Vollformat vs. APC-C vs. Micro Four Thirds – Teil 2 (A77 vs. A7 vs. E-M1)

Im ersten Teil meines Vergleichs der typischen Sensorgrößen bin ich zunächst auf die Gemeinsamkeiten der Kameras und die Unterschiede in Bezug auf Preis, Sensorgröße, Gewicht und Kameragröße eingegangen. Verglichen habe ich dabei die

  1. Sony A77 mit 16-50mm f2.8 Zoom
  2. Sony A7 mit 24-70 f4 Zoom
  3. Olympus E-M1 mit 12-40 f2.8 Zoom

Hinzu habe ich auch noch einen kleinen Vergleich mit den zwar etwas niedriger positionierten aber dennoch interessanten Kameras A6000 von Sony, GX7 von Panasonic und Olympus E-M10 hinzugefügt.

In diesem zweiten Teil des Vergleichs soll es nun um die Ausstattung, Bedienbarkeit und die Systemauswahl der Kameras gehen.

Ausstattung

Alle drei Kameras sind randvoll mit Funktionen vollgepackt und in der Praxis sind es nur kleine Details in denen sie sich von einander unterscheiden.

Einer der wichtigsten Punkte ist der Bildstabilisator. Während die A77 und die Olympus E-M1 auf eine Stabilisierung im Kameragehäuse setzen, müssen bei der A7 die Objektive stabilisiert sein. Aber auch zwischen den A77 und der E-M1 gibt es einen großen Unterschied. Die A77 stabilisiert das Bild in 2 Achsen (wie die Panasonic GX7 auch), während die Olympus E-M1 das ganze auf 5 Achsen ausgeweitet hat. Dies hat eine bessere Stabilisierung zur Folge. Ein weiterer Vorteil der E-M1 ist, dass das Bild auch schon im Sucher stabilisiert ist und nicht nur bei der Aufnahme. Bei Teleobjektiven ist dies besonders hilfreich.

Das die A7 keinen Stabilisator im Gehäuse hat ist kein Nachteil, solang die Objektive einen Stabilisator aufweisen. Ein Nachteil ist es aber dann, wenn das Objektiv nicht stabilisiert ist, z.B wenn man Objektive aus dem Sony A-Mount-System an die A7 anschließen möchte. Sony wirbt ja hier mit der Kompatibilität der Systeme, nur diesen wichtigen Punkt lassen sie dabei weg. Von daher geht der Sieg in Punkto Bildstabilisierung eindeutig an die E-M1, gefolgt von der A77.

Ein weiterer Unterschied ist GPS. Die A77 hat als einzige der drei Kameras GPS eingebaut (bei der A77 II ist diese Funktion leider weggefallen). Dies ist ein schönes Feature, da so immer die Standortinformationen direkt in den Bildern enthalten sind. In Lightroom kann man so nach Bildern suchen, welche in einem Ort oder Land aufgenommen wurden. Für die anderen Kameras muss man hier separat einen GPS-Empfänger haben und kann dann per Software die GPS-Position an die Bildern anfügen, was nur ein klein wenig mehr Arbeit ist. Komfortabler ist es aber mit der Sony, wobei auch dies einen Nachteil hat, denn um das Signal nicht zu verlieren bleibt die Kamera in der Regel angeschaltet, was zu einem höheren Stromverbrauch führt.

Weiter geht es mit dem Bildschirm. Die A77 hat den mit Abstand flexibelsten Bildschirm der drei Kameras. Es lässt sich so vielfältig drehen und kippen, dass er bei Hoch- und Querformataufnahmen gleichermaßen nützlich ist. Zudem kann er bei Nichtgebrauch so eingeklappt werden, dass das Display geschützt ist.

Das Klappdisplay der Sony A77 SONY A77 Display An dieser Stelle haben die A7 und die E-M1 deutlich das Nachsehen, da beide Bildschirme nur nach oben und unten kippbar sind, d.h. nur bei Queraufnahmen bieten sie einen Vorteil.

Die Olympus bietet jedoch einen anderen Vorteil in Bezug auf den Bildschirm, denn ihrer ist als Einziger als Touchscreen gebaut. Dies ist ein sehr nützliches Feature, kann man doch so z.B, schnell und präzise den Autofokuspunkt setzen und wenn man will auch direkt auslösen. Noch besser hat dies in meinen Augen nur Panasonic mit seiner GX7 umgesetzt. Schade das Sony dieses Feature bislang noch ignoriert.

Ein weiterer Vorteil der A77 ist der eingebaute Blitz. Er mag zwar nicht sehr stark sein, aber in der Not ist er besser als nichts und kann zumindest als Trigger für andere Blitze dienen. Wer dies bei Olympus will, muss dagegen zur kleineren E-M10 greifen, oder aber bei Panasonic schauen (GX7 oder G6).

Zu den weiteren Unterschieden zählen:

  • WiFi: die A77 hat kein WiFi (die A77 II die in Kürze erscheint schon)
  • Blitzschuh: die A77 setzt noch auf den alten Minolta Blitzschuh während die anderen den Standard Mittenkontakt nutzen (die A77 II nutzt auch den Mittenkontakt)
  • Die E-M1 ist als einzige auch frostsicher (wers braucht…)
  • Die A77 hat ein nützliches zweites Display an der Oberseite, was bei schnellen Einstellungsänderungen von Vorteil ist
  • Die A77 hat eine größere Batteriekapazität, was sich aber egalisiert, wenn man die Kamera wegen des GPS immer angeschaltet lässt.

Hinsichtlich der weiteren Funktionen sind sich die Kameras doch sehr ähnlich, wobei Sony die Nase vorn hat, wenn es um Dinge wie HDRs oder Panoramen geht, während die Olympus hinsichtlich der Konfigurierbarkeit und mit ihren Nachtaufnahmemodi mit Vorschau, sowie dem stabilisierten Sucherbild im Vorteil ist.

Das Kapitel Ausstattung gewinnt daher hier die Sony A77 gefolgt von der E-M1, wobei der Sieg der A77 in dieser Kategorie nicht haushoch ist. Alle drei Kameras sind professionelle Tools und haben für die meisten von uns alle wichtigen Funktionen an Board. Zudem kosten Funktionen wie GPS auch Gewicht und da liegt die A77 nunmal hinten.

Ein sehr interessantes Feature bei den Micro Four Thirds Kameras haben im übrigen die neueren Modell von Panasonic. Die verfügen über einen elektronischen Verschluss. Diese Funktion war einer meiner Gründe, die GX7 letztlich auszuwählen. Ein elektronischer Verschluss hat gleich mehrere Vorteile:

  1. Die Kamera kann lautlos auslösen (gerade in Kirchen oder sonstigen Räumen, wo Stille herrscht sehr hilfreich).
  2. Es kommt keinen Vibrationen in der Kamera durch den mechanischen Verschluss, d.h. die Bilder werden i.d.R. schärfer
  3. Der mechanische Verschluss wird nicht so beansprucht

Nachteil ist, dass der elektronische Verschluss nur bedingt bei künstlichem Licht und bewegten Objekten eingesetzt werden kann, doch für diese Zwecke gibt es ja weiterhin den mechanischen Verschluss, den die GX7 natürlich auch noch hat.

Bedienung

Die Bedienung einer Kamera ist eigentlich das wichtigste Kriterium, nach dem man heute ein Modell auswählen sollte, denn wenn man ehrlich ist, macht jede Kamera in diesem Segment heute wirklich gute Bilder und nur wenige Fotografen werden aufgrund der Bildqualität die eine oder andere Kamera zwingend benötigen. Die Bedienung dagegen ist bei jeder Kamera (bzw. bei jedem Hersteller) anders und hier muss jeder tatsächlich selbst schauen, welches Bedienkonzept ihm zusagt. Ich bin mit dem System von Minolta und den Sony Alpha-Kameras „großgeworden“. Die Kameras haben sich auch schon immer dadurch ausgezeichnet, dass sie viele Funktionen über direkte Schalter anwählbar hatten. Bis heute arbeite ich noch gern mit dem System. Hingegen hatten mich die Menüs der Sony NEX-Serie gar nicht überzeugt, denn ich finde dort nur selten das was ich suche und auch das Layout der Kamera war nicht optimal für meinen Geschmack.

Bedienung hat aber auch was mit der Größe der Kamera zu tun, denn je kleiner die Kamera, desto kleiner fallen die Schalter aus und meist sind es dann auch weniger Schalter. Insofern ist es wenig verwunderlich, dass die große Sony A77 in Punkto Bedienung nach wie vor ein Vergnügen ist. Die Premiummodelle der spiegellosen Kameras (wie die A7 oder die E-M1) haben hier aber auch gut aufgeholt und so lassen sich die A7 und E-M1 auch sehr gut bedienen, auch wenn sie nicht ganz so gut in der Hand liegen wie die A77. Welche Kamera der A77 hier sehr nahe kommt im Bedienkomfort ist wiederum die Panasonic GX7. Diese habe ich nun seit einigen Wochen parallel zur A77 und bin begeistert, wie gut und einfach sich die Kamera trotz der vielen Einstellungsmöglichkeiten bedienen lässt. Ein Großteil des Verdienstes geht dabei auf den Touchscreen zurück, der die Bedienung um ein Vielfaches leichter macht.

Insofern will ich dieses Kapitel gar nicht zu weit stressen, denn bei der Bedienung kann es keinen objektiven Sieger geben. Sie ist das wichtigste Kriterium bei Kameras in dieser Klasse und gleichzeitig völlig subjektiv, weswegen ich jedem nur raten kann, im Geschäft die Kameras ausgiebig in die Hand zu nehmen und mit Ihnen zu spielen, bis man sich sicher ist, dass sie zu einem passt. Bei der kürzlich gekauften GX7 bin ich monatelang regelmäßig in die Elektronikmärkte gegangen und habe die Kamera immer wieder in die Hand genommen, habe mir die Menüs angeschaut und geprüft, wie schnell ich Einstellungen finde und verändern kann. Zudem habe ich auch immer wieder die Kamera im Geschäft zusammen mit alternativen Kameras in die Hand genommen (wie der E-M1 oder der E-M10). Nur so konnte ich herausfinden, welche Kamera mir jetzt am meisten zusagt. Meine Entscheidung war letztlich eine zwischen der E-M10 und GX7, da die E-M1 mir zu groß und schwer war (wobei schwer relativ ist, doch im Vergleich zur E-M10/GX7 ist die E-M1 rund 25% schwerer). Im Vergleich E-M10 vs. GX7 hatte ich der GX7 den Vorrang gegeben, da ich den Sucher besser positioniert fand und die Panasonic Menüs etwas logischer sind ebenso wie die Touchscreennutzung etwas besser umgesetzt ist. Trotzdem kann es sein, dass irgendwann noch eine E-M10 mit dazu kommt, denn gefallen hat mir diese auch (vor allem wegen den Nachtmodi und dem besseren Stabilisator).

Aus den vorgenannten Gründen bleibt aber dieses Kapitel ohne einen Sieger, denn den muss jeder für sich selbst finden.

Systemauswahl

In diesem Abschnitt geht es darum, welches Zubehör zu den Kameras für das jeweilige System verfügbar ist, denn die Kamera allein macht ja noch kein Foto, hierzu braucht es Objektive, Blitzgeräte, Auslösekabel, Adapter, Konverter etc. Und hier gibt es schon große Unterschiede zwischen den drei Kamerasystemen (Sony A-Mount, Sony E- bzw. FE-Mount und Micro Four Thirds).

Zunächst einmal zu den Objektiven. Wenn es native Objektive für das jeweilige System geht, dann hat Sonys A-Mount klar die Nase vorn. Seit den 80er Jahren gibt es bereits Objektive mit diesem Anschluss (damals noch von Minolta), welche bis heute an jeder Sony Alpha Kamera funktionieren. So gibt es eine Vielzahl von Objektiven von Minolta, Sony, Tamron, Sigma, Tokina, die jeden Zweck abdecken. Neben den klassischen 2.8er Objektiven und den Superzooms sowie den Kitobjektiven hat das Sony A-System aber auch einige Schätze im Angebot, die nicht jeder Hersteller in dieser Weise hat, wie das Zeiss 16-80 (ein 5-fach Zoom mit einmaligen Farben/Kontrasten und einer für ein solches Zoom sehr guten Bildqualität) oder das Sony 70-400, welches optisch ebenfalls seinesgleichen sucht. Zudem sind alle Objektive dank des Stabilisators in der Kamera stabilisiert. Nachteil aller Objektive ist jedoch das vergleichsweise hohe Gewicht, wie schon in Teil 1 dieses Vergleichs gezeigt. Was die Objektivauswahl angeht trifft das gerade gesagte natürlich auch auf die APS-C und Vollformatsysteme von Canon und Nikon zu.

Das Gegenteil zum Sony A-System ist das FE-System, welches die Sony A7 nutzt. Dieses System ist noch brandneu und folglich gibt es nur eine minimale Auswahl an Objektiven. Im normalen Zoombereich sind dies derzeit nur ein 24-70 und ein 28-70mm, wobei das 24-70 schon rund 1000 EUR kostet und nach ersten Tests nicht ganz die Erwartungen hinsichtlich der Bildqualität eines Zeiss-Zooms erfüllt. Da die A7 jedoch eine spiegellose Kamera ist, bietet sie die Möglichkeit viele alte Objektive von anderen Herstellern zu adaptieren. Insofern ist die Auswahl hier quasi unendlich groß, allerdings verbunden mit einem Nachteil: da die A7 keine Stabilisierung im Kamerabody hat, bleiben die alten Objektive alle unstabilisiert. Gleiches gilt, wenn man mittels Adapter die Objektive des Sony A-Bajonetts an die A7 anschließt. Die A7 ist in diesem Punkt im Moment noch klarer Verlierer in diesem Vergleich, obgleich sich dies im Laufe der Zeit sicher noch ändern wird. Daher ist die A7 derzeit für mich (noch) keine Option.

Die Micro Four Thirds (MFT) System ist ebenfalls noch recht jung. Erst 2008 ging es auch dem Vorgänger, dem Four Thirds System, hervor. Die Objektive dieses Systems sind konsequent auf die modernen Kameras ausgerichtet und so sehr gut auf das System abgestimmt. Der kleinere Sensor und das geringe Auflagenmaß sorgen zudem dafür, dass die Objektive klein und leicht sind im Vergleich zu den anderen Systemen. Die Objektive von Olympus sind derzeit alle ohne einen Bildstabilisator ausgestattet, da die Olympus Kameras mit einem eingebauten Stabilisator ausgestattet sind. Bei Panasonic hingegen hat nur die GX7 einen eingebauten Bildstabilisator, weswegen die Panasonic Objektive bislang fast alle stabilisiert sind. Die GX7 ist wegen dem Stabilisator in meinen Augen derzeit auch die attraktivste Kamera von Panasonic und einzige echte Konkurrenz zu den Olympus OMDs.  Optisch gelten die meisten Objektive des Micro Four Thirds Standards als recht gut und auch die Auswahl ist mittlerweile doch sehr umfangreich und wächst stetig. Leider fehlen dem System qualitativ hochwertige Zooms mit einem Zoomfaktor von rund 5. Die bislang existierenden Zooms haben entweder nur einen Zoomfaktor von 2-3,5 oder gleich einen Faktor von 10-11. Wie bei der A7 kann man auch bei MFT auf alte manuelle Objektive zurückgreifen und diese mittels Adapter nutzen. Vorteil ist hier, dass bei Olympus-Kameras und der GX7 die alten Objektive sogar stabilisiert sind, da die Kamera ja den Stabilisator mitbringt.

In Bezug auf die Objektive teilen sich somit der Sony A-Mount und MFT den ersten Platz. Wo Sony die bessere Auswahl bietet, erlaubt MFT die Nutzung alter Objektive über Adapter und baut kleinere und leichtere Objektive. Die A7 ist an dieser Stelle doch recht abgeschlagen.

Hinsichtlich des Zubehörs relativiert sich das dann alles wieder. Hier gibt es für alle Systeme gute Blitzgeräte. Telekonverter gibt es derzeit nur für das Sony A-Bajonett und Konverter für Fremdobjektive dafür fast nur für der E/FE-System und MFT.

Hinsichtlich der Systemauswahl würde ich daher entweder zum A-Mount (bzw. den Systemen von Canon/Nikon) greifen, oder aber zu MFT. Das FE-System braucht sicher noch ein paar Jahre, um zu wachsen.

Fazit

Zeit für ein Schlussfazit. Wer gute Bilder sucht, der wird mit keiner der Kameras enttäuscht sein und auch die Mythen um die Sensorgröße sind, wie ich gezeigt habe in der Praxis nur bedingt relevant. Klar, für einen reinen Portraitfotografen oder wenn Low-Light-Fotografie im Vordergrund stehen soll, ist Vollformat noch immer das Maß der Dinge (erfordert aber auch entsprechend lichtstarke Objektive), aber zwischen APS-C und Micro Four Thirds gibt es in der Praxis wirklich keinen Unterschied mehr, der am Ende auch in den Bildern sichtbar ist.

Auch heute noch ist die A77 eine tolle Kamera, welche sehr gute Bildern macht und wunderbar zu bedienen ist, aber die Konkurrenz der spiegellosen Systeme hat aufgeholt und so ist die E-M1 (aber auch kleinere Modelle wie die E-M10 oder GX7) eine ernsthafte Konkurrenz, welche der A77 die Stirn bieten kann.

Die letzten Wochen mit einer MFT-Kamera (der GX7) haben mir gezeigt, dass MFT eine ernsthafte Alternative zu APS-C ist und der Vorteil kleinerer und leichterer Kameras und Objektive nicht zu unterschätzen ist. Vielleicht ist es ja wirklich Zeit etwas umzudenken und APS-C ist nicht mehr der Format der Zukunft. Vielleicht gibt es künftig eher nur noch Vollformat oder kleinere Sensoren wie MFT oder Sony mit seinem 1-Zollsensor, der in der RX100 oder RX10 verbaut ist. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, innerhalb des nächsten Jahres zu entscheiden, ob ich weiterhin mit APS-C fotografiere, oder nicht den Wechsel zu Micro Four Thirds mache, da mich die Bildqualität wirklich überzeugt und die Kameras sehr gut zu nutzen sind.

Vielleicht hat euch ja der Artikel auch angeregt mal mit anderen Augen auf die Sensorthematik zu schauen. Wenn ihr Lust habt, teilt doch eure Gedanken über die Kommentarfunktion mit.

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