Objektive für Spiegelreflexkameras und Systemkameras – Teil 1: Was ein Objektiv ausmacht
In dieser neuen Serie möchte ich euch ein wenig Orientierung im Dschungel der Objektive geben, welche Objektive es gibt und für welchen Zweck sie geeignet sind. Zunächst einmal möchte ich jedoch vorausschicken, dass es noch kein Fotograf nur wegen einem guten Objektiv oder einer guten Kamera allein zu guten Bildern gebracht hat. Ein guter Fotograf wird selbst mit einer Kompaktkamera bessere Bilder machen, als ein unversierter Anfänger mit einer Top-DSLR. Eine Kamera oder ein Objektiv machen keine guten Bilder, sie können nur dabei helfen ein gutes Motiv technisch gut einzufangen, wobei das Objektiv hierbei wichtiger ist, als die Kamera, da alle DSLRs am Markt heutzutage eine gute Qualität bieten.
Objektive unterscheiden sich grundsätzlich in den Kategorien Flexibilität und Qualität. Dabei gibt es folgende Einzelfaktoren:
- Flexibilität
- Brennweitenbereich (Zoombereich)
- Gewicht
- Offenblende (Kreative Flexibilität durch die Blende)
- Qualität
- Schärfe
- Offenblende
- Kontrast
Zwischen den beiden Faktoren Flexibilität und Qualität gibt es einen grundsätzlichen Zusammenhang –je höher die Flexibilität, desto geringer die Qualität und umgekehrt. Ein großer Zoombereich hat eine geringere Lichtstärke (Offenblende) und Schärfe zur Folge. Die Extreme sind damit Festbrennweiten (auf Qualität optimiert) und Superzooms/Reisezooms (auf Flexibilität optimiert). Dazwischen liegen Zooms mit einem 3-5-fachen Zoom. Es gilt also, einen Kompromiss zu finden. Dabei hilft es, das eigene Fotografierverhalten und die eigenen Ansprüche einmal unter die Lupe zu nehmen.
Der erste Schritt der Analyse ist die Prüfung, welchen Brennweitenbereich man tatsächlich nutzt. Hinsichtlich des Brennweitenbereich kann man unterscheiden zwischen:
- Superzooms/Reisezooms (Zooms mit mehr als 5-fach-Zoom)
- Normalzooms (ab 16-18mm an APS-C und mit einem 3-5-fach Zoom)
- Weitwinkelzooms (<=18mm auf APS-C bzw. <=28mm an Vollformat)
- Telezooms (ab 50mm)
- Standard-Festbrennweiten (ohne Makro)
- Makroobjektive
In den folgenden Teilen dieser Serie werden wir uns die einzelnen Brennweitenbereiche genauer anschauen und dabei werde ich euch auch die Beweggründe nennen, warum ich das eine oder andere Objektiv nicht mehr habe bzw. angeschafft habe. Um herauszufinden, welche Brennweiten ihr in der Vergangenheit genutzt habt ( Brennweitenanalyse ), gibt es einige kleine Tools.
Wer nicht im Besitz von Adobe Lightroom ist, der kann auf folgende kostenfreie Software zurückgreifen: Exposure Plot.
Noch einfacher geht das ganze mit Lightroom. Hierzu geht man in die Bibliotheksansicht von Lightroom.
Nun geht ihr auf den Suchfilter „Metadaten“.
Im Anschluss könnt ihr die einzelnen Suchkriterien ändern. In meinem Beispiel klicke ich dazu auf „Stichwörter“ und wähle stattdessen „Brennweite“ aus. Nun seht ihr, welche Brennweite ihr wie oft genutzt habt.
In meinem Beispiel sehe ich, dass ich von 37.000 Bildern knapp 19.100 Bilder im Bereich zwischen 16 und 35mm gemacht habe. D.h. für knapp 50% meiner Bilder hätte ein solches Objektiv vollkommen ausgereicht. Etwas Vorsicht ist dennoch geboten und man sollte diesen Werten nicht 100% trauen, schließlich sind sie auch dadurch geprägt, welches Objektiv man in der Vergangenheit dabei hatte. Wenn ich also in der Vergangenheit meist nur ein Objektiv mit 16-35mm dabei hatte, dann ist es klar, dass in diesem Bereich auch die meisten Bilder gemacht wurden. Hätte ich immer ein 10-50er Objektiv (so es sowas geben würde) dabei gehabt, kann das ganze schon anders aussehen. Am meisten Aussagekraft hat eine solche Analyse, wenn in der Vergangenheit ein Superzoom benutzt wurde.
Gibt man die Werte aus Lightroom kurz in Excel ein, so ergibt sich in meinem Fall folgender Chart:
In der Vergangenheit habe ich mit Brennweiten zwischen 11 und 400mm gearbeitet. Für rund 80% meiner Bilder hätte ich jedoch kein Objektiv mit mehr als 80mm Brennweite gebraucht. In der Tat entstanden die meisten Bilder sogar im Bereich des Weitwinkels. Das zwischen 11 und 18mm nur so wenige Aufnahmen liegen, hat schlicht den Grund, dass ich mein Superweitwinkel mit 11-18mm nur selten dabei hatte. Da ich an dem Punkt war, wo ich etwas mehr Qualität in meinen Objektivpark bringen wollte, war diese Analyse sehr hilfreich, denn so wusste ich, dass ich immer noch 80% meiner Bilder machen kann, wenn ich mein 18-250er Sigma-Objektiv gegen ein Sony Zeiss 16-80mm austausche und dabei sogar noch etwas Gewicht einspare. Ab diesem Moment war mein Superzoom Geschichte, dazu aber mehr in Teil 2…