Ein Fototool entsteht – Das Dezember 2021-Release der Photography Toolbox ist da

Wie die Zeit vergeht. Schon ist 2021 fast Geschichte und es Zeit zurückzublicken auf das in diesem Jahr erreichte und natürlich uns das neue Release der Photography Toolbox anzuschauen.

Rückblick

Das Programm hat in diesem Jahr riesige Fortschritte gemacht. Nachdem ich Ende letzten Jahres die komplette Architektur auf C# portiert hatte, gab es in diesem Jahr viele neue Funktionen. Dazu gehörten (ohne das jetzige Release):

• Überarbeitung der Stichwortverwaltung
• Einführung von Bilderstapeln
• Fast alle Metadaten lassen sich nun auch editieren im Tool
• Shortcuts sind editierbar
• Validierung von Eingaben
• Verbesserte Möglichkeiten der Zeitkorrektur
• Protokollierung von Änderungen
• Wegfall der Einschränkung auf maximal 25 gleichzeitig selektierte Bilder
• Arbeiten mit Offline-Dateien
• Sammlungen/Smartsammlungen und Ordnersammlungen
• Anzeige, wie viele Bilder ein Stichwort nutzen bzw in Ordnern/Sammlungen sind
• Schnellauswahl der zuletzt am häufigsten genutzten Stichwörter
• Vollbildanzeige mit Zoommöglichkeit
• Sortierfunktion
• Anzeige der Dateien im Windows-Explorer
• Reverse-Geocoding mit Openstreetmap
• Bearbeitung von IPTC-Metadaten inkl. Metadatentemplates
• Kopieren von Metadaten zwischen Bildern
• Anzeige verlinkter Bilder
• Überwachte Ordner (Watched Folders)
• Verbessertes Sidecar-Handling

Daneben gab es natürlich auch noch zahlreiche Bugfixes und Performanceoptimierungen. Ich finde das ist schon eine ganz beträchtliche Liste und zeigt, dass viel in diesem Jahr passiert ist. Aber bei all dem ist das Dezember-Release ja noch nicht enthalten und dieses Release hat es wirklich in sich.

Schwerpunkte im Dezember-Release

Performance und Bugfixing

Über 220 Themen habe ich mit diesem letzten Release des Jahres bearbeitet und damit ist es sicher das größte Release bislang. Ein wesentlicher Grund für den Umfang ist die im Juni diesen Jahres getroffene Entscheidung, dass Tool von einem Hilfsmittel zum Aussortieren von Bildern und bearbeiten von Metadaten zu einer kompletten Bildverwaltung auszubauen.

Die abgearbeiteten Punkte sind ca. 60% Bugfixes, je 15% Performanceoptimierungen und neue Funktionen, sowie 10% allgemeine Code-Optimierungen.

Eine wesentliche Herausforderung dieser Erweiterung war die Sicherstellung einer ausreichenden Performance auch bei größeren Datenmengen. Das Tool war zwar auch zuvor recht schnell gewesen, allerdings bei rund 10.000 Bildern in der Datenbank. Mittlerweile bin ich bei über 80.000 Bildern in der Datenbank angekommen und da hatte man schon gemerkt, dass die Performance schlechter wurde. Nicht so langsam wie Lightroom, aber nicht schnell genug für meinen Anspruch. Insofern war ich an vielen Stellen in die Analyse gegangen, um zu schauen, wo ich Zeit verliere, um diese Punkte dann entsprechend zu analysieren. Das Ergebnis ist beeindruckend, denn am Ende ist das Tool jetzt mit 6x so vielen Bildern schneller als vorher mit den weniger Bildern.

Daneben hatte ich durch den recht langen Zeitraum seit August auch Zeit, viele Dinge zu analysieren und Fehler zu korrigieren. Dies waren wenige kritische Fehler, aber viele Dinge, die zwar im Normalfall niemandem auffallen, trotzdem in speziellen Fällen jedoch ärgerlich sein können.

Insofern sind die Performance und Stabilität sicher das wichtigsten Themen dieses Releases gewesen, aber trotzdem gab es eine ganze Reihe neuer Funktionen, die den Nutzen des Programmes deutlich erweitern. Um diese soll es in den folgenden Abschnitten gehen.

Neue Funktionen

Neuer Import

Der neue Import war ja schon angekündigt, nachdem im August-Release die neue Umbenennen-Funktion live gegangen ist. Diese nutzt nun auch der neue Import. Doch nicht nur das Umbenennen wurde überarbeitet, sondern der komplette Import, der nun strukturierter, einfacher und in vielen Fällen sogar schneller ist.

Funktional profitiert der Import nun auch von den Neuerungen der Umbenennen-Funktion. Dadurch sind z.B. nur Tags- für die Namen verfügbar und auch eine Option, direkt beim Import ein Backup anzulegen.

Aber auch darüber hinaus gab es Neuerungen. Diese umfassen:

• Vergabe von Stichwörter, Bildtitel und Bildunterschrift beim Import
• Anlage eines Events für jedes Importdatum
• Hinzufügen der Bilder zu einer Sammlung
• Festlegen eines Workflow-Status

Workflows

Die Workflow-Funktion war sicherlich die komplexeste Neuentwicklung in diesem Release. Und das, obwohl viele Einzelkomponenten (wie die Umbenennen-Funktion, erweiterte Farblabel und Events) bereits mit dem letzten Release umgesetzt waren.

Workflows sind insbesondere hilfreich für alle Nutzer, die sehr strukturiert ihre Bilder abarbeiten. So kann man hier entsprechend seine Fotos flaggen, welchen Status sie aktuell haben (z.B. „Im Review“, „In der Bearbeitung“, „Bearbeitet“, „Exportiert“, „Abgelehnt“.

Dabei ist ein Workflowstatus nicht einfach nur ein Feld, sondern die Photography Toolbox kann bei einem Statuswechsel in Abhängigkeit vom alten Status auch verschiedene Aktionen ausführen. Dazu gehören:

• Kopieren und/oder verschieben der Bilder
• Hinzufügen/Entfernen von Stichwörtern
• Hinzufügen der Bilder zu einer Sammlung

Workflow-Stati können auch automatisch auf Basis von Farbmarkierungen und/oder Ordnern hinterlegt werden.

Obwohl diese Funktion recht komplex ist und sicherlich nicht für jeden Nutzer von Interesse, erleichtert sie für mich doch die Arbeit recht erheblich.

Erweiterung von Filtermöglichkeiten

Mit der Entscheidung, die Photography Toolbox auch als Bildverwaltung zu nutzen wurde neben der Geschwindigkeit ein weiterer Punkt zum Fokus der Entwicklung: die Möglichkeiten, Bilder in der Anwendung zu suchen/filtern. Von daher gab es eine ganze Reihe von Erweiterungen, welche die Suchmöglichkeiten in der Photography Toolbox deutlich erweitern. Da eine Beschreibung jeder der Funktionen den Rahmen dieses Beitrages sprengen würde, liste ich sie einfach mal auf:

• Beibehaltung der Filterkriterien bei einem Neustart
• Laden eines Ordners/einer Sammlung mit direkt gesetzten Filterkriterien (bislang wurden erst alle Bilder geladen und dann gefiltert)
• Im Freitextfilter können nun neben dem Like-Operator auch weitere Operatoren verwendet werden (gleich, größer, kleiner, zwischen). Zudem gibt es einen Assistenten zur Erstellung von Suchbedingungen.
• Man kann jetzt auch mit Hilfe der Karte suchen (alle Bilder, die im ausgewählten Kartenabschnitt aufgenommen wurden), sowie über die Stichwortliste nach Stichwörter in der aktuellen Liste oder dem Katalog filtern.
• Auto-Sammlungen wurden ebenfalls erweitert, so dass jetzt alle in der Datenbank verfügbaren Felder auch gefiltert werden können. Zudem gibt es nun auch hier mehr Vergleichsoperatoren

Synchronisierung von Stichwörtern in Bildern mit der Stichwortliste

Bei diesem Punkt habe ich lange mit mir gehadert und mich gegen eine Umsetzung gesträubt, da hier potentiell wahnsinnig viele Aktionen durch einen Nutzer angestoßen werden können.

Für eine vollwertige Bildverwaltung ist der Punkt aber wichtig, von daher habe ich es jetzt doch getan. Es geht darum, dass, wenn man ein Stichwort in der Stichwortliste ändert, löscht oder in der Hierarchie verschiebt, alle Bilder die dieses Stichwort (oder eines der Unterstichworte) enthalten, ebenfalls aktualisiert werden. Je nach Änderungen kann es hier sein, dass schnell mehrere tausend Bilder aktualisiert werden müssen. Dies ist allerdings auch in Lightroom so…

Insofern wurde das jetzt auch umgesetzt, allerdings optional, so dass jeder Nutzer selbst entscheiden kann, inwiefern er diese Synchronisierung wünscht.

Metadatenabfragen lesen nun Original- und Filialdatei

Dieser Punkt ist in seinen Wurzeln technischer Natur und vor allem notwendig gewesen, da verschiedene Programme am Markt Metadaten in Filialdateien unterschiedlich handhaben. Manche – wie Lightroom – schreiben alle Metadaten in die Filialdateien, während andere (wie Capture One) nur die geänderten Metadaten in die Filialdateien speichern.

Daher führte der bisherige Metadatenimport unter manchen Umständen zu Fehlern. Dies ist nun beseitigt, da nun immer die Metadaten sowohl aus der Originaldatei, als auch der Filialdatei berücksichtigt werden. Damit sollte die Behandlung von Metadaten deutlich zuverlässiger sein.

Katalogansichten (Catalog views)

Bislang kennt die Photography Toolbox 4 Ansichten:

• Order (alle Bilder die in einem Ordner sind werden angezeigt)
• Ordner-Sammlung (alle Bilder aus einem Ordner, welche bereits importiert wurden, werden angezeigt)
• Sammlungen
• Auto-Sammlungen

Mit diesem Release kommt mit den Katalogansichten ein neuer Anzeigetyp hinzu. Hierbei handelt es sich um eine Suche, die nicht auf einen Ordner, eine Sammlung angewendet wird, sondern auf den gesamten Katalog. Dies ist z.B. bei der Suche mit der Karte hilfreich. So kann man z.B. direkt alle Bilder laden, welche man jemals an einem bestimmten Ort aufgenommen hat.

Auch diese Funktion richtet sich vornehmlich an Nutzer, die die Photography Toolbox als Bildverwaltung nutzen.

Verbesserte Navigation

Bei diesem Thema ging es mal nicht um große neue Funktionen, sondern um Verbesserungen im Detail. Die Benutzerführung in der Oberfläche wurde an einigen Stellen optimiert, intuitiver gestaltet und „aufgehübscht“. Auch die Navigation mit der Tastatur wurde verbessert, so dass jetzt auch Mehrfachselektionen mit der Tastatur möglich sind (durch halten der Umschalt-Taste).

Anzeige der bearbeiteten Bilder als Vorschau bei RAW-Dateien

Ein großes Problem bei separaten Bildverwaltungsprogrammen ist es, dass man das bearbeitete Raw nicht sehen kann. Man kann nur das RAW sehen (bzw. eine Vorschau davon) oder aber eine exportierte JPG/Tiff-Datei. Beides kombiniert geht jedoch nicht. Oder doch? Mit der neuen Version habe ich die Funktionalität zu verlinkten Dateien, welche im Juni-Release kam ausgebaut. Sofern das Programm also nun eine bearbeitete Datei zu einer Raw/Tiff/PSD/Heic-Datei findet, kann es optional auch die bearbeitete Version als Vorschau anzeigen. Dies setzt voraus, dass die Dateinamen der beiden Dateien gleich beginnen und die Zeitstempel passen (sie müssen jedoch nicht im gleichen Ordner liegen).

Vom Nutzen war dies eine der ganz großen Anpassungen in diesem Release und eine auf die ich auch ein klein wenig stolz bin.

Exportmöglichkeiten von Bildern

Last but not least: es gibt jetzt eine Exportfunktion in der Photography Toolbox, mit der ihr Bilder im JPG-Format exportieren könnt. Dies war eigentlich erst für das nächste Release geplant, aber ich kam doch früher dazu, es umzusetzen. Eigentlich war geplant, dass man mit dieser Funktion seine Bilder zuschneiden und dann exportieren kann, aber am Ende ist es viel mehr geworden, denn die neue Exportfunktion deckt folgende Optionen ab:

• Schnellumwandlung in Schwarz-Weiss oder Sepia
• Verringerung oder Erhöhung der Sättigung
• Text und Bild-Overlays. Damit können Wasserzeichen oder Bildbeschriftungen zum Bild hinzugefügt werden. Bei den Beschriftungen können dabei auch die Metadaten des Bildes verwendet werden. Zudem kann der Winkel, die Position, der Versatz und die Transparenz angepasst werden und es ist möglich mehrere Texte/Bilder als Überlagerung zu verwenden
• Rahmen: es können mehrere Rahmen zu einem Bild hinzugefügt werden
• Einstellung, welche Metadaten exportiert werden sollen
• Einstellung der Schärfung bei Export und der Exportqualität
• Öffnen der exportierten Dateien in einem externen Programm nach dem Export

Das Ganze funktioniert dabei sowohl mit Einzeldateien als auch im Batch und die Exporteinstellungen können auch als Template gespeichert werden. Alles in allem eine sehr runde Sache, um z.B. mal ein Bild für Facebook oder die Webseite schnell zu exportieren.

Fazit

Das letzte Release 2021 rundet somit das Jahr gebührend ab. Das Tool hat jetzt einen Stand, der es auch schon als Bildverwaltung nutzbar macht. Ich selbst arbeite ja nun schon seit 1,5 Jahren auch produktiv damit und seit August in die Photography Toolbox auch meine führende Bildverwaltung und ich muss sagen, dass ich den Wechsel nicht bereut habe, denn mit meinem neuen Workflow haben ich nun viel mehr Freiheiten, was die Wahl des RAW-Konverters angeht.

Aber noch bin ich nicht ganz am Ende mit der Entwicklung, denn ein paar Funktionen habe ich noch in der Pipeline, die dann sicher 2022 in die Umsetzung gehen können.

Wie immer könnt ihr euch die aktuelle Beta-Version unter diesem Link herunterladen.