Fotografieren auf Safari

Letztes Jahr hatte ich das erste Mal Gelegenheit auf einer Safari zu fotografieren. Für mich völliges Neuland und damit auch mit einem gehörigen Lernprozess verbunden. Nicht alles hatte geklappt, aber für vieles habe ich nun eine Idee, wie es funktioniert. Meine Erfahrungen diesbezüglich möchte ich gern hier mit anderen teilen – vielleicht sind sie ja hilfreich.

Der erste Frage vor der man steht, wenn es um Safarifotografie geht, ist die mitzunehmende Ausrüstung. Ich gehe dabei im folgenden davon aus, dass es sich um eine Safari im Jeep oder Hubdachfahrzeug handelt. Bei einer Safari zu Fuß gibt es sicher noch andere Dinge, die zu beachten sind (Gewicht spielt hier eine viel größere Rolle).

Bei der Auswahl der Ausstattung gilt es zunächst Kamera und Objektive festzulegen, wobei es m.E. folgende sinnvolle Kombinationen gibt:

  1. Eine Kamera mit einem Universalobjektiv (18-200mm/18-250mm bzw. 28-300 bei Vollformat)
  2. Eine Kamera mit zwei Objektiven (1 Weitwinkel mit mindestens 18mm Anfangsbrennweite (APS-C bzw. 28mm bei Vollformat) und 1 Tele, optimalerweise mit mindestens 300mm Brennweite)
  3. Zwei Kameras und 2 Objektive (die gleichen Objektive wie unter 2)

Die erste Option ist dabei sicherlich der größte Kompromiss. Zum einen sind die Universalobjektive von der Qualität mit den meisten Einschränkungen verbunden und zum anderen sind 200 oder 250mm Telebrennweite für eine Safari u.U. nicht genug. Der Vorteil ist jedoch das leichte Gewicht, was insbesondere bei Safaris zu Fuß ein entscheidender Faktor ist. Auch die Lichtstärke der Objektive ist nicht unbedingt zufriedenstellen, da in der Regel 1-2 Mal abgeblendet werden muss, um eine gute Qualität zu erhalten.

Option 2 ermöglicht es, die Objektiveinschränkungen aus Option 1 zu umgehen. So kann ein gutes Weitwinkelobjektiv gewählt werden (z.B. ein 17-50mm 2,8) und dazu ein Teleobjektiv mit hoher Brennweite (z.B. ein 75-300mm oder ein 80-400mm). Nachteil dieser Variante ist jedoch, dass man zwangsweise Objektivwechsel vornehmen muss, um zwischen Landschafts- und Tieraufnahmen zu wechseln. Da Safaris oft in staubiger Gegend stattfinden, ist dies ein echter Nachteil, da so auch die Gefahr von Staub auf dem Sensor steigt. Ein weiterer Nachteil ist, dass das Gewicht der 2 Objektive höher ist, als das eines einzelnen Universalobjektivs. Und zu guter Letzt: oft bleibt keine Zeit für den Objektivwechsel, da Tiere sich nunmal nicht nach Fotografen richten und lange Stillhalten.

Option 3 vermeidet den Nachteil der Staubgefahr aus Option 2. Durch zwei Kamerabodys sind beide Objektive stets einsatzbereit und Objektivwechsel nicht mehr nötig. Auch ist es damit möglich ad hoc zwischen Weitwinkel und Tele zu wechseln. Nachteil ist jedoch, dass das Gewicht nochmals steigt.

Ich habe mich für Variante 3 entschieden. Neben meiner Sony Alpha 55 (A55) habe ich noch meine alte Minolta D7D mitgenommen. Letztere hat zwar nur 6 Megapixel, aber für Weitwinkelaufnahmen und Ausbelichtungen bis A4 reicht das in der Regel aus. Für die Telefotos/Tieraufnahmen habe ich dann den 16 Megapixel-Sensor der A55 genutzt. Die Entscheidung einen zweiten Kamerabody mitzunehmen war auch im Nachhinein goldrichtig, denn ich hätte wirklich ungern Objektive gewechselt auf der Safari und nur 200/250mm Brennweite eines Universalobjektivs wären mir auch zu wenig gewesen. Ein zweiter Body muss dabei auch nicht teuer sein, da es hier auch ein älteres Modell tut, was man für weniger als 200 EUR bekommen kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass wenn ein Body kaputt ist, man immer noch einen in Reserve hat.

Bezüglich der Objektive habe ich für die Minolta D7D mein Sigma 18-250 OS HSM verwendet. Das Sigma ist im Weitwinkelbereich ein gut nutzbares Objektiv, wenn auch nicht in der Oberliga. Für Landschaftsaufnahmen war es jedoch eine ausreichende Kombination. Auch der langsame AF der D7D fiel hier nicht so stark ins Gewicht.
An die Sony A55 habe ich ein Tokina 80-400mm montiert. Dieses ist bis 300mm ein gutes Objektiv und bei 400mm zumindest noch brauchbar für kleinere Abzüge bis A5 oder ggf A4. Leider hat mein Bugdet bislang nicht für das Sony 70-400 ausgereicht. Die 400mm Endbrennweite (entsprechen 600mm an APS-C) waren jedoch eine wirkliche Hilfe und wurden oft ausgereizt, genauso wie die Möglichkeit bereits ab 80mm das Objektiv zu nutzen. Damit hatte ich mit beiden Kameras jeweils einen sehr großen nutzbaren Bereich. Wer die Möglichkeit hat (und das Budget), der kann zu einem xx-400-Objektiv auch noch ein 70-200 2,8 mitnehmen, was inbesondere sehr früh am Morgen oder in der Abenddämmerung von Vorteil ist. Da jedoch die A55 auch bei höheren ISO-Werten noch gute Ergebnisse liefert, kam ich auch mit dem 80-400 gut zurecht.

Hier eine Liste aus meiner Sicht empfehlenswerter Objektive (die Objektive von Tamron, Tokina und Sigma gibt es nicht nur für Sony, sondern auch für Canon, Nikon, Pentax etc):

  • Universalobjektive
    • Sigma 18-250 HSM OS für APS-C oder Tamron 28-300 für Vollformat
  • Weitwinkel bis leichtes Tele
    • Die günstige Variante: Kitobjektiv 18-55mm
    • Immer noch günstig, aber Lichtstark: Tamron 17-50 2,8
    • Guter Allrounder: Sony Zeiss 16-80
    • Profivariante: Sony 16-50 2,8 bei APS-C oder Sony Zeiss 24-70 2,8 bei Vollformat
  • Teleobjektive
    • Die günstige Alternative: Tamron 70-300 USD
    • Flexibel und günstig (aber recht weich bei 400mm): Tokina 80-400
    • Die Alternativen: Sigma 120-400 oder 150-500
    • Die Oberklasse: Sony 70-400

Damit sind Kamera und Objektive gesetzt und es geht ums Zubehör. Hier empfehlen sich folgende Dinge:

  • Stativ: ich hatte zwar ein Dreibeinstativ mit, würde es jedoch beim nächsten Mal durch ein Einbein ersetzen, da das im Auto einfach flexibler ist. Das Dreibein blieb also eingepackt. Zusätzlich hatte ich noch einen kleinen Bohnensack dabei, den ich auch beim nächsten Mal wieder mitnehmen würde, denn er hat sich als nützlich erwiesen, indem ich ihn einfach auf das Autodach zur Stabilisierung des Objektivs gelegt habe.
  • Speicherkarten: braucht man massig. Da in manchen Situationen bei langen Brennweiten direkt mehrere Serienbilder gemacht werden müssen (um ein Bild dabei zu haben, was nicht verwackelt ist bzw. das Tier sich nicht bewegt), wird auch viel Speicherplatz verbraucht. Um bei der Nachbearbeitung zudem alle Reserven zu haben, habe ich auch in RAW fotografiert. Somit waren zwischen 12 und 16GB pro Safaritag an Speicherplatz notwendig (8h Gamedrives pro Tag), d.h. pro Stunde 1,5-2GB. Natürlich ist viel Ausschuss dabei, aber das ist der Vorteil der digitalen Fotografie – man lernt während der Safari, da man die Ergebnisse sieht.
  • Objektivpinsel / Brillenputztuch: Wichtig für die Reinigung!
  • UV-Filter: ggf. zum Schutz der Objektive. Müssen nur immer wieder gereinigt werden, so dass der Staub nicht zu Reflexionen oder Schatten führt.
  • Akkus: mindestens einen Ersatzakku pro Kamera sollte man einplanen. Ich hatte pro Kamera 4 dabei, würde beim nächsten Mal für die Weitwinkelkamera auf einen Ersatzakku reduzieren und für die Telekamera auf 3.
  • Backup-Festplatte oder Laptop: wie immer im Urlaub sollte man auch auf Safari Backups nicht vergessen, falls mal was schiefläuft

Mit dieser Ausstattung bin ich insgesamt mit den Ergebnissen zufrieden gewesen. Dabei gibt es jedoch ein paar Dinge zu beachten, um schöne Bilder zu erhalten:

  1. Bittet den Fahrer, immer den Motor auszustellen, wenn ihr fotografieren wollt. Der Motor verursacht Vibrationen, die insbesondere bei langen Brennweiten zwangsweise zu verwackelten Bildern führen.
  2. Versucht immer eine Auflage für Kamera und Objektiv zu finden. Dies kann ein Bohnensack sein, oder ein Einbeinstativ, welches gegen die Dachwand gelehnt wird. Freihandaufnahmen mit 400mm Brennweite sind oft zum Scheitern verurteilt.
  3. Prüft den AF und fokussiert ggf. manuell nach. Bei nahen Objekten und 400mm Brennweite ist es für den AF oft nicht möglich, den richtigen exakten Schärfepunkt zu finden. Hier hilft manuelles Fokussieren, was insbesondere bei der A55 einfach ist, da es eine eingebaute Suchervergrößerung um den Faktor 7,5 bzw. 15 gibt.
  4. Macht mehrere Aufnahmen im Serienbildmodus. Oft ist die erste Aufnahme verwackelt, da durch den Druck auf den Auslöser und den Spiegelschlag (der entfällt bei der A55) die Kamera kurzzeitig sich nochmal bewegt. Bei mehreren Bildern ist oft das 2. oder 3. Bild besser als das erste. Ein Fernauslöser kann auch Helfen.
  5. Den Hintergrund ins Bild integrieren. Wenn ein Tier vor einem charakteristischen Hintergrund ist, dann sollte er auch mit aufs Bild. Dies kann der Baum/Strauch sein, vor dem das Tier liegt, oder aber Berge im Hintergrund, oder ein Herde von Tieren. Natürlich dürfen auch entsprechende Detailaufnahmen nicht fehlen, wie z.B. Vögel, die auf Büffeln sitzen und die Parasiten wegfressen.
  6. Wenn möglich nutzt die Morgenstunden oder späten Nachmittagsstunden, da hier das Licht besser ist. Leider ist dies nicht immer möglich.
  7. Seid nicht zu geizig bei der ISO-Einstellung.  Ihr braucht schnelle Verschlusszeiten und heutige Kameras können problemlos mit ISO400 arbeiten. Dies war auch meine Standardeinstellung. In der Dämmerung werden daraus jedoch schnell ISO800 oder auch ISO1600. Hier gilt: lieber ein leichtes Bildrauschen, als ein unscharfes Bild.

Am Ende bin ich mit der A55 sehr zufrieden nach der ersten Safari. Für das nächste Mal würde ich am liebsten ein 16-50mm 2,8 und das Sony 70-400 als Objektive dabei haben, aber dazu muss noch etwas gespart werden.
Abgesehen davon sind die fotografischen Möglichkeiten und die Bildqualität der A55 einfach toll und ich bin sehr zufrieden mit den Ergebnissen der ersten Safari und freue mich schon aufs nächste Mal.
Fotos der Safari gibt es immer mal wieder hier im Blog und auch in dem Reisetagebuch, welches hier im Blog veröffentlicht ist.

Ich freue mich auf euer Feedback!