Reisebericht – New York, DC und die Südstaaten der USA – Teil 18: Strand und Wanderungen auf Hunting Island
Entspannung war das Tagesmotto und ein solcher Tag beginnt natürlich damit, dass wir etwas länger schlafen konnten und so sind wir gemütlich gegen 9 Uhr aufgestanden und kurz vor 10 dann aus Savannah abgedüst in Richtung Norden, wo unser erstes Ziel das kleine Nest Beaufort (sprich Bifort) in South Carolina war. South Carolina erreichten wir aber schon etwas früher, denn es war nur der Weg von unserem Hotel bis zur nahen Flussbrücke zu überwinden, um den Staat zu wechseln. Der Weg nach Beaufort war dann sehr abwechslungsreich und führte immer wieder über langgezogene Brücken über das Wasser, bis wir nach gut einer Stunde am Ziel waren und dort das Auto an der Wasserfront stehen ließen, um einen kurzen Spaziergang zu unternehmen.
Es war gerade Ebbe und so ragten überall aus dem Wasser die Austern heraus, was ein recht skurriles Bild ergab, denn es schaut so aus, als wären sie alle leer, sind sie aber nicht. Auch eine kleine Pause auf den Schaukeln hier am Ufer durfte nicht fehlen, doch sobald wir stehen blieben, wurden wir auch gleich von kleinen Insekten angefallen, die richtig gebissen haben.
Wie alle Städte, die wir im Süden gesehen hatten, war auch Beaufort mit dem Baumwollhandel reich geworden, bevor der Bürgerkrieg vieles zerstörte. Nach dem Krieg versuchte man mit Phosphat Geld zu verdienen bevor ein Hurrikan alles zerstörte. Danach war Beaufort lange Zeit unter den ärmsten Städten der USA. Dies führte zur Abwanderung vieler Menschen, schwarz wie weiß und 1960 war es das erste Mal in der Geschichte der Stadt soweit, dass die Weißen die Mehrheit darstellten (nach dem Bürgerkrieg regierten die Schwarzen sogar für fast 30 Jahre – und das im ausgehenden 19. Jahrhundert!).
Der kleine Rundgang durch die Stadt war schnell gemacht und schließlich haben wir beim Visitor-Center noch ein kleines Mitbringsel für die Lieben daheim gefunden, bevor es dann weiter ging, denn die Sonne kam wie angekündigt raus und unsere Hauptattraktion des Tages war nicht Beaufort, sondern der Hunting Island State Park, zu dem es nochmal gut 20 Minuten Fahrt waren.
Auch dieser Weg führte uns immer wieder am Wasser entlang und über das Wasser hinweg, bevor die bewaldete Insel Hunting Island vor uns auftauchte. Nachdem wir den Parkeintritt von 10 USD gezahlt hatten, habe ich Milly dann erstmal zum Strand gebracht, denn das kam ihrer Vorstellung von Erholung am nächsten. Ich dagegen habe mir das große Objektiv auf die Kamera geschnallt und bin auf eine kleine Wanderung entlang der Trails in dem Park gegangen – meine Vorstellung von Erholung 🙂
Der Weg ging zunächst entlang einer kleinen Lagune durch den maritimen Wald, der wirklich schön war durch die Palmen gemischt mit den Bäumen. Unterwegs gab es immer wieder tolle Aussichten auf die Lagune und auch den ein oder anderen Reiher konnte ich dort entdecken. Hinzu kam das sehr angenehme Wetter, bei dem das Wandern wirklich Spaß gemacht hatte.
Dann bin ich abgebogen auf einen Weg, der einmal quer durch den Wald führte, der nun immer dichter wurde, bevor ich an die Straße kam, an der der Marschland-Weg begann. Normalerweise ist dieser Weg wohl gut geeignet, um Vögel zu sehen, doch in der Mittagssonne hatten die sich wohl alle verkrochen bzw. hatten besseres zu tun, als für mich zu posieren.
Da der Trail eine Sackgasse ist, musste ich den gleichen Weg wieder zurück mit dem Fazit, dass die einzigen Tiere, die ich hier gesehen habe,die zahlreichen Sandkrebse waren. Ich weiss, es gab mehr Leben hier, aber es hat sich schlichtweg nicht gezeigt, auch wenn man es hören konnte.
Der Rückweg zu Milly führte dann wieder durch den Wald, wo zunächst außer ein paar Eichhörnchen sich auch kein Tier blicken lassen wollte, bis schließlich doch noch 2 Rehe meinen Weg kreuzten.
Wieder am Auto angekommen war ich zwischen 1,5 und 2h unterwegs gewesen und bei den heutigen Temperaturen war es wirklich schön und entspannend gewesen. Bevor ich allerdings Milly am Strand Gesellschaft geleistet hatte, bin ich noch ans Nordende der Insel gefahren, denn dort steht ein Leuchtturm, den man auch hinaufklettern kann.
Es ist nicht der erste Leuchtturm auf der Insel. Der erste Leuchtturm wurde 1861 von den Konförderierten zerstört, damit er der Union nicht in die Hände fällt. Zwischen 1873 und1875 wurde dann der heutige Leuchtturm gebaut, allerdings nicht an der heutigen Stelle, sondern mehr als eine Meile entfernt von hier, doch das Meer spülte immer mehr von der Insel weg, so dass man den Turm komplett zerlegte und an den heutigen Standort verlegte. Interessant fand ich den Fakt, dass die Leuchttürme an der Ostküste der USA alle unterschiedliche Muster haben, was eine zusätzliche Navigationshilfe für die Seefahrer war.
Für mich ging es dann die 167 Stufen hinauf bis zur Aussichtsplattform. Unterwegs gab es auf den Treppenabsätzen immer ganz interessante Fakten rund um den Turm zu lesen. Interessant war für mich, dass der Leuchtturm selbst ein Erdbeben der Stärke 7 überstanden hat, ohne größere Beschädigungen zu erleiden.
Nach einem kurzem Rundgang auf der Spitze ging es dann auch schon wieder runter und zurück zu Milly, wo wir noch eine Stunde am Strand geblieben sind und ich zumindest mit den Beinen mal ins Wasser gegangen bin.
Während ich vorhin jedoch weg war, hatte sich ein kleiner Dieb an unser Gepäck geschlichen, als Milly gerade mal nicht aufpasste und fand auch die kleine Box, in der noch 1 Pancake vom Frühstück war. Ganz gewand hat sich hier ein Eichhörnchen zu schaffen gemacht und versucht seine Beute erst zu erkunden und dann fortzuschaffen, was aber daran scheiterte, dass die Box zum Hinaufklettern auf die Palme zu groß war. Als es dann versucht sich durch das Styropor durchzubeißen ist dann Milly aber doch eingeschritten und hat verhindert, dass unsere Notration in falsche Hände kommt.
Schließlich standen dann noch 1,5h Fahrt vor uns, die wir um halb 6 angetreten haben und so waren wir kurz nach 7 in Charleston in der Nähe unseres Hotels, aber noch mit leeren Mägen und so sind wir noch bei einem nahegelegenen Mexikaner rangefahren.
Zunächst hatten wir uns 2 Cocktails ¨Medium¨ bestellt. Medium war aber alles andere als klein. Das war bestimmt ein dreiviertel Liter für jeden von uns! Ich habe dann Tacos mit gegrillten Shrimps bestellt. Milly hatte dagegen Tilapia auf der Karte entdeckt, so wie sie ihn aus Kenia kennt und hatte in Vorfreude diesen auch bestellt. Doch was dann kam, ließ ihr die Kinnlade auf den Boden fallen. Der Fisch war so groß, wie man ihn sonst für 3 Personen bestellt hätte – definitiv größer als ihr Kopf. Weder ich, noch die restlichen Gäste und die Bedienung konnten sich ein Lachen verkneifen. Aber lecker war alles gewesen und durchaus preiswert, vor allem, wenn man die Portionen gesehen hat.
So waren wir proppevoll, als wir im Hotel waren und nachdem ich noch kurz im Tagebuch geschrieben hatte, ging dann auch dieser Tag zur Neige, der wie geplant ein wunderbar entspannender war, bei perfektem Wetter.