Mit der MS Lofoten auf die Hurtigrute – Teil 13: Tschüss MS Lofoten – schön war es

Die letzte Nacht hatte ich schlecht geschlafen, als ob mein Körper schon wusste, dass ich morgen nicht mehr mit einem Ohr auf dem tuckernden Diesel der MS Lofoten ruhen würde. Insofern dauerte es lang, bis ich überhaupt zu einer Art Nachtruhe gefunden hatte. Entsprechend müde war ich auch noch, als es 7:30 Uhr zum Frühstück ging. Die anderen waren schon da und es war eine allgemein etwas gedrückte, ruhige Stimmung. Die Reise war fast zu Ende und das merkte man egal wohin der Blick wanderte.
Nach dem Frühstück wurde der Koffer zu Ende gepackt und rausgestellt, bevor ich endlich etwas an die frische Luft gegangen bin, denn auch vom letzten Tag wollte ich noch ein paar Fotos bekommen. Trüb und grau – passend zur Stimmung an Bord – präsentierte sich das Wetter und so musste ich noch einige Zeit warten, bis es hell genug war, um überhaupt ein Foto zu schießen. Die letzten Häfen vor Bergen hatten ich verschlafen, bzw. den letzten aus dem Frühstückssalon heraus erlebt, insofern waren wir jetzt bis zu unserem Endziel non-stop auf See. Aber auch als es heller wurde, war die Landschaft im Vergleich zu dem, was sich uns in den vorherigen Tagen bot eher unbeeindruckend. Wobei das nicht falsch zu verstehen ist, denn auch hier waren es immer noch schöne Aussichten, nur waren wir alle von den letzten Tagen einfach zu verwöhnt.


Interessant wurde es erst etwas später, als wir eine Meerenge passierten. Das Schiff manövrierte hier zwischen vielen kleinen Scheren hindurch und an den engsten Passagen war die Fahrtrinne vielleicht gerade mal 20-25m breit. Diese Passage können die Hurtigrutenschiffe auch nur bei ruhiger See und mäßigem Wind nehmen, denn ansonsten wäre die Gefahr, an einen Felsen gedrückt zu werden viel zu groß. Hier soll früher ein Schuhmacher seinen Sitz gehabt haben, abseits jeglicher Zivilisation, wie es scheinen mag. Doch man muss sich dazu vor Augen führen, dass es damals noch keine bzw. kaum Straßen im Inland gab, insofern war der Wasserweg der Haupttransportweg in Norwegen und die Lage des Schuhmachergeschäfts wiederum nicht schlecht.


Immer wieder am heutigen Tag wurden wir von etwas Regen heimgesucht und auch der Wind schien unablässig zu blasen, so dass es mir kälter vorkam als die letzten Tage, vor allem an den Füßen, die langsam froren, so dass ich mich drinnen erstmal aufwärmen musste, bevor es Zeit zum letzten Mittagessen war.
Nach dem Essen war Endspurt angesagt, denn es waren nur noch knappe 2 Stunden bis Bergen und die wollte ich natürlich an Deck unseres liebgewonnenen Schiffes verbringen. Zunächst vermieste noch der Regen das Vergnügen, doch am Horizont zeichnete sich schon mehr Helligkeit ab und damit verbunden auch ein wenig Sonnenschein, der uns dann auch kurze Zeit später eingeholt hatte. Nur der Wind blieb erhalten, was ich aber verschmerzen konnte nach den letzten Tagen, in denen ich ja auch schon Schlimmeres gewohnt war.


Das große Finale näherte sich und Bergen kam unaufhaltsam immer mehr in Sichtweite und schon bald konnte ich die ersten Häuser der Stadt am Horizont erkennen. Das war sie dann also, meine Reise mit der Hurtigrute entlang der Küste von Norwegen – sie kam mir einerseits aufgrund der vielen Eindrücke vor, als hätte sie eine Ewigkeit gedauert, auf der anderen Seite war sie aber auch viel zu schnell vergangen.


Wir erreichten wenige Minuten später dann das Terminal in Bergen, wo alles ganz schnell ging. Allerdings ließen es sich der Kapitän und seine Offiziere nicht nehmen, jedem Gast beim Verlassen des Schiffes nochmal persönlich die Hand zu schütteln – es war wie eine kleine Familie, die sich auf Wiedersehen sagt. Abschied nehmen hieß es dann auch von unserer kleinen Reisegruppe, denn bis auf Sabrina hatten alle ihren Abflug bereits für heute gebucht. Wir zwei in Bergen Verbleibenden sind dann mit dem Taxi ins Hotel und haben nach einem kleinen Rundgang durch die Stadt den Tag und damit auch den Urlaub bei einem Abschiedsbier ausklingen lassen.


So endet also diese Reise nach Norwegen. Hat sie meine Erwartungen erfüllt? In keinster Weise!!! Ich hatte so viele Bedenken vor der Reise und befürchtete schon ein Disaster. Stattdessen hatte ich 13 Tage verlebt mit fantastischen Städten wie Bergen, Ålesund, Trondheim und Tromsø, einmaligen Landschaften, dem nördlichsten Punkt Europas, Schlitten fahren mit den Huskies, dem größten Gezeitenstrom der Welt, traumhaften Nordlichtern, Sturm, Wind, Regen, Sonne und so vielem mehr. Dazu kam die alte Lady MS Lofoten, ein Schiff mit Charakter und familiärer Atmosphäre, welches ich wohl auch nicht mehr vergessen werde. Und last, but not least gab es da noch die Menschen an Bord dieses Schiffes und hier vor allem unsere kleine Gruppe um Uschi, Bente, Gertrud, Sabrina, Jürgen und Christian, die diese Reise zu einem gemeinsamen Erlebnis werden ließ und ohne die alles nur halb so schön gewesen wäre. Danke an euch dafür! Die einzigen Dinge, die an dieser Reise gefehlt haben, waren die Fahrt bei Tag durch die Lofoten (wir hatten beide Male Dunkelheit), die beeindruckenden Fjorde wie Geiranger, die aber nur im Sommer angelaufen werden und verständlicherweise die Mitternachtsonne. Aber dies sind keine Gründe sich zu ärgern, sondern eher, um nochmals wiederzukommen.
Zurück komme ich mit fast 5.500 Bildern und noch viel mehr Erinnerungen in meinem Kopf, von denen ich versucht habe, die wichtigsten bzw. schönsten im Reisetagebuch festzuhalten.
Morgen früh geht es dann um 4 Uhr weg vom Hotel zum Flughafen, so dass ich morgen Nachmittag wieder in Luxemburg lande. Das Reisetagebuch endet aber hier, denn ich habe genug berichtet für dieses Jahr, welches ein tolles Urlaubsjahr war und mit dieser Reise einen mehr als würdigen Abschluss gefunden hat.

ENDE