Reisebericht Kenia 2011 – Ein afrikanisches Sommermärchen. Teil 9: Auf geht’s auf Safari

Nach einer Woche am Viktoriasee in der wir das Leben der Luos und natürlich meine neue angeheiratete Familie kennengelernt hatten hieß es heute ab auf Safari. In einer langen Fahrt ging es in die Masai Mara, wo am Abend die erste Pirschfahrt auf uns wartet und wo gleich zu beginn einige Highlights zu sehen waren. Nur eins war kein Highlight: die kenianischen Straßen.

Inhaltsverzeichnis Reisebericht Kenia

Teil 1: Anreise nach Kenia Teil 9: Fahrt in die Masai Mara Teil 17: Mwazaro Beach
Teil 2: Kisumu Teil 10: Masai Mara Teil 18: Mwazaro Beach
Teil 3: Familienbesuch in Ndori Teil 11: Masai Mara Teil 19: Mombasa
Teil 4: Impala Sanctuary Kisumu Teil 12: Bei den Masai Teil 20: Mwazaro Beach
Teil 5: Kit Mikayi und Äquator Teil 13: Masai Mara Teil 21: Mwazaro Dorfbesuch
Teil 6: Schulen in Kenia Teil 14: Lake Nakuru Teil 22: Ramisi Delta Mangrovenwald
Teil 7: Ndori Teil 15: Lake Nakuru / Lake Naivasha Teil 23: Mwazaro Beach
Teil 8: Kibuye Markt Kisumu Teil 16: Zugfahrt nach Mombasa Teil 24: Rückreise

15.08.2011, 19 Uhr in der Sopa Lodge Masai Mara

Ein langer Tag neigt sich dem Ende zu und es wird Zeit, die Ereignisse noch kurz niederzuschreiben. Und eines sei schon hier verraten:  wir kamen auch heute nicht ganz ohne Regen aus.

Kurz vor 6 wurden wir heute früh vom Wecker aus dem Bett gescheucht, denn wir wollten zumindest noch einen kleinen Happen vor unserer Abfahrt um 7 Uhr frühstücken gehen. Leider spielen unsere beiden Mägen leicht verrückt, weshalb ich noch schnell ein paar Immodium für den Tag eingeworfen habe. Vor dem Hotel wartete dann auch schon unser Fahrer auf uns – ganz untypisch kenianisch war er überpünktlich. Auch Sarah war nochmal gekommen, um sich von uns zu verabschieden. Ihr habe ich dann auch meine gestern gekaufte Süßigkeit vom Affenbrotbaum geschenkt, die sich als kandierte Kerne herausgestellt hatte.

Für die nächsten 5 Tage haben wir eine Safari nur für uns zwei gebucht, d.h. wir haben einen ganzen Kleinbus mit Hubdach für uns allein und auch der Fahrer wird sich nach unseren Wünschen richten können. Doch bevor es soweit war, mussten wir zunächst noch 7 Stunden Fahrt über uns ergehen lassen. Dabei ging es zunächst einmal raus aus Kisumu entlang des Ostufers, immer Richtung Süden. Auffällig waren hier die direkt hinter Kisumu beginnenden Reisfelder, die sich hier über weite Teile der Landschaft erstrecken. Ich hätte hier gar nicht erwartet, dass der Reis vor Ort angebaut wird, denn sonst sieht man ja immer nur Mais. Die Strasse in diesem Teil war recht gut gewesen und wir sind zügig vorangekommen. Dies änderte sich jedoch wenige Zeit später, als wir aufgrund von Ausbaumaßnahmen über Sandhügelpisten neben der Straße fahren mussten, was für eine halbe Stunde unsere Pofettreserven aufs äußerste strapazierte. Irgendwann war aber auch das überstanden und es ging weiter auf normaler Straße, immer leicht bergauf, wobei die Reisfelder längst Teeplantagen gewichen sind, die hier das Landschaftsbild prägen. Die Kenianer sind auch leidenschaftliche Teetrinker,lieben ihren Chai und dementsprechend groß sind auch die Plantagen hier.

Mit steigender Höhe haben wir jedoch auch die Teeanbaugebiete hinter uns gelassen und die Landschaft wurde zunehmend karger. So führte uns der Weg bis kurz vor Narok, von wo aus es noch knapp 100km bis in die Masai Mara waren. Der Weg bis hier war ja insgesamt ganz gut gewesen, doch unser Fahrer Joshua hatte über die nun vor uns liegende Straße kein gutes Wort übrig. Nur eine Abbiegung später konnten wir uns dann selbst ein Bild machen und es war wirklich eine desaströse Straße. Es war, als würde man über das Gesicht von Guido Westerwelle fahren und eigentlich bestand die ganze Straße nur noch aus einer Anreihung von Schlaglöchern. Nach wenigen Minuten machten wir jedoch gottseidank eine kurze Pause.

Nach dieser Pause ging es dann noch gut eine Stunde auf der Buckelpiste voran, bis wir nochmal abgebogen sind und ab da gab es gar keinen Asphalt mehr, sondern nur noch Sandpiste, was aber allemal besser war, als die Straße zuvor. Schließlich sind wir kurz vor 2 am Tor zur Masai Mara angekommen, nachdem wir schon an einigen Masai Behausungen vorbeigekommen sind

Ein paar Impressionen von der Fahrt bis hier gibt es im nachfolgenden Video:

Hinter dem Tor ging es noch gute 15 Minuten Fahrt weiter und dann waren wir bei einer Lodge, unserem Ziel. Doch es war nicht das von uns gebuchte Fig Tree Camp, sondern die Sopa Lodge. Man hatte uns kurzerhand wohl umgebucht. Da alles hier jedoch einen sehr schönen Eindruck machte, haben wir erst gar nicht versucht was zu sagen und haben gut gelaunt unser schönes Zimmer in einem kleinen Bungalow bezogen. Später haben wir erfahren, dass im Fig Tree Camp bereits alles voll war und wir daher hierhin umgebucht wurden. Man hatte uns auch versichert, es sei hier noch schöner – wir wollen das mal glauben 😉 Schöner wurde das Wetter dagegen nicht. Nachdem es bis jetzt noch gut gewesen ist, zog es sich quasi zeitgleich mit unser Ankunft zu. Wir haben uns dann mit dem Fahrer für 4 Uhr zu einer ersten Pirschfahrt verabredet und sind dann erstmal kurz was Essen und dann danach zum Ausruhen kurz aufs Zimmer. Sekunden nachdem wir die Zimmertür geschlossen hatten, öffneten sich dann auch die Wolken zu einem ordentlichen Regenschauer, der bis um 4 nur unwesentlich nachlassen sollte. Wir waren uns gar nicht sicher, ob bei diesem Wetter überhaupt noch jemand auf die Pirsch geht, aber es waren doch eine ganze Menge Leute in Aufbruchstimmung. Zumindest etwas nachgelassen hatte der Regen ja. Insofern ging es los, das erste Mal in die Afrikanische Wildniss, wenn auch mit geschlossenem Hubdach, da wir ansonsten am Ende eine volle Badewanne gehabt hätten.

Bereits bei der Rausfahrt aus dem Camp konnten wir in den Büschen ein paar Affen im Vorbeifahren sehen und nachdem wir auf dem offenen Gelände angekommen waren, haben sich auch schon die ersten Weißbartgnus gezeigt.

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Das Weißbartgnu ist eine Unterart des Streifengnus. Gnus wiederum gehören zu den Antilopen. Diese Tiere sind hier in großer Zahl anzutreffen, insbesondere zu dieser Jahreszeit, wo hunderttausende Gnus auf der Suche nach Futter aus der Serengeti nach Norden in die Masai Mara migrieren. Die Tiere bringen bis zu stattlichen 270 Kilo auf die Waage und sehen aus, als wären sie ein bunter Mischling aller sonstigen Huftiere. Von hinten sehen sie aus wie ein Pferd, haben jedoch die Hörner eines Büffels, bewegen sich wie Antilopen und haben einen Bart wie die Ziegen.

Nur kurz darauf haben wir dann unsere ersten Giraffen gesehen, wobei sogar ein Baby darunter war, was noch von seiner Mutter gestillt wurde.

Diese Tiere sind einfach faszinierend aufgrund ihrer ungeheuren Größe in der Landschaft. Sie sind damit zugegebenermaßen auch mit am besten sichtbar über weite Distanzen. Der Regen ließ dann kurz darauf auch weiter nach, so dass wir das Hubdach endlich aufmachen konnten und nicht nur durch das Fenster schauen mussten. Vorbei ging es danach noch an ein paar Gazellen, sowie Zebras und weiteren Gnus.

Und dann hat unser Fahrer einen Funkspruch erhalten und war sofort weitergefahren durch kleine Feldwege quer durch die Landschaft, bis wir auch sein Ziel gesehen haben, denn ein anderer Fahrer hatte Löwen entdeckt, genauer gesagt, ein Löwenpärchen in der Paarungszeit.

Joshua hat uns erzählt, dass es Glück sei die Löwen zu sehen. Zwar ist die Masai Mara das löwenreichste Gebiet in Kenia, doch es passiert immer wieder, dass Besucher in mehreren Tagen keinen einzigen von ihnen sehen können. Die beiden Löwen lagen friedlich ca. 10 Meter von unserem Fahrzeug entfernt und ließen sich durch nichts weiter stören – auch nicht durch die stetig weiteren herannahenden Safarifahrzeuge, denn das es hier Löwen zu sehen gibt, hatte sich längst rumgesprochen. Der Löwe hatte eine schöne Mähne, was nicht selbstverständlich ist, denn die Mähne eines Löwen ist Ausdruck seiner Verfassung und so deutet die kräftige Mähne auf einen guten Gesundheitszustand des Löwen hin. Eine kräftige Mähne wiederum wirkt anziehend auf die Weibchen und ist schützend im Kampf mit anderen Tieren. Bei der Jagd ist sie dagegen hinderlich, weshalb bei den Löwen meist die Weibchen jagen.

Wir wollten schon fast wieder von hier abdrehen, als sich die beiden drauf und dran machten, für kleine Milly’s und Jens’s zu sorgen, nur leider war in diesem Moment gerade das Fahrzeug von uns am Fahren, so dass die Kamera nicht bereit war. So blieb uns nur das Bild vom zufriedenen Löwen nach dem Akt 😉

Hier auch noch ein Bild der Wagenkolonne, die sich mittlerweile angesammelt hatte. Ich würde bei dem Spannergelage ja nicht gern… naja ihr wisst schon was…

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Danach ging es dann aber doch weiter und wir haben noch ein paar weitere Antilopenarten zu sehen bekommen, wie zum Beispiel diese Kongoni Kuhantilope (engl. Hartebeest):

Oder aber dieses Topi hier (eine Unterart der Leierantilope), was bei der Flucht bis zu 70km/h schnell wird und früher eine der häufigsten Antilopenarten war. Heute ist die Art vielerorts bereits ausgestorben:

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Schließlich kamen wir auch noch an einem Sausage-Tree vorbei, einem Leberwurstbaum. In der Tat haben die Früchte des Baums Ähnlichkeit mit Leberwürsten. Die Früchte des Baums können bis zu 7kg schwer werden und daher kommt auch die afrikanische Redensart, dass der Baum der schlechteste Platz zum Übernachten sei, denn entweder wird man von einer Frucht erschlagen oder von einem hungrigen Elefanten, der auf die Früchte scharf ist, zertreten.

Danach war es auch Zeit wieder ins Camp zurückzukehren, denn die Dunkelheit setzte ein. Auf dem Weg zurück haben wir noch einen einzelnen Büffel gesehen und natürlich weitere Gnus. Mittlerweile war jedoch der Regen wieder stärker geworden und wir mussten wieder durchs Fenster luken.

Das war dann also unsere erste Pirschfahrt gewesen und trotz des Regens haben wir doch einiges sehen können, wobei die Löwen natürlich das Highlight waren. So eine Pirschfahrt macht jedoch auch hungrig und so geht es jetzt erstmal zum Essen.

Hier noch ein kleines Video unserer Pirschfahrt:

Nachtrag am 16.08. 7 Uhr:

Nach dem gestrigen Abendessen gab es noch eine kurze (sehr touristische) Darbietung von zwei Masai Tänzen, einem Begrüßungstanz und einem Wettbewerbstanz. Wir wollten zwar auch noch die Hyänenfütterung um 10 Uhr anschauen, aber leider hat sich keine Hyäne herangetraut, sondern stattdessen nur Mungos und Katzen.

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