Ein Fototool entsteht – Das August 2021-Release der Photography Toolbox ist da

Es ist wieder soweit – ein neues Beta-Release der Photography Toolbox steht bereit. Im Juni konnte ich ja den großen Block rund um Sammlungen abschließen und hatte dann die Idee, die Photography Toolbox doch in Richtung einer vollwertigen Bildverwaltung auszubauen. Das ist natürlich ein recht gewaltiges Vorhaben, was weit über das hinausgeht, was mal für das Tool geplant war. Ich will dabei aber auch nicht nur einfach eine Kopie bestehender Produkte erzeugen, sondern auch Funktionen bereitstellen, die andere Programme so nicht bieten und die in meinen Augen sehr nützlich sind. Insbesondere das Zusammenspiel der Bildverarbeitung mit verschiedenen RAW-Konvertern ist dabei ein wesentlicher Punkt.

Es war aber aufgrund des Umfangs dieses Erweiterungsprojektes auch klar, dass das nicht mit einem Release getan ist. Insofern ist das August-Release quasi die Vorbereitung auf die künftigen Funktionen. Das bedeutet aber nicht, dass das jetzige Release für euch uninteressant ist – im Gegenteil: das August-Release enthält eine Vielzahl neuer Funktionen, auf die ich hier jetzt eingehen möchte.

Die neue Umbenennen/Kopieren/Verschieben-Funktion

Bislang war das Thema im Import-Modul des Programmes untergebracht und zwar einmal beim Import und einmal in einer separaten Funktion. Letzteres ist jetzt nicht mehr im Import-Modul, sondern im Browser-Modul, d.h. ihr könnt einfach eure Bilder markieren und dann mit der rechten Maustaste in die neue Funktion springen.

Diese Funktion hat gegenüber der bisherigen Funktion auch ein paar neue Vorteile:

  • Dateien können gleichzeitig kopiert und verschoben und auch noch umbenannt werden
  • die Unterordnerstruktur kann sowohl für das Verschieben als auch das Kopieren separat und dynamisch vorgegeben werden
  • Es gibt die Möglichkeit auch dynamische Parameter zu verwenden, die vom Nutzer abgefragt werden (einmalig pro Vorgang oder pro Datum innerhalb eines Vorganges)
  • Es gibt Suchen-Ersetzen-Funktionen für den Dateinamen und es können jetzt auch Teile mittels Trennzeichen aus dem Originaldateinamen extrahiert werden
  • Sonderzeichen oder Leerzeichen im Datei-/Unterordnernamen können automatisch ersetzt werden
  • Bilder können anhand von Bilderstapelnamen in extra Unterordner verschoben werden
  • Über die Verbindung mit der neuen Event-Funktionalität können Bilder auch dynamisch auf verschiedene Laufwerke verteilt werden.
  • Es kann festgelegt werden, ob Dateien überschrieben, oder eindeutige Dateinamen verwendet werden sollen.

Zudem können die Einstellungen auch als Vorlage gespeichert werden, welche dann auch über einen Schnellzugriff im Kontextmenü immer wieder angewendet werden kann.

In Summe ist die neue Funktion deutlich flexibler als die Bisherige (und auch die Funktion in Lightroom), welche allerdings zunächst beim Import noch weiter zum Einsatz kommt. Auch hier ist eine Umstellung geplant, dafür muss ich aber zuvor den kompletten Import nochmal umbauen, was in einem der kommenden Releases erfolgen wird. Auch wird die neue Funktion in meinem neuen Workflowtool für die Bildbearbeitung zum Einsatz kommen.

Events

Die Events-Funktion ist eine kleine Ergänzung, die aber an verschiedenen Stellen im Programm zum Tragen kommt. Events sind quasi ein Kalender, bei dem ihr die Aktivitäten an bestimmten Tagen mit einem Namen versehen könnt (z.B. 01.07.2021-14.07.2021 „Urlaub Nordsee“). Zusätzlich könnt ihr angeben, ob alle Bilder, die zu diesem Event gehören, auf einem bestimmten Laufwerk gespeichert werden sollen (und ggf. in einem bestimmten Unterordner).
Diese hier hinterlegten Optionen können dann zum Einen in der Suche verwendet werden, aber auch in der oben vorgestellten neuen Funktion zum Umbenennen/Verschieben/Kopieren von Fotos.

Das Event wird zudem auch im Eventfeld in den Metadaten eurer Bilder gespeichert.

In Summe ist dies eher eine kleine ergänzende Funktion, die aber – richtig eingesetzt – sehr nützlich sein kann.

IPTC-Metadaten(-Templates)

Bleiben wir beim Thema Metadaten, denn mit diesem Release ist gleich eine ganze Reihe neuer Metadatenfelder im der Photography Toolbox ergänzt worden. Es handelt sich hierbei um IPTC-Metadaten, also im Wesentlichen eure Kontaktdaten und Informationen zum Copyright. Diese könnt ihr nun auch bequem über die Oberfläche editieren und das Ganze auch als Vorlage übertragen, die ich dann bequem auch auf andere Bilder anwenden könnt.

In einem künftigen Release wird es auch möglich sein, Metadatentemplates direkt beim Import anzuwenden.

Metadaten auf andere Bilder übertragen

Und nochmal etwas neues zum Thema Metadaten, denn mit dem neuen Release ist es endlich möglich, Metadaten auch von einem Bild auf ein anderes zu übertragen. Dabei könnt ihr exakt auswählen, welche Felder und ob auch leere Felder mit kopiert werden sollen.

Verlinkte Bilder

Diese Funktion ist sehr interessant und nützlich. Denn mit ihr habt ihr die Möglichkeit, eure RAW-Dateien mit euren bearbeiteten Fotos automatisch verlinken zu lassen. Voraussetzung hierfür ist, dass das bearbeitete Bild mit dem gleichen Namen anfängt, wie das Original (mit ggf. dann einem Zusatz, wie z.B. „-bearbeitet“).

Die mit einem Bild verlinkten Bilder könnt ihr euch im Browser über das Kontextmenü bequem anzeigen lassen. So könnt ihr z.B. sehr schnell die bearbeiteten, exportierten Versionen zu einer RAW-Datei finden.

Besonders nützlich ist aber die Möglichkeit, dass ihr Metadatenänderungen auch automatisch auf die verlinkten Bilder übertragen lassen könnt. Ändert ihr also in der RAW-Datei ein Stichwort, könnt ihr dieses automatisch auch in der bearbeiteten Datei ändern lassen. Dies ist super praktisch und ihr habt volle Kontrolle in den Einstellungen darüber, welche Metadaten und in welcher Richtung übertragen werden. Eine solche Funktion habe ich bislang noch in keinem anderen Programm gesehen und freue mich daher, sie hier implementiert zu haben.

Watched Folders

Es gab auch bislang schon eine Funktion in der Photography Toolbox, mit der man Ordner überwachen konnte und so neue Bilder automatisch importieren lassen konnte. Diese Funktion wurde jedoch nur einmal zum Start des Programmes ausgeführt und konnte auch keine Unterordner berücksichtigen. Ebenso war das Löschen dieser Ordner aus der Liste reichlich unkomfortabel.

Mit der neuen Funktion ändert sich das nun. Die überwachten Ordner werden nun – wie auch der aktuell geladene Ordner – permanent überwacht. Neue Dateien werden automatisch importiert. Auf Wunsch kann jedoch auch zunächst im Katalog automatisch geschaut werden, ob eine Datei mit gleichem Namen anderswo fehlt. In dem Fall wird die neue Datei mit dieser fehlenden Datei automatisch neu verknüpft und die Verlinkung so repariert.

Auch das Überwachen einschließlich von Unterordnern ist nun ohne weiteres möglich.

Zusätzliche Farblabel und Standardordner

Zu den bisherigen 5 Farblabeln (rot, gelb, grün, blau und violet) sind noch 3 neue hinzugekommen. Damit bietet die Photography Toolbox nun genauso viele Farblabel wie z.B. Photo Mechanic. Da die Farblabel auch beim Workflow-Tool zum Einsatz kommen sollen, habe ich diese hier ergänzt. Beachten solltet ihr, dass viele Programme jedoch nur 5 Farblabel direkt unterstützen (einige wie On1 und Capture One unterstützen auch nicht die individuelle Bezeichnung der Label).

Auch die Standardordner wurden erweitert. Bislang gab es folgende Ordner:

  • CurrentWork
  • Selected
  • Rejected

Mit diesem Release gibt es nun folgende Ordner:

  • CurrentWork
  • ToBeEdited
  • Edited
  • Exported
  • Archived
  • Rejected

Auch diese Erweiterung dient im Wesentlichen einer effizienten Arbeitsablaufsteuerung und wird in den kommenden Releases noch etwas enger mit dem Tool verzahnt.

Unterstützung von On1-/DXO Photolab und CaptureOne-Filialdateien (Sidecars)

Bislang wurden lediglich xmp-Filialdateien bei Fotos berücksichtigt und auch beim Kopieren/Verschieben von Bildern entsprechend mit kopiert/verschoben. Mit diesem Release ist dies nun auch möglich für die von On1 PhotoRaw geschriebenen .On1-Dateien, die .dop-Dateien von DXO PhotoLab und die Filialdateien von Capture One (welche sich jeweils in den Unterordnern zu euren Bildordnern befinden).

Mit dieser Maßnahme wird es leichter, auch andere RAW-Konverter als Lightroom/Adobe Camera Raw einzusetzen.

Mapping fehlender Ordner

Sofern Bilder bislang nicht mehr in den ursprünglichen Ordnern vorhanden waren oder der Ordner nicht mehr existierte, wurden sie automatisch aus der Datenbank entfernt. Nun ist es so, dass wenn der Ordner insgesamt fehlt, es eine Möglichkeit gibt, diesen auf einen anderen Ordner zu mappen.
Fehlen nur einzelne Dateien in einem Ordner, so werden diese weiterhin automatisch aus der Datenbank entfernt.

Ändern des Speicherortes für die Datenbank/Vorschauen

Bislang wurde die Datenbank des Programmes fix im Appdata-Ordner des Computers gespeichert. Mit der neuen Version ist es nun möglich, diesen Speicherort zu ändern. Dies ist z.B. nützlich, wenn man die Datenbank (und auch die Vorschaudateien) auf einem synchronisierten Ordner speichern möchte (z.B. bei OneDrive oder GoogleDrive).

Sonstiges

Neben den oben genannten Punkten wurden natürlich auch einige Bugs beseitigt, welche mir meinen Tests aufgefallen sind, sowie an sich abzeichnenden Performanceproblemen gearbeitet. Mit den Verbesserungen zusammen wurden so über 100 Punkte in diesem Release bearbeitet, von denen rund 50% Verbesserungen und neue Funktionen waren.

So wurden unter anderem noch folgende Punkte angepasst:

  • Schnellere Suche in Listen (Stichwortliste und Sammlungen)
  • Besseres Handling der ExifTool-Sessions zum Lesen und Schreiben von Metadaten. Statt stets neue Sessions zu eröffnen werden nun bestehende wiederverwendet, was eine bessere Performance und ein besseres Speicherhandling mit sich bringt. Auch für das Extrahieren der Vorschauen aus RAW-Dateien wird nun dieser Pool genommen.
  • Datenbankverbindungen bleiben nun auch offen für die Laufzeit des Programmes, was Abfragen deutlich beschleunigt
  • Schnelleres Laden von Ordnern, durch Verlagerung von Tätigkeiten in den Hintergrund und Optimierung der Routinen
  • Fortschrittsanzeige beim Laden von Metadaten
  • Kompletter Überarbeitung des Metadatenimports. Bislang setzte dieser darauf, dass Sidecar-Dateien alle relevanten Metadaten enthalten. Nicht alle Programme verfolgen jedoch diese Strategie. Manche schreiben nur die geänderten Felder in die Filialdatei. Daher wir nun die Originaldatei mit der Filialdatei zusammen ausgelesen. Somit ist der Prozess nun deutlich robuster.

Was natürlich auch immer eine Menge Arbeit macht ist die Dokumentation, denn auch die Anleitung will stetig erweitert und aktualisiert werden.

Mit diesem Release wurden seit November letzten Jahres fast 450 Verbesserungen/Bug im Tool identifiziert, von denen rund 400 auch bereits umgesetzt wurden – eine beträchtliche Zahl wie ich finde, zumal wirklich ein Großteil auch neue Funktionen umfasste.

Wie geht es weiter?

Das jetzige Release ist ein großer Schritt in Richtung einer umfassenden Bildverwaltung und die neuen Funktionen erweitern dabei die Möglichkeiten an wichtigen Stellen. Gerade die neue Kopieren/Verschieben/Umbenennen-Funktion und die neue Funktion zu überwachten Ordnern waren große und wichtige Teilschritte in dies Richtung.

Trotzdem ist die Liste der Roadmap nicht wirklich kleiner geworden, da mir doch immer wieder noch ergänzende Ideen kommen.

Ich selbst habe in meiner Version nun sukzessive die Zahl der Fotos in der Datenbank erhöht, um zu schauen, dass auch bei größeren Bildzahlen die Performance akzeptabel bleibt. Derzeit verwalte ich rund 23.000 Fotos mit dem Tool. Für ein Tool zum Aussortieren von Fotos ist das eigentlich schon ausreichend, für einen Bildverwaltung müssen aber auch noch deutlich mehr Dateien verwaltet werden können. Insofern werde ich nach und nach noch weitere Bilder importieren. Auch habe ich das Zusammenspiel zwischen Capture One und der Photography Toolbox in diesem Monat getestet und optimiert.

Mit dem kommenden und für dieses Jahr letzen Release hoffe ich dann auch das neue Workflow-Tool in einer ersten Version präsentieren zu können. Dieses wird viele der in diesem Release eingeführten Funktionen nutzen und bündeln, um so eine möglichst effiziente Verwaltung eurer Fotos zu ermöglichen. Es ist ein Werkzeug, welches ich in der Form in noch keinem Programm gesehen habe. Insofern dürft ihr auch weiter gespannt sein.