Mit der MS Lofoten auf die Hurtigrute – Teil 12: Rückkehr nach Trondheim

Die Passage von Folda meinte es auf der Rückfahrt besser mit uns als vor einigen Tagen. Zwar schaukelte es auch diesmal etwas, aber nur ab und zu und bei weitem nicht so schlimm wie wir es schon hatten. Vielleicht waren wir alle aber auch nur abgehärtet seit dem Sturm beim Nordkap.
Ich war jedenfalls für meine Verhältnisse fit, als ich 6:30 Uhr aufwachte, pünktlich, als auch die Motoren ausgingen, da wir in Trondheim festgemacht hatten.
Draußen war es noch finster, insofern bestand kein Grund für Hektik und ich bin erstmal Duschen gegangen und danach musste der Bart dran glauben, den ich mir die letzten 2 Wochen hatte stehen lassen. Damit war ich wieder vom Seebären in einen normalen Menschen verwandelt und konnte zum Frühstück traben.
Hier traf ich auch direkt auf meine Leute und wir verbrachten noch ein letztes Frühstück in dieser Konstellation, bevor wir anschließend Uschi aus Mallorca verabschiedeten. Mit wehenden weißen Servietten entließen wir sie in Richtung Flughafen und langsam wurde allen klar, dass auch für uns der Abschied naht.
Zuvor galt es aber noch das beste aus der verbleibenden Zeit zu machen und wie geht das besser, als die Gelegenheit zu nutzen für einen kleinen Morgenspaziergang im Hafen von Trondheim, denn es blieben noch 1,5h bis zur Abfahrt um 10 Uhr.
Besonders weit bin ich nicht gekommen, aber immerhin gelangen mit noch ein paar Bilder von der MS Lofoten, der dahinter liegenden MS Nordnorge, sowie ein paar Aufnahmen der Mönchsinsel Munkholm.


Den Rest der Zeit hatte ich mich den moderneren Gebäuden im Hafen für ein paar abstrakte Fotos gewidmet, bevor ich noch kurz Zeit fand für ein paar Aufnahmen der Segelschiffe am Yachthafen. Die Uhr zeigte zwanzig vor 10 an, als ich mich auf den Rückweg begab und ich schaffte es, gerade pünktlich 10 Minuten vor Abfahrt wieder an Bord zu sein.


Die wenigen Minuten bis zum Auslaufen habe ich auf der Kabine genutzt, um kurz Durchzuschnaufen und Bilder zu sichern und musste bei letzterem feststellen, dass ich bereits annähend 5.000 Aufnahmen von dieser Reise mitgebracht habe – ich glaube, da sind auch 2 oder 3 von schneebedeckten Bergen dabei…

AUF DEM WEG BIS KRISTIANSUND

Kaum, das alles gesichert war, legten wir auch schon ab und ich musste mich beeilen, an Deck zu kommen, um die Insel Munkholm noch bei der Ausfahrt zu fotografieren.
Spektakulärer als die Insel war jedoch die Lichtstimmung, die das Wetter erzeugte, denn während hinter den Bergen Trondheims die Sonne zumindest zu erahnen war, kamen auf der gegenüberliegenden Seite des Fjords vereinzelte Regenschauer vor den rosagefärbten Wolken nieder.

Diese Wetterstimmung hielt sich auch noch in der kommenden Stunde und nach einigen Minuten schaffte es die Sonne doch tatsächlich endlich wieder über den Horizont. Es kam mir Ewigkeiten vor, seitdem ich das letzte Sonnenlicht genossen hatte. Fortan war die Landschaft nun zweigeteilt. Während die rechte Seite im Sonnenschein eine farbenfrohe Herbststimmung vermittelte, markierten mit Puderzucker bedeckte Gipfel auf der linken Seite die Vorboten des Winters. Bei dieser Lichtstimmung kamen auch die typischen norwegisch roten Häuser entlang der Küste besonders gut zur Geltung. Die rote Farbe hat in Norwegen – wie in ganz Skandinavien – Tradition. Der Norden Europas war früher eine arme Gegend und in der Regel fehlte das Geld, die Holzhäuser zu streichen. Ein fehlender Anstrich bedeutete aber auch fehlenden Schutz für das Holz und so versuchten zumindest viele die Häuser mit einem billigen Anstrich zu versehen. Weiss und Blau waren die Farben der Oberschicht, da deren Preise am höchsten waren. Es gab aber eine rote Tranfarbe, die billig verfügbar war, da sie aus Abfallprodukten der Kupferminen in Falun (Schweden) und Røros (Norwegen) hergestellt wurde. Insofern sind die Häuser nicht Teil einer Modeerscheinung, sondern schlicht eine Folge der Geldnot und der gleichzeitigen Notwendigkeit, die Häuser zu schützen.


Während der Zeit an Deck blies ein frischer Wind, der die sonst milden Temperaturen heute gut zu kaschieren wusste. Von daher waren meine Hände auch gut durchgefroren, als ich mich um halb 12 wieder ins Warme begab, denn der jetzt an uns vorbeiziehenden Landschaft waren nicht all zu viele Motive abzugewinnen und auch die Morgenstimmung hatte sich mittlerweile gelegt.
Zeit also, das Reisetagebuch schnell auf den aktuellen Stand zu bringen, denn kurz darauf war es auch schon wieder Zeit fürs Mittagessen – nicht, das ich wirklich hungrig gewesen wäre.
Mit dem Mittagessen war dann auch das Tagebuch wieder à jour und der Rest des Nachmittags verlief weitgehend unspektakulär, denn draußen hatte es sich zugezogen und die Landschaft war im Vergleich zu dem, was wir die letzten Tage gesehen hatten, als unspektakulär zu bezeichnen.
Insofern bin ich nur sporadisch mal kurz raus für ein einzelnes Foto, blieb aber sonst meist drinnen im Warmen. Zwischendrin bekamen wir noch eine kurze Vorführung, wie man eine Krabbe zerlegt, gepaart mit einigen Informationen zum Checkout morgen – alles sehr entspannt.
So gesehen verging die Zeit wieder trotzdem sehr schnell und ehe ich mich versehen konnte, kamen wir auch schon in Kristansund an. Hier hatten wir bereits auf der Hinreise eine Stunde Aufenthalt, allerdings zwischen Mitternacht und 1 Uhr morgens, so dass ich mir da den Ausgang verkniffen hatte. Diesmal blieben uns gute 30 Minuten, die ich aber nutzen wollte, denn bislang war ich heute ja noch nicht viel draußen gewesen.


Kristiansund ist nach König Christian VI benannt, der dem Ort 1742 den Stadtstatus verlieh. Wie bei allen Städten hier an der Küste spielte die günstige Hafenlage eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung des Ortes und dazu kam, dass Kristiansund ein Zentrum der Klippfischproduktion war und ist. Klippfisch ist ähnlich wie Stockfisch (der allerdings nur auf den Lofoten hergestellt wird) mit dem einzigen Unterschied, dass während der Trocknung Salz hinzugegeben wird. Dies ist notwendig, um das Verfahren zu beschleunigen, da ansonsten bei der südlichen Lage hier der Fisch vor dem Trocknen verdorben wäre. Zum Verzehr bleibt der meiste Fisch aber nicht in Norwegen, sondern wird nach Südeuropa verschifft. Früher erhielt der Ort Im Gegenzug andere Waren, darunter insbesondere auch Erde, denn die war hier Mangelware. Wie so oft in Norwegen ist die Liste der historischen Bausubstanz in der Stadt recht überschaubar, denn die Deutschen zerstörten auch hier das meiste auf ihrem Rückzug im 2. Weltkrieg. Dennoch gibt es eine hübsche Kirche, welche bereits vom Schiff aus zu sehen war und einen Schriftzug, der den Ort á la Hollywood ankündigt.


Raus aus dem Schiff, hieß es auf jeden Schritt zu achten, denn die Wege waren heute spiegelglatt. Fürs langsam Gehen blieb dennoch keine Zeit, denn die Blaue Stunde war gerade noch im Himmel erkennbar und der Ort bot ein tolles Hafenpanorama. In den folgenden Minuten habe ich mich am Hafen, nur wenige Meter vom Schiff entfernt, aufgehalten und bin von einem Standpunkt zum anderen nie mehr als ein paar Schritte gelaufen. Unterwegs habe ich ein schönes Panorama und ein paar Belichtungsreihen aufgenommen. Da es allerdings schon so dunkel war, dauerten die Aufnahmen wegen der langen Belichtungszeiten eigentlich viel zu lang, so dass ich am Ende schon mit den Füßen tippelnd auf die Uhr schaute, damit ich nicht zu guter Letzt doch noch das Schiff verpasste.
10 vor 5 war ich dann mit dem letzten Bild fertig – wirklich fertig war ich nicht, aber ich musste jetzt aufhören, wollte ich noch mit nach Bergen fahren. Im Stechschritt ging es zurück zum Schiff, gerade noch rechtzeitig, um nicht als Letzter an Bord zu sein. Die Fotosachen konnten damit für den Tag weggelegt werden.


Da nun die nächste offene Seepassage anstand, beschloss ich, mich bis zum letzten Abendessen an Bord noch etwas auszuruhen, nachdem das Tagebuch noch kurz auf den letzten Stand gebracht war.
Das letzte Abendessen an Bord war dann schon von Wehmut geplagt. Auf der einen Seite waren wir zwar alle voll von neuen Eindrücken, die erst noch verarbeitet werden mussten und freuten uns wieder auf zu Hause, auf der anderen Seite hatten wir hier aber auch eine so tolle, gemeinsame Zeit die letzten 11 Tage gehabt, dass es doch schwer fällt, an den Abschied morgen zu denken. Den Platz von Uschi aus Mallorca hatte heute übrigens Bente aus Norwegen eingenommen, dass heißt, wie blieben international.
Gesättigt hatten wir dann noch einige Zeit in der Caféteria verbracht, wo einige sich noch ein Abendbier gönnten und ich mir einen Verdauungkaffee, bevor es Zeit für die Koje wurde, denn vor dem Schlafen gehen wollte ich noch anfangen, die Kabine etwas auf Vordermann zu bringen.