfort die Nutzung von katalogisierten Ordnern deutlich vorzuziehen ist.

Eine weitere nette Funktion ist die Navigation nach Datum. Hier kann man sich Bilder eines Jahres, Monats oder Tages anschauen. Einzig die Auswahl mehrere einzelner Elemente ist nicht möglich.

Die datumsbasierte Ansicht der Bilder ist sehr übersichtlich, funktioniert aber nur für katalogisierte Ordner

Insgesamt ist das aber doch besser als in Lightroom gelöst, da man die Browser-Funktion zusätzlich erhält und katalogisierte Ordner sich automatisch synchronisieren. 1:0 für On1 Photo Raw 2021.

Alben/Sammlungen

Ähnlich wie in Lightroom erlaubt auch On1 Photo Raw 2021 das Anlegen von Sammlungen, um Bilder zu einem bestimmten Thema an einem Ort zu bündeln. Dies ist gut, da Sammlungen einen wichtigen Part in der Verwaltung von Fotos spielen können. Leider wurde es aber versäumt zwei aus meiner Sicht wichtige Funktionen zu ergänzen:

  1. Wie schon bei den Ordnern, können auch Sammlungen nicht gefiltert werden, was zu Unübersichtlichkeit führt, wenn man viele Sammlungen hat
  2. Sammlungen können nicht in übergeordneten Ordnern zusammengefasst werden
Ansicht von Alben in On1 Photo Raw 2021

Um Bilder zu Sammlungen hinzuzufügen, muss man diese auf die betreffende Sammlung per Drag und Drop ziehen. Eine Schnellsammlungs-Funktion wie in Lightroom gibt es nicht, so dass das Hinzufügen mittels Tastenkürzel leider nicht möglich ist.

Auch Smart-Sammlungen gibt es, allerdings sind diese etwas anders aufgebaut. Man legt hier keine echte Sammlung an, sondern erstellt eine Suche und speichert diese ab.

Smart Sammlung in Form einer gespeicherten Suche. Hier zeigt sich auch, dass die deutschen Übersetzungen z.T. noch unvollständig sind

Auch hier gibt leider keine Möglichkeit, diese Suchen zu filtern oder zu gruppieren, so dass sich das nur für wenige Smart Sammlungen wirklich eignet.

Insgesamt wird bei den Sammlungen im Vergleich zu Lightroom somit einiges an Potential verschenkt, wenngleich die Grundfunktionen zumindest vorhanden sind. Damit ein Punkt für Lightroom und es steht 1:1.

Such-/Filterfunktionen

Von den Smart-Sammlungen ist es nur noch ein kleiner Schritt zu den Suchfunktionen. Natürlich kann man auch in On1 Photo Raw seine Bildern durchsuchen/filtern. Dies gilt sowohl für die offensichtlichen Kriterien wie Datum, Name, Sterne, Farblabel, aber auch weitere Kriterien wie Kamera, Blende, Verschlusszeit, Autor, Stichwort und einiges mehr. Für fast jeden sollte das ausreichen. Einzig bei den Ortsangaben (Land, Stadt) fehlt mir die Suchmöglichkeit. Allerdings wurde auch hier etwas Komfort im Vergleich zu Lightroom geopfert, da z.B. nicht mehrere Werte auf einmal selektiert werden können, z.B. Blende 4 und 4.5. In Lightroom ist solch eine Suche ohne weiteres möglich. Für den Alltag sollte dies aber ausreichen. Leider gelten diese Beschränkungen aber auch für die Smart-Sammlungen, was schade ist. Dafür sind die Suchmöglichkeiten etwas übersichtlicher organisiert als in Lightroom.

Filter-/Suchoptionen in On1 Photo Raw 2021

Im Ergebnis kommen die Suchfunktionen so nicht ganz an Lightroom heran, so dass es bei einem knappen Punkt für den Platzhirsch bleibt. Zwischenstand: 2:1 für Lightroom.

Bewertung von Bildern

Für die Bewertung von Bildern stehen – wie auch in Lightroom Sterne und Farblabel zur Verfügung. Statt den Auswahlfähnchen gibt es hier jedoch zusätzlich die Herzchen.

Kurzum: in diesem Kapitel gibt es einen Gleichstand.

Metadaten

Der rechte Teil des Bildschirmes im Browse-Modus erlaubt es, die Metadaten der Bilder zu sehen und modifizieren. Der Bereich ist dabei in drei Teile unterteilt:

  1. Allgemeine Informationen
  2. Metadaten
  3. Stichwortliste
Metadaten in On1 Photo Raw 2021

Etwas unglücklich bei dieser Anordnung ist, dass die Stichwörter die in einem Bild enthalten sind, bei den Metadaten und nicht nahe bei der Stichwortliste stehen.

Ansonsten werden alle wichtigen Metadaten angezeigt, so dass hier kaum jemand etwas vermissen dürfte. Auch Metadaten aus XMP-Filialdateien werden ausgelesen mit einer Ausnahme: Wurde ein Feld explizit auf einen Leerwert gesetzt in der Filialdatei, wird dies ignoriert und der Wert aus dem Originalfoto herangezogen. Bei Olympus ist es zum Beispiel so, dass jedes Foto die Bildunterschrift „OLYMPUS Digital Camera“ erhält. Wird dies nun in der XMP-Datei explizit auf leer gesetzt, ignoriert On1 dies und zeigt den alten Wert an. Lightroom macht es hingegen korrekt. Trotzdem ist die Unterstützung immerhin da, was z.B. bei Luminar 4/AI nicht der Fall ist (weswegen das Programm für meine Zwecke nicht brauchbar ist).
Ein weitere Schwachpunkt sind die Farblabel. Diese kann man in den meisten Programmen mit individuellen Beschriftungen versehen (z.B. Blau = Panorama). In On1 kann man die Beschriftungen hingegen nicht anpassen und so lassen sich Farbmarkierungen aus Lightroom und anderen Programmen (so sie dort angepasst wurden) nicht anzeigen.

Was dagegen super funktioniert, ist, dass On1 Photo Raw Änderungen an den Metadaten, welche von außerhalb an den Bildern vorgenommen wurden direkt mit übernimmt. D.h. die Nutzung von On1 Photo Raw zusammen mit anderen Metadaten-Tools (wie z.B. meiner Photography Toolbox) ist problemlos möglich und deutlich besser als in Lightroom gelöst, welches eher ein geschlossenes System ist. Einzug störend ist, dass On1 nochmal separate Sidecar-Dateien schreibt, statt dem XMP-Standard zu folgen.

Etwas gemischter sieht das Bild bei der Stichwortverwaltung aus.
Positiv ist zu vermerken, dass On1 – wie Lightroom – hierarchische Stichwörter unterstützt. Damit kann On1 auch die in Lightroom hinterlegten Stichwörter ohne Probleme lesen.
Leider ist das Handling aber nicht so ausgereift wie in Lightroom:

  • es ist nicht möglich, Synonyme zu definieren (wahrscheinlich ist der Kreis der Nutzer die das brauchen sehr gering)
  • Wenn man Stichwörter eingibt, ist bei der Nutzung von Hierarchien das Anzeigefeld zu klein
Bei Hinzufügen von Stichwörtern ist die Anzeige der Auswahlliste zu klein, wenn man Stichworthierarchien nutzt
  • Bei der Suche in der Stichwortliste werden die Suchergebnisse standardmäßig nicht aufgeklappt

Damit ist die Verschlagwortung ins Summe zwar funktional vorhanden, lässt aber doch etwas Komfort vermissen, was prinzipiell aber leicht seitens On1 zu beheben wäre.

In Summe vergebe ich aufgrund des wirklich viel besseren Handlings von externen Metadatenänderungen den Punkt an On1, so dass es nun 2:2 steht.

Kartenansicht

Ein weiterer Punkt der Bildverwaltung ist das hinzufügen von Geodaten, d.h. die Anreicherung der Bilder um die GPS-Position und der daraus abgeleiteten Daten zu Land, Region, Stadt und Ort.

On1 Photo Raw 2021 verfügt hier – wie auch Lightroom – über eine extra Kartenansicht im Browse-Modul.

Kartenansicht in On1 Photo Raw 2021

Im Gegensatz zu Lightroom wird hier die Karte aus OpenStreetMap angezeigt (wahrscheinlich, da hier im Gegensatz zu Google keine Lizenzkosten anfallen), was aber in der Praxis unerheblich ist.

Um die Position für ein Bild festzulegen, wählt man es zunächst aus und klickt dann mit der rechten Maustaste auf die Karte und bestätigt dann die ausgewählte Position. Das Ganze funktioniert auch mit mehreren Fotos.

Was nicht geht, ist die Bilder anhand eines GPS-Tracks automatisch mit Geodaten zu versorgen wir es in Lightroom möglich ist. Hier kann man aber mit externen Tools, welche z.T. auch kostenfrei sind, Abhilfe schaffen (auch meine Photography Toolbox besitzt eine entsprechende Funktion).

Was ebenfalls nicht funktioniert, ist die Anzeige von mehreren Positionen auf der Karte, wenn z.B. mehrere Bilder ausgewählt sind. Hier wird immer die Position des zuerst ausgewählten Bildes angezeigt.

Im Ergebnis ist die Kartenfunktion in Lightroom – insbesondere, wenn man das automatische Tagging nutzen möchte – immer noch etwas besser, weswegen diese Wertung an Lightroom geht. Zwischenstand: 3:2 für Adobe.

Smart Previews und Offline-Dateien

Als Lightroom die Smart Previews eingeführt hat, dachte ich damals an eine Spielerei ohne großen Nutzen, doch tatsächlich war dies eine absolut geniale Idee, denn seitdem können in Lightroom Dateien verwaltet und bearbeitet (!) werden, auch wenn die Laufwerke auf denen sich die Dateien befinden gar nicht angeschlossen sind. Gleichzeitig dienen die kleineren Smart Previews auch dazu, Daten mit anderen Geräten zu synchronisieren, so dass man seine Bildern nun auch problemlos auf dem Handy oder Tablet betrachten kann.

Dieses ganze Eco-System ist Lightrooms Stärke und auch On1 hat dies erkannt und mit On1 Cloud Sync (früher: On1 360) etwas Vergleichbares auf den Markt gebracht. Im Unterschied zu Lightroom umfasst dies nicht die Nutzung von Offline-Dateien, sondern nur die Synchronisation von mehreren Geräten. Das Ganze hat jedoch einen Haken: es funktioniert nicht mit der Kauf-Version von On1 Photo Raw, sondern es muss hierzu eine Abo-Version erworben werden, welche etwas über 8 EUR im Monat oder 92 EUR im Jahr kostet mit 200GB Speicher, was für rund 35.000 Bilder Mini-Raw-Bilder (ähnlich den Smart Previews in Lightroom) reicht.

Preisgestaltung von Cloud Sync. Es wird zwar damit geworben, dass es 10x sowie GB wie bei Lightroom sind, allerdings werden Smart Previews in Lightroom nicht auf den Speicher angerechnet, so dass man quasi unbegrenzt synchronisieren kann

Zum Vergleich: bei Lightroom gibt es zwar nur 20GB, aber Smart Previews werden nicht auf den Speicher angerechnet, so dass man quasi unbegrenzt Bilder synchronisieren kann.

On1 hat hier m.E. eine Chance verpasst. Man hätte den Nutzern die Möglichkeit geben sollen, Dropbox, PCloud, Google Drive oder ähnliches als Speicher zu nutzen, anstatt auf eine eigene Lösung zu setzen, zumal ja grundsätzlich auch Cloud-Speicher von On1 unterstützt werden. In der jetzigen Form scheint mir das Angebot leider nicht ausgereift genug, um wirklich viele Nutzer zu begeistern, zumal man ja angetreten war, eine Alternative zum Abo-Model zu sein, was hier durch die Hintertür wieder rückgängig gemacht wird, wenn man eine Synchronisation wünscht.

Was man On1 zu Gute halten muss ist, dass die Synchronisation auch zwischen mehreren Computern gut funktioniert, was bei Lightroom nur geht, wenn man auf den weiteren Computern die Cloud-Version einsetzt. Diesen aus meiner Sicht Unsinn hat man sich bei On1 gottseidank gespart.

Trotzdem geht auch dieses Kapitel am Ende aufgrund des quasi unbegrenzten Speicherplatzes und der zusätzlichen Möglichkeit mit Offline-Dateien zu arbeiten an Lightroom und so steht es nun 4:2 für Adobe.

Veröffentlichungsdienste

Die Veröffentlichungsdienste in Lightroom sind zu unrecht eine recht unbekannte Funktion, denn man diese Funktionen super nutzen, um exportierte Bilddaten stets aktuell zu halten, z.B. Exporte aller 5-Sterne-Bilder. Aber auch Backuplösungen lassen sich darüber abbilden, genauso, wie der direkte Export nach Facebook, Instagram und in andere Plattformen.

Und was gibt es hier bei On1: leider rein gar nichts (sieht man vom Upload nach SmugMug ab). In diesem Bereich ist On1 leider komplett blank und überlässt dem Marktführer das Feld, weswegen auch dieser Punkt an Adobe geht, welches nun mit 5:2 führt.

Performance

Geschwindigkeit – das klingt doch nach einem Kapitel, in dem On1 endlich wieder punkten könnte, schließlich ist Lightroom bereits keine Rakete was dieses Thema angeht. Doch leider ist dies der aus meiner Sicht enttäuschendste Punkt von allen, denn Lightroom arbeitet quasi mit Lichtgeschwindigkeit im Vergleich zu On1 Photo Raw. Das Wechseln zwischen einzelnen Bildern dauert in der Einzelbildansicht mehrere Sekunden und das bei einem Rechner mit 4 Kernen (Intel i7) mit 32MB Ram und einer 4GB externen Grafikkarte! Dies ist leider völlig inakzeptabel.

Ich habe recht viel versucht, um das Problem zu mindern und in der Tat half es, die Auflösung meines Monitors von 4K auf Full-HD zu reduzieren. Danach war die Performance zumindest wieder in einem Bereich in dem man halbwegs arbeiten kann. Auch eine Neuinstallation des Grafikkartentreibers und die explizite Zuweisung der dedizierten Grafikkarte führte zu einem flüssigeren Ablauf, aber immer noch deutlich langsamer als Lightroom. Ihr merkt schon, dass das noch immer keine Begeisterung bei mir ausgelöst hat, aber zumindest war es so besser als am Anfang. Hier muss On1 deutlich nachlegen, denn 4K ist mittlerweile dabei zum neuen Standard bei Monitoren zu werden. Der Fairness halber sei gesagt, dass ähnlich Performance-Probleme auch z.B. bei Luminar AI bestehen und auch die Programme von Topaz sich nicht gerade durch Geschwindigkeitsrekorde auszeichnen. Auf der anderen Seite zeigen Programme wie FastRawViewer, wie schnell eine Anzeige von Raw-Dateien möglich ist.

Daher geht auch dieses Kapitel überraschend klar an Lightroom, was seinen Vorsprung auf 6:2 ausbaut.

Zwischenfazit zur Bildverwaltung

Der Endstand von 6:2 macht deutlich, wer in der Bildverwaltung der Platzhirsch ist. Wer intensiv seine Bilder managen will, viel Daten synchronisiert und auf absolute Effizienz angewiesen ist, der wird an Lightroom nicht vorbeikommen.

Der normale Nutzer hingehen wird den Unterschied nicht so stark merken. Für ihn dürften die Funktionen in On1 Photo Raw 2021 ausreichen, bis auf die fehlende Synchronisation bei der Kaufversion, denn auch der Normalnutzer würde wahrscheinlich gern seine Handybilder automatisch synchronisieren und auch seine besten Fotos gern auf dem Handy betrachten können. Das geht hier nur mit einem Abo, da auch die Alternative über Veröffentlichungsdienste nicht funktioniert.

Der aus meiner Sicht entscheidende Punkt ist die Performance. On1 Photo Raw 2021 kann hier aus meiner Sicht auf aktueller Hardware nicht überzeugen, was ehrlichgesagt in echtes Armutszeugnis ist.

Im zweiten Teil geht es dann um die Bildbearbeitung.