Reisebericht Kreta – Teil 7: Chania
Danach ging es dann aber endlich nach Chania, was noch eine gute halbe Stunde Autofahrt bedeutete. Ich hatte einen Parkplatz in der Nähe des venezianischen Hafens angesteuert und es waren auch tatsächlich noch zahlreiche Parkplätze frei.
Milo war während der kurzen Fahrt eingenickt und auch Milly fielen die Augen zu und so wollten die beiden noch ein kleines Nickerchen im Auto machen, während ich schonmal einen kleinen Rundgang startete.
Chania steht im inselinternen Wettstreit mit Rethymnon um die schönste Stadt der Insel und das nicht zu unrecht, denn wie Rethymnon, verfügt auch Chania über eine schöne Altstadt und einen attraktiven Hafen und das alles eine Nummer größer als bei der Konkurrenz.
Chania hat rund 55 Tausend Einwohner und befindet sich malerisch zwischen Meer und den nahen Bergen gelegen.
Mit Rethymnon teilt sie sich den Sitz der Universität von Kreta, weswegen in beiden Städten viele junge Menschen leben, was nicht zuletzt auch verhindert hat, dass hier reine Touristenstädte entstanden sind.
Seit über 5.000 Jahren leben Menschen hier in diesem Gebiet und zur Minoischen Zeit gab es hier wohl auch einen Palast – nur eine solch große Ausgrabungsstätte wie in Knossos gibt es hier nicht.
Der Name der Stadt lässt sich erstmals in venezianischer Zeit finden. Damals nannte man Chania La Canea. Zuvor hieß die Stadt Kydonia in Anlehnung an den König Kydon.
Unter türkischer Herrschaft wurde der Name dann in Hania geändert und in der Zeit des autonomen Kretas bis 1972 war Chania sogar Hauptstadt der Insel. Heute hat diese Rolle jedoch Heraklion inne.
Mein kurzer Rundgang führte mich zunächst zum Aussichtspunkt rechts vom Parkplatz, bevor ich von hier durch ein paar kleinere Gassen zum Hafen gelangte.
Der venezianische Hafen ist in meinen Augen wesentlich schöner als der in Rethymnon. Letzterer hatte ja eigentlich kaum noch was mit einem Hafen zu tun, während hier doch noch zahlreiche Boote angelegt hatten. Den Eingang zum Hafen bildete – wie in Rethymnon – ein Leuchtturm, der aber nicht – wie man vermuten könnte – aus venezianischer Zeit stammt. Lediglich die Fundamente stammen aus dieser Periode, der Rest des Turmes wurde erst im 19. Jahrhundert in der kurzen Phase der ägyptischen Herrschaft über Kreta erbaut.
Ich war ein wenig die Mole entlang gelaufen, allerdings nicht bis zum Ende, da ich Milly und Milo doch nicht so lang allein lassen wollte. Von der Mole hat man aber den schönsten Blick auf die Altstadt mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund.
Nach dem kurzen Rundgang bin ich zurück zum Auto, nur das keiner meiner beiden Liebsten mehr drinnen saß. Ein Blick rund herum verschaffte aber schnell Erleichterung, denn Milly und Milo waren auf einem nahegelegenen Spielplatz.
Gemeinsam sind wir dann zurück zum Hafen und dort entlang der Promenade bis zur Hasan-Pascha-Moschee gelaufen. Unterwegs fanden sich immer wieder Anbieter von Kutschfahrten am Ufer und Verkäufer von Naturschwämmen, die wohl auch hier auf Kreta abgebaut werden (ich hatte sowas damals bei einem Ausflug zur Insel Simi bei Rhodos schonmal gesehen).
Die in der Bucht befindliche Hasan-Pascha-Moschee wirkt irgendwie unvollständig, auch wenn sie von Außen noch eindeutig als ein solcher Bau erkennbar war. Der Grund war auch recht schnell gefunden, denn es fehlte das Minarett. Die Moschee wurde 1645 nach der Eroberung Kretas durch die Osmanen an dieser Stelle erbaut, wo zuvor eine byzantinische Kirche stand. Die kleineren Kuppeln rund um die große Hauptkuppel wurden erst später im 19. Jahrhundert ergänzt. Bis 1923 war die Moschee noch aktiv genutzt worden. Danach war sie weitgehend überflüssig, denn in jener Zeit gingen viele Türken nach dem Ende ihrer Herrschaft auf Kreta (mehr oder weniger freiwillig) zurück in ihre Heimat. 1930 riss man dann schließlich das Minarett ab, während der restliche (zugegebenermaßen dekorative) Bau bis heute die Zeiten überlebt hat und nun als Museum dient.
Von hier verließen wir den Hafen bei unserem Spaziergang und begaben uns in die vielen kleinen Gässchen, welche vor allem auf den touristischen Bedarf ausgelegt waren. Zwischendrin hatten wir uns ein Eis gegönnt, denn es war zwar windig, aber dennoch recht warm am heutigen Tag. Bevor wir uns anschließend einfach nur noch treiben ließen, warfen wir einen Blick in die Kathedrale zur Jungfrau Maria, welche sich in der Altstadt befindet. Die Kirche selbst wurde um 1860 fertiggestellt, doch es soll schon vorher an gleicher Stelle einen sakralen Bau gegeben haben, der jedoch mit dem Eindringen der Osmanen in eine Seifenfabrik umgewandelt wurde. Der Geschichte nach sollte diese Fabrik aber nicht sehr erfolgreich gewesen sein, so dass man später entschied, das Gelände wieder der christlichen Gemeinde zu geben. Für das heutige Innenleben mit dem schön verzierten Mittelschiff muss man allerdings dem russischen Zar danken, der dies finanziert hatte.
Damit war es dann auch mit der Kultur am heutigen Tage vorbei und wir verbrachten den Rest der Zeit in Chania mit einem Bummel und Milo durfte auch mit spazieren und wir hatten beide Hände damit zu tun, ihn daran zu hindern, ungesehen Dinge aus den verschiedensten Läden zu stiebitzen.
Kurz nach 5 waren wir dann soweit, dass wir unseren Ausflugsbedarf für heute gedeckt hatten und so sind wir zurück zum Auto und haben uns auf die einstündige Heimfahrt zum Hotel begeben, wo uns eine kleine Überraschung erwartete, denn das Hotelpersonal hatte an Milos Geburtstag gedacht und uns eine Schokotorte in den Kühlschrank gestellt. Diese hoben wir uns aber für den morgigen Tag auf und ließen stattdessen den Tag beim Abendessen ausklingen.