Reisebericht – New York, DC und die Südstaaten der USA – Teil 12: Leben auf den Plantagen am Mississippi

Ein unglaublich langer Tag liegt hinter uns und wie so oft steht die Arbeit vor dem Vergnügen und dies hieß in diesem Fall Aufstehen um sechs Uhr, denn das heutige Programm war straff aufgrund der teilweise recht kurzen Öffnungszeiten.

Ziel war heute der Weg von Natchez bis nach New Orleans und unterwegs standen drei Plantagen auf dem Programm, die uns einen Einblick in das Leben der reichen Farmer in den Südstaaten geben sollten, zu einer Zeit, als die Sklaverei noch Motor der Wirtschaft hier war, bis der Bürgerkrieg schließlich alles veränderte. Die erste Plantage war Nottoway und knapp 2h von unserem Hotel entfernt. Es dauerte bis kurz nach 9 Uhr bis wir über die lokalen Landstraßem den Ort erreicht hatten. Unterwegs haben wir Baton Rouge, die Hauptstadt von Louisiana hinter uns gelassen, was auch heißt, dass wir nicht mehr in Mississippi waren.

Louisiana ist seit 1812 Bundesstaat des USA, gehörte zu diesem Zeitpunkt aber schon 9 Jahre den Vereinigten Staaten, allerdings nur als Territorium. Dazu kam es durch den Louisiana Purchase im Jahr 1803, wo die USA von Frankreich die ehemalige französische Kolonie kauften. Wie alle Staaten im Süden, war man auch hier Teil der Konförderation im Bürgerkrieg, denn auch hier waren Baumwolle und Zuckerrohr die Garanten für Wohlstand.

Zurück zur Nottoway-Plantage. Diese besitzt das größte Villenhaus im gesamten Süden und eines der prächtigsten dazu. Da Milly aber nicht mehr als zwei Villen von innen besichtigen wollte, haben wir es hier bei einer Besichtigung der Außenanlagen für 8 Dollar belassen. Die Prospekte und Reiseführer hatten hier nicht gelogen:  die Anlage ist wirklich schön.

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In einem kleinen Museum gab es auch einen kurzen Film über die Geschichte der Plantage zu sehen. John Hampden Randolph hat die Villa bauen lassen, nachdem er zuvor von Virginia nach Louisiana gezogen war, dort eine reiche Frau geheiratet und ein Vermögen zunächst mit Baumwolle und später mit Zuckerrohr gemacht hatte. Benannt ist sie nach seinem Heimat-County in Virginia. Wie die meisten Plantagen liegt auch Nottoway direkt am Mississippi, um so von diesem excellenten Transportweg zu profitieren.

Aber auch hier machte der Krieg nicht halt und so war diese Zeit eine Harte für die Familie. Um trotzdem überleben zu können, zog Mr. Randolph mit den Sklaven nach Texas, um dort eine Plantage zu betreiben. Mit dem dort erwirtschafteten Geld, konnten die Ausfälle in Nottoway, welches zu der Zeit von Mrs. Randolph bewirtschaftet wurde, gemildert werden und Nottoway überlebte.

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Nach dem Krieg musste Randolph persönlich zum Präsidenten der Union und um Vergebung für die Unterstützung der Südstaaten bitten. Dies war der einzige Weg, nicht doch noch die Plantage zu verlieren. Die Vergebung wurde ihm dann auch gewährt und so blieb die Plantage noch bis zum Tod von Mr. Randolph in seinem Besitz, bis sie dann seine zurückgebliebene Frau verkaufte.

Nach dem Rundgang und dem Museum war es dann für uns auch Zeit zu gehen, nicht aber ohne dass ich noch einen Blick auf den Fluss und vom Deich auf das Anwesen geworfen hätte.

Weiter ging es dann eine Stunde nach Süden zu unserer zweiten Plantage für den Tag, der Evergreen Plantation. Es ist auch heute noch eine aktive Zuckerrohr-Plantage und diejenige mit den meisten denkmalgeschützten Gebäuden.

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Einmal angekommen, mussten wir aber noch eine gute Stunde warten, bis die nächste Führung begann. In der Zwischenzeit haben wir noch etwas über die Region gelesen, die früher German-Coast hieß, denn in der Tat waren viele der ersten Siedler hier Deutsche. Danach habe ich noch ein paar Fotos vom Haupthaus und der Eichenallee gemacht und mit der rumstreunenden Katze gespielt.

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Auf die Evergreen-Plantage sind wir Aufmerksam geworden, nachdem wir Anfang des Jahres den Film Django Unchained gesehen hatten, denn dieser hat hier gespielt, zumindest ein Teil der Außenaufnahmen.

Das Plantagenhaus, wie es heute dasteht, war zu Beginn noch leicht anders gestaltet. Es gab nur das Obergeschoss, das Gebäude war in Pink gehalten und die markante Treppe an der Front existierte nicht.

Es handelt sich hier um eine typisch Plantage im Creolischen Stil. Hierzu gehörte, dass es keinen Flur im Haus gibt und stattdessen jedes Zimmer einen Zugang nach Außen hat. Ebenso sind die Häuser der Bediensteten und die Küche außerhalb des Haupthauses – bei den Bediensteten, weil sie ja Sklaven waren und bei der Küche, um Brandgefahr und Gerüche vom Haus fernzuhalten. Zusätzlich befinden sich rechts und links des Haupthauses zwei kleine Türme. Diese waren für Tauben, die damals als Delikatesse galten und ein Zeichen von Reichtum waren.

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Um 1830 wurde das Haus dann umgestaltet und so kam das Erdgeschoss hinzu und auch die große Treppe am Eingang. Ebenso hielt der Greek Revival Stil mit dieser Renovierung einzug.

Der wichtigste Ort das Hauses sind die Terrassen vorn und hinten, die sehr groß sind. Hinten ist zwar heute eine Wand, aber diese ist erst im letzten Jahrhundert hinzugefügt worden. Auf diesen Terrassen spielte sich damals das Leben ab. Die Menschen unterhielt sich hier, sie spielten und sie schliefen auch draußen.

Warum? Hier im erste Stock konnte der Wind des Mississippi eine Briese mitbringen. Zudem wird ein weiterer Grund klar, wenn man das Haus betritt, denn es besteht im ersten Stock gerade mal aus drei kleinen Räumen. So groß es von außen scheint, so klein ist es von innen. Evergreen war dabei eine durchschnittliche Plantage, nicht besonders klein, aber auch nicht zu groß. Erst die Erweiterung in den 1830ern verdoppelte die Hausfläche, aber trotzdem ist das Haus immer noch alles andere als geräumig, zumal hier nicht nur 1 oder 2 Menschen gelebt haben.

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Alles in allem war das Haus an sich unspektakulär, dafür aber die Geschichten rund um es umso interessanter. Ein kleines Detail im Innenraum war dann aber doch noch sehr interessant, und zwar ein kleiner Spiegelschrank. Dieser sah nach Holz aus, war aber eine Illusion, denn der Schrank besteht nur aus Pappmaché.

Danach ging es dann noch zu den Sklavenquartieren, welche auch noch original erhalten sind. Alle Quartiere stehen auf Steinsäulen, so dass sie nicht überspült werden konnten und das Holz nicht von unten verrotte. In jedem der Sklavenhäuser lebten 2 Familien. Wieviel Platz man also hatte, hing davon ab wie groß die Familie war.

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Im Moment lebt aber keiner mehr in den Hütten, außer den Raupen, die gerade sich in Massen hier breitmachen und vor denen Milly gehörig Respekt hatte. Dem Zuckerrohr haben die Raupen aber nichts an, denn die Blätter interessieren ja niemanden, sondern nur das Zuckerrohr. Schädlinge waren dagegen der Grund, warum man heute keine Baumwollle mehr in Louisiana anbaut.

Interessanterweise hatte man im Film Django Unchained die Plantage zur Baumwollplantage gemacht. Dazu hatte man Watte an Sträucher geklebt. Kein Mensch weiß, warum man nicht einfach den Zuckerrohr genommen hat. Im Film wirkte das Haupthaus auch viel größer, aber nur deshalb, weil die Aufnahmen nicht hier gemacht wurden.

Insgesamt war es eine superinteressante Führung gewesen und wir waren froh, sie mitgemacht zu haben.

Nachdem wir noch zwei Zitronen und Grapefruits von einem Strauch gepflückt hatten, ging es dann aber auch direkt weiter zur dritten und letzten Plantage – Oak Alley Plantation.

Diese Plantage ist für eines besonders bekannt – ihre Eichenallee vor dem Haupthaus, die den Weg quasi zu einem Tunnel werden lässt.

Nachdem wir für je 20 Dollar unsere Tickets erstanden hatten sind wir dann auch direkt zum Haupthaus, wo wir auch sofort in eine Führung gekommen sind, die eine Frau im historischen Kostüm gehalten hat. Insgesamt waren die Innenräume sehr ähnlichen denen, die wir gestern schon in Natchez gesehen haben. Wie viele Plantagen, war auch Oak Alley lange Zeit von einer Frau geleitet. Für die Sklaven war dies allerdings alles andere als positiv, denn Frauen tranken nicht, feierten nicht und waren stattdessen um ihr Ansehen bemüht. Und so waren sie strengere Chefs als die Männer.

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Besonders in dem Haus ist der Ausblick vom ersten Stock auf die Eichenallee. Auch ist die leichte Brise hier eine angenehme Abwechslung, denn es war wieder sehr warm und schwül heute.

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Nach der Besichtigung waren wir dann noch kurz die Eichenallee entlang gelaufen und ich habe (natürlich) wieder fleissig Fotos gemacht.

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Danach sind wir dann auch wieder zurück zum Auto, denn wir waren nicht mehr groß aufnahmefähig für weitere Informationen heute. Und so ging es in knapp 1,5h Stunden ab nach New Orleans und dort zunächst kurz in den Mittelpunkt das Geschehens, ins French Quarter, wo ich am Fluss uns noch zwei Karten für die Abend-Jazz-Dinner-Cruise auf dem Dampfschiff Natchez geholt hatte. Eigentlich war dieser Programmpunkt ja erst für morgen vorgesehen, aber da das Wetter heute noch gut war und wir pünktlich in New Orleans waren, haben wir es einfach nach vorn gezogen und haben so die nächsten Tage etwas mehr Freiheit.

Danach ging es kurz ins Hotel, um das Auto abzustellen, denn der kurze Stop in der Stadt hatte schon 6 Dollar gekostet, und um uns kurz frisch zu machen.

Danach ging es dann mit dem Street Car und zu Fuß zurück zum French Quarter, wo wir kurz nach 6 Uhr die Natchez betreten haben.

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Die Natchez ist nicht das erste Schiff mit diesem Namen. Tatsächlich ist es das 9. und wurde erst 1975 gebaut. Einer ihrer Vorgänger, die Natchez VI hält bis heute den Geschwindigkeitsrekord auf dem Mississippi, den sie bei einem Wettrennen gegen das Dampfschiff Robert E. Lee aufgestellt hatte.

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An Board habe ich erstmal einen kurzen Rundgang gemacht, bevor ich uns beiden noch einen kleinen Drink geholt habe, nur um festzustellen, dass ich nicht der einzige war, der auf diese Idee kam. So habe ich dann fast eine halbe Stunde gewartet, bis ich das kühle Nass in den Händen hielt, nur um meinen Becher kurze Zeit später aus Versehen umzuschütten. Passt irgendwie zu mir – alles planen und doch total schusselig.

Kurz nach sieben sind wir dann ausgelaufen, nachdem mein Drink dem Schiff ja schon voraus gegangen war. Wir hatten das spätere Essen gebucht, so dass wir noch ein wenig was gesehen haben, bevor es recht schnell dunkel wurde.

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New Orleans ist auch heute noch der größte Hafen der Welt und so gibt es vom Schiff auch nur kurz etwas von der Stadt zu sehen und dann geht es auch schon alles in Hafengelände über. Ohne den Fluss gäbe es wohl auch diese Stadt nicht. Allerdings stimmt es nicht, dass hier die Flussmündung des Mississippi ist, denn in der Tat sind es noch gut 100 Meilen von hier bis zum Golf von Mexiko, zumindest, wenn man dem Fluss folgt.

Nachdem wir auch noch kurz dem Maschinenraum besichtigt hatten, ging es dann zum Essen.

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Obwohl es ein Buffet war und viele Leute essen wollten, war es doch alles sehr schmackhaft gewesen und so waren wir am Ende satt und zufrieden und konnten dann wieder raus, um die Rückkehr in die Stadt und die Fahrt bis zur Brücke über den Mississippi noch von draußen mitzuerleben und natürlich zu fotografieren.

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Gegen 21 Uhr waren wir dann wieder zurück und nach dem langem Tag wollten wir nur noch ins Hotel. Um dort allerdings hinzukommen, mussten wir den Rückweg durch das French Quarter antreten, um zur Canal Street zu gelangen, von wo es mit dem Street Car weiter ging.

Das French Quarter war schon ein sehr lebhafter Ort um diese Zeit, soll aber wohl noch deutlich voller werden zu fortgeschrittener Stunde.

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Damit geht auch dieser lange aber schöne, vielseitige und interessante Tag zu Ende. Das wir die Dinner-Cruise heute statt morgen gemacht haben, war eine gute Entscheidung, denn für das French Quarter wäre ich doch zu geschafft gewesen. Und so konnten wir uns in unserem Hotel für die nächsten 3 Nächte erschöpft ins Bett fallen lassen.

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