Reisebericht – Der Westen der USA: 21.05.2007 – Über sieben Brücken musst du gehn
…oder so ähnlich hätte das Tagesmotto lauten können. Aber vorher hatte der Herr erstmal den Morgen gesetzt und der hatte es in sich. Die Nacht hatte ich ja mit Schlafsack und Isomatte in einem Indianer-Hogan verbracht. Gegen halb sieben wurde ich dann geweckt. Soweit so gut. Als ich jedoch mal kurz vor die Hütte raus bin, kam auch schon ein Hund angelaufen und dachte offensichtlich, dass ich ne leckere Wurst in der Tasche hätte. Auch wenn dem nicht so war, er ließ nicht locker. Er hat wahrscheinlich mitbekommen, dass einer der Indianer ein rudimentäres Frühstück mit ein paar Cornflakes hingestellt hatte. Als ich ihn jedoch einfach ignoriert hatte und wieder zurück ins Hogan wollte, kamen auf einmal noch drei weitere Hunde an. Nun konnte ich fast nicht mehr vor oder zurück. Die sind mir auf Schritt und Tritt gefolgt. Ich dachte mir dann nochmal, ignorier sie und mach dir ein paar Flakes. Doch kaum hatte ich die Flakes in der Plasteschale hatte ich eine Hundeschnauze dazu. Also blieb nur noch eine Option: mit den Flakes raus und sie opfern, dann schnell zum Hogan und die Tür hinter mir schließen. Das hatte mit 3 der 4 Hunden auch geklappt, nur den letzten musste ich etwas unsaft raushalten. Dann habe ich schnell einen Apfel und ein Glas Milch getrunken und mich losgemacht. Was mich jedoch den restlichen Tag verrückt machen sollte, was der Hundegeruch den ich an mir hatte und ich konnte ja nicht duschen bis zum Abend. Aber Hauptsache erstmal on the road again.
Zu Beginn der Fahrt ging es nochmal am Rand des Monument Valley vorbei, was im Morgenlicht wirklich schön war.
Erster Stop war dann Mexican Hat. Nicht das es dort irgendwas zu sehen gäbe (außer dem Felsen, der dem Ort seinen Namen gab), aber ich musste nochmal tanken. Hier wollte ich auch meinen Ausflug morgen im Canyonlands NP nochmal rückbestätigen, musste aber leider erfahren, dass durch diverse Sperrungen im Nationalpark der Ausflug storniert wurde. Na gut, kann halt nicht alles klappen.
Hier der Mexican Hat-Felsen, der seinen Namen seiner Form verdankt, welche an einen mexikanischen Hut erinnert:
Nur wenige Kilometer weiter war dann auch der erste touristische Stop, der Gooseneck Statepark. Hier schlängelt sich der San Juan River durch das Plateau und bietet schöne Ausblicke auf die Flussschleifen. Der San Juan fließt später dann in den Colorado. Obwohl ich ja schon den Horseshoe Bend in Page gesehen hatte, waren diese Flussschleifen dennoch sehenswert, lagen doch hier gleich mehrere beieinander.
Es war ein wirklicher netter Zwischenstop mit toller Aussicht. Das Licht am Morgen war toll und die 20 Minuten sollte man sich wirklich nehmen. Auf dem Parkplatz habe ich dann auch noch eine Familie aus Frankreich gesehen, die mir quasi jeden Tag seit dem Grand Canyon gefolgt waren.
Danach war es Zeit für eine weitere Offroad-Strecke und das am besten mit göttlichem Beistand, also ab ins Valley of the Gods. Das Valley beginn kurz hinter dem Gooseneck SP und hatte nur einen Kiesweg. Der Weg ist teilweise sehr eng und sehr hügelig. Mit einem Wohnmobil ist das schon fast grenzwertig, aber mein Trailblazer hatte keine Probleme (außer ein leichtes Driften manchmal) – im Gegenteil: es war richtig Fun.
Hier ein paar Bilder vom Valley of the Gods (die Franzosen sind mit ihrem Wohnmobil auch da durch, nur erheblich vorsichtiger 😉 ):
Ich fand die Fahrt durch das Valley fast noch schöner als das Monument Valley, vor allem aber schöner zu fahren. Nur sauberer ist das Auto nicht geworden 😀 .
Dann musste ich wieder ein Stück retour, denn der nächste Tagesstop hieß Natural Bridges Monument. Davor stand jedoch der Mokee Dugway, ein Serpentinen Pass, der auch nur eine Schotterstrasse ist (natürlich ohne Leitplanken und dererlei Schnickschnack).
Nach 3 Meilen ist der Spuk jedoch vorbei und die gepflasterte Strasse beginnt wieder. Bei schlechter Witterung sollte man den Weg aber meiden. Oben angekommen habe ich leider einen Adler stören müssen, als der seine tote Aasbeute von der Strasse holen wollte:
Dann gegen 11 Uhr war ich beim Natural Bridges Monument. Hier befinden sich 3 natürlich entstandene Brücken (daher passt das obige Tagesmotto auch nur fast). Die Brücken gehören zu den größten ihrer Art und sind mit ihren Millionen von Jahren deutlich älter als unsere von Menschenhand geschaffenen Brücken. Die Brücken haben alle Indianernamen und man kann Wanderwege zu ihnen herunter nehmen, was ich dann auch getan habe.
Die erste Brücke ist die Sipapu Bridge. Sipapu meint Platz der Entstehung. Hier ein Bild von oben:
Um sie jedoch wirklich gut zu sehen, muss man wandern und der Wanderweg wird als „Anstrengend und schwierig“ ausgewiesen. Aber ich Dödel muss natürlich da runter. Der Weg führt über Treppen, Leitern und allerlei Felsen und Geröll nach ganz unten.
Der Abstieg ist aber noch recht entspannend und man wird mit tollen Blicken auf die Brücke belohnt:
Auf dem Weg nach unten habe ich noch einen Tagesurlauber aus Moab in Utah (mein heutiges Endziel) getroffen und bin ein Stück mit ihm gelaufen. Er hatte jedoch etwas mehr Zeit und konnte unten im Canyon zur nächsten Brücke laufen.
Dann kam der Aufstieg, knapp 300m Höhenunterschied in der vollen Mittagssonne. Man ist mir die Pumpe gegangen, schließlich war ich ja auf fast 2000m Höhe.
Der nächste Stop sind ein paar alte Indianerruinen. Auch hier ist wieder ein kleiner Wanderweg zurückzulegen, der aber einfach zu bewältigen ist.
Danach ging es zur nächsten Brücke, der Kachina Bridge. Kachina ist ein Heiliger der Hopi-Indianer. Die Brücke selbst ist noch immer in der Entstehung, wobei Entstehung und Zerstörung bei den natürlichen Brücken ein fließend übergehender Prozess sind.
Auch hier musste ich wieder runter, um die Brücke gut zu sehen und auch diesmal sind es wieder 300m Höhenunterschied, kein Schatten und ein anstrengender Wanderweg gewesen.
Was mir schon viel aufgefallen ist, sind die unheimlich großen Fliegen hier. Ob die alle Burger essen und übergewichtig sind? ….
Auch hier war der Aufstieg wieder das Stressige. Die Sonne hat echt gebrannt und ich hing zum Schluss nur noch an meiner Wasserflasche.
Und dann ging es zur dritten und letzten Brücke, der Owachomo Bridge. Das heißt soviel wie Felshügel. Diese Brücke ist bereits von oben gut zu erkennen:
Aber konsequenterweise bin ich auch hier hinabgestiegen, wobei das hier nicht so schlimm ist, da der Höhenunterschied eher klein ausfällt.
Insgesamt eine tolle Sehenswürdigkeiten mit super (anstrengenden) Wanderwegen. Mindestens 4 Stunden Zeit sollte man aber schon mitbringen.
Damit war eigentlich das Tagessoll auch erfüllt und es hätte auf direktem Weg ab nach Moab gehen können. Da es jedoch erst kurz nach 3 war, habe ich beschlossen, noch kurz im Südteil des Canyonlands Nationalpark vorbeizuschauen. Irgendwann gegen 17 Uhr kam ich dann auch dort an und der Parkteil ist wirklich nur mit großer Wegstrecke zu erreichen. Ich bin dann dort einmal den Rundweg gefahren. Nach Wandern war mir für heute nicht mehr so der Sinn.
Hier mal ein Bild von den Needles (Nadeln), die dem Parkteil ihren Namen geben:
Wie bei den Totem Poles im Monument Valles, sind auch diese Formationen durch Auswaschungen entstanden.
Und noch der Wooden Shoe Arch (Holzschuhbogen):
Ansonsten noch ein paar Bilder von der Rundfahrt:
Dieser Parkteil ist sicherlich interessant, wenn man viel Zeit zum Wandern mitbringt. So vom Auto aus, war es nur bedingt ein Highlight, aber immerhin war so die Zeit gut genutzt.
Jetzt ging es also ab nach Moab, um endlich ins Hotel zu kommen und den Hundegeruch loszuwerden. Doch wenige Kilometer vor dem Ziel war dann eine Baustelle und nur einspuriger Verkehr. Gut 20 Minuten musste ich warten, ehe ich weiterfahren durfte. 20 weitere Minuten Hundegeruch und ein Bauarbeiter, der sich prächtig mit mir unterhalten hat und so froh für mich war, dass ich jetzt in der freien Welt und nicht mehr in der DDR lebe.
Gegen halb 8 war ich dann auch im Hotel und habe noch schnell den Bericht für das Monument Valley getippt, bevor ich K.O. ins Bett gefallen bin.
Fazit:
- einer der schönsten Tage der Rundreise bisher
- sowohl Gooseneck SP als auch Valley of the Gods und Natural Bridges Monument kann ich nur empfehlen
- knapp 8km stressige Wanderwege liegen hinter mir, aber es hat Spass gemacht