Das neue Lightroom CC und Lightroom Classic – Revolution oder vertane Chance?
Das letzte große Release von Lightroom lag ja nunmehr schon einige Zeit zurück und so war es nicht verwunderlich, dass Adobe nun eine neue Version herausbringt – die allerdings im ersten Moment etwas Verwirrung stiftet. Vorab: die neue Version gibt es nicht mehr als Box-Version, sondern ausschließlich im Abo. Ich spare mir hier aber die Diskussion – ich selbst kann gut damit leben.
Das bekannte Lightroom CC heisst nun nämlich nicht mehr Lightroom CC, sondern Lightroom Classic CC. Soweit so gut, doch um die Zerstreuung zu komplettieren, gibt es weiterhin ein Lightroom CC, doch dabei handelt es sich um ein völlig neues Produkt der Lightroom Familie.
Lightroom Classic bleibt im Kern das was es schon lange Zeit ist – die umfassende Lösung für die Verwaltung und Bearbeitung von Fotos für den privaten und professionellen Bereich. Als Basis fungiert auch weiterhin ein Katalog (oder mehrere Kataloge) und die Fotos sind weiterhin auf Laufwerken des Anwenders gespeichert. Wer online gehen möchte, muss den Weg über eine Collection gehen.
Lightroom CC geht dagegen einen anderen Weg, nämlich den der Cloud. Bilder in Lightroom CC werden immer standardmäßig in die Cloud geladen und nur bei Bedarf (oder sofern ihr es wünscht) auf eurem PC parallel vorgehalten. Es ist also nicht wie in Lightroom Classic, wo ihr bestimmt, was in die Cloud geht und wenn, es dann auch nur Smart Previews und nicht die Bilder in voller Auflösung sind.
Bilder aus Lightroom Classic die in die Cloud geladen werden stehen dabei über die entsprechenden Sammlungen auch in Lightroom CC zur Verfügung und umgekehrt soll dies auch von CC nach Classic gehen. Ansonsten ist Lightroom CC im Wesentlichen eine reduzierte Lightroom-Version mit dem Fokus auf eine einfachere Bedienung und u.a. auch die Benutzbarkeit mit Geräten mit Touchscreen. Wie gut das funktioniert, werden die kommenden Wochen zeigen…
Es gibt aber auch Dinge, welche nur in Lightroom CC funktionieren und nicht in Lightroom Classic. Dazu gehört vor allem die Nutzung von Adobe Sensei, einer intelligenten Bildersuche. Vorbei sind damit die Zeiten, in denen man umfangreich verschlagworten musste, denn nun erkennt die Software, ob eine Brücke in einem Bild ist oder nicht. Leider funktioniert dies nur mit Bildern in der Cloud und so ist Lightroom Classic hier außen vor, es sei denn man synchronisiert alle Bilder auch in die Cloud, was angesichts von nur 20GB online-Speicher im Classic-Aboplan von Adobe eher keine Option ist. Wer mehr Speicher haben möchte, muss zusätzliche 10 EUR im Monat zahlen und erhält dann 1TB. Aus meiner Sicht im Moment ein echtes Dilemma, denn diese Funktion ist wirklich Klasse und funktioniert erstaunlich gut! Zu allem Übel gibt es keine Möglichkeit Schlagwörter aus CC nach Classic zu übernehmen.
In Lightroom Classic hat sich aber auch ein wenig getan, denn es wurde an einigen Stellen an der Geschwindigkeit geschraubt und dem Entwickeln-Modul wurde für die selektiven Bearbeitungstools (Verlaufsfilter, Pinsel, Kreis) eine neue Maskierungsfunktion spendiert, die es erlaubt, nach Farben oder Helligkeitsstufen zu selektieren. Beides sicherlich willkommene Anpassungen, aber rechtfertigt das eine neue Version? Aus meiner Sicht nicht, denn man hat hier die Chance verpasst. So gab es keine Anpassungen an den vielen kleinen Sachen in Lightroom die einfach seit Versionen bereits fehlen und die sicherlich (teilweise) nicht so schwer zu beheben sind. Dazu gehören:
- Nutzung des Lightroom-Katalogs auf Netzwerklaufwerken bzw. sogar in der Cloud
- Synchronisierung in die Cloud von mehreren Katalogen aus
- Hierarchische Ordnerstrukturen für Presets
- Batchbestätigung von Adresse, die Lightroom auf Basis von GPS-Daten rausgesucht hat
- Zugriff auf Sensei-Suche aus Lightroom Classic heraus für die Bilder, die online synchronisiert sind (hierfür muss man jetzt in Lightroom CC wechseln oder in Lightroom Web)
- Inhaltsbasiertes Füllen für das Spot-Healing-Tool im Entwickeln-Modul
- Inhaltsbasiertes Füllen für das Crop-Tool
- Bessere Touchscreen-Bedienung
- Synchronisierung von Smart-Collections
Werde ich nun auf Lightroom CC wechseln von Lightroom Classic? Wohl eher nicht, denn 20GB an Speicher – das reicht nicht mal für die Bilder eines Urlaubes, zumal die Upload-Bandbreiten hierzulande einfach noch nicht so stark sind, geschweige denn, dass sie im Urlaub immer in ausreichender Form vorhanden sind.
Trotzdem werde ich Lightroom CC ausprobieren auf meinem Surface Pro. Ziel ist es, Bilder in Lightroom Classic zu importieren und dann als Smart-Previews online zu synchronisieren. Danach kann ich auf dem Tablet die Bilder sortieren. Mal sehen, ob sich dies als Workflow bewährt.
Ich denke aber, Adobe wird Lightroom CC pushen und auf lange Sicht werden sich die beiden Produkte so annähern, dass sie vollständig austauschbar sind – und dann gibt es vielleicht auch kein Lightroom Classic mehr… Ob ich das gut finde? Weiss ich noch nicht…
Die nächsten Wochen werden zunächst einmal zeigen, ob die Neuerungen sich gut in meinen Arbeitsablauf integrieren.