Superzooms Tamron 18-250 und Sigma 18-250 3,5-6,3 HSM

Mit der neuen Sony A55 gibt es bei mir auch einen Objektivwechsel. Mein Tamron 18-250mm soll dem Sigma-Pendant Platz machen. Wenn man „Profis“ auf diese Zooms anspricht, wird man meist nur eine leicht gerümpfte Nase wahrnehmen, zumindest aber Lob muss man schon sehr genau suchen. Und doch greifen viele und so auch ich auf diese Zooms zurück.

In einem muss man sich dabei natürlich klar sein: ein solcher Brennweitenbereich kann nicht ohne Kompromisse abgebildet werden. ABER, und dieses Aber gilt für die meisten Hobby-Fotografen: bei einem normalen kleinen Ausdruck oder am Bildschirm (nicht in der 1:1-Ansicht) werden diese Unterschiede fast nie auffallen, womit die meisten Situationen der Hobbyfotografen abgedeckt sein sollten.

Für mich gilt jedenfalls: der Grund für schlechte Fotos war deutlich häufiger ich selbst, denn das Objektiv.

Neben einer begrenzten Lichtstärke und einer nicht überragenden Schärfe haben die Superzooms jedoch auch ihre Stärken. So bilden sie von einem Weitwinkel ab 27mm bis zu einem guten Tele von 375mm alles in einem Objektiv ab, d.h. Objektivwechsel werden nur noch selten nötig. Meist reicht es sogar, nur dieses Objektiv dabei zu haben. Gerade wenn ich lange Strecken wander, möchte ich nicht noch unnötig viel Ballast an Fotoausrüstung dabei haben. Zudem haben die Superzooms auch noch einen recht guten Makromaßstab (um 3,5), was auch hier für den Start entsprechende Möglichkeiten bietet. Nicht zuletzt ist die Bildqualität auch nicht so schlecht wie ihr Ruf. Tests belegen dies immer wieder und meine Fotos haben mich zumeist noch zufrieden gestellt.

Mein erstes Zoom war seinerzeit das Tamron 18-200mm. Dieses Objektiv hat mich u.a. auf meiner 3-monatigen USA-Reise im Jahr 2007 durchweg begleitet und ist für viele der schönen Fotos verantwortlich. Dennoch musste es noch im gleichen Jahr gehen, denn ich hatte es gegen das Tamron 18-250mm ausgetauscht, dessen Bildqualität noch etwas besser sein sollte. Im Nachhinein würde ich dies wahrscheinlich jedoch nicht mehr tun. Der Unterschied war für mich zu gering und die Mehrbrennweite von 50mm ist nicht wirklich der Unterschied.

 

Warum nun also wieder ein Wechsel, diesmal zum Sigma 18-250mm?

Die Bildqualität ist hier nicht der ausschlaggebende Punkt. Beide Objektive sind hier sicher gleichwertig einzuschätzen. Das Sigma punktet jedoch mit zwei Sonderausstattungsmerkmalen:

  1. Ein Mikro-HSM Autofokus-Motor
  2. Ein integrierter Bildstabilisator

Was ist ein Mikro-HSM Autofokus-Motor? Normalerweise werden die Objektive bei Sony über einen Stangenantrieb bewegt. Gerade beim Tamron 18-250mm führt dies zu Geräuschen bei der Fokussierung, die in meinen Augen schon störend sind. Wenn man in stillen Räumen wie Kirchen fotografiert, war es mir das ein oder andere Mal schon peinlich Leute gestört zu haben. Das Sigma hat jedoch einen eigenen eingebauten AF-Motor, der wesentlich leiser ist. Zudem ist er deutlich schneller als der des Tamron. Damit bekommt das Objektiv eine deutlich bessere Nutzbarkeit, da die AF-Geschwindigkeit jetzt auch für schnelleres Fokussieren ausgelegt ist.

Beim integrierten Bildstabilisator mögen sich viele Besitzer einer Sony-Kamera fragen, wozu dies gut sein soll? Die Kameras haben schließlich einen Stabilisator eingebaut, der mit jedem Objektiv funktioniert. Der Stabilisator im Sigma bietet jedoch 2 Vorteile:

  1. Das Sucherbild ist auch stabilisiert, wenn nicht aufgenommen wird (Nachteil ist dabei, dass natürlich auch Strom verbraucht wird)
  2. Werden Videos mit der Sony A55/A33 gedreht besteht nicht so schnell die Gefahr der Überhitzung des Bildsensors

Was die Effektivität des Objektivstabilisators angeht, so ist er dem eingebauten mindestens gleichwertig. Je nach Situation mag der eine oder der andere mal besser sein. Tests in anderen Foren (dpreview) zeigen, dass der Sigma-Stabilisator insbesondere bei langen Brennweiten einen Vorteil hat.

Dem ganzen steht jedoch auch ein Nachteil des Sigma gegenüber, denn es wiegt mit 630g gut 200g mehr als das Tamron. Dafür fühlt es sich aber auch etwas hochwertiger an. Zudem hat die Sonderausstattung auch ihren Preis, denn gut 100 EUR mehr muss man für das Sigma investieren. Ich habe meines recht günstig bei Amazon Warehouse Deals für 399 EUR bekommen und bin daher vergleichsweise gut weggekommen. Im Vergleich zum neuen Tamron 18-270 mit ebenfalls schnellen Autofokus ist das Sigma jedoch wieder günstiger.

Bei der Bedienung leistet sich das Sigma keine Schwächen und ist dem Tamron gleichwertig. Etwas gewöhnungsbedürftig ist dabei, dass der Zoomring im Vergleich zu Tamron- und Sonyobjektiven andersherum gedreht wird. Man gewöhnt sich jedoch recht schnell daran.

Ein Problem bei allen Superzooms ist das sogenannte Creeping, d.h. hängt das Zoom nach unten, fährt es automatisch aus. War ich Anfangs hier noch optimistisch, dass dies beim Sigma nicht passieren würde, ist es mittlerweile auch so, dass es wie das Tamron ausfährt. Bei der 18mm-Einstellung gibt es jedoch glücklicherweise einen Feststellschalter. Schön wäre es, wenn dieser auch bei anderen Brennweiten funktionieren würde, aber dies bietet bislang keiner der Superzoom-Hersteller.

Ob sich das Sigma für jemanden lohnt muss jeder für sich entscheiden. Meine Gründe habe dafür gesprochen und ich bin mit dem Objektiv alles in allem sehr zufrieden. Die große Bewährungsprobe kommt dann im August beim Kenia-Urlaub. Bei einem Wechsel sollte man dann auch nicht vergessen, dass das Sigma mit 72mm einen andern Filterdurchmesser hat, als das Tamron mit 67mm. Für mich heisst das, dass ich noch einen neuen Polfilter kaufen muss. Auf der anderen Seite  passt dieses Maß zu meinem Tokina 80-400.

Zu guter Letzt noch ein paar Beispielbilder vom Sigma:

SONY DSC

Kasteler_Felsenpfad

Radtour_Sauer

Irrel