Reisebericht – New York, DC und die Südstaaten der USA – Teil 17: Per Pferd und Fuß durch Savannah
Unser voller Tag in Savannah begann sehr entspannt. Zunächst konnte Milly bis um 10 Uhr ausschlafen und auch ich habe mal etwas länger geschlafen, bevor ich wieder etwas Tagebuch geschrieben habe.
Draußen war es recht bewölkt, also so wie es gestern schon war und dazu waren heute auch nur 20 Grad vorhergesagt. Das hieß vor allem für Milly sich etwas wärmer anziehen, als die letzten Tage.
Zunächst sind wir den Weg über die Riverfront nochmal gelaufen, damit Milly auch noch die Ecken sehen konnte, die ich mir gestern schon angeschaut hatte. Ich hatte heute auch, dem Wunsch meiner Liebsten folgend, nur die kleine Kamera dabei, was ok war, denn schließlich hatte ich ja schon gestern einige Fotos gemacht. Nach der Riverfront sind wir auch auf dem Rückweg in etwa meinem gestrigen Weg gefolgt, bis wir beim City Market angekommen waren, wo um 20 nach 12 unsere Kutschtour beginnen sollte. Man kann hier auch eine der alle halbe Stunde stattfindenden Touren mitmachen, aber ich hatte eine Fahrt nur für uns zwei gebucht, um uns beiden eine kleine Freude zu machen.
Wir hatten auch einen ganz unterhaltsamen Kutscher, der hier seit 11 Jahren lebt und studiert, wobei er mehr hier ist, als er studiert, da er immer erstmal das Geld für die Uni verdienen muss, die mehr als nur teuer ist. So gingen wir dann auf eine gemütliche Fahrt für die nächsten 45 Minuten entlang der historischen Ecken der schönen Stadt Savannah.
Gelernt haben wir dabei, dass Oglethorpe, der Gründer der Stadt ursprünglich Sklaven, Alkohol und Anwälte verboten hatte. Doch diese Verbote stießen auf wenig Gegenliebe und so waren sie auch schnell vergessen, als Oglethorpe wieder zurück nach England ging und Savannah wurde zu einer Stadt mit unheimlich vielen Sklaven, überdurchschnittlich vielen Anwälten und einer trinkfreudigen Bevölkerung. Bis auf die Sklaven soll das wohl auch heute noch so sein… – ich scherze natürlich 😉
Nach der Kutschfahrt sind wir dann zu Fuß weiter gegangen, denn unsere eigentlich geplante Delphin-Tour wurde am Morgen schon abgesagt, was wir beide schade fanden. So blieb aber noch etwas mehr Zeit, die Stadt zu erkunden.
Los ging es am Telfair Square, welcher einen harten Kontrast in der Stadt bildet, denn neben einer alten Kirche und einem Kunstmuseum finden sich hier zwei moderne Bürogebäude der Staates, welche eher Badezimmeroptik als Charme haben und so gar nicht ins Stadtbild passen.
Weiter ging es dann zum Wright Square, welcher zwei Denkmäler hat. Das erste in der Mitte war ursprünglich mal für den Häuptling Tomochichi des lokalen Indianerstammes. Er arbeitete mit Ogglethorpe seit seiner Ankunft freundschaftlich zusammen. Die Indianer handelten mit den Weißen und die Weißen beschützten die Indianer vor Angreifern, denn Savannah war immer auch ein Schutzposten für Charleston, um es vor einem Angriff der Spanier aus Florida zu schützen. Als Tomochichi starb war er unter den Briten so geachtet, dass er ein Begräbnis mit vollen militärischen Ehren erhielt. Seine Gebeine waren genau in der Mitte des Platzes begraben und sind da wohl auch noch heute. Nur das Denkmal, was dort einmal stand, gibt es nicht mehr, denn später setzte man hier dem Begründer der Georgia-Railroad ein Denkmal. Tomochichi bekam 1899 dann von den Weißen ein neues Denkmal in der Ecke des Platzes in Form eines Felsen gesetzt (der Felsen soll Tomochichis Charakter wiederspiegeln). Es ist das wohl einzige Denkmal, welches Weiße für einen Indianer errichtet haben.
Weiter ging es dann von hier aus zum Oglethorpe Square, dem letzten Platz, den Oglethorpe noch selbst mit anlegen ließ. Hier befindet sich mit dem Owen-Thomas-House eines der schönsten der Stadt und gleichzeitig eine der ältesten Pensionen, denn nur wenige Jahre nach der Fertigstellung musste sein Eigentümer das Haus wegen finanzieller Probleme an die Bank abgeben, die es in ein Hotel umwandelte.
Der nächste Platz im Programm war der Columbia-Square, doch auf dem Weg dorthin gab es eine ungewöhnliche Straßenkreuzung, denn die President-Street trifft hier auf die Lincoln-Street. Nun hatte der Präsident Lincoln in den Südstaaten nicht unbedingt eine überwältigende Popularität, so dass es nicht gerade naheliegend ist, nach ihm eine Straße zu benennen. Und in der Tat hat diese Kreuzung nichts mit Abraham Lincoln zu tun. Hier ist Benjamin Lincoln gemeint, ein Held des Unabhängigkeitskriegs.
Viel mehr gab es am Columbia Square nicht zu sehen und so war der nächste Platz in der Reihe der Green Square und hier spielte sich wieder ein Stück Geschichte der schwarzen Bevölkerung ab. Früher war es üblich, dass die Sklaven mit ihren Weißen Herren gemeinsam die Kirche besuchten. Die freien Schwarzen dagegen, von denen es in Savannah schon recht früh eine große Zahl gab, wollten ihre eigene Kirche haben und diese wurde hier gebaut. Hier war seinerzeit auch Dr. Martin Luther King jr. gewesen, um Teile seiner berühmten Rede (¨ I habe a dream…¨) Probe zu lesen, bevor er damit nach Washington zog.
Als nächstes ging es dann zum Friedhof und dort waren das interessanteste nicht die Gräber von berühmten Persönlichkeiten, sondern jene, wo Unionssoldaten nach dem Bürgerkrieg sich einen Spaß daraus gemacht haben, Grabsteine zu verändern. So habe ich einen Grabstein gefunden, der behauptet, der Tote wäre 421 Jahre alt gewesen und einen zweiten, wo der angeblich 12-jährige Sohn im gleichen Jahr stirbt wie sein 10-jähriger Vater.
Nach dem Friedhof ging es (nun bei Sonnenschein, denn die Wolken hatten sich verzogen), vorbei an der alten Feueralarmglocke und der Independent Presbyterian Church zum Chippewa Square, wo ein Denkmal für Oglethorpe, den Stadtgründer steht. Es gehört wohl zu Savannah dazu, dass die Denkmäler meist nicht zu den Platznamen passen, denn sonst hätte man Oglethorps Denkmal wohl eher an den gleichnamigen Platz gestellt.
An dem Platz gab es aber noch etwas zu entdecken und das liegt noch nicht ganz so lang zurück und beginnt mit den Worten ¨Mein Name ist Forrest, Forrest Gump…¨, denn genau hier an diesem Platz stand die Bank, auf der Tom Hanks in den Film „Forrest Gump“ saß. Die Bank selbst ist aber nicht mehr da, sondern steht jetzt im Stadtmuseum.
Weiter ging es dann zum Orleans Square und von dort zum Visitor Center, wo nebenan noch ein Mahnmal aus dem Unabhängigkeitskrieg steht, denn hier kämpften die Soldaten aus einem Fort heraus.
Unser letzter Stop war dann der Forsyth-Park, mit seinem schönen Brunnen und einem Denkmal für die Konförderierten Staaten. Eigentlich gab es noch ein paar Plätze mehr zu entdecken, aber die Informationsflut des Tages ließ einfach nicht mehr zu und haben wir uns hier kurz hingesetzt bei einem Stück Kuchen und haben danach den Rückweg in Richtung Riverfront angetreten.
Dort angekommen haben wir was zu essen gesucht, was hier allerdings nur mit größerem finanziellen Aufwand möglich schien. Da wir zuletzt aber immer schon recht großzügig unterwegs waren haben wir uns heute auf eine frittierte Seafood-Platte als Vorspeise und eine Muschelsuppe als Hauptspeise beschränkt und selbst diese Dinge waren eigentlich noch zu teuer, für das was wir letztlich erhalten haben. Ganz gut dagegen waren die Cocktails, denn dank der Tatsache, dass ich nicht fahren musste, durfte ich ja auch einen Schluck trinken.
Das war dann auch schon wieder Savannah und es bleibt festzuhalten, dass uns das Städtchen sehr gut gefallen hat, auch wenn der eine Tag zur Erkundung völlig ausgereicht hat, denn Häuser besichtigen wollten wir eh nicht mehr (hatten wir in Natchez ja schon gehabt). Schade nur, dass unsere Delphin-Tour ausgefallen war. Dafür war der Tag so weniger stressig gewesen und genau so sollte es dann am morgigen Tag auch weitergehen, denn Entspannung stand auf dem Programm.