HDR-Bilder direkt aus der Kamera

Moderne Kameras wie die Sony Alpha 55 bieten die Möglichkeit HDR-Bilder (HDR=High Dynamic Range) direkt aus der Kamera heraus zu generieren. Damit nehmen sie dem Fotografen die Arbeit ab, mehrere Einzelaufnahmen manuell oder mittels einer speziellen Software zu einem HDR-Bild zusammenzufügen. Nebenbei spart der Fotograf auch noch das Geld für eben jene spezielle HDR-Software. Die Frage ist nur, was taugt diese Automatikfunktion der Kamera?

Zunächst einmal ist zwischen zwei Verfahren zu unterscheiden, welche derzeit in Kameras zum Einsatz kommen:

  1. Aufnahme eines Bildes, bei dem vor dem Speichern als JPG-Datei, noch in der Kamera die Schatten und Lichter so angepasst werden, dass möglichst viele Tonwerte in das Bild passen.
  2. Aufnahme mehrerer Einzelbilder, die dann in der Kamera zu einem HDR-Bild verrechnet werden.

In ersterem Fall handelt es sich eigentlich nicht um HDR-Bilder, da die Aufhellung von Schattenbereichen mit einem erhöhten Rauschen erkauft wird. Nichtsdestotrotz sind so Bilder mit einem Dynamikumfang möglich, die mit heutigen Kameras als JPG sonst nicht möglich wären. Nachstellen lässt sich das Ergebnis meist jedoch durch die Aufnahme in RAW und anschließende Nachbearbeitung am PC. Aber dies hat wieder mehr Arbeit zur Folge, so dass solche eingebauten Funktionen durchaus ihre Berechtigung haben. Zudem lässt sich mit dieser Funktion auch ein bewegtes Objekt fotografieren, was bei klassischen HDR-Bildern nicht oder nur schwer möglich ist. Bei Sony heisst diese Funktion DRO während andere Hersteller andere Namen für ähnliche Verfahren haben, z.B. D-Lightning.

Der zweite Fall in dem mehrere Bilder aufgenommen und anschließend verrechnet werden kommt daher einem echten HDR schon wesentlich näher. Im Gegensatz zur DRO-Funktion werden hier mehrere (meist 3) Aufnahmen getätigt, wovon eine korrekt, eine unter- und eine überbelichtet ist. Diese drei Aufnahmen werden anschließend miteinander verrechnet. Da dabei helle Lichter in der Regel etwas abgedunkelt und dunkle Schatten aufgehellt werden, erscheint das Ergebnis zunächst etwas flau, weshalb viele zunächst enttäuscht von den Bildern sind. Denn im Unterschied zu einer professionellen HDR-Software führt die Kamera kein so effektives Tonmapping durch. Der Vorteil ist jedoch, dass die Bilder nicht per se so unrealistisch aussehen, wie viele HDR-Bilder sonst.

Folgendes Beispiel zeigt recht gut, dass die HDR-Bilder direkt aus der Kamera zunächst recht flau wirken:

Berlin_Alex-03031

Am PC kann ein solch flaues Bild jedoch recht schnell und gut aufbereitet werden, indem die Schwarztöne und Kontraste entsprechend angepasst werden und so sieht das Bild nach wenigen Sekunden so aus:

Berlin_Alex-03031

Dank der HDR-Technik ist es dabei möglich durchgezeichnete Bilder in Situationen zu erhalten, wo der Kamerasensor an sein Limit kommt.

In welchen Situationen lohnt es sich nun, die HDR-Funktion anzuwenden?

Kurz gesagt, immer dort, wo Schatten und helle Lichter in einem Bild aufeinandertreffen. Um dies etwas konkreter zu formulieren hier ein paar Beispiele:

  • Gegenlichtaufnahmen, um sowohl den Himmel als auch den Boden korrekt zu belichten
  • Innenaufnahmen, bei denen ein Blick aus dem Fenster Bestandteil ist
  • Aufnahmen im Wald oder in Häuserschluchten

In Bilder gefasst sind hier noch ein paar Beispiele die den Unterschied zeigen zwischen (korrekter) Kamerabelichtung und einem HDR-Bild aus der Kamera (alle mit der Sony A55 aufgenommen):

Bild 1:

Bild 3:

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die HDR-Funktion aus der Kamera sicher nicht so flexibel ist, wie ein handgemachtes HDR. Dennoch ist diese Funktion für die meisten Nutzer hilfreich und produziert Bilder, die ohne sie in der Form nicht möglich wären.

PS: auch bei Nachtaufnahmen lohnt es sich, die HDR-Funktion zu nutzen, so lassen sich solche Bilder wie dieses schnell erreichen: