Happy Birthday Sony A55 – Erfahrungen aus einem Jahr

Vor gut einem Jahr musste meine Sony A700 der Sony A55 weichen. Eine Semiprofessionelle Kamera ging und ein Mittelklassemodel kam, wobei der technische Fortschritt eine Vielzahl von Neuerungen hervorgebracht hatte.
Heute nun, ein Jahr später, möchte ich nochmal ein langfristiges Fazit zu der Kamera geben und einen kleinen Vergleich zu den zwischenzeitlich erschienenen Modellen A65 und A77 ziehen, die ja oberhalb der A55 angesiedelt sind.
Die A55 war ein steter Begleiter im letzten Jahr. Gut 20.000 Mal hat der Auslöser seinen Dienst getan und während der ganzen Zeit hat sich die Kamera keinen Aussetzer geleistet. Lediglich in der Sommersonne Kenias musste die Kamera wegen Hitze zwischenzeitlich für wenige Minuten abgeschaltet werden (war aber kein Problem, da ich dies in den Fotopausen getan habe). Schäden gibt es auch keine und sie ist nach einem Jahr noch in einem sehr guten Zustand. Verarbeitung und Funktion sind demnach ohne Grund zur Beschwerde.
In diesem Jahr habe ich zudem verschiedenste Fotobereiche mit der Kamera austesten können:
  • Architektur
  • Tiere
  • Portrait / Studio
  • Nachfotografie
  • Makros
Insgesamt hat die Kamera alle Herausforderungen sehr gut gemeistert, bis auf die Studiofotografie, dazu aber mehr unten.
Kommen wir zunächst zu den Bereichen, wo die Kamera sich sehr gut geschlagen hat:
  • Architektur: Live-View und Klappdisplay haben die Arbeit deutlich erleichtet. So sind außergewöhnliche Perspektiven einfacher umsetzbar. Auch die elektronische Wasserwage ist sehr hilfreich. GPS hat zufriedenstellend funktioniert. Von der Qualität ist es nur wenig schlechter als externe GPS-Tracker und deutlich besser als mein alter Sony GPS-Logger. Was hier auch bei JPGs hilfreich war, ist die HDR-Funktion der A55, welche gute Resultate brachte.
  • Tiere: auch hier war die Kamera gut zu nutzen. Der im Vergleich zur A700 schnellere AF brachte hier einen großen Vorteil. Der EVF war jedoch bei starken Kontrasten leicht eingeschränkt, da der Kontrastumfang im Vergleich zum Rückdisplay nicht so hoch ist. Auch die Suchervergrößerung zur Scharfstellung war sehr hilfreich.
  • Nachtfotografie: Hier war der große Vorteil, dass der EVF und das Display aufgehellt werden und somit eine bessere Sicht erlauben, als ein optischer Sucher. Auch die Scharfstellung war dank Suchervergrößerung deutlich einfacher.
  • Makros: Hier gab es den größten Vorteil. Das Klappdisplay i.V.m. der Suchervergrößerung zum Scharfstellen erlaubten ein viel präzisieres Arbeiten auch in ungewöhnlichen Blickwinkeln.
Bleibt noch der Bereich der Studiofotografie und damit komme ich zu den Schwächen der Kamera:
  • Dunkles Display sofern ein externer Blitz mit Funkauslöser angesteuert wird: Wenn die Kamera für eine Blitzbelichtung eingestellt ist (in Bezug auf Blende und Belichtungszeit) und nicht gleichzeitig erkennt, dass ein Blitz angesetzt ist (ist bei Funkauslösern der Fall), bleibt das Display schwarz, d.h. so, wie es ohne Blitz fotografiert wäre. Hier hilft derzeit nur, die Kamera in den A-Modus zu versetzen zum Komponieren (und danach zurück in M), oder den internen Blitz auszuklappen. Beide Lösungen sind unbefriedigend, zumal das Problem per Software zu lösen wäre (wie bei der A65/A77). Ich behelfe mir mit dem Ausklappen und gleichzeitigen Verdecken des internen Blitzes. Nachteil dieser Methode ist jedoch der erhöhte Batterieverbrauch, sowie die Blitzaufladezeit des internen Blitz (selbst wenn dieser auf -2 korrigiert ist).
  • Blitzverzögerung: Zwischen drücken des Auslösers und dem tatsächlichen Blitz besteht zwischen 0,4 und 0,5s Verzögerung, was für spontane Momente eine Ewigkeit ist. Dieses Problem hängt wohl mit dem Live-View zusammen und wurde erst mit der A65/A77 behoben. Für dieses Problem gibt es leider auch keine Lösung. Zum Glück stört es bei meinen Bildern nur in den seltensten Fällen.
D.h. bei der Blitzansteuerung hat Sony versagt. Workarounds gibt es nur eingeschränkt und so bleibt als Fazit, dass die A55 nicht für den Einsatz im Studio konzipiert wurde, was nicht heisst, dass man dort nun gar keine Fotos machen kann. Wer dieses Gebiet jedoch als seinen Schwerpunkt sieht, sollte zur A65/A77 greifen.
Und damit sind wir auch schon beim Vergleich zwischen Sony A55 und den großen Schwestern A65/A77. Letztegenannte zielen auf die Nutzer der Sony A700 oder Minolta D7D, wobei die A65 gerade im Bereich der Blitznutzung Einschränkungen hat (keine Blitzsynchronbuchse, keine manuelle Blitzsteuerung). Leider ist bei beiden Kameras die JPG-Engine nicht sonderlich gelungen (wenn man den Tests glauben darf) – 24MP sind wohl doch etwas zu viel. Da ich im letzten Jahr jedoch zu ganzen Teilen auf RAW umgestiegen bin, wäre das das kleinere Problem.
Wenn ich mir eine Kamera basteln dürfte, würde ich wieder die A55 nehmen und folgende Änderungen der A77 übernehmen:
  • Blitzverzögerung
  • Displayaufhellung im Blitzbetrieb
  • der neue EVF mit OLED-Display
  • Belichtungsreihen mit 1 bzw. 2EV Unterschied
  • ISO 50
  • Smart Teleconverter
Parallel dazu würde ich folgende Dinge modifizieren, die auch an der A77 noch nicht realisiert sind:
  • im Modus RAW+JPG sollten alle JPG-Effekte wie HDR möglich sein und dann halt nur auf das JPG angewendet werden.
  • der HDR-Modus der sollte die Möglichkeit bieten, zusätzlich die 3 Einzelbilder abzuspeichern
  • In der Anzeige sollte man das Histogramm zu jeder Anzeige optional hinzuschalten können und nicht nur wahlweise
  • Wahlweise Reduzierung der Pixel im Raw-Format, um einen größeren Abstand zwischen den Pixeln zu erreichen und damit das Rauschen zu vermindern
Es bleibt aber festzuhalten, dass die A55 mich dazu gebracht hat, wieder mehr zu fotografieren. Die Kamera macht einfach Spaß!